Kidnapped! (1)
Windelgeschichten.org präsentiert: Kidnapped! (1)
Epilog
Er blickte noch einmal in die Runde. Alle waren da: Bente, die noch einmal den Anhänger kontrollierte. Leon, der gerade die beiden großen Taschen in dem VW Transporter verstaute. Thorsten, der sich soeben auf den Fahrersitz des VW Transporters schwang und den Motor startete. Und eben er selbst. Er drehte sich noch einmal zum Haus um und rief: „Inès!“
„Ja?“
„Wir sind übermorgen wieder da. Machst du soweit alles fertig?“
„Klar.“
„Perfekt. Und du weißt ja: Eventuell sind wir dann zu siebt.“
„Weiß ich.“
„Fährst du dann auch noch einmal einkaufen?“
„Muss ich ja, n’est ce pas?“, sagte die lachend: „Gute Fahrt und guten Fang!“
„Oui, ma chérie!“, antwortete er in stark schwedisch eingefärbtem Französisch. Es waren eine der wenigen Worte, die er kannte. Sie lachte und schlug die schwere, hölzerne Haustüre zu. Leon stieg in den Volvo ein: „Auf geht’s. Wir haben nicht ewig Zeit!“
„Habt ihr alles?“, fragte Aaron.
„Ja.“, antwortete Bente, die für die Fahrzeuge zuständig war: „Beide Fahrzeuge sind bis obenhin mit Sprit voll. Der Tank auf dem Hänger ist auch voll. Die Folien und den Aufbau für den Transporter sind geladen und sauber. Und Leon, du hast alles mit? Zur Not auch für zwei?“
„Ja. Alles in den Taschen.“
„Gut. Dann los. Wir müssen uns beeilen. Morgen um 19:05 Uhr müssen wir da sein.“
Jetzt flammten auch die Scheinwerfer des Volvos auf. Der Plan war einfach: Sie würden mit den beiden Fahrzeugen rund zwei Kilometer getrennt bis zur deutschen Grenze in Puttgarden fahren. Den Volvo würden sie dann parken, den VW Transporter noch einmal mit dem mitgeführten Diesel betanken, das schwedische Kennzeichen gegen ein Bremer Kennzeichen tauschen, nach Bremen in das Stadtviertel Oberneuland fahren, dort abwarten, ihre Aufgabe erledigen und dann schnellstmöglich zurück zur Grenze, wo der Volvo wartete und sie im Schutz der Dunkelheit den VW Transporter umbauen konnten, so dass sie garantiert unbehelligt über die Grenzen kamen. Die Lichter des Volvo verschwanden in der Ferne und Thorsten ließ nun den Transporter auch anrollen: „Stört es dich, wenn ich meine Musik anmache?“, fragte Thorsten scheinheilig.
„Ja, aber das hat dich noch nie gestört, nicht wahr?“
„Er konnte sich Thorstens Grinsen regelrecht vorstellen und kurz darauf erfüllte das dumpfe Wummern elektronischer Musik den Innenraum des Transporters. Aaron schloss genervt die Augen und schlief ein, lange bevor sie die Route 342 erreichten. Er erwachte, als der Transporter hielt. Sie standen in einem kleinen Waldstück und Leon machte sich gerade daran den VW Transporter zu betanken. Es dämmerte bereits der Morgen und Thorsten streckte sich: „Man wird auch nicht jünger.“
Aaron lachte laut auf: „Ist klar“, und fügte leise das schwedische Wort für Grünschnabel hinzu: „Gröngöling.“
„Was?“
„Ich habe nichts gesagt.“
Nun tauschten die Fahrer der beiden Fahrzeuge, sie aßen noch ein Frühstück und machten sich dann wieder auf den Weg. Gegen fünfzehn Uhr erreichten Sie die deutsche Grenze bei Puttgarden, suchten sich wieder ein kleines, unauffälliges Waldstück, parkten den Volvo dort und montierten die neu angefertigten aber auf alt getrimmten Bremer Kennzeichen.
„Du hast dich wieder selbst übertroffen.“, stellte Leon in Bentes Richtung fest.
„Danke.“
Dann kletterte Thorsten auf den Fahrersitz, Aaron auf den Beifahrersitz und die anderen beiden stiegen hinten ein. Das Funkgerät in der Fahrerkabine knackte und Leons Stimme war zu hören: „Ihr glaubt es nicht.“
„Was denn?“
„Inès kann’s nicht lassen. Hier liegen zwei kleine Täfelchen Schokolade.“
„Na dann, guten Hunger.“, sagte Aaron: „Die anderen werden es wohl kaum brauchen.“
„Brauchen vielleicht schon“, spielte Thorsten auf die mit dem Genuss von Schokolade verbundenen Ausschüttung von Glückshormonen an: „Das ‚können‘ ist hier eher die Frage.“
Beide lachten und schauten das Schild der Autobahnausfahrt Oldenburg vorbeiziehen.
18. Oktober, 18:42 Uhr
Die Sonne war nur noch als Lichtstreifen über dem Horizont sichtbar. Thorsten saß mit seinem kleinen Laptop auf der Beifahrerseite: „Ja, sie nehmen den Hauptausgang.“, er schaute auf ein Satellitenbild von Google Maps, auf dem sich ein kleiner, roter Fleck bewegte. Leise und zufrieden sagte er: „Wofür braucht man Wanzen und GPS-Sender, wenn man Smartphones hat.“, er grinste und schaute weiter angestrengt auf den Bildschirm.
„Gut.“, sagte Leon. Seine Stimme knisterte leise durch das Mikrofon, das er an der Jacke trug. Gleich darauf: „Ich sehe sie.“
Er folgte den beiden jungen Frauen in sicherem Abstand in einem Pulk von anderen Reisenden: „Sie gehen zum Fahrradständer.“
„Gott sei Dank.“, sagte Aaron.
„Das hätte uns gerade noch gefehlt, wenn die jetzt mit dem Taxi gefahren wären.“, sagte Thorsten vom Beifahrersitz.
„Komm zurück zum Auto. Wir fahren.“
„Oh, Julia, das war toll!“, rief Lena über den Bahnhofslärm hinweg.
„Ja, lass uns das bald wieder machen.“
„Sind zwar ein paar Meter nach Hamburg, aber besser als jedes Mal mit dem Auto zu fahren.“, erwiderte Lena: „Vor allem, dann können wir beide“, sie betonte das ‚beide‘ stark: „was trinken.“
Sie schlossen ihre Fahrräder auf und packten die Schlösser ein. Bei beiden Rädern handelte es sich um Pedelecs, welche den knapp zehn Kilometer langen Heimweg zu einer Spazierfahrt machen würden. Sie fuhren los und bereits nach einer Viertelstunde fuhren Sie unter der Zugstrecke im Bremer Norden hindurch und ließen gleich darauf auch die dichter besiedelten Gebiete hinter sich. Während der Fahrt schwelgten sie in den schönen Erinnerungen an den Tag in Hamburg: „Magst du heute bei mir übernachten?“
„Ich habe nichts mit.“, erwiderte Lena bedauernd.
„Halb so wild, du kannst dir was von mir ausleihen.“
„Wenn ich darf, klar. Gerne.“
„Meine Eltern sind nicht da. Wieder mal.“
„Das ist ja nichts Neues.“, bekräftigte Lena.
Julia zog nur Vielsagend die Augenbrauen hoch. Sie hatte aufgehört zu zählen, bei wie vielen Geburtstagen, Auftritten und Elternabenden ihre Eltern durch Abwesenheit geglänzt hatten. Sie konnte sich zwar alles kaufen und leisten, aber glücklich machte das nicht wirklich. Sie radelten an einem italienischen Restaurant vorbei hinein in ein kleines Waldstück. In der Ferne war bereits die A27 zu hören.
„Alle fertig?“, fragte Aaron und zog sich die Sturmhaube übers Gesicht. Der Wagen stand am Rand eines kleinen Feldwegs, rund 150 Meter vom Beobachtungsturm entfernt und gut durch eine große, sehr dichte Baumgruppe geschützt. Es war die ideale Stelle. Mit dem Heck stand der Transporter buchstäblich im Unterholz, so dass selbst zufällig vorbeikommende Spaziergänger nichts sehen und erkennen könnten. Leon schaute auf die Uhr: „19:08 Uhr. Sie müssten jede Sekunde hier sein.“
Sie überquerten die A27 über die Fußgänger- und Fahrradbrücke und ließen die bebauten Gebiete hinter sich. In der Ferne zeichneten sich einige, vereinzelte Bäume und die Häuserreihe des Neubaugebiets ab. Sie erreichten das Gebiet, fuhren hindurch und wieder in eine baumbewachsene Allee. Sie waren trotz elektrischer Unterstützung nicht wirklich schnell, hatten es aber auch nicht eilig. Bei der Haltestelle ‚Bremen Borgfeld‘ schauten sie auf die Uhr der Fahrplananzeige: „Ui. Wir brauchen heute echt ewig.“, lachte Lena: „Es ist schon fast viertel nach sieben.“
Sie traten in die Pedale: „Komm schon, sehen wir zu, dass wir spätestens um halb da sind.“
Mit höherem Tempo unterwegs ließen sie bald das letzte Wohngebiet hinter sich und fuhren nun mehr hintereinander hinaus auf die Wiesen im Bremer Norden.
„Schau mal, da vorne ist schon der Beobachtungsturm!“, rief Lena entzückt: „Wir sind gleich da.“
„Das sind sie.“, sagte Thorsten und zeigte auf die beiden Fahrradlichter, die sich ihnen näherten. Er klappte den kleinen Laptop zu und verstaute ihn in der Tasche. Leon und Aaron atmeten noch einmal tief durch: „Leon, du bist schneller. Du machst die, die vorweg fährt.“
„Klar.“, sagte er knapp: „Bente, bist du bereit?“
„Ja.“
„Thorsten, du auch?“
„Könnte nicht fertiger sein.“
Die Lichter kamen dichter und sie hörten nun die Stimmen der jungen Frauen.
„Und … wie schaut’s aus? Sex and the City und dann zum Einschlafen Dawn of the Dead?“, Julia lachte. Plötzlich hörte sie hinter sich das Geräusch eines Fahrrads, das auf den Asphalt aufschlug: „Lena?!“, rief sie entsetzt und bremste stark. Im nächsten Moment nahm sie im Augenwinkel eine Bewegung war. Eine Gestalt rannte geduckt und irrsinnig schnell auf sie zu. Ihr blieb überhaupt keine Zeit auch nur zu realisieren, was passierte. In einer flüssigen Bewegung wurde sie vom Fahrrad gerissen, ihr eine Hand bombenfest auf den Mund gepresst und rückwärts von der Straße gezogen. Sie war zu überrumpelt um zu schreien oder sich im ersten Moment zu wehren.
„Fahrräder runter von der Straße.“, sagte der Mann.
„Schon erledigt.“, erwiderte eine andere, männliche Stimme. Eindeutig jünger und vor Aufregung regelrecht vibrierend. Dann wurde sie unsanft, beinahe brutal zu Boden gedrückt.
„Los.“, sagte der Mann, der sie scheinbar festhielt und sie hörte neben ihr Lena erschrocken japsen und dann nur leise und seltsam dumpf etwas sagen. Im gleichen Moment spürte sie, wie ihr etwas Unnachgiebiges um die Handgelenke gewickelt wurde, dann um die Unterarme und weiter um die Ellbogen. Nach wie vor war die Hand auf ihren Mund gepresst. Sie versuchte zu schreien, erfolglos.
„Ruhe.“, sagte der Mann ruhig und ohne hörbare Emotionen: „Machst du bitte mal die Beine?“
„Klar.“, das war eine weibliche Stimme.
„Wir sind fertig.“, sagte eine männliche Stimme der man anhörte, dass deutsch nicht die Muttersprache war. Es klang nordisch.
„Wir auch gleich.“
Sie spürte, wie die Beine zusammengebunden wurden. Einmal auf Höhe der Sprunggelenke und dann noch einmal auf Höhe der Knie. Sie wurde in eine knieende Haltung hochgezogen, weiterhin die Hand auf dem Mund. Sie begann sich in dem Griff zu winden: „Ruhe.“, erneuerte der Mann seine Anweisung. Dann wurden ihre Arme zusätzlich an ihrem Oberkörper festgebunden und sie spürte, wie jemand etwas Weiches – wie ein Tuch – gegen ihr Kinn presste. Sie versuchte wieder zu schreien und in genau dem Moment war der Druck der Hand weg, sie riss den Mund auf um zu schreien und hatte einen Wimpernschlag später den weichen Gegenstand im Mund, der unangenehm fest von innen gegen den Gaumen, die Backen und auch die Zunge drückte. Sie versuchte den Gegenstand herauszudrücken doch der Mann war schneller. Er hatte ihr etwas um den unteren Teil des Gesichts gewickelt, das leicht klebrig war und sehr fest hielt. Sie schrie, doch es war extrem dumpf und leise. Dann umwickelte der Mann auch den oberen Teil ihres Gesichts, so dass ihre Augen bedeckt waren. Sie riss den Kopf hin und her, doch das Zeug in ihrem Gesicht bewegte sich keinen Millimeter. Neben sich hörte sie Lena. Sie schrie scheinbar auch, aber es war nichts zu hören.
„Julia ist fertig.“, sagte der Mann.
„Lena auch.“
Kurz darauf fielen die Türen des Transporters mit einem lauten Klappen zu. Einer der Männer, der mit dem nordischen Akzent, hatte kurz zuvor noch gerufen: „Bitte beeil dich. Wir müssen los.“
„Ja.“, rief die Frau und sagte dann etwas leiser: „Ich weiß, dass das alles sehr, sehr verängstigend ist. Wir haben nicht vor euch etwas zu tun. Okay?“
Julia wälzte sich hin und her und spürte, wie jemand ihre Hose zerschnitt. Sie schrie wie am Spieß. Oh Gott, bitte nicht, dachte sie.
„Ich tu dir nichts. Vesprochen.“, sagte die Frau und schnitt die Überreste der Hose knapp oberhalb der Knie und der dort sitzenden Fesseln ab. Dann schnitt sie auch durch die seitlichen Teile ihres Slips und zog diesen heraus. Als nächstes spürte sie, wie die Frau ihr die oberen Beinfesseln durchtrennte. Wenn jetzt auch ein Mann hier war. Sie wagte gar nicht daran zu denken!
„Verdammt, ich tu dir nichts. Ehrlich.“, sagte die Frau und schob ihr etwas unter den Po. Dann fasste sie zwischen ihren Beinen hindurch, zog etwas Weiches zwischen den Beinen hoch, schob ihr Langarmshirt etwas noch oben und schon spannte sich etwas mit leichtem Druck um ihre Hüften. Die Frau zog das Langarmshirt wieder nach unten und schaffte es nach zwei Versuchen Julia wieder die Beine auf Höhe der Knie zusammenzubinden: „Schon geschafft.“
Autor: Dreamwalker (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
sehr interessante geschichte ich hoffe die fortsetzung folgt in den nächsten tagen. Bin echt gespannt wie es weiterläuft 🙂
kann dem nur zustimmen.
bitte schnellstmöglichst die fortsetzung schreiben, verschicken und hoffen dass der windelgeschichten.org besitzer bisschen öfters ins postfach schaut
Kommst du aus Bremen?
Hallo,
Nein, aber ich wohne nicht allzu weit entfernt ebenfalls in Norddeutschland. Die Beschreibung der Orte für die Stories erarbeite ich üblicherweise mit Google Maps, Wikipedia und Bildern der entsprechenden Gegenden 😉
Viele Grüße
Sehr gute Geschichtem, toller Anfang! Bin gespannt auf die Fortsetzung! 😀
Wow, perfekte Rechtschreibung, perfekte Grammatik, sensationelle Ausdrucksweise, fabelhaft!!
Dazu noch ein sehr interessanter Anfang.
5 Sterne!!
Eine interessante Story, bin gespannt wie es weiter geht.
Super Geschichte hoffe dass es noch einige fortsetzungen geben wird
Hallo,
ohne zu viel zu verraten kann ich doch zumindest bereits sagen, dass Teil 5 gerade eben fertig geworden ist.
Viele Grüße und viel Spaß beim Lesen!
Ein rasanter und spannender Geschichtenanfang – ich freue mich schon auf die folgenden Teile – Danke
[…] Windelgeschichten.org präsentiert: Kidnapped! (2) – 1. Teil […]