Kleine graue Welt
Windelgeschichten.org präsentiert: Kleine graue Welt
Kapitel 1:
November 2023
Es war kalt. Kalt und regnerisch. Genauso wie man sich einen Tag im grauen kalten November vorstellen würde. Grau waren die Wolken oben am Himmel ebenfalls, genau wie die schweren Steine unter ihnen, welche von einem kleinen Zaun umringt waren, welcher schon fast vom Rost zerfressen war. Das schmutzige Gras vollendete das Bild des kleinen unbedeutenden Friedhofs auf dem er schon seit Stunden stand. Die Hände in den Taschen seiner rabenschwarzen Jacke vergraben, dazu eine ebenso dunkle Mütze auf seinem Kopf welche seine braunen Haare verbarg. Seine Augen hielt er geschlossen, wohl um sich selber zu beruhigen oder um sich den Anblick zu ersparen. Wo sonst aufgeweckte und neugierige graue Augen waren, sah man heute nichts dergleichen. Das Vibrieren seines Handys ignorierte er erst eine Weile, bis er es schließlich doch aus seiner Hosentasche zug und mit dem Finger drüber fuhr um es zu entsperren. „Bin in 5 Minuten da.“ Er tippte kurz eine Antwort ein, ehe er sich langsam auf dem Weg zum Ausgang machte. Um ihn herum wich die graue Umgebung aus Steinen und plattgedrückten Gras einem Asphaltweg und kleinem Häuschen in welchen man sowohl Kerzen als auch Kränze kaufen konnte. Dieser hatte allerdings die Gitter vor den Fenstern und Eingangstür herunter gelassen. In Gedanken versunken bemerkte er den blauen Mini erst als das Auto vor ihm zum stehen kam und ihm die Beifahrertür auf geschlossen wurde. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren setzte er sich ins Auto und schloss sowohl die Tür als auch den Gürtel welcher ihn Im Sitz hielt. „Und wie war es Malik?“ Die Stimme gehörte jenem kurzhaarigen Jungen Mann welcher das Auto fuhr. Malik blickte ihm ins Gesicht ehe er überlegt was er antworten sollte. „Es… es war in Ordnung. Danke das du trotzdem noch gekommen bist Marlon..“ Marlon fuhr sich durch die schwarzen kurzen Haare ehe er seinem Sitznachbarn eine Antwort gab. „Ist doch keine große Sache. Außerdem kann ich dich so doch nicht alleine lassen..“
Malik blickte derweil aus dem Fenster und beobachtete die Autos welche an ihnen vorbei fuhren. Einige Minuten hörte man nur das Brummen des Motors. Dann ergriff Marlon erneut das Wort. „Kann ich dich Zuhause absetzen oder muss ich mir Sorgen machen das du Blödsinn machst?“ Beleidigt sah Malik ihn an, auch wenn er wusste das die Frage berechtigt war. „N- nein.. Ich mache schon keinen Unsinn.“ Die schwache und unsichere Stimme überzeugte sein Gegenüber nicht, weshalb er auch gar nicht daran dachte seinen Freund Zuhause ab zu setzen. Stattdessen fuhr er sie beide zu ihm anstatt mach Grundhausen. „Meine Wohnung liegt in der anderen Richtung..“ „Ich weiß. Wäre es mir völlig egal was mit dir ist würde ich dich auch nach Hause fahren. Jedoch bist du mich nicht völlig egal. Vor allem heute nicht.“ Damit war es beschlossen. Egal wie sehr sich Malik dagegen sträubte, er wusste das Marlon recht hatte mit dem was er da von sich gab. Und er hasste ihn dafür. „Soll ich uns gleich einfach ne Pizza bestellen?“ Malik ignorierte die beiläufig gestellte Frage seines Freundes erst, stimmte ihm dann aber doch zu. Also reichte ihm Marlon mit seiner rechten Hand sein Handy, damit er bestellen konnte. Was er dann auch zögerlich tat. Ein paar Stunden stand das Auto unter dem dunklen Abendhimmel am Garagentor. Sie beide waren bereits auf dem Weg zur Haustür. Hinein ins warme und raus aus der Kälte des Novembers. In der Wohnung zog Marlon Malik durch den beheizten Flur hinein ins Wohnzimmer zur blauen Couch. Vor ihnen standen einige Flaschen auf dem kleinen gläsernen Tisch. Die Wände waren in einem warmen Braun gestrichen worden, dazu kleine Schränke auf denen Bücher und Pflanzen standen. Der Holzboden unter ihnen tat sein übriges dazu, das Bild eines kleinen aber feinen Wohnzimmers zu vollenden. Nur die Flaschen wollten nicht so recht ins Bild passen. „Fängst du wieder an zu trinken?“ „Nur heute..“ murmelte Malik ertappt. Es stimmte. Heute hatte er angefangen zu trinken, wollte so seine Gedanken vertreiben. Gelungen war es ihm aber nicht, stattdessen dröhnte sein Kopf. „Ah ja. Heute fängst du also an zu trinken und morgen? Was wird morgen mit dir sein?“ Malik blickte in die entgegengesetzte Richtung. Seufzend erhob Marlon sich und Schritte um den Tisch herum, ehe er sich vor seinem Freund hin kniete. „Ich weiß doch wie es dir heute geht. Gerade heute, das kannst du mir glauben. Aber es hilft dir doch nicht wenn du dich wieder im Trinken verlierst. Das bringt dir doch auch niemanden mehr zurück. Du musst..“ weiter kam er nicht da in diesem Moment die Klingel schrill leitete. „Das Gespräch ist noch nicht beendet.“ Ein klein wenig gereizt erhob sich Marlon um an die Tür zu gehen. Malik folgte ihm nicht sondern lauschte nur. Von dem bisschen was er da verstand war die Pizza wohl da. Einen kleinen Augenblick später trug Marlon zwei herrlich duftende Kartons in das Zimmer.
Während sie beide am Tisch saßen schwiegen sie einander an. Man hörte nichts außer dem typischen Geräuschen wenn man sich über Pizza her machte. So wie Malik damals schon immer seine Pizza gegessen hatte.. damals als er noch 10 und Die Welt nicht völlig grau war..
Autor: Anonym (eingesandt via E-Mail)
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