Florians Schatten (11)
Windelgeschichten.org präsentiert: Florians Schatten (11)
„Sebastian, deine Mutter ruft an“, riss mich Pierre aus meinen Unterlagen. Ich zuckte leicht zusammen, klappte meinen Anatomie-Atlas PROMETHEUS zu und schaute auf die Uhr. Es war kurz nach 18:30 Uhr an einem Sonntag. Normalerweise telefonierten wir später. Ich stand auf und ging in die Küche, wo Pierre gerade an seinem Laptop saß und irgendein Spiel spielte. Manchmal beneidete ich ihn darum, dass er so viel Freizeit hatte. Seine Ausbildung als Maler und Lackierer war zwar anstrengend, aber er schien immer noch genug Zeit für sich zu haben.
Ich nahm mein Smartphone und ging zurück ins Schlafzimmer, wo ich mehr Ruhe hatte. Ich ließ mich aufs Bett fallen und nahm den Anruf an. „Hallo, Mama. Ganz schön früh heute. Alles gut bei euch?“
Ich hörte sofort an ihrer Stimme, dass sie aufgewühlt war. „Ja, bei uns ist alles gut. Ich bin gerade auf dem Heimweg und wollte gerne etwas mit dir besprechen.“ Sie zögerte kurz. „Aber zuerst: Wie geht es dir? Was macht das Studium?“
Ich fasste mich kurz. „Mir geht’s gut. Es ist halt wirklich viel zu lernen, aber ich komme klar. Ich wollte nächstes Wochenende mit Pierre vorbeikommen. Dann kann ich ja ein bisschen mehr erzählen.“
„Das klingt gut“, antwortete Mama, und ich hörte, wie sie tief durch atmete. „Da kommen wir auch zu unseren Neuigkeiten. Es kann sein, dass wir im Laufe der Woche einen neuen Hof Bewohner bekommen.“
Ich runzelte die Stirn und fragte etwas ungläubig: „Habt ihr einen neuen Mitarbeiter angestellt?“
„Nein, das nicht“, sagte sie sanft. „Erinnerst du dich, dass wir dir letztes Jahr erzählt haben, dass wir darüber nachdenken, ein Kind in Pflege aufzunehmen?“
Ich spürte, wie mein Herz einen kurzen Hüpfer machte. „Ja…“, antwortete ich langsam.
„Du bekommst einen kleinen Bruder“, sagte sie schließlich. „Er heißt Florian und ist sieben Jahre alt.“
Ich musste kurz tief Luft holen. Meine Gedanken über schlugen sich. „Wow… ein kleiner Bruder“, murmelte ich, während ich versuchte, das zu verarbeiten. „Wann kommt er zu euch?“
„Vielleicht schon in den nächsten Tagen“, antwortete Mama. „Es ging jetzt alles ziemlich schnell, und er braucht dringend ein Zuhause.“
Ich schluckte und nickte, obwohl sie das natürlich nicht sehen konnte. „Okay… das kommt jetzt überraschend, aber ich freu mich irgendwie. Ist er denn… okay? Ich meine, weiß man, was er so erlebt hat?“
Mama seufzte leise. „Er hat es nicht leicht gehabt. Er ist ein schüchterner Junge, der ein bisschen Zeit brauchen wird, um sich einzugewöhnen. Aber ich glaube, er braucht uns – und wir können ihm helfen.“
Ich lehnte mich zurück und ließ ihre Worte sacken. „Dann bin ich nächstes Wochenende auf jeden Fall da. Ich will ihn kennenlernen.“
„Das freut mich, Sebastian“, sagte sie, und ich konnte die Erleichterung in ihrer Stimme hören. „Danke, dass du so verständnisvoll bist.“
„Bevor du nach Hause kommst, möchte ich dir ein paar Dinge über Florian erzählen: Er ist für sein Alter etwas kleiner als üblich. Aufgrund seiner schwierigen Vergangenheit hat er große Angst vor Männern. Er ist sehr schüchtern, schnell verunsichert und fürchtet sich ständig davor, etwas falsch zu machen. In seinem früheren Zuhause hat er Gewalt erlebt. Im Moment ist er noch auf Windeln angewiesen, was ihm unangenehm ist.
Trotzdem ist er ein unglaublich lieber und kluger Junge.
Falls du Pierre mitbringen möchtest, wäre es gut, vorher mit ihm zu sprechen. Er ist bei uns immer willkommen, aber er neigt dazu, Dinge zu sagen, ohne groß darüber nachzudenken. Mir ist wichtig, dass er mit Florian behutsam umgeht.“
„Schon okay, Mama. Ihr habt das Richtige getan. Ich… ich bin gespannt, ihn zu treffen.“
„Wir freuen uns auf euch“, sagte sie leise. „Pass auf dich auf, ja?“
„Mach ich. Bis dann, Mama.“
Ich legte auf und starrte eine Weile an die Decke. Ein kleiner Bruder. Florian. Es war ein komisches Gefühl – neu, ungewohnt. Aber tief in mir spürte ich eine leise Neugier, vielleicht sogar ein bisschen Vorfreude.
Ich ging zurück in die Küche, wo Pierre immer noch vor seinem Laptop saß und spielte. Ohne große Ankündigung ließ ich die Bombe platzen: „Ich bekomme einen kleinen Bruder.“ Meine Stimme klang betont locker, fast beiläufig.
Pierre drehte sich ruckartig zu mir um und riss die Augen auf. Sein Gesichtsausdruck war einfach zu gut, und ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.
„Was? Ist deine Mutter schwanger?!“ fragte er ungläubig.
Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, sie nehmen ein Pflegekind auf. Darüber haben sie doch schon mal mit uns gesprochen.“
Pierre zog eine Augenbraue hoch. „Ja, schon, aber ich hätte nie gedacht, dass sie das wirklich machen. Da musst du jetzt aufpassen, dass der Kleine dir nicht den Rang abläuft!“ Er grinste schelmisch.
„Ach, erzähl keinen Quatsch“, erwiderte ich und winkte ab. „Es gibt genügend Eltern, die mehr als ein Kind haben. Außerdem scheint der Junge bisher kein leichtes Leben gehabt zu haben.“ Mein Ton wurde ernster.
Pierre lehnte sich zurück und sah mich nachdenklich an. „Dir ist aber schon klar, dass sie dann vielleicht weniger Geld für dich übrig haben, oder? Überleg mal – ohne deine Eltern könnten wir uns die Miete hier nicht leisten.“
Ich verdrehte die Augen. „Selbst wenn das so wäre, was ich nicht glaube, ist es trotzdem die Entscheidung meiner Eltern. Außerdem kriegen wir das schon hin, wenn’s hart auf hart kommt. Im Ernstfall vermieten wir das Wohnzimmer mit – dann teilen wir die Miete eben durch drei.“
Pierre zuckte mit den Schultern und seufzte. „Na gut, wenn du das sagst. Hoffentlich schnarcht der neue Mitbewohner dann nicht.“
Ich grinste und boxte ihm leicht auf den Arm. „Er zieht auf den Hof, nicht zu uns. Also keine Sorge, dein Schönheits schlaf bleibt ungestört.“
Pierre schüttelte grinsend den Kopf und wandte sich wieder seinem Laptop zu. Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen, der Gedanke an meinen neuen kleinen Bruder kreiste noch immer in meinem Kopf.
Annette:
Sich von Florian zu verabschieden fiel mir unendlich schwer. Ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete, als ich sah, wie er mit den Tränen kämpfte. Deswegen musste ich schnell weg. Ich konnte es einfach nicht ertragen, ihn so traurig zu sehen – es hätte mir das Herz gebrochen.
Kaum saß ich im Auto, liefen auch bei mir die Tränen. Sie kamen einfach, ohne dass ich sie aufhalten konnte. Meine Hände zitterten leicht, als ich das Lenkrad umklammerte, und mein Blick verschwamm. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden in so kurzer Zeit so tief in mein Herz schließen kann. Doch da war dieses kleine, unsichere Kind mit seinen großen Augen, das einen Platz in meinem Leben gefunden hatte, als wäre er schon immer dort gewesen.
Der Gedanke, ihn zurückzulassen, fühlte sich falsch an, fast wie ein Verrat. Aber ich wusste, dass es sein musste. Trotzdem war der Schmerz kaum auszuhalten.
Das Telefonat mit Sebastian auf der Heimfahrt war eine willkommene Ablenkung von den vielen Gedanken, die mir im Kopf herum schwirrten. Es tat gut, seine Stimme zu hören, seine ruhige Art, die mich immer ein wenig erdete. Ich lächelte bei dem Gedanken, dass er nächstes Wochenende zu uns kommen wollte, um Florian kennenzulernen.
Ich hoffte, dass die beiden sich gut verstehen würden. Eigentlich hatte ich daran keinen Zweifel. Sebastian war immer schon einfühlsam gewesen, mit einer sozialen Ader, die mich stolz machte. Er wusste, wie man auf andere zugeht, wie man sich um jemanden kümmert, ohne sich aufzudrängen. Florian würde es brauchen, jemanden wie Sebastian an seiner Seite zu haben – jemanden, der ihm das Gefühl gibt, dass er willkommen ist.
Vielleicht wäre es auch für Pierre und Sebastian eine Möglichkeit, darüber nachzudenken, eines Tages gemeinsam eine Familie zu gründen. Ich hatte den Eindruck, dass die beiden mehr Verantwortungsbewusstsein besaßen, als sie sich selbst zutrauten. Der Gedanke, dass unser Beispiel vielleicht einen kleinen Funken in ihnen entzünden könnte, war schön. Doch das lag noch in weiter Ferne.
Für den Moment war ich einfach nur froh, dass Sebastian offen für Florian war. Es würde nicht einfach werden, für keinen von uns, aber ich hatte das Gefühl, dass es der richtige Weg war. Mit einem Seufzen sah ich auf die Straße vor mir, die langsam immer vertrauter wurde. Bald wären ich Zuhause.
Als ich auf den Hof fuhr, war es bereits dunkel. Die Scheinwerfer meines Autos warfen Lichtkegel über die vereiste Einfahrt, und der Kies knirschte leise unter den Reifen. Der Atem stieg als kleine Wölkchen vor meinem Gesicht auf, als ich ausstieg. Die kalte Winterluft biss leicht in meine Wangen, und ich zog den Mantel enger um mich. Erik fuhr gerade vom Hof, seine Rücklichter verschwanden langsam in der Dunkelheit. Wenigstens wusste ich jetzt, dass Markus bis eben noch Hilfe gehabt hatte.
Ich ging zügig ins Haus, um der Kälte zu entkommen. Drinnen empfing mich sofort ein anderer Geruch – der klare, leicht scharfe Duft von neuen Möbeln. Eine Mischung aus Holz, Lack und Klebstoff lag in der Luft und erinnerte daran, dass hier in den letzten Stunden viel verändert worden war. Es war ein Geruch von Neubeginn, der sich gleichzeitig vertraut und fremd anfühlte.
Markus kam mir entgegen, seine Schultern leicht gebeugt, sein Gesicht erschöpft, aber seine Augen leuchteten warm. „Na, wie war es bei Florian?“ fragte er und zog mich in eine kurze, feste Umarmung.
Ich sah ihn an und spürte, wie sich ein Knoten in meiner Brust bildete. „Der Ausflug in den Zoo war eigentlich wirklich schön“, begann ich leise. „Er hatte Spaß. Er liebt Tiere und ist unglaublich neugierig.“ Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich an seine glänzenden Augen dachte, als er die Tiere beobachtete.
Markus’ Blick blieb ruhig, aufmerksam. Doch mein Lächeln verschwand, als ich weiter sprach. „Aber… im Café hatten wir ein unschönes Erlebnis.“ Ich zögerte kurz, bevor ich weitermachte. „Eine Familie hatte dort Schwierigkeiten mit ihrem Teenager. Der Vater ist laut geworden und hat die Kontrolle verloren. Florian bekam sofort eine Panikattacke und ist weggelaufen.“
Markus riss die Augen auf. „Was? Geht es ihm gut?“
„Ja, ich habe ihn gefunden“, versicherte ich ihm schnell. „Aber danach war der Tag für ihn gelaufen.“ Ich spürte, wie die Erschöpfung in mir hochstieg. „Auf dem Heimweg hat mir Diana erklärt, dass wir mit solchen Situationen wohl öfter rechnen müssen.“
Markus nickte langsam, sein Blick wurde nachdenklich. „Das erinnert mich an meine eigene Kindheit“, sagte er leise. „Nur bin ich nicht weggelaufen – ich habe mit Wut reagiert.“ Er seufzte tief. „Ich glaube nicht, dass das besser war. In so einem Moment tut man einfach, was sich am sichersten anfühlt.“
Ich legte meine Hand auf seinen Arm, das kühle Gefühl meiner Finger auf seiner Haut war beruhigend für uns beide. „Wir schaffen das“, sagte ich mit einem Hauch von Entschlossenheit in meiner Stimme. „Florian braucht uns, und wir werden einen Weg finden, ihm zu helfen.“
Markus sah mich an, seine Augen ernst, aber voller Zuversicht. „Ja, das werden wir.“
Draußen umgab uns die kalte Dunkelheit des Winters, doch im Haus war es warm. Und ich wusste, egal wie dunkel es draußen war, hier drinnen würden wir ein Licht für Florian sein.
„Ich habe auch mit Sebastian telefoniert“, sagte ich leise, während ich meinen Mantel auszog. „Er freut sich und kommt nächstes Wochenende zu Besuch.“
Markus runzelte die Stirn. „Meinst du, das ist gut? Ist das nicht ein bisschen viel für Florian auf einmal?“ Seine Stimme klang besorgt, und ich verstand ihn. Florian hatte schon so viel erlebt, und jetzt sollte er direkt auf Sebastian treffen.
Ich seufzte und sah Markus an. „Im Grunde hast du Recht. Aber ich denke, dass Sebastian ihm gut tun wird. Er ist jetzt schließlich sein großer Bruder.“ Ich zögerte kurz, dann fügte ich hinzu: „Ich hoffe nur, dass Florian das auch so sieht.“
Markus nickte langsam, seine Miene nachdenklich. „Sebastian hat ein gutes Gespür für andere. Wenn jemand Florian ein Gefühl von Sicherheit geben kann, dann er.“
Ich lächelte schwach. „Ja, das glaube ich auch. Vielleicht braucht Florian genau das – jemanden, der ruhig bleibt, der ihm zeigt, dass alles gut werden kann.“
Markus zog mich in eine Umarmung. „Wir schaffen das“, murmelte er, fast mehr zu sich selbst als zu mir. „Eins nach dem anderen.“
Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und ließ den Moment wirken. Alles war neu, alles war fragil, aber ich hoffte, dass dieses Puzzle aus Menschen, die Florian lieben wollten, irgendwann ein Bild von Geborgenheit ergeben würde.
Markus nahm meine Hand und sagte sanft: „Komm, lass uns sein Zimmer anschauen.“
Gemeinsam gingen wir nach oben den Flur entlang, und als wir die Tür öffneten und das Zimmer betraten, blieb ich überrascht stehen. Ich war sprachlos. Es sah komplett fertig aus. Alles war an seinem Platz, als wäre das Zimmer schon immer so gewesen. Der Spielteppich mit den Straßen darauf lag mitten im Raum, ein vertrautes Muster aus Kindheits tagen, das ich schon fast vergessen hatte.
Die Schränke waren ordentlich gefüllt, die kleine Kleidung sauber gefaltet und sortiert. Das Bett war frisch bezogen, die Bettdecke glatt und einladend. Eine sanfte Wärme erfüllte den Raum, trotz der winterlichen Kälte draußen. Es war perfekt vorbereitet für einen kleinen Jungen, der ein neues Zuhause brauchte.
Ich sah zu Markus, immer noch erstaunt. „Wie hast du das in den paar Stunden geschafft?“ Meine Stimme klang fast ungläubig.
Er lächelte müde, die Erschöpfung war ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich hatte ein wenig Hilfe“, gab er zu. „Elfi und Erik haben mit angepackt. Elfi hat die Wäsche sortiert und das Bett bezogen. Erik hat mir beim Rest geholfen.“
Mein Herz zog sich vor Rührung zusammen. „Das war wirklich lieb von ihnen“, flüsterte ich.
Markus nickte und drückte meine Hand sanft. „Ja, wir wollten alle, dass Florian sich willkommen fühlt.“
Ich sah noch einmal durch das Zimmer, das so viel Liebe und Fürsorge ausstrahlte. Ein kleines Gefühl der Hoffnung stieg in mir auf. Vielleicht, dachte ich, vielleicht wird das hier wirklich ein Zuhause für ihn.
„Dann können wir schnell zu Abend essen und dann ab ins Bett“, sagte ich und sah Markus an. Er nickte zustimmend. „So machen wir es“, erwiderte er mit einem müden Lächeln.
Wir setzten uns an den Küchentisch und aßen ein paar Scheiben Brot mit Käse und Aufschnitt. Es war eine einfache Mahlzeit, doch die Wärme des Tees und das leise Klingen des Bestecks gaben mir ein Gefühl von Geborgenheit. Wir sprachen nicht viel; die Erschöpfung des Tages hing spürbar in der Luft.
Nachdem wir aufgegessen hatten, räumten wir schnell ab und begaben uns direkt ins Bett. Die Matratze fühlte sich besonders weich an, und die kühle Bettdecke wurde schnell warm, als ich mich hinein kuschelte. Markus legte seine Hand sanft auf meine, und für einen Moment genoss ich einfach die Stille um uns herum.
Meine Augenlider wurden schwer. Während ich in den Schlaf glitt, kreisten meine Gedanken um Florian. Ich stellte mir vor, wie er bald in seinem neuen Zimmer schlief, vielleicht mit seinem Kuscheltier im Arm. Ich hoffte, dass er sich hier bei uns sicher und geliebt fühlen würde.
Mit diesem Wunsch im Herzen fiel ich in einen tiefen, erschöpften Schlaf.
Florian:
Diana weckte mich heute viel zu früh – zumindest fühlte es sich für mich so an. Ich lag noch warm und eingekuschelt unter meiner Decke, und alles um mich herum war weich und sicher. Plötzlich spürte ich eine sanfte Hand auf meiner Schulter. Ihre Finger drückten leicht, ganz vorsichtig, fast so, als wollte sie sicher sein, dass ich nicht erschrecke.
„Florian“, hörte ich ihre leise Stimme, die wie ein sanftes Summen klang. „Komm, es ist Zeit zum Aufstehen.“ Sie strich mir behutsam über die Haare, und ihre Berührung fühlte sich warm an, obwohl es in meinem Zimmer noch kühl war. Ich blinzelte verschlafen, meine Augen wollten sich gar nicht richtig öffnen. Durch die Rollladen fiel kein Licht. Das verriet, dass es draußen noch dunkel und kalt war.
„Du kannst noch ein bisschen liegen bleiben, wenn du magst“, sagte Diana sanft. Ihre Stimme war so freundlich, dass ich mich nicht traute, mich zu beschweren. Stattdessen grummelte ich nur ein wenig und zog die Decke fester bis an mein Kinn. Die Wärme darunter war wie ein schützender Kokon, aus dem ich nicht heraus wollte.
Aber Diana ließ mir Zeit. Sie setzte sich auf die Bettkante, und ich spürte, wie die Matratze leicht nachgab. Ihre Hand blieb auf meiner Schulter, und sie wartete geduldig. „Ich weiß, es ist schwer, heute aufzustehen“, sagte sie leise. „Aber wir haben einen wichtigen Tag vor uns.“
Ich atmete tief ein, der vertraute Geruch meiner Bettdecke stieg mir in die Nase. Irgendwo in meinem Bauch spürte ich ein kleines Ziehen – vielleicht Nervosität, vielleicht einfach nur Müdigkeit. Ohne es zu merken, seufzte ich leise und blinzelte noch einmal. Meine Augen schafften es endlich, sich zu öffnen. Diana lächelte mich an, ihre Augen waren warm und verständnisvoll.
„Gut gemacht, Florian“, sagte sie leise und zog die Decke ein Stück herunter. „Ich helfe dir, wenn du willst.“ Ihre Stimme war wie ein kleines Versprechen, dass heute vielleicht doch nicht so schlimm werden würde.
Langsam setzte ich mich auf, mein Körper fühlte sich schwer und träge an. Ich sagte nichts, aber mein Blick wanderte zu ihr, und sie nickte mir aufmunternd zu. Vielleicht war es ja okay, dass ich heute geweckt wurde, auch wenn ich noch viel lieber weiter geschlafen hätte.
„Gibst du mir den Nuckel?“, fragte Diana sanft. Ihre Stimme war weich, fast wie ein Streicheln. Ich blinzelte verschlafen und bemerkte erst jetzt, dass ich den Nuckel noch im Mund hatte. Instinktiv nuckelte ich ein paar Mal daran – das beruhigende Gefühl ließ ein kleines Kribbeln durch meinen Körper ziehen.
Diana lächelte, ihre Augen funkelten warm. „Ist das ein Nein?“, fragte sie schmunzelnd. „Na gut, dann lass ihn noch ein bisschen drin. Aber wenn wir losfahren, gibst du ihn mir, ja?“
Ich war überrascht, dass ich den Nuckel noch behalten durfte. Ein erleichtertes Gefühl breitete sich in mir aus, und ich nickte zögerlich.
„Gehst du kurz auf die Toilette?“, fuhr sie fort. „Danach ziehst du dir eine von den Hochziehwindeln an. Deine Sachen für heute lege ich dir hier hin. Danach komm einfach in die Küche zum Frühstücken, ja?“
Wieder nickte ich. Es war einfacher zu nicken, als etwas zu sagen. Die Müdigkeit hing mir noch in den Gliedern.
Im Badezimmer zog ich die Schlafanzughose nach unten und löste die Klebestreifen der Windel. Sie fiel schwer auf den Boden mit einem dumpfen Geräusch. Ohne die Windel fühlte ich mich plötzlich so nackt, so ungeschützt. Ein kalter Luftzug streifte meine Beine, und ich fröstelte leicht.
Schnell nahm ich eine der Hochziehwindeln aus dem Stapel. Ich stieg hinein und zog sie hoch. Das Gefühl war besser, sicherer, aber nicht ganz so bequem wie die Klebewindeln. Sie saß locker, und ich zuppelte ein wenig daran herum.
Die alte, volle Windel war mir unangenehm, also rollte ich sie zusammen und warf sie in den Mülleimer. Auf die Toilette musste ich nicht wirklich, und es sah ja sowieso keiner. Um so zu tun, als hätte ich alles erledigt, zog ich kurz an der Toilettenspülung.
Dann wusch ich mir die Hände, das kalte Wasser ließ mich ein wenig wacher werden. Ich schaute in den Spiegel und sah mein müdes Gesicht. Ein kurzer Blick genügte, dann wandte ich mich ab und ging zurück in mein Zimmer. Dort lagen schon meine Sachen bereit – ordentlich gefaltet, als hätte Diana genau gewusst, was ich heute anziehen sollte.
Langsam zog ich mich an und spürte, wie die Hochziehwindel unter meiner Kleidung leicht raschelte. Es fühlte sich komisch an, aber wenigstens war ich jetzt fertig.
In der Küche saßen Leni und Nathanael schon am Tisch und frühstückten. Leni knabberte an einem Toast, während Nathanael eine Schüssel mit Cornflakes vor sich hatte. Die Cornflakes sahen aus wie kleine Vierecke, die leicht glänzten.
Diana sah mich an und fragte sanft: „Was möchtest du essen, Florian?“
Ein leichter Hunger begann sich in meinem Bauch zu melden. Ich deutete auf Nathanaels Cornflakes. Sie sahen interessant aus, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie mir schmecken könnten. Diana nickte, nahm eine Schüssel aus dem Schrank und stellte sie zusammen mit der Packung Cornflakes vor mich auf den Tisch.
Ich setzte mich vorsichtig auf meinen Stuhl, wobei ich darauf achtete, dass meine Hochziehwindel nicht zu sehr raschelte. Dann nahm ich den Nuckel aus meinem Mund und legte ihn neben meine Schüssel. Es fühlte sich komisch an, ihn wegzulegen, aber ich wollte jetzt frühstücken.
Diana goss kalte Milch über die Cornflakes, und ich begann zu essen. Die kleinen Vierecke waren schön süß und knusprig. Der Geschmack von Zimt breitete sich in meinem Mund aus, und zusammen mit der kalten Milch war es wirklich lecker. Ich nahm einen weiteren Löffel, und ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht.
Für einen Moment fühlte ich mich einfach nur wohl. In der Küche war es warm, die Geräusche von Leni und Nathanael, die aßen, waren vertraut, und Diana war in meiner Nähe. Ich konzentrierte mich nur auf meine Schüssel, die süßen Cornflakes und das leise Plätschern der Milch.
Diana wandte sich an Nathanael, während er noch kaute. „Wie geht es deinem Fuß?“
„Geht, tut nicht mehr weh“, murmelte Nathanael mit vollem Mund.
Diana schien erleichtert und nickte. „Okay, dann pass gut auf und schone ihn noch ein paar Tage, ja?“
„Vergesst eure Brotbüchsen nicht“, fügte sie hinzu, „und geht bitte rechtzeitig zum Bus. Ich fahre dann mit Florian erstmal zum Arzt.“
Leni lächelte mir zu. „Bis später, Flori“, sagte sie fröhlich, während sie ihre Tasche schloss. Nathanael stand auf und klopfte mir leicht auf die Schulter. „Das wird schon, Flori.“ Seine Stimme klang aufmunternd.
Dann gingen die beiden hinaus, und plötzlich war ich allein mit Diana in der Küche. Es war stiller geworden, nur das leise Klappern von Geschirr war zu hören. Ich Löffelte die letzten Cornflakes aus meiner Schüssel und spürte, wie der süße Zimtgeschmack langsam verschwand. Mein Blick wanderte zu dem Nuckel, der noch neben der Schüssel lag. Ich überlegte kurz, ob ich ihn mir wieder in den Mund stecken durfte, aber ich traute mich nicht. Was, wenn Diana das komisch fand?
„Wenn du fertig bist, geh bitte deine Zähne putzen“, sagte Diana sanft, „dann können wir losfahren.“
Ich nickte stumm, schob meinen Stuhl zurück und stand auf. Die Küche fühlte sich plötzlich viel größer an, jetzt wo Nathanael und Leni weg waren. Ich ging die Treppe hoch ins Badezimmer. Das kalte Wasser im Waschbecken ließ mich frösteln, während ich mir schnell die Zähne putzte. Ich wollte Diana nicht warten lassen.
Als ich zurück in die Küche kam, war der Tisch schon abgeräumt. Mein Nuckel war verschwunden. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, und ich spürte ein Ziehen im Bauch. Vielleicht hatte Diana ihn einfach weggelegt, vielleicht fand sie, dass ich ihn nicht mehr brauchte. Ich sagte nichts und schlich stattdessen in den Flur.
Dort zog ich mir langsam meine Schuhe an und schlüpfte in meine Jacke. Das kalte Futter der Jacke kratzte ein wenig an meinen Armen, und ich zog die Kapuze tief in mein Gesicht. Ich fühlte mich klein und ein bisschen verloren. Was wohl beim Arzt passieren würde?
Diana kam gerade aus dem Badezimmer neben der Küche, zog sich Schuhe und Jacke an und nahm einen Rucksack von der Garderobe. „Komm, wir fahren los“, sagte sie sanft und öffnete die Haustür. Ein kalter Luftzug strich mir ins Gesicht. Es war immer noch dunkel draußen, und die Kälte biss in meine Nase und Wangen. Ich zog die Schultern hoch und steckte meine Hände tief in die Taschen meiner Jacke.
Wir gingen zur Garage, deren Tor sich leise und automatisch öffnete. Ein schwaches Licht flackerte von den Lampen an der Decke. Diana öffnete die Tür hinten auf der Beifahrerseite, wo der Kindersitz von gestern befestigt war. Diesmal konnte ich selbst hineinsteigen. Der Sitz war weich und vertraut, und ich kletterte vorsichtig hinein. Diana beugte sich zu mir, zog den Gurt über meine Brust und schnallte mich sicher fest.
Ich schaute mich im Auto um. Es war klein, überschaubar, und das Logo auf der Vorderseite war mir unbekannt. Die Sitze rochen neu und leicht nach Kunststoff. Diana setzte sich auf den Fahrersitz, schloss die Tür und drehte sich noch einmal kurz zu mir um. „Alles gut?“ fragte sie, und ich nickte stumm.
Sie startete das Auto – oder zumindest dachte ich, sie tat es. Kein Motorengeräusch war zu hören. Stattdessen rollte das Auto einfach los, ganz leise, als würde es gleiten. Es war fast ein bisschen unheimlich, dass man nicht merkte, ob das Auto an war oder nicht. Die Straße vor uns lag still und leer im Dunkeln, nur die Scheinwerfer schnitten zwei helle Kegel in die Nacht.
Ich lehnte meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe, und meine Atemwolken zeichneten sich leicht darauf ab. Der leise, gleichmäßige Schwung des Autos beruhigte mich ein wenig. Meine Gedanken schwebten ziellos herum, und ich fragte mich, was der Arzt heute sagen würde. Die Stille des Morgens lag schwer zwischen uns, nur das leise Summen der Reifen war zu hören.
Ich schaute aus dem Fenster und sah, wie wir lautlos durch die Dunkelheit glitten. Neugierig fragte ich: „Was ist das für ein Auto?“
Diana lächelte kurz und warf mir einen Blick in den Rückspiegel zu. „Das ist ein Elektroauto. Ich glaube, die Marke heißt GWM. Es ist eine chinesische Automarke.“
Ich runzelte die Stirn. „GWM? Hab ich noch nie gehört.“ Die Buchstaben klangen fremd und irgendwie ungewohnt.
Diana nickte. „Ja, ist auch nicht so bekannt. Wenn du mehr darüber wissen willst, müssen wir Manfred fragen. Er kennt sich mit Autos richtig gut aus.“
Ich nickte langsam und ließ den Gedanken an das komische Auto ein wenig in meinem Kopf kreisen. Es war seltsam, dass es kein Brummen oder Rattern machte, so wie andere Autos. Stattdessen war es einfach leise und glitt fast wie von selbst voran.
Ich schaute wieder aus dem Fenster. Die Straßenlaternen zogen an uns vorbei, und der Himmel war noch immer tiefschwarz. Diana fuhr ruhig und sicher, und das leise Summen des Autos war das Einzige, das die Stille unterbrach.
Plötzlich durchzuckte mich der Gedanke wie ein Blitz: Ich habe Pandi zuhause vergessen. Mein Herz zog sich zusammen, und ein unangenehmes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Pandi lag jetzt bestimmt allein in meinem Bett, ohne mich. Ich konnte mir vorstellen, wie er da lag, einsam und verloren unter der Decke.
Der Gedanke, ohne Pandi unterwegs zu sein, ließ mich noch kleiner fühlen. Meine Finger nestelten unruhig am Gurt des Kindersitzes. Beim Arzt würde ich nichts haben, woran ich mich festhalten könnte, nichts, was mir ein bisschen Sicherheit gab. Seit ich ihn habe, war Pandi immer bei mir, wenn ich Angst hatte oder mich nicht gut fühlte.
Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, aber ich wollte nicht, dass Diana es merkte. Ich wollte nicht, dass sie wegen mir anhielt oder sich Sorgen machte. Sie hatte schon genug zu tun. Ich biss mir auf die Lippe und schluckte schwer. Es ist nur ein Arztbesuch, versuchte ich mir einzureden. Ich schaffe das auch ohne Pandi.
Doch die Leere in meinen Händen fühlte sich riesig an. Mein Blick wanderte zum Fenster hinaus, aber die vorbei ziehenden Lichter beruhigten mich nicht. Ein kalter Kloß saß in meinem Bauch, und ich wünschte mir nichts mehr, als Pandi jetzt ganz fest an mich drücken zu können.
„Ist alles gut bei dir?“ fragte Diana plötzlich von vorne. Ihre Stimme klang sanft und aufmerksam, als könnte sie fühlen, dass es mir gerade nicht gut ging.
Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie mir ein dicker Kloß im Hals stecken blieb. „Ich hab Pandi vergessen“, flüsterte ich kaum hörbar. Die Worte kamen zögerlich heraus, und ich senkte den Blick auf meine Hände, die unruhig am Gurt nestelten.
Doch zu meiner Überraschung griff Diana während der Fahrt ruhig neben sich in den Rucksack. Ohne hinzusehen zog sie meinen Pandi heraus. „Keine Sorge, Florian, an den habe ich gedacht“, sagte sie mit einer sanften, fürsorglichen Stimme.
Sie warf mir Pandi sanft zu, und ich fing ihn eilig auf. Ein riesiges Gefühl der Erleichterung durchströmte mich. Ich drückte ihn fest an mich und spürte seinen weichen Stoff in meinen Händen. Der vertraute Geruch von Pandi beruhigte mein Herzschlag ein wenig.
Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. „Danke“, murmelte ich leise, überglücklich, ihn doch dabei zu haben. Jetzt fühlte ich mich nicht mehr so allein. Pandi war hier, und das machte alles ein bisschen leichter.
Draußen vor dem Fenster begann es langsam heller zu werden. Der schwarze Nachthimmel wurde zu einem dunklen Blau, und dann zu einem blassen Grau. Die Umrisse von Bäumen und Feldern, die eben noch wie Schatten aussahen, wurden klarer. Ich sah vereiste Wiesen, die im ersten Licht des Tages glitzerten. Alles war still und irgendwie kalt. Der Frost lag wie ein dünner, weißer Schleier über dem Boden.
Das Auto fuhr leise durch die schmalen Straßen, vorbei an Höfen und Häusern, die langsam erwachten. Einige Fenster waren beleuchtet, und ich stellte mir vor, wie die Menschen darin gerade frühstückten oder sich für die Arbeit fertig machten. Der Gedanke daran ließ mich noch kleiner fühlen. Ich drückte Pandi noch ein bisschen fester an mich.
Nach einer Weile wurde die Landschaft weniger offen. Die Felder und Wiesen verschwanden, und stattdessen sah ich immer mehr Häuser. Erst waren es nur ein paar verstreute, dann wurden es mehr und mehr. Die Straßen wurden breiter, und es gab immer mehr Autos. Ampeln blinkten in Rot und Grün, und Lichter von Geschäften und Cafés leuchteten in der Dämmerung.
Wir waren jetzt in der Stadt. Alles sah größer und voller aus. Die Häuser waren hoch, und überall gab es Schilder und Plakate, die ich nicht schnell genug lesen konnte. Menschen liefen über die Bürgersteige, eingepackt in dicke Jacken und Schals. Es fühlte sich an, als wäre die Stadt schon längst wach, während ich noch halb im Schlaf steckte.
Mein Magen zog sich zusammen, je näher wir dem Arzt kamen. Das leise Summen des Autos half mir nicht mehr, mich zu beruhigen. Meine Hände wurden schwitzig, und ich wischte sie vorsichtig an Pandis Bauch ab. Ich wollte nicht, dass Diana merkte, wie nervös ich war. Was, wenn der Arztbesuch schlimm wurde? Was, wenn es weh tat oder ich etwas falsch machte?
Ich schaute aus dem Fenster und versuchte, mich auf das Licht zu konzentrieren, das jetzt langsam die Straßen erfüllte. Aber die Angst blieb, wie ein kleiner, kalter Knoten in meinem Bauch. Pandi war da, und Diana war da, doch der Kloß wollte einfach nicht verschwinden.
Wir fuhren auf einen Parkplatz, der von Straßenlaternen in ein kaltes, graues Licht getaucht war. Neben uns hielt ein anderes Auto, und eine Frau stieg aus, zusammen mit einem großen Jungen, der einen grimmigen Gesichtsausdruck hatte. Ich beobachtete die beiden aus dem Fenster und spürte, wie mein Magen noch schwerer wurde.
Diana stieg aus, ging um das Auto herum und öffnete meine Tür. Ihre Bewegungen waren ruhig und sicher. Sie löste meinen Gurt und half mir vorsichtig aus dem Sitz. Die kalte Luft schlug mir ins Gesicht, und ich zog die Schultern hoch. Diana schlang mir einen warmen Schal um den Hals und setzte mir eine weiche Mütze auf den Kopf. Ihre Hände waren warm, und sie zog die Mütze so tief, dass sie fast meine Augen berührte.
Es fühlte sich seltsam an, dass jemand so auf mich aufpasste. Ich war das nicht gewohnt, und in meinem Bauch breitete sich ein komisches Gefühl aus. Es war eine Mischung aus Wärme und Unbehagen. Trotzdem sagte ich nichts und ließ es geschehen.
Diana schnallte den Rucksack über ihre Schulter und nahm meine Hand. Zusammen gingen wir auf das große Gebäude zu. Die Türen waren aus Glas und öffneten sich leise, als wir näher kamen. Drinnen war es wärmer, aber der knoten in meinem Bauch blieb.
Wir gingen eine Treppe hinauf in den zweiten Stock. Das Echo unserer Schritte hallte leise durch das Treppenhaus. Oben angekommen betraten wir eine Arztpraxis. An den Wänden hingen bunte Bilder von Tieren und Trickfilm figuren. Ein Löwe mit einem freundlichen Grinsen, eine Giraffe, die aus einem grünen Busch hervor schaute. Eigentlich sollte das beruhigend sein, aber in meinem Kopf war nur das Summen meiner Nervosität.
Im Flur stand die Frau mit dem großen Jungen von vorhin. Sie wirkten beide ungeduldig. Diana drückte meine Hand leicht und führte mich zur Anmeldung. Dort legte sie einen kleinen Stapel Papiere auf den Tresen. Die Frau hinter dem Tresen schaute auf und lächelte Diana an.
„Hallo, Frau Bachstedt“, sagte sie freundlich. „Haben Sie heute einen neuen Patienten für uns?“
Diana nickte und lächelte zurück. „Ja, das ist Florian. Er ist zum ersten Mal hier und es wird vermutlich ein bisschen länger dauern.“
Die Frau nickte verständnisvoll und schaute mich an. Ihr Lächeln war nett, aber es beruhigte mich nicht wirklich. „Hallo, Florian“, sagte sie sanft. „Keine Sorge, so schlimm wird es nicht.“
Ich schluckte und sah auf meine Schuhe. Die Worte sollten tröstlich klingen, aber sie ließen den Knoten in meinem Bauch nur noch enger werden.
„Nehmt erstmal im Wartezimmer Platz“, sagte die Frau. „Es sind noch einige Patienten vor euch dran. Montags ist es immer ziemlich voll.“
Diana seufzte leise. „Und dabei sind wir schon extra früh aufgebrochen“, murmelte sie. Sie führte mich ins Wartezimmer, und ich setzte mich auf einen der Stühle. Der Raum roch nach Desinfektionsmittel und einem Hauch von Plastik. Die bunte Spielzeugecke neben mir sah verlockend aus, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, aufzustehen.
Ich drückte Pandi fest an mich und wartete. Alles fühlte sich zu groß, zu laut und zu fremd an.
Das Wartezimmer war voller Kinder. Überall waren leise Stimmen zu hören, das Rascheln von Papier und das Klappern von Spielzeug. Zwei Mädchen saßen an einem kleinen Tisch und malten konzentriert in ein Buch. Ihre Stifte kratzten leise über das Papier, und hin und wieder kicherten sie leise miteinander.
Der große Junge mit dem grimmigen Gesichtsausdruck saß allein in einer Ecke. Er starrte die ganze Zeit auf sein Smartphone, sein Gesichtsausdruck veränderte sich kein bisschen. Es war, als würde er gar nicht wirklich hier sein.
Ein Junge, der ungefähr so groß wie Paul aus meiner Schule war, spielte mit riesigen Lego-Bausteinen. Er stapelte die bunten Steine sorgfältig aufeinander. Ich schaute ihm eine Weile zu, fasziniert davon, wie ruhig und konzentriert er dabei war. Dann bemerkte ich etwas Seltsames in seinem Ohr. Es sah ein bisschen aus wie ein Kopfhörer, aber irgendwie anders. Ich konnte meinen Blick nicht davon abwenden und fragte mich, ob es weh tat, so etwas im Ohr zu haben.
Andere Kinder saßen mit ihren Eltern zusammen. Einige blätterten in bunten Bilderbüchern, während ihre Mütter oder Väter ihnen etwas vor lasen. Die Stimmen klangen leise und sanft, wie ein ständiges Murmeln im Hintergrund. Es wirkte, als hätten alle etwas zu tun, nur ich saß einfach nur da und drückte Pandi an mich.
Ich spürte, wie mein Blick immer wieder durch den Raum wanderte. Alles war so fremd und doch irgendwie vertraut. Ich wollte mich entspannen, aber der Kloß in meinem Bauch wurde nicht kleiner. Die vielen Kinder machten mich nervös, und die Geräusche wirkten auf einmal viel zu laut.
Ich zog meine Beine etwas näher an den Stuhl und drückte mein Gesicht kurz gegen Pandis weichen Kopf. Der vertraute Geruch half mir ein bisschen. Diana saß neben mir und legte ihre Hand sanft auf meinen Rücken. Sie sagte nichts, aber ihre Berührung fühlte sich wie eine leise Erinnerung daran an, dass ich nicht allein war.
Stück für Stück wurden die Namen der Kinder aufgerufen. Immer wieder stand jemand auf, ging zur Tür und verschwand mit einem Erwachsenen dahinter. Andere Kinder kamen neu dazu, manche sahen neugierig umher, andere setzten sich einfach still hin. Die Stimmen und Geräusche im Raum wurden nie ganz leise, und alles fühlte sich unruhig und wuselig an.
Diana beugte sich zu mir herunter und fragte leise: „Wollen wir uns auch ein Buch anschauen?“ Ihre Stimme klang sanft, aber ich schüttelte sofort den Kopf. Es war mir alles zu viel – die vielen Kinder, die Geräusche, die fremden Blicke.
Außerdem hatte ich Angst, dass jemand meine Windel sehen könnte, wenn ich aufstehe, um ein Buch zu holen. Was, wenn sie lachen oder etwas Gemeines sagen? Nein, ich wollte lieber sitzen bleiben, fest in meinen Stuhl gedrückt. Pandi hielt ich ganz dicht an mich gedrückt, sein weicher Bauch fühlte sich vertraut an.
Die Zeit zog sich in die Länge. Es dauerte noch eine ganze Weile, und ich spürte, wie meine Beine langsam kribbelten. Immer wieder schaute ich zur Tür, wenn ein neuer Name aufgerufen wurde. Endlich wurde auch der große Junge mit dem grimmigen Gesicht aufgerufen. Er stand wortlos auf, steckte sein Smartphone in die Tasche und ging hinter der Frau, die mit ihm gekommen war, durch die Tür.
Diana lächelte mich an und sagte leise: „So, Florian, gleich sind wir dran.“
Mein Magen zog sich zusammen, und meine Finger krallten sich in Pandis Stoff. Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus, und ich wurde langsam unruhig. Was würde der Arzt wohl mit mir machen? Was, wenn es weh tat oder er Fragen stellte, die ich nicht beantworten konnte?
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, und ich schaute zu Diana auf. Ihr Lächeln war immer noch da, aber das beruhigte mich nur ein kleines bisschen. Ich wollte fragen, was genau passieren würde, aber meine Stimme blieb in meinem Hals stecken. Also wartete ich einfach – mit Pandi fest im Arm und einem Knoten aus Angst und Unsicherheit in meinem Bauch.
„Und nach dem Arzt fahren wir zum Friseur, und ehe du dich versiehst, ist es Nachmittag und Annette kommt uns wieder besuchen“, sagte Diana sanft.
Der Gedanke an Annette ließ ein kleines Gefühl der Erleichterung in mir aufsteigen. Es war wie ein Lichtblick, und ich freute mich darauf, sie wieder zu sehen. Plötzlich schien alles nicht mehr ganz so schlimm.
Da kam die Frau vom Tresen ins Wartezimmer und sah zu uns herüber. „Frau Bachstedt, gehen Sie bitte schon mal in die 1.“
Diana stand auf, nahm meine Hand in ihre warme, sichere Hand und führte mich durch einen Flur. Mein Herz klopfte schneller. Die Tür vor uns hatte eine große blaue „1“ darauf. Diana öffnete sie, und wir gingen in den Raum hinein.
Der Raum sah ein bisschen aus wie der beim Arzt vom Jugendamt, nur hier war alles ein bisschen bunter. An einer Wand hingen Bilder von Figuren aus Trickfilmen, und auf der anderen Seite waren Babys abgebildet, die verschiedene Haltungen einnahmen. Unter den Bildern stand viel Text, aber die Buchstaben waren zu klein, um sie von hier aus lesen zu können.
Diana hob mich vorsichtig auf eine weiche Liege. „Gleich geht es los“, sagte sie und setzte sich neben mich. Ihre Nähe beruhigte mich etwas, aber ich spürte, wie ich Pandi noch fester an mich drückte.
Ich ließ meinen Blick weiter durch den Raum wandern. In der Ecke stand ein Wickeltisch mit einer kuscheligen Stoff biene darauf. Die sah ganz weich aus. Über dem Wickeltisch hing eine seltsame Lampe mit einem Gitter davor. An der Wand neben mir war eine Giraffe aufgemalt, mit Strichen, um die Größe zu messen. Neben dem Waschbecken stand eine große, silberne Waage, die leicht glänzte.
Da öffnete sich die Tür wieder, und eine junge Frau kam herein. Sie hatte ein freundliches Lächeln. „Hallo, Frau Bachstedt. Hallo, Florian“, sagte sie und sah mich an. Ihre Stimme war warm und weich. „Ich bin Schwester Heike. Ich nehme jetzt ein paar Daten von dir auf, bevor die Ärztin kommt.“
Ich schluckte und spürte, wie mein Herz schneller klopfte. Meine Finger krallten sich in Pandis weichen Bauch. Schwester Heike wirkte nett, aber das machte mich nicht weniger nervös. Was, wenn ich etwas falsch machte? Ich zog die Beine etwas näher an mich heran und wartete still, während Diana sanft über meinen Rücken strich.
„Zuerst brauchen wir deinen vollständigen Namen zum Abgleich“, sagte Schwester Heike mit einem freundlichen Lächeln. „Du bist Florian Brock?“
Ich nickte stumm und drückte Pandi noch fester an mich.
„Du bist am 02.07.2016 geboren, hier in Hof?“ Sie sah noch einmal auf ihre Unterlagen und runzelte kurz die Stirn. „Das soll bestimmt eine 18 sein, gell?“
Diana schüttelte den Kopf und antwortete ruhig: „Nein, das ist schon richtig so. Florian ist 2016 geboren.“
Schwester Heike lächelte überrascht. „Hast dich wohl jung gehalten“, sagte sie mit einem Zwinkern, aber ich wusste nicht, ob das ein Scherz war. In meinem Bauch begann es wieder zu kribbeln, und ich zog die Schultern ein bisschen höher.
„Jetzt muss ich hier noch die Namen deiner Eltern eintragen“, fuhr sie fort. Ihr Blick wanderte von mir zu Diana und wieder zurück zu mir. Mein Herz klopfte schneller, und ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus. Die Luft im Raum fühlte sich plötzlich schwer an.
Schwester Heike bemerkte wohl meine Unruhe, denn ihre Stimme wurde noch sanfter. „Magst du mir die Namen deiner Eltern sagen? Oder lieber nicht?“
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, und ich spürte, wie meine Finger feucht wurden. Ich wollte nichts sagen, wollte einfach nur, dass die Frage verschwindet. Doch dann flüsterte ich ganz leise: „Martina und Johan.“
Kaum hatte ich die Namen ausgesprochen, zog sich alles in mir zusammen. Der Gedanke an meine Eltern machte mir Angst. Ich wusste nicht genau, warum, aber es fühlte sich an, als würde ich etwas Verbotenes tun. Meine Augen wanderten zu Diana, die mir beruhigend über den Rücken strich.
„Danke, Florian“, sagte Schwester Heike sanft und schrieb die Namen auf. Ihre Stimme war freundlich, aber der Knoten in meinem Bauch löste sich nicht. Ich drückte Pandi noch enger an mich und wünschte mir, dass dieser Moment bald vorbei wäre.
„Du bist also sieben Jahre alt? In welche Klasse gehst du denn?“, fragte Schwester Heike sanft.
„In die 2b der Sophien Grundschule“, murmelte ich leise und schaute dabei auf meine Knie.
„In die 2b der Sophien Grundschule hier in Hof?“, fragte sie überrascht und schaute mich genauer an. Ich nickte vorsichtig, unsicher, warum sie so erstaunt war.
Da lächelte sie plötzlich breit. „Dann bist du der Florian!“ Sie sah mich warm an. „Ich bin Heike Müller, die Mama von Paul Müller.“
Mein Kopf ruckte hoch, und ich starrte sie ungläubig an. Paul? Das war Pauls Mama? Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, und für einen Moment vergaß ich meine Angst. Mein Blick hellte sich auf. „Wie geht es Paul?“, fragte ich zögerlich.
Schwester Heike lächelte noch mehr. „Paul geht es gut. Er erzählt jeden Tag, dass er hofft, dass du bald wieder in die Schule kommst. Er fragt auch immer, ob wir dich mal besuchen können.“
Ich spürte, wie ein warmes Gefühl in mir aufstieg. Die Vorstellung, dass Paul an mich dachte, machte mich glücklich. „Darf ich ihm erzählen, dass du heute bei uns in der Praxis warst?“, fragte sie sanft.
Ich nickte eifrig, ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. „Ich darf morgen wieder in die Schule“, erzählte ich leise, aber ein wenig stolzer als vorher.
„Das klingt doch super!“, sagte Schwester Heike fröhlich. „Da wird sich Paul bestimmt riesig freuen.“
Mein Herz klopfte ein bisschen schneller, diesmal nicht vor Angst, sondern vor Freude.
„So, jetzt machen wir aber weiter, bevor die Ärztin kommt, um dich zu untersuchen“, sagte Schwester Heike freundlich. „Stell dich bitte mal auf die Waage.“
Die Angst in meinem Bauch wurde ein kleines bisschen weniger. Es war ja Pauls Mama – sie konnte bestimmt nicht böse sein. Ich sprang von der Liege und lief zur Waage. Vorsichtig kletterte ich darauf, während Schwester Heike auf das Display schaute.
„16 Kilogramm“, sagte sie zufrieden. „Gut, jetzt gehen wir zur Giraffe. Zieh bitte vorher deine Schuhe aus.“
Ich zog schnell meine Schuhe aus und stellte mich neben die aufgemalte Giraffe an der Wand. Der Boden war kühl, und ich fröstelte ein bisschen. Schwester Heike trat heran und maß meine Größe. „115 Zentimeter“, sagte sie und notierte es.
Dann wandte sie sich an Diana. „Die Ärztin kommt gleich zu euch“, erklärte sie mit einem Lächeln. „Wenn ihr möchtet, kommt nachher noch mal zu mir. Ich würde gerne Telefonnummern austauschen. Paul würde sich riesig freuen, wenn er Florian mal besuchen kann oder ihr einfach zu uns kommt.“
Diana lächelte schwach. „Gerne. Aber Florian wird bald woanders untergebracht. Ich bin nur noch in der Bereitschaftspflege tätig, auch wenn ich ihn gerne dauerhaft aufnehmen würde.“
Schwester Heikes Lächeln verschwand, und ihre Augen wurden plötzlich besorgt. „Oh… das tut mir leid zu hören“, sagte sie leise. „Weiß man denn schon, wie es für ihn weitergeht?“
Ich sah auf den Boden und drückte Pandi fest an mich. Ich wusste, dass ich bald bei Annette wohnen würde, aber Diana verriet es nicht. Annette war immer lieb zu mir gewesen, und bei ihr hatte ich mich sicher gefühlt.
Ich wagte einen kurzen Blick zu Schwester Heike. Sie schaute mich mitfühlend an, als wollte sie mir sagen, dass alles gut werden würde. Ich biss mir auf die Lippe und schwieg. Es war ein komisches Gefühl, etwas zu wissen, was die Erwachsenen nicht sagten. Aber der Gedanke an Annette war wie ein kleiner Lichtstrahl, der die Dunkelheit ein bisschen heller machte.
Diana seufzte leise und antwortete: „Ja, aber darüber darf ich nicht reden. Es wird ihm dort aber gut gehen, das weiß ich mit Sicherheit.“ Ihre Stimme klang fest und beruhigend, auch wenn ich spürte, dass es ihr schwer viel, das zu sagen.
Schwester Heike nickte langsam und schaute mich kurz an, bevor sie fragte: „Bleibt Florian denn auf der selben Schule?“ Ihre Stimme war vorsichtig, fast so, als hätte sie Angst vor der Antwort.
Diana zögerte einen Moment und sagte dann: „Soweit ich weiß, kann er in seiner Schule bleiben.“
Ich spürte, wie meine Finger sich in Pandis weichen Stoff krallten. Die Unsicherheit machte mir ein komisches Gefühl im Bauch, aber ich klammerte mich an den Gedanken, dass Diana sagte, es würde mir gut gehen. Ich wusste, dass ich zu Annette kommen würde, und das beruhigte mich ein wenig. Annette war lieb zu mir gewesen, und bei ihr hatte ich mich sicher gefühlt.
Schwester Heike lächelte mich sanft an. „Ich hoffe, dass du bei uns bleibst, Florian. Paul würde sich riesig freuen.“
Ich nickte leise und wagte ein kleines Lächeln. Der Gedanke, Paul wieder zu sehen, ließ den Knoten in meinem Bauch ein wenig kleiner werden.
Kurz nachdem Pauls Mama das Zimmer verlassen hatte, ging die Tür wieder auf. Eine ältere Frau kam herein. Ihre Haare waren grau an den Seiten, und sie hatte freundliche Augen, die ein bisschen müde wirkten. Sie setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch, drehte sich zu uns um und lächelte.
„Hallo, Frau Bachstedt. Hallo, Florian“, sagte sie. „Du bist zum ersten Mal bei uns, oder?“
Ich nickte stumm und drückte Pandi fester an mich. Mein Herz klopfte schnell, aber ich versuchte, ruhig zu bleiben.
Diana antwortete für mich: „Ja, er ist seit letztem Donnerstag bei mir.“ Sie machte eine kurze Pause und fügte hinzu: „Er war bereits beim Amtsarzt. Dort wurde festgestellt, dass er zu wenig wiegt und für sein Alter zu klein ist. Die letzten Jahre war er offenbar auch nie bei einem Arzt.“
Die Frau drehte sich zu ihrem Computer und klickte mit der Maus herum. Ich hörte ein leises Klicken und sah, wie sie auf den Bildschirm starrte. Ihre Stirn kräuselte sich leicht, und sie nickte langsam.
„Ja“, sagte sie dann und schaute zu Diana, „das passt zu den Daten, die Frau Müller eingetragen hat.“
Mein Bauch zog sich zusammen. Die Worte „zu wenig wiegen“ und „zu klein“ machten mich nervös. Ich schaute zu Diana, die mir ein kleines Lächeln schenkte. Es sollte mich wohl beruhigen, aber der Kloß in meinem Bauch wurde nicht kleiner.
Die Frau am Schreibtisch drehte sich zu mir um. Ihre Augen waren freundlich, aber ich wusste nicht, ob das etwas Gutes bedeutete. „Keine Sorge, Florian. Wir schauen uns das jetzt mal in Ruhe an, ja?“
Ich nickte langsam. Mein Mund war trocken, und ich wollte nichts sagen. Ich drückte Pandi noch fester an mich und hoffte einfach, dass es nicht weh tat.
Diana räusperte sich und sagte mit ruhiger Stimme: „Da ist noch mehr. Er hat Misshandlungen und Vernachlässigung in seiner Herkunftsfamilie erlebt. Er nässt sowohl nachts als auch tagsüber ein.“
Die Worte trafen mich wie ein Schlag in den Magen. Ein brennendes Gefühl kroch in meine Brust, und ich wollte am liebsten unsichtbar werden oder einfach weglaufen. Meine Finger krallten sich in Pandi, und ich spürte, wie meine Augen zu brennen begannen. Ich kämpfte mit aller Kraft dagegen an, jetzt nicht zu weinen – nicht hier, nicht vor der Ärztin.
Die Ärztin nickte langsam und schaute mich dann an. Ihre Stimme war sanft, aber ich hörte ihre Frage trotzdem nur zu deutlich: „Hast du schon immer Probleme mit dem Pipi machen gehabt?“
Ich biss mir auf die Unterlippe und schwieg. Es war, als hätte ich einen dicken Kloß im Hals. Ich wollte nichts sagen, weil ich wusste, dass ich sonst weinen würde. Alles in mir zog sich zusammen.
Diana bemerkte es und antwortete für mich. „Soweit ich weiß, hat er das Problem nachts schon immer gehabt“, sagte sie ruhig. „Tagsüber war es bisher besser, aber er hat auch fast nichts getrunken, vielleicht 300 Milliliter am Tag. Seit er bei uns ist, trinkt er mehr, aber seitdem hat er Probleme, es zu halten.“ Sie strich mir sanft über den Rücken. „Im Moment trägt er rund um die Uhr Windeln.“
Ich schaute auf meine Knie und wünschte mir, dass der Boden sich auftat und mich einfach verschluckte. Alles war plötzlich zu viel. Die Worte, die Blicke, die ganze Situation. Pandi war das Einzige, das sich noch sicher anfühlte. Ich drückte ihn ganz fest an mich und versuchte, mich an dem Gefühl festzuhalten.
Die Ärztin nickte wieder, sagte aber nichts. Es war still im Raum, und diese Stille fühlte sich schwer an. Mein Herz klopfte so laut, dass es mir vorkam, als könnten es alle hören.
Die Ärztin sah mich an, ihre Augen waren warm und verständnisvoll. „Florian, das muss dir alles nicht unangenehm sein“, sagte sie ruhig. „Ich behandle viele Kinder, die damit noch Probleme haben. Aber nur die wenigsten von denen haben schon so viel Pech gehabt wie du.“
Ihre Worte sollten wohl trösten, aber ich spürte trotzdem, wie mein Gesicht heiß wurde. Ich wollte am liebsten verschwinden, doch ich blieb still und drückte Pandi fest an mich.
„Damit ich dir helfen kann, muss ich ein bisschen was von dir wissen. Ist das okay für dich?“ fragte sie sanft.
Ich nickte leicht, auch wenn sich alles in mir verkrampfte. Es war mir immer noch sehr unangenehm.
„Merkst du, wenn du Pipi machen musst, oder passiert es einfach?“
Ich sah kurz zu ihr auf, dann wieder auf meine Knie. „Es tut immer kurz weh“, murmelte ich, „und dann läuft es einfach.“
Sie nickte verständnisvoll. „Okay. Und wie sieht es bei deinem Stuhlgang aus?“
Ich runzelte die Stirn und schaute verwirrt zu Diana. Ich wusste nicht, was sie damit meinte.
Die Ärztin lächelte sanft und wiederholte die Frage anders: „Ich meine, wie sieht es mit deinem großen Geschäft aus?“
Ich schaute wieder zu ihr und sagte leise: „Da gehe ich auf die Toilette.“
„Gut“, sagte sie und nickte wieder. „Das ist wichtig zu wissen.“
Dann sah sie mich an und sagte: „Okay, Florian, zieh dich bitte bis auf die Windel aus. Deine Strümpfe kannst du anlassen.“
Mein Bauch zog sich zusammen, und mein Herz schlug schneller. Ich wollte das nicht. Es fühlte sich komisch und falsch an, mich vor der Ärztin auszuziehen. Aber ich wusste, dass es sein musste. Mit zitternden Fingern begann ich, mein Oberteil hochzuziehen. Pandi legte ich vorsichtig neben mich auf die Liege, wo er mich mit seinen Knopfaugen ansah.
Diana legte ihre Hand sanft auf meinen Rücken. „Du machst das ganz toll“, sagte sie leise. Ihre Stimme half mir ein kleines bisschen, auch wenn der Kloß in meinem Hals immer noch da war.
Als ich mich ausgezogen hatte, sagte die Ärztin sanft: „Leg dich bitte einmal hin.“
Diana stand auf und trat zur Seite. Ich legte mich langsam auf die kühle Liege, Pandi neben mir. Die Decke des Raumes fühlte sich plötzlich weit weg an, und mein Herz schlug schneller.
Die Ärztin trat an die Liege heran und begann, meinen Bauch ab zu tasten. Ihre Hände waren kühl, und ich zuckte leicht zusammen, als sie an einigen Stellen drückte. Es tat ein bisschen weh. Als sie weiter unten drückte, spürte ich plötzlich, wie es warm in meiner Windel wurde. Ich biss mir auf die Lippe, Scham und Angst stiegen in mir hoch.
„Wann hast du das letzte Mal dein großes Geschäft gemacht, Florian?“ fragte die Ärztin ruhig.
Ich versuchte, mich zu erinnern, aber ich war mir nicht sicher. Bevor ich antworten konnte, sagte Diana: „Das müsste Freitag gewesen sein, wenn mich nicht alles täuscht.“
Die Ärztin nickte. „So fühlt sich das auch an“, murmelte sie. „Tut es manchmal weh, wenn du dein großes Geschäft machst?“
Ich nickte stumm und starrte auf die weiße Decke über mir.
„Okay, da schreibe ich dir etwas auf“, sagte die Ärztin. Dann schaute sie zu Diana. „Habt ihr noch eine frische Windel dabei?“
Diana nickte. „Ja, ich bin wie immer vorbereitet.“
Die Ärztin sah zu mir. „Florian, ich muss dich jetzt auch ohne Windel untersuchen. Zieh sie bitte aus.“
Mein Herz klopfte so laut, dass ich dachte, alle könnten es hören. Mit zittrigen Fingern versuchte ich, die Windel an den Seiten aufzureißen, aber es klappte nicht richtig. Meine Hände waren zu schwach, und die Windel wollte einfach nicht aufgehen.
Diana trat an die Liege und fragte leise: „Darf ich dir helfen?“
Ich nickte, mein Gesicht heiß vor Scham. Sie riss die Windel vorsichtig an den Seiten auf und zog sie unter mir weg. Die Luft fühlte sich kühl und unangenehm an, und ich wünschte mir, dass alles schnell vorbei war.
Die Ärztin zog sich Handschuhe an und untersuchte mich vorsichtig. Es war komisch und unangenehm, aber ich hielt still. Ich wollte nicht, dass es länger dauerte als nötig.
Nach einer Weile sagte die Ärztin: „Also, ich kann hier erstmal nichts Auffälliges sehen. Ihr bekommt eine Überweisung zum Urologen.“ Sie machte eine kurze Pause und fügte hinzu: „Was seine Größe angeht – von dem, was ich bisher gehört habe, könnte es sein, dass er aufgrund seiner Unterernährung nicht richtig gewachsen ist.“
Diana nickte und holte eine frische Klebewindel aus dem Rucksack. Sie zog sie mir schnell und geschickt an. Als die Windel geschlossen war, fühlte ich mich sofort ein bisschen sicherer. Die Anspannung ließ etwas nach. Wenigstens war ich jetzt nicht mehr ganz nackt.
Dann sagte die Ärztin, dass ich mich nochmal hinsetzen soll. Sie nahm das Ding, das Ärzte in Filmen immer um den Hals tragen und hörte mich damit ab. Danach sagte sie: „Hier ist nichts Ungewöhnliches zu hören. Du kannst dich wieder anziehen.“,mit einem freundlichen Lächeln.
Ich stand auf und zog mir langsam meine Sachen wieder an. Während ich das tat, hörte ich, wie die Ärztin weiter redete.
„Es gibt viele Möglichkeiten, warum er Probleme mit seinen Ausscheidungen hat“, erklärte sie ruhig. „Der Urologe wird erstmal abklären, ob mit seiner Blase alles in Ordnung ist. Es könnte auch notwendig sein, seine Nieren zu untersuchen.“
Ich spürte, wie mein Herz wieder schneller schlug. Das klang alles kompliziert und beängstigend. Ich zog mein Shirt über den Kopf und schlüpfte in meine Hose.
„Sein Darm fühlt sich ziemlich hart an“, fuhr die Ärztin fort. „Ich denke, er hat auch Probleme mit zu festem Stuhlgang. Dafür gibt es Movicol. Damit sollten Sie ja schon Erfahrung haben.“
Diana nickte. „Ja, da ist er nicht der Erste mit diesem Problem.“
„Er sollte das Medikament erstmal täglich ein- bis zweimal für mindestens sechs Wochen nehmen“, erklärte die Ärztin weiter. „Er muss sich an normalen Stuhlgang gewöhnen und darf es nicht zurückhalten, weil er Angst vor Schmerzen hat.“
Ich senkte den Blick und zog an den Ärmeln meines Pullovers. Das alles zu hören, war nicht leicht, und ich wünschte mir, einfach unsichtbar zu sein.
„Was seine Größe betrifft, können wir vorerst nicht viel tun“, sagte die Ärztin. „Wichtig ist, dass er ausreichend trinkt und an Gewicht zunimmt. Aufgrund seiner Vorgeschichte sollte auch ein Kinderpsychologe hinzugezogen werden.“
„Des Weiteren empfehle ich eine Kur“, fuhr die Ärztin fort, hielt aber inne und fragte vorsichtig: „Wird er familiär oder in einem Heim untergebracht?“
„Familiär“, antwortete Diana bestimmt. „Ich habe seine neue Familie schon kennenlernen dürfen, und er wird vermutlich weiterhin zu ihnen kommen.“
Die Ärztin nickte, und ihre Stimme wurde ein wenig weicher. „Das ist sicherlich besser für ihn als eine Heimunterbringung. Auch wenn es bei älteren Kindern oft darauf hinausläuft. Da hat er wirklich Glück.“
Diana nickte ebenfalls. „Ja, das denke ich auch. Er sollte sich in seiner neuen Familie erstmal einleben, und dann wäre eine Kur auf jeden Fall sinnvoll.“
Diana schaute die Ärztin an und fragte: „Gibt es Dr. Hoffmann noch? Ich war vor ein paar Jahren mit Nathanael wegen seiner Blasen probleme bei ihm.“
Die Ärztin lächelte. „Ja, den gibt es noch. Er hat inzwischen einen jungen Kollegen in der Praxis, der nach und nach die Patienten übernimmt. Es ist auf jeden Fall eine gute Adresse für Florian.“
„Das ist gut zu wissen“, sagte Diana erleichtert.
Inzwischen war ich komplett angezogen. Ich setzte mich wieder neben Diana auf den Stuhl und drückte Pandi fest an mich. Die vielen Worte und Informationen schwirrten in meinem Kopf herum, aber ich war froh, dass Diana da war. Ihre Hand legte sich kurz auf meine, und das beruhigte mich ein wenig.
„Die Windeln würde er erstmal auf Rezept bekommen“, sagte die Ärztin und schaute dann zu mir. Ihre Stimme wurde weicher. „Wir haben es fast geschafft, Florian. Jetzt brauchen wir noch ein wenig Blut von dir. Ich möchte ein großes Blutbild machen, damit wir deine Werte einmal komplett überprüfen können.“
Ich spürte, wie mein Magen sich zusammenzog. Blut abnehmen klang überhaupt nicht gut.
Die Ärztin sah zu Diana. „Ist bekannt, welche Impfungen er hat und ob er Allergien hat?“
Diana schüttelte den Kopf. „Weder noch. Ich denke, da wird sich das Jugendamt bemühen müssen, das in Erfahrung zu bringen.“
„Alles klar“, sagte die Ärztin und wandte sich wieder mir zu. „So, Florian, setz dich bitte mal auf den Stuhl hier und schieb deinen Ärmel hoch.“
Mein Herz schlug schneller, und ein kaltes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Langsam kletterte ich auf den Stuhl und schob meinen Ärmel nach oben. Als ich die Spritze in ihrer Hand sah, wurde mir kurz schwindelig. Aber ich wollte mir nichts anmerken lassen und tat einfach, was sie sagte.
Sie sprühte meinen Arm mit einer kalten Flüssigkeit ein. Es brannte ein wenig, aber das war nicht das Schlimmste. Die Spritze sah groß aus, viel zu groß.
„Mach deine Hand bitte zur Faust und drücke ganz fest zu“, sagte die Ärztin ruhig.
Ich bekam es richtig mit der Angst zu tun. Meine Finger krampften sich zur Faust, während ich mit dem anderen Arm Pandi fest an mich drückte. Ich schaute einfach weg, auf keinen Fall wollte ich die Spritze sehen.
Dann spürte ich einen kurzen, scharfen Stich im Arm. Es fühlte sich unangenehm an, als würde etwas in meinem Arm kribbeln. Meine Finger zitterten leicht, aber ich hielt still.
„Du kannst die Hand jetzt locker lassen“, sagte die Ärztin sanft. „Du machst das echt super, Florian.“
Ganz langsam öffnete ich meine Faust, aber ich traute mich nicht, hinzuschauen. Doch meine Augen huschten trotzdem kurz zur Seite, und ich sah, wie mein Blut in einen kleinen Behälter floss. Mir wurde plötzlich richtig komisch, mein Kopf fühlte sich leicht an, und mein Magen drehte sich. Schnell sah ich wieder weg und drückte Pandi noch fester.
„So, das war’s schon“, sagte die Ärztin freundlich und drückte mir ein kleines Pflaster auf die Einstichstelle. „Das hast du ganz toll gemacht, Florian.“
Ich atmete tief durch und spürte, wie sich mein Herzschlag langsam beruhigte. Es war vorbei. Die Ärztin lächelte mich an, und ich fühlte mich ein kleines bisschen stolz, dass ich es geschafft hatte – auch wenn es mir immer noch mulmig war.
„So, jetzt hast du es geschafft, Florian“, sagte die Ärztin freundlich. „Möchtest du Gummibärchen?“
Sie hielt mir eine kleine Tüte hin. Ich schaute kurz zu Diana, dann nahm ich die Tüte vorsichtig entgegen. „Danke“, murmelte ich leise.
Die Ärztin lächelte warm. „Die hast du dir wirklich verdient. Du hast echt super mitgemacht.“
Ein kleines, warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Ich hatte mir die Gummibärchen verdient. Ein bisschen stolz drückte ich die Tüte an mich und schielte zu Diana, die mir aufmunternd zulächelte.
Draußen vor dem Behandlungszimmer gingen wir zum Tresen, wo Pauls Mama schon wartete. Sie reichte Diana ein paar Papiere. „Hier sind die Unterlagen“, sagte sie sanft. Dann wandte sie sich an Diana und fügte hinzu: „Und hier ist meine Telefonnummer. Meldet euch einfach, wenn ihr Zeit habt. Das gilt auch für Florians neue Familie.“
Diana nahm die Papiere und die kleine Karte. „Danke, Frau Müller. Das machen wir.“
Ich lächelte ein wenig, und Pauls Mama zwinkerte mir zu. „Paul wird sich freuen, wenn ihr euch meldet“, sagte sie.
Damit verließen wir die Praxis. Diana drückte den Knopf für den Fahrstuhl, und als sich die Türen öffneten, gingen wir hinein. „Möchtest du den Knopf drücken, Florian?“ fragte sie mit einem Lächeln.
Ich nickte und drückte vorsichtig den Knopf mit der „0“. Der Fahrstuhl summte leise und brachte uns nach unten. Für einen kurzen Moment vergaß ich meine Angst und dachte nur daran, wie cool es war, den Knopf zu drücken.
Auf dem Weg zum Auto sagte Diana: „Bevor wir zum Friseur fahren, halten wir noch kurz beim Urologen an und holen einen Termin für dich, okay?“
Mein Herz klopfte schneller bei dem Wort „Urologe“, und ein Kloß bildete sich in meinem Bauch. Trotzdem nickte ich. „Okay“, flüsterte ich. Auch wenn ich Angst hatte, wusste ich, dass es wichtig war.
Diana legte ihre Hand sanft auf meine Schulter. „Das schaffen wir zusammen“, sagte sie ruhig.
Ich drückte die Gummibärchentüte fester an mich und schaute auf den Boden. Ihre Worte halfen ein kleines bisschen, aber die Angst blieb trotzdem. Doch jetzt, mit den Gummibärchen in der Hand und Diana an meiner Seite, fühlte ich mich nicht ganz so allein.
Ich saß im Auto, festgeschnallt in meinem Sitz, und schaute aus dem Fenster. Die Straßen zogen langsam an uns vorbei, während das Auto leise summte. Der Himmel war jetzt heller, aber die Sonne versteckte sich hinter dicken, grauen Wolken. Alles sah ein bisschen trostlos aus, und genau so fühlte ich mich auch.
Diana saß ruhig am Steuer und sagte nichts, aber ich spürte ihre Anwesenheit. Pandi lag auf meinem Schoß, und ich drückte ihn fest an mich. Mein Bauch kribbelte unangenehm, und meine Gedanken drehten sich wie ein Karussell.
Was macht ein Urologe überhaupt? Ich hatte keine Ahnung. Das Wort klang seltsam und ein bisschen gruselig. Es hatte etwas mit meiner Blase zu tun, das wusste ich. Aber würden sie mich dort auch untersuchen? Würde es wehtun? Würde es genauso unangenehm sein wie beim Arzt gerade eben?
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Vielleicht musste ich wieder meine Hose ausziehen. Vielleicht würden sie mich fragen, warum ich nicht merke, wann ich Pipi machen muss. Ich wollte das nicht. Die Vorstellung, vor fremden Leuten zu stehen und ihnen alles zu erklären, machte mir Angst.
Hoffentlich ist der Termin noch ganz weit weg, dachte ich. Vielleicht in ein paar Wochen oder sogar Monaten. Dann hätte ich Zeit, mich darauf vorzubereiten. Vielleicht würde ich bis dahin nicht mehr so oft in die Windel machen. Vielleicht wäre ich dann ein bisschen mutiger.
Ich schaute zu Diana. Sie sah ruhig aus, aber ich fragte mich, ob sie wusste, wie viel Angst ich hatte. Ich wollte sie nicht enttäuschen, wollte nicht, dass sie denkt, ich wäre ein Baby.
Das Auto rollte an einer Ampel vorbei. Ein paar Menschen liefen draußen herum, eingepackt in dicke Jacken. Ich fragte mich, ob sie auch manchmal Angst vor Ärzten hatten. Wahrscheinlich nicht. Sie wirkten so sicher und groß. Nicht so klein und unsicher wie ich.
Mein Blick wanderte zu den Gummibärchen, die ich immer noch festhielt. Sie fühlten sich warm in meiner Hand an. Ich wollte jetzt gar nicht daran denken, was gleich kommen würde. Ich wollte einfach nur, dass der Termin beim Urologen ganz, ganz weit weg war. So weit, dass ich vielleicht gar nicht mehr hinmusste.
Diana bog in eine Straße ein, und ich sah ein Gebäude, das ein bisschen wie eine Arztpraxis aussah. Mein Herz klopfte schneller. Bitte lass es nur ganz schnell gehen, dachte ich. Bitte lass den Termin erst in langer Zeit sein.
Das Auto hielt an, und ich drückte Pandi noch einmal ganz fest an mich. Mein Bauch kribbelte jetzt noch mehr. Ich wünschte mir, dass das alles bald vorbei wäre.
Diana schnallte mich ab, und ich stieg langsam aus dem Auto. Mit Pandi fest im Arm nahm ich Dianas Hand, während wir in das Gebäude gingen. Die Tür war schwer, und kalte Luft strömte mir entgegen, als sie sich hinter uns schloss. Gleich dahinter hing ein Schild, auf dem „Urologe Dr. Hoffmann und Dr. Peters“ stand. Allein das Wort „Urologe“ ließ mein Herz wieder schneller klopfen.
Wir gingen durch die Glastür und traten an einen Tresen. Eine junge Frau mit einem freundlichen Gesicht sah zu uns herüber. „Haben Sie einen Termin?“ fragte sie Diana.
„Nein“, antwortete Diana ruhig, „wir haben eine Überweisung für Florian und wollten einen Termin ausmachen.“ Sie reichte der Frau den Zettel.
Die Frau nahm den Schein und sagte: „Ich brauche noch die Chipkarte.“
Diana legte ein weiteres Schreiben auf den Tresen. „Die haben wir noch nicht. Die Vormundschaft für Florian liegt beim Jugendamt. Ich bin nur seine Betreuung.“
„Oh“, sagte die Frau vom Empfang, und ihre Stirn legte sich kurz in Falten. Sie schaute das Schreiben durch und nickte dann. „Einen Moment bitte, ich muss das kurz mit einer Kollegin abklären.“
Sie ging mit dem Schreiben in ein Zimmer und ließ uns allein stehen. Der Raum war still, nur das leise Ticken einer Uhr war zu hören. Mein Magen zog sich zusammen, und ich drückte Pandi noch fester an mich. Mein Blick wanderte zu Diana, die ruhig neben mir stand, aber ich konnte nicht aufhören, nervös zu sein.
Nach ein paar Minuten kam die Frau zurück und lächelte uns an. „Das bekommen wir hin“, sagte sie freundlich. „Habt ihr gerade Zeit? Ein Patient hat kurzfristig abgesagt, und Herr Peters könnte euch nach dem aktuellen Patienten drannehmen. Der nächste freie Termin wäre erst in zwei Monaten.“
Meine Knie wurden weich, und ein kaltes Gefühl breitete sich in mir aus. Ich spürte, wie die Angst mich überrollte. Jetzt sofort? Ich hatte gehofft, dass der Termin noch weit weg wäre, vielleicht so weit, dass ich mich nicht mehr fürchten musste.
Diana sah mich an, und ich spürte, wie ihre Hand meine ein wenig fester drückte. Sie ging in die Hocke, sodass sie auf meiner Höhe war. Ihre Augen sahen mich warm und beruhigend an. „Florian“, sagte sie leise, „ich weiß, dass du Angst hast. Aber wir machen das zusammen, und danach ist es geschafft. Du musst nicht allein sein, ich bin die ganze Zeit bei dir, okay?“
Meine Lippen zitterten, und ich wollte etwas sagen, aber meine Stimme blieb in meinem Hals stecken. Ich schluckte schwer und sah auf Pandi, der weich und vertraut in meinem Arm lag. Diana ist da. Es ist nur ein Arztbesuch, versuchte ich mir einzureden.
Schließlich nickte ich langsam. Es war kein gutes Gefühl, aber ich wollte Diana nicht enttäuschen. Sie lächelte, strich mir sanft über die Wange und sagte: „Du bist mutiger, als du denkst.“
Ich nickte erneut, obwohl mir gar nicht danach war. Mein Bauch fühlte sich an, als hätte ich einen schweren Stein darin. Diana stand auf, drückte meine Hand sanft und sagte zu der Frau am Tresen: „Okay, wir bleiben gleich hier.“
„Gut“, sagte die Frau freundlich. „Dann setzt euch bitte ins Wartezimmer, gleich hier gegenüber.“
Wir gingen durch die Tür, und ich spürte, wie meine Füße schwerer wurden, je näher wir dem Raum kamen. Das Wartezimmer war leer und still. An der Wand hing ein Fernseher, auf dem gerade eine Dokumentation lief. Ich sah Elefanten, die durch eine trockene, gelblich-braune Graslandschaft stapften. Der Boden unter ihren riesigen Füßen wirbelte Staub auf.
Ich ließ mich auf einen der Stühle fallen, und Diana setzte sich direkt neben mich. Es war kein Ton aus dem Fernseher zu hören, nur die Bilder bewegten sich. Trotzdem war es besser, als an das zu denken, was mir gleich bevorstand. Ich starrte auf die Elefanten, wie sie mit ihren Rüsseln Grasbüschel aufnahmen und in ihre Münder schoben. Ihre großen Ohren wackelten dabei langsam hin und her.
Mein Herz pochte immer noch laut in meiner Brust, aber ich versuchte, mich auf die Bilder zu konzentrieren. Elefanten sind stark und groß, dachte ich. Vielleicht kann ich auch ein bisschen stark sein.
Diana saß ruhig neben mir. Ich spürte ihre Nähe, was mir ein kleines bisschen half, nicht komplett in meiner Angst zu versinken. Mein Blick blieb auf dem Fernseher, während die Elefanten weiterzogen. Die trockene Landschaft sah endlos aus, genau wie die Zeit, die ich hier sitzen musste.
Ich drückte Pandi fest an mich. Meine Finger spielten nervös mit seinem weichen Ohr. Einfach weiter auf den Bildschirm schauen, sagte ich mir. Nicht daran denken, was gleich passiert.
Nach einer Weile spürte ich Dianas Hand sanft auf meinem Rücken. Sie streichelte mich beruhigend und sagte leise: „Nimm bitte den Daumen aus dem Mund.“ Dabei zog sie vorsichtig an meinem Handgelenk.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich meinen Daumen in den Mund gesteckt hatte. Die Angst hatte mich einfach gefangen. Beschämt ließ ich Diana gewähren und wischte meinen Daumen schnell an meinem Pullover ab.
In diesem Moment ertönte eine Durchsage aus einem Lautsprecher: „Herr Brock, bitte in die Zwei.“
Ich zuckte erschrocken zusammen, mein Herz schlug schneller. Diana stand sofort auf, nahm meine Hand in ihre und lächelte mir beruhigend zu. „Komm, wir gehen zusammen rein.“
Meine Beine fühlten sich weich an, aber ich ließ mich von Diana führen. Wir gingen zu der Tür mit der großen „2“ darauf. Diana öffnete sie, und wir traten in das Zimmer ein.
Ein freundlicher Mann stand dort. Er hatte braune Haare, ein freundliches Gesicht und trug einen weißen Kittel. „Hallo Florian, ich bin Herr Peters“, sagte er mit einer ruhigen Stimme. „Und das ist wohl dein Panda?“
Ich nickte stumm und drückte Pandi noch ein bisschen fester an mich.
Diana lächelte Herrn Peters an. „Florian ist seit letzter Woche bei mir. Er hat Probleme mit dem Einnässen, tagsüber und nachts. Wir sind hier, um herauszufinden, was die Ursache ist.“
Herr Peters lächelte mir zu. „Florian, bevor wir die Untersuchung machen, brauchen wir noch eine Urinprobe von dir. Das hilft mir, besser zu verstehen, was mit deiner Blase los ist.“ Er wandte sich an Diana. „Gehen Sie mit ihm bitte kurz ins Nebenzimmer. Dort können Sie ihm helfen.“
Diana nickte und nahm meine Hand. „Komm, Florian, das kriegen wir hin.“
Wir gingen durch eine Tür in ein kleines, helles Zimmer mit einer Toilette und einem Waschbecken. In einer Ecke stand ein kleiner, silberner Eimer. Diana nahm einen Plastikbecher aus einem Regal und hockte sich vor mich.
„Florian, wir brauchen jetzt ein bisschen Pipi in diesem Becher“, erklärte sie sanft. „Ich nehme dir die Windel ab, und dann hältst du den Becher zwischen deine Beine und lässt es laufen. Es müssen nur ein paar Tropfen sein, das reicht schon.“
Ich nickte nervös und spürte, wie mein Herz schneller schlug. Diana öffnete die Klebestreifen der Windel, die schon ein bisschen nass war, und zog sie vorsichtig nach unten. Die kühle Luft ließ mich frösteln. Sie warf die Windel in den Eimer neben der Toilette und gab mir den Plastikbecher in die Hand.
„Ganz ruhig, Florian. Lass dir Zeit“, sagte sie leise und hielt meine Schulter, um mir Sicherheit zu geben.
Ich stellte mich vorsichtig hin, hielt den Becher unter mich und versuchte, mich zu entspannen. Es dauerte einen Moment, dann kamen ein paar Tropfen Pipi heraus. Es war nicht viel, aber immerhin etwas.
„Das hast du gut gemacht“, lobte Diana und nahm mir den Becher vorsichtig ab. „Das reicht bestimmt.“
Sie nahm eine frische Windel aus dem Rucksack und ging vor mir in die Hocke. „Bleib so stehen, dann mache ich dir schnell eine neue Windel dran.“ Sie zog die Windel hoch, schloss die Klebestreifen fest und zog mir meine Hose wieder hoch. Das vertraute Gefühl der Windel ließ mich ein bisschen sicherer fühlen.
„Fertig“, sagte sie sanft und lächelte. Sie spülte noch einmal die Toilette und nahm den Becher mit der Probe. Dann gingen wir zurück zu Herrn Peters.
Er nahm den Becher entgegen und betrachtete den Inhalt kurz, und stellte den Becher beiseite. „Gut, Florian, jetzt machen wir weiter mit der Untersuchung.“
Ich kletterte auf die Liege und drückte Pandi fest an mich.
„Ich mache jetzt erstmal einen Ultraschall, um mir deine Blase anzuschauen“, erklärte Herr Peters. Er holte ein kleines Gerät und einen kalten Gelspender. „Das Gel ist ein bisschen kühl, aber es tut nicht weh.“
Er zog mein Shirt hoch und gab das Gel auf meinen Bauch. Es war kalt, und ich zuckte kurz zusammen. Dann schob er das Gerät vorsichtig über meinen Bauch. Ich spürte, wie er langsam von einer Seite zur anderen fuhr.
„Sehr gut, Florian“, sagte er aufmunternd. „Jetzt habe ich ein paar Fragen für dich. Weißt du, wie viel du am Tag trinkst?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ein paar Gläser“, murmelte ich leise.
Herr Peters nickte und schaute kurz zu Diana. „Wie oft trinkt er über den Tag verteilt?“
„Seit er bei mir ist, trinkt er mehr. Vorher hat er kaum 300 Milliliter am Tag getrunken“, erklärte Diana ruhig.
Herr Peters machte sich ein paar Notizen. „Okay, das hilft mir schon weiter.“
Dann stellte er das Ultraschallgerät beiseite, nahm ein Tuch und wischte die klebrigen Gelreste vorsichtig von meinem Bauch weg. Das fühlte sich ein bisschen kalt an, aber es war nicht schlimm.
„So“, sagte er sanft, während er das Tuch beiseitelegte. „Jetzt taste ich noch deinen Bauch und deinen Rücken ab. Ich mache das ganz vorsichtig, okay?“
Ich nickte und drückte Pandi fest an mich. Meine Hände waren feucht, obwohl es im Raum warm war. Ich versuchte, ruhig zu bleiben, aber mein Herz klopfte schneller. Was, wenn es wieder wehtat?
Ich nickte stumm und versuchte, ruhig zu atmen. Herr Peters drückte sanft auf verschiedene Stellen meines Bauchs. Es tat nicht weh, aber es fühlte sich unangenehm an.
„Gut machst du das, Florian“, sagte er sanft. „Jetzt drehst du dich bitte einmal auf den Bauch.“
Ich drehte mich langsam um und legte meinen Kopf auf Pandi. Herr Peters begann, meinen Rücken ab zu tasten. Seine Finger drückten sanft entlang meiner Wirbelsäule, Stück für Stück. Plötzlich hielt er inne. Seine Finger blieben an einer Stelle stehen, und ich spürte, wie er noch einmal vorsichtig darüberstrich.
Die Luft im Raum fühlte sich schwer an. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich hörte, wie er ein leises „Hm“ murmelte.
Er richtete sich auf und sprach mit Diana. „Ich spüre hier eine Verformung an seiner Wirbelsäule. Es könnte ein Hinweis darauf sein, warum er Probleme mit dem Wasserlassen hat. Ich denke, wir brauchen eine Röntgenaufnahme, um das genauer zu untersuchen.“
„Was bedeutet das?“, fragte Diana besorgt.
„Es könnte sein, dass ein früherer Unfall oder eine Fehlbildung damit zu tun hat. Wir müssen das abklären, bevor wir weitere Schritte einleiten.“
Diana strich mir sanft über den Rücken. „Das schaffen wir, Florian“, sagte sie leise.
Ich nickte schwach, drückte Pandi fest an mich und spürte, wie die Angst wieder in mir hochkroch. Aber ich war froh, dass Diana da war.
Ich lag noch immer auf der Liege, Pandi fest in meinen Armen. Der Raum war plötzlich ganz still, als Herr Peters sagte: „Ihr bekommt eine Überweisung und fahrt bitte direkt ins Krankenhaus. Entweder für eine Röntgenaufnahme oder, wenn möglich, ein MRT.“
Seine Worte klangen schwer, und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Krankenhaus. MRT. Das waren große, beängstigende Wörter. Mein Magen zog sich zusammen, und meine Hände wurden kalt und schwitzig.
Ich drehte langsam den Kopf zur Seite und sah zu Diana. Ihr Gesicht war ruhig, aber ich erkannte in ihren Augen, dass sie besorgt war. Sie drückte meine Hand sanft. „Florian, das bedeutet, dass wir uns deine Wirbelsäule noch genauer anschauen müssen. Damit wir wissen, was los ist.“
Ich schluckte schwer. Meine Kehle fühlte sich trocken an. Warum mussten sie das machen? Hatte ich etwas falsch gemacht? Hatte ich irgendwas an mir kaputt gemacht? Mein Kopf war voller Fragen, die sich wie ein Gewirr in meinem Bauch anfühlten.
Herr Peters hockte sich wieder zu mir herunter, sodass er auf meiner Höhe war. Sein Gesicht war freundlich, aber ernst. „Florian, ich weiß, das klingt vielleicht gruselig, aber es wird nicht wehtun. Ein MRT ist wie eine große Röhre, in die du hineingeschoben wirst. Es macht zwar ein bisschen Lärm, aber du musst einfach nur still liegen. Das schaffst du bestimmt.“
Still liegen. Das klang einfach, aber in meinem Kopf war alles andere als Ruhe. Ich drückte Pandi noch fester an mich, so fest, dass meine Finger wehtaten. Mein Blick wanderte von Herrn Peters zu Diana und wieder zurück. Es war, als würde sich alles um mich herum bewegen, während ich fest auf der Liege lag.
„Müssen wir das wirklich jetzt machen?“, fragte ich mit zitternder Stimme. Ich wollte nicht ins Krankenhaus. Ich wollte nicht in eine große Röhre geschoben werden.
Diana beugte sich zu mir und strich mir sanft über die Wange. „Ja, Florian. Je schneller wir das machen, desto besser können wir dir helfen. Ich bin die ganze Zeit bei dir, okay?“
Ihre Stimme war weich und warm, aber es half nicht ganz, den Kloß in meinem Bauch zu vertreiben. Ich nickte langsam, auch wenn alles in mir am liebsten „Nein“ schreien wollte.
Herr Peters setzte sich an seinen Computer und tippte ein paar Informationen ein. Das leise Klappern der Tasten mischte sich mit dem Summen des Druckers, der kurz darauf zu arbeiten begann. Ein Blatt Papier glitt aus dem Gerät. Herr Peters nahm es, überprüfte es noch einmal kurz und drehte sich zu Diana um.
Er reichte ihr das Papier und sagte mit ruhiger Stimme: „Das ist die Überweisung. Gehen Sie bitte direkt zur Radiologie im Krankenhaus. Ich werde vorher anrufen und alles klären, damit sie auf euch vorbereitet sind. Sie werden sich gut um Florian kümmern.“
Diana nahm das Dokument entgegen und nickte dankbar. „Vielen Dank für Ihre Hilfe“, sagte sie leise.
Herr Peters lächelte mir aufmunternd zu. „Es wird alles gut, Florian. Du bist nicht allein.“
Diana nahm den Zettel und steckte ihn in ihre Tasche. „Danke, Herr Peters“, sagte sie leise.
Ich setzte mich langsam auf, meine Beine fühlten sich wackelig an. Diana half mir von der Liege, und ich klammerte mich an ihre Hand. Alles fühlte sich schwer und ungewiss an. Der Gedanke, ins Krankenhaus zu müssen, machte mir Angst. Aber Dianas Hand war fest und warm, und Pandi drückte ich so fest an mich, dass er fast platt war.
Als wir zur Tür gingen, drehte ich mich noch einmal zu Herrn Peters um. „Tschüss“, murmelte ich leise.
Er lächelte und nickte mir zu. „Du machst das ganz toll, Florian. Ich weiß, dass du stark bist.“
Stark. Ich fühlte mich nicht stark. Aber vielleicht konnte ich es versuchen. Mit Diana an meiner Seite und Pandi in meinem Arm.
Wir gingen aus dem Zimmer hinaus in den Flur. Die Geräusche der Praxis waren plötzlich viel lauter. Meine Füße schlurften über den Boden, und mein Herz klopfte so schnell, dass ich es in meinen Ohren hören konnte. Ich wünschte mir, ich könnte einfach wieder nach Hause gehen. Aber stattdessen gingen wir zum Krankenhaus.
Fortsetzung folgt….
Autor: michaneo (eingesandt via E-Mail)
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Danke
War wieder super
Wünsche dir frohe und schöne Weihnachten
Danke, das wünsche ich dir auch.
Richtig gute Fortsetzung Klasse Erzählt Weiter so
Danke.
Super die Geschichte, bitte weiterschreiben
Danke
Wie immer eine sehr schöne Geschichte ich hoffe dass es noch weitergeht ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt und noch schöne Feiertage
Ein Danke auch von mir und war mitreißend zu lesen.
Großen respekt an dich das du so schöne lange Texte schreibst pro abschnitt.
Aber bitte weiter so und mehr davon, freue mich schon auf den nächsten abschnitt von dir.
Wann kommt der nächste Teil