Kleine Maus mit großen Herz (2)
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Kapitel 2: Geänderte Urlaubspläne
„Also bis hier hin klingt doch alles gut. Glückwunsch zu deinem Zeugnis.“ unterbrach Jona meine Erzählung.
„Ich freu mich auch für dich.“ folgte ein Glückwunsch von Sarah.
„Danke für die Glückwünsche. Ja bis zu dem Zeitpunkt war auch alles noch in Ordnung.“ entgegnete ich.
„Deine Eltern haben dich ganz schön gelinkt mit dem Zeugnis. Irgendwie schon ein bisschen gemein.“ merkte Sarah an.
„Ja eigentlich schon, aber irgendwo hab ich es bestimmt verdient.“ gestand ich.
„Dann ist aber doch irgendwas passiert oder nicht?“ fragte Jona vorsichtig.
„Naja nicht direkt, lasst mich einfach weiter erzählen.“ antwortete ich und setzte meine Erzählung fort.
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Verschlafen öffnete ich die Augen. Ich hatte doch gerade die Wohnungstüre gehört oder hatte ich mich geirrt? Ich setzte mich auf die Bettkante und nahm mein Handy von meinem Nachtisch und schaute darauf. Es war inzwischen schon früher Abend. Die Türe. Das war bestimmt mein Vater, der gerade von der Arbeit nach Hause gekommen war. Ich ließ mich mit dem Handy in der Hand wieder zurück aufs Bett fallen und schaute ob sich irgendwelche Nachrichten fanden, die während meines kleinen Erholungsschlafs eingegangen waren. Tatsächlich hatte ich mehrere Nachrichten von Jen, die bereits Pläne für die wenigen Ferientage schmiedete und mir allerhand Vorschläge machte wann man sich wie treffen konnte, natürlich direkt beginnend mit dem folgenden Tag. Jen versuchte natürlich vor dem Urlaub möglichst viel mit mir zu unternehmen, vor allem, da unsere Familienurlaube dieses Jahr echt schlecht verteilt waren. Meine Eltern hatten einen Urlaub geplant, aber der war Mitte der Ferien angesetzt, so hatte ich immerhin die Gelegenheit ein wenig Zeit mit Jen zu verbringen. Ich legte mein Handy beiseite und schloss die Augen. Jen konnte auch noch ein wenig auf die Antwort warten. Ich fühlte mich auch nach den paar Stunden Schlaf immer noch mies. Das würde sich heute vermutlich auch nicht mehr sonderlich ändern, zumindest glaubte ich das nicht. Ich griff neben mich, schnappte mir meinen Kuschelhasen und drückte ihn fest an mich. Eigentlich war ich dafür schon zu alt, aber es tat immer wieder gut ihn im Arm zu haben. Er war vor Jahren mal ein Geschenk meiner Eltern gewesen und hatte mich seitdem immer begleitet und aufgeheitert. Das funktionierte interessanterweise sogar noch mit sechzehn, auch wenn ich das vermutlich niemals öffentlich zugeben würde. Meinen Eltern war das natürlich bewusst und es störte sie nicht, vermutlich fanden sie es irgendwo knuffig oder putzig oder sonst irgendwas. Mir ging es nur darum, dass er meine Laune verbesserte und auch dieses Mal half der Hase tatsächlich meine Laune ein wenig zu heben, zumindest so viel, dass ich mich aufraffen konnte aufzustehen. Früher oder später würden meine Eltern sowieso schauen wie es mir geht, also konnte ich dem auch zuvor kommen. Ich streckte mich nach dem Aufstehen und machte mich auf den Weg in die Küche.
Ich öffnete die Türe zur Küche und fand meinen Vater und meine Mutter am Küchentisch sitzend vor. Beide hingen mit den Köpfen über meinem Zeugnis und schienen mich nicht wirklich wahrzunehmen.
„Muss ja echt beeindruckend sein, wenn ihr so gespannt darauf starrt.“ merkte ich müde an und setzte mich zu den beiden.
„Im Vergleich zum letzten ist es das auch.“ antwortete mein Vater.
„Hab ich doch gesagt, dass ich das wieder hinbekomme.“ meinte ich selbstsicher.
„Selbst wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich es dir nicht geglaubt.“ kommentierte mein Vater das vor ihm liegende Ergebnis.
„Sehr erbauend.“ gab ich zurück.
„Du hast das wirklich gut gemacht. Auch wenn ich das Ergebnis schon kannte, bin ich wirklich beeindruckt.“ gestand mein Vater.
„Kathi weiß schon Bescheid darüber, dass wir uns die Ergebnisse von der Schule geholt haben. Ich habe ihr heute Mittag alles erzählt.“ ergänzte meine Mutter.
„Danke für diese wunderschöne ungeplante Überraschung.“ antwortete ich ein wenig kleinlaut.
„Du wirkst immer noch abgeschlagen. Ist wirklich alles in Ordnung oder hast du noch was auf dem Herzen? Irgendwas? Egal was, du kannst uns alles sagen.“ sagte meine Mutter besorgt.
„War einfach viel Stress, mehr nicht denke ich.“ antwortete ich zögerlich.
„Sicher?“ fragte mein Vater.
„Ich denke schon, morgen sieht die Welt bestimmt wieder besser aus.“ erklärte ich zuversichtlich.
„Du kannst trotzdem jederzeit mit uns sprechen. Wir fressen dich nicht Kathi. Also egal was es ist.“ bekräftigte mein Vater nochmals. Warum waren meine Eltern auf einmal in Redelaune. Gut es gab neben meinem Zeugnis noch ein bis zwei Dinge, die ich bestimmt gerne mit ihnen besprochen hätte, aber dafür fehlte mir schlichtweg der Mut.
„Ich weiß.“ seufzte ich, während ich an die übrigen Dinge dachte, die mich beschäftigten.
„Achja wir sind morgen übrigens erst spät zu Hause, aber du kommst ja alleine klar oder?“ fragte meine Mutter plötzlich. Vermutlich hatte sie mein Seufzen eher als genervte Reaktion wahrgenommen, was mir weitere Fragen in Richtung Redebedarf ersparten.
„Mama ich bin kein kleines Kind mehr! Außerdem plant Jen mich sowieso schon wieder für alles mögliche ein, ich bin vermutlich auch nicht zu Hause.“ protestierte ich. Meine Eltern schauten sich kurz an und mussten ein wenig grinsen. Was war das für eine Reaktion von den beiden? Ich fühlte mich irgendwie nicht wohl bei dieser Reaktion.
„Ähm ja…klar Kathi, so war das nicht gemeint.“ versuchte meine Mutter die Wogen zu glätten.
„Ich glaube ich lege mich wieder hin. Ich bin platt. Wir sehen uns morgen.“ sagte ich und verließ wieder die Küche. Tatsächlich dauerte es nicht lange und ich schlief wieder ein.
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„Ich sehe immer noch keinen Grund für eine nächtliche Flucht Kathi.“ merkte Sarah an.
„Wenn ich auch mal ohne Unterbrechungen weiter erzählen könnte, dann wird dir bald klar wo das Problem liegt.“ beschwerte ich mich über die Unterbrechung.
„Ja schon gut, erzähl weiter.“ sagte Sarah.
Ich wollte gerade wieder loslegen als die Klingel erneut einen Besucher ankündigte und damit die nächste Unterbrechung anstand. Das musste meine Mutter sein. Ich stieß einen lauten Seufzer aus. Ich hatte überhaupt keine Lust auf Diskussionen. Wie vermutet, kam Helen keine zwei Minuten später mit meiner Mutter ins Wohnzimmer. Meine Mutter ließ es sich nicht nehmen ohne jegliche Begrüßung zu mir eilen und sich vor mich zu knien.
„Was machst du denn bitte für Sachen?“ fragte sie mehr besorgt als wütend.
„Ich wollte einfach weg.“ sagte ich traurig und trotzig zugleich.
„Nur wegen dem Umzug? Wir sind davon ausgegangen, dass du zu Jen rüber bist, aber als wir da nachgefragt haben, bist du da nicht angekommen. Wie siehst du aus? Ist dir irgendwas passiert?“ fragte meine Mutter weiter. Ich merkte, dass sie sich wirklich Sorgen machte.
„Ich bin gegen eine Laterne gelaufen und gefallen. Ich wurde nicht überfallen oder was auch immer du denkst.“ antwortete ich frustriert.
„Und warum das alles?“ fragte meine Mutter nochmals.
„Na…wegen…dem Umzug.“ sagte ich unsicher und hoffte meine Mutter würde nicht weiter nachfragen. Ich erzählte zwar gerade die Vorgeschichte zu dem eigentlichen Grund, aber ich hätte es vermutlich bei meiner Erzählung auch bei dem Umzug als Grund belassen oder mir einen entsprechenden Grund ausgedacht, also musste meine Mutter auch mit dem Grund leben.
„Ach Kathi. Ich weiß, dass das total doof ist, aber es geht nicht anders.“ rechtfertigte meine Mutter den Umzug.
„Jaja ich weiß.“ entgegnete ich kleinlaut.
„Wir sprechen zu Hause nochmal darüber. Ach Helen wo ich schon mal hier bin. Ich brauche da noch einen Rat in einer ganz anderen Sache. Können wir einen Moment in der Küche unter vier Augen sprechen?“ fragte meine Mutter an Helen gerichtet.
„Sicher. Komm mit ich mach uns einen Kaffee. Lass die drei noch eine Weile mit einander reden.“ antwortete Helen und verließ mit meiner Mutter den Raum.
Einen Moment lang schwiegen alle, bis Jona die Stille unterbrach: „Umzug?“ fragte er.
„Ja da wollte ich gerade von erzählen.“ setzte ich meine Erzählung fort.
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Ferien waren etwas tolles. Also wenn man mal die schlechte Urlaubsplanung wegnahm, konnte ich so ziemlich jeden Tag außerhalb des Urlaubs irgendetwas mit Jen unternehmen und das auch noch völlig frei von dem belastenden Schulalltag. Die letzten Monate hatte ich sie wirklich extrem in Anspruch genommen. Ich hatte mich bei ihr ausgeheult, ausgekotzt, einfach alles. Sie war definitiv ein wenig zu kurz gekommen und war mehr für mich da gewesen als ich für sie, aber da war noch mehr, aber im Moment schob ich das beiseite. Das würde ich später klären. Ich wachte vergleichsweise früh am Morgen des ersten Ferientages auf und schnappte mir sofort mein Handy und schrieb Jen ob sie Lust hätte in die Stadt shoppen zu gehen oder irgendwas anderes tolles zu machen. Die Antwort erfolgte schnell: Klar doch.
Ich frühstückte ausnahmsweise ausgiebig und machte mich anschließend auf den Weg zu Jen nach Hause. Jen wohnte ein paar Straßen entfernt und der Weg dauerte etwa zwanzig Minuten, eigentlich keine wirklich lange Strecke. Wie oft war ich diese Strecke wütend und frustriert entlang marschiert, wenn ich mich wieder mit meinen Eltern in die Haare gekriegt hatte. Ich konnte die Anzahl der Male nicht zählen, nicht mal schätzen, es war oft gewesen, eigentlich zu oft. Warum hatte ich mir den Scheiß überhaupt angetan, wenn es am Ende gar nicht wirklich den Triumph gegeben hatte, den ich mir erhofft hatte.
Ziemlich gedankenverloren erreichte ich Jens zu Hause. Jen war die mittlere von drei Geschwistern, während ich Einzelkind war. Irgendwo wäre es bestimmt schön gewesen Geschwister zu haben, aber ohne kam ich tatsächlich auch gut zurecht. Außerdem wenn ich jetzt urplötzlich noch einen Bruder oder eine Schwester kriegen würde, dann wäre das wohl auch alles andere als spaßig. Bis ich etwas mit ihm oder ihr anstellen konnte, wäre ich wahrscheinlich längst mit der Schule fertig und ausgezogen, also machte ich mir über Geschwister keine Illusionen mehr. Jens ältere Schwester Anna hatte ihr Studium vor kurzem abgeschlossen und war endgültig von zu Hause ausgezogen und Jens jüngere Schwester Marie würde nach den Sommerferien auf die gleiche Schule gehen wie Jen und ich. Ich hatte gemerkt wie sehr Marie sich darüber gefreut hatte ihre Schwester in der Nähe zu haben. Die Kleine war verdammt schüchtern oder besser gesagt brauchte sie einfach eine Weile um mit neuen Menschen in ihrer Umgebung warm zu werden. Irgendwo war ich für sie schon fast so etwas wie eine Schwester, was natürlich auch daran lag, dass ich die letzten Monate gefühlt ständig bei Jen gewesen war. Leider war der Anlass eher weniger schön gewesen. Hauptsächlich ging es darum, dass Jen mir eine seelische Stütze sein und einfach für mich da sein sollte. Das schönste war eigentlich immer der Moment, wenn Jen mich einfach nur noch in den Arm genommen und getröstet hatte. Das waren die Momente, die ich zwischen all dem Stress genossen hatte. Ich merkte, dass mein Herz auf einmal wieder anfing schneller zu schlagen. Verdammt nochmal warum denn jetzt? Fragte ich mich selbst obwohl ich die Antwort kannte.
Ich wollte gerade klingeln als die Haustüre urplötzlich aufgerissen wurde. Marie wollte gerade raus rennen, sah mich aber noch rechtzeitig. Auch wenn ich im ersten Moment einen Schreck eingejagt bekommen hatte, fasste ich mich vergleichsweise schnell wieder.
„Hi Kathi. Willst du zu Jen oder willst du mit mir spielen kommen?“ fragte Marie frech.
„Na Kleine. Ne ich will tatsächlich zu deiner Schwester. Wir wollen in die Stadt Shoppen gehen.“ begrüßte ich Jens Schwester.
„Einkaufen ist total doof. Ich muss immer mit zum Einkaufen, wenn Mama einkaufen geht und Jen nicht da ist. Ich weiß nicht warum ihr das freiwillig macht. Der Spielplatz ist viel toller.“ erklärte Marie. Ich musste lachen, hätte man mich in Maries Alter zum Einkaufen befragt hätte ich wahrscheinlich das gleiche gesagt. Ich vermutete, dass es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit war bis Marie ebenfalls alle möglichen Geschäfte unsicher machen würde.
„Weißt du, da hast du gar nicht mal so unrecht. Ich war letztes Jahr mit meiner Cousine auch nach langem nochmal auf dem Spielplatz. Hat wirklich Spaß gemacht.“ berichtete ich von meinem Besuch bei Sarah im vergangenen Jahr. Es war wirklich interessant. Ein wenig peinlich vor Jona, wenn ich darüber nachdachte, aber immerhin war das nicht meine sondern Sarahs Idee, aber ich hatte mich dazu bereit erklärt mitzukommen und fand die Idee sogar ziemlich gut. Jona schien zwar nicht begeistert darüber gewesen zu sein, aber war trotzdem mitgekommen. Wenn ich den Jona von damals und von vor knapp zwei oder drei Wochen einmal neben einander betrachtete, dann kam er mir wie zwei vollkommen unterschiedliche Menschen vor. Das einzige was sich nicht verändert hatte war seine Ausstrahlung. Ich weiß nicht warum, aber er hatte eine ziemlich einzigartig Wirkung auf mich. Also nicht, dass ich mich in ihn verliebt hätte oder so, inzwischen war er sowieso mit Sarah zusammen, nein er war einfach diese Art von Mensch zu denen man geht, wenn es einem schlecht geht, einfach nur damit sie einem zuhören und einen aufbauen. Gut vor etwa einem Jahr war das noch nicht so stark ausgeprägt, aber es war trotzdem vorhanden.
„Wie alt ist denn deine Cousine?“ fragte Marie neugierig und riss mich aus meinen Gedanken.
„Siebzehn, seit gut einem Monat.“ antwortete ich lachend.
„Dann könnt ihr ja heute auch mit kommen anstatt Shoppen zu gehen.“ merkte Marie an. Die Kleine war echt clever, dass musste ich schon feststellen.
„Grundsätzlich ja, aber ich brauche ein bisschen Zeit mit deiner Schwester. Ohne groß zu tollen und zu toben.“ versuchte ich mich raus zu reden. Klar auf dem Spielplatz rumhängen hatte seinen Charme und war durchaus lustig und gar nicht mal so schlecht, aber heute war ich doch eher in Shoppinglaune.
„Naja wenn du meinst. Wenn du es dir anders überlegst, dann weißt du wo der Spielplatz ist. Ich muss los, meine Freunde warten. Jen ist in ihrem Zimmer. Bis dann.“ verabschiedete sich Marie von mir und eilte davon. Ich verfolgte sie noch eine Weile mit mein Augen, bis sie hinter der hohen Hecke am Rande des Grundstücks verschwand. Ich schob die halboffene Haustüre beiseite und betrat das Haus. Jens Zimmer lag im ersten Stockwerk, das Erdgeschoss wirkte wie leergefegt.
„JEN ICH BIN DA, MARIE HAT MICH REIN GELASSEN.“ rief ich die Treppe hinauf.
„OK ICH BIN GLEICH SOWEIT, WARTE EINFACH IN DER KÜCHE.“ erhielt ich als Antwort.
Ich schloss die Haustüre und betrat die Küche, die rechts vom Flur abging. Die Küche war leer, die ganze Familie war wohl ausgeflogen. Möglicherweise waren Jens Eltern arbeiten und hatten noch keinen Urlaub. Meine Eltern hatten auch noch keinen Urlaub, sondern würden auch erst in der nächsten Woche Urlaub haben. Auf der Spüle standen die Reste vom Frühstück. Ich nahm mir eine der Tassen, die auf dem Kaffeevollautomaten standen, stelle sie in eben jenen und drückte auf die Taste für Kaffee. Jen brauchte gefühlt immer ewig bis sie fertig war. Also war definitiv noch genügend Zeit für einen Kaffee. Der Kaffeevollautomat begann mit dem Zermahlen der Bohnen. Es war ein unangenehmes Geräusch, aber für eine Tasse Kaffee war mir der Krach dann doch genehm. Wenige Augenblicke später hatte ich auch schon meine Belohnung in der Hand und setzte mich an den Tisch und nippte ein paar mal an meiner Tasse. Ich kramte mein Handy hervor und schaute was sich alles neues in meinen Social Media Accounts getan hatte. Mit Ernüchterung musste ich feststellen, dass anscheinend alle möglichen Leute im Urlaub waren und gerade nur ihre Urlaubsbilder hochluden. Überall waren sonnige Strände und massig Partylaune zu erkennen und was lag vor mir? Ein öder Urlaub an der verdammten Nordsee, wie jedes Jahr. Ich hatte zwar protestiert als meine Eltern wieder einmal dieses inzwischen von mir verhasste Urlaubsziel verkündet hatten, aber ich war auf Granit gestoßen, auch mein Vorschlag sich Jens Familie anzuschließen und mit Jen in Urlaub zu fahren, wurde abgelehnt, blöderweise aufgrund von meinen Noten. Es gab zwar jetzt einen Grund das zu ändern, aber wie ich erfahren hatte, war kein Platz mehr in der Ferienwohnung von Jens Familie, da sich sehr spontan Anna dazu entschieden hatte mit ihrer Familie zu verreisen. Zu doof aber auch, jetzt würden meine Eltern zustimmen, aber es würde trotzdem nicht klappen. Hätte ich mich früher mal angestrengt, wäre mir diese Misere erspart geblieben oder wahrscheinlicher erspart geblieben. Irgendwo gönnte ich natürlich auch Anna den Urlaub mit ihren Geschwistern. Es war wahrscheinlich für alle noch etwas gewöhnungsbedürftig, dass Anna jetzt ausgezogen war. Wenn ich mich richtig erinnerte, hatte Jen ein paar Mal erwähnt, dass sie Anna sogar vermissen würde, auch wenn die beiden sich ziemlich oft gestritten hatten, schienen sie doch aneinander zu hängen. War wohl bei Geschwistern so üblich. Ich scrollte weiter durch meinen Facebook-Account. Einer meiner Klassenkameraden, ein Schönling, den ich auf den Tod nicht ausstehen konnte und der von allen Mädchen in meiner Klasse immer nur angehimmelt wurde, war anscheinend noch nicht verreist, sondern prahlte mit einem bevorstehenden Date, das wohl in Kürze stattfinden würde. Bestimmt schon wieder eine dumme Pute, die auf Justus reinfällt, dachte ich mir. Ich wollte meine Gedanken nicht weiter mit diesem Trottel beschäftigen. Glücklicherweise waren auch schon schnelle Schritte auf der Treppe zu hören und kurz drauf öffnete sich die Türe zur Küche.
„Ich hab mich echt beeilt.“ begrüßte Jen mich.
„Ich bin beeindruckt, dann lass uns mal aufbrechen.“ entgegnete ich stolz und trank den Rest des Kaffees aus.
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„Also bist du wegen dem Urlaub von zu Hause weg?“ unterbrach Sarah wieder die Erzählung.
„Eigentlich nicht. Du brauchst halt auch die Vorgeschichte um das zu verstehen.“ merkte ich genervt an.
„Ja schon gut, aber ich habe das Gefühl du kommst vom Hölzchen aufs Stöckchen.“ beschwerte sich Sarah.
„Ich dachte ihr wolltet hören warum ich mitten in der Nacht hier auftauche. Ist nicht so einfach das alles zu erzählen nur damit du das weißt.“ schrie ich Sarah an. Eigentlich war die Vorgeschichte nur halb wichtig, eigentlich waren die jüngsten Ereignisse die wirklich wichtigen, aber es war einfacher gerade über das Zeugnis und alles andere zu sprechen als über die wirklich ernsthaften Probleme. Irgendwo hatte ich die Hoffnung, dass ich es aufgrund der Erzählung vielleicht irgendwie schaffte, die wirklichen Probleme anzusprechen, auch wenn ich noch gar nicht wusste ob ich das wollte. Spätestens zu Hause würden sie bestimmt auf den Tisch kommen.
„Kathi ganz ruhig. Sarah meint das nicht so. Du musst verstehen, wir sind beide schon was länger wach, wir hatten heute den letzten Schultag.“ beschwichtige Jona mich.
„Tut mir leid Kathi, das war echt nicht so gemeint. Darf ich noch was fragen bevor du weiter erzählst. Ihr zieht also um. Ich hoffe nicht weiter weg?“ fragte Sarah traurig.
„Ja leider. Wird ganz schön scheiße ohne Jen. Sie wird mir verdammt fehlen.“ merkte ich traurig an. Das war eines der Hauptprobleme, meine seelische Stütze wurde mir mal ebenso weggezogen ohne mich auch nur mal zu fragen.
„Ich kann das verstehen Kathi. Ich hab auch einen unschönen Umzug hinter mir. Aber du wirst bestimmt Anschluss finden. Du bist nett und sympathisch, das wird sich alles geben und Jen kannst du bestimmt auch irgendwann wieder besuchen.“ versuchte Jona mich aufzuheitern.
„Ja klar, aber…ach…ist auch egal.“ entgegnete ich.
„Jetzt wissen wir immer noch nicht wohin ihr zieht.“ erwiderte Sarah.
„Ja schon klar. Wir ziehen in den Pfingstrosenweg 15, hier in der Stadt. Ihr dürft also ein bisschen öfter mit meinem Besuch hier rechnen.“ erklärte ich mit einem schwachen Lächeln.
„Hey das ist doch voll cool Kathi. Du lernst einfach meine Freunde kennen und dann hast du gleich eine coole Truppe. Sandra und Svenja werden sich bestimmt freuen noch wen dabei zu haben.“ freute sich Sarah.
„Ja wird bestimmt voll cool.“ gab ich betrübt zurück. Ich erinnerte mich glaube ich grob an die beiden von der Party, sie wirkten zwar sympathisch, aber die beiden waren bestimmt kein Vergleich zu Jen. Niemand würde Jen je ersetzen können, da war ich mir ziemlich sicher. Ich merkte schon wieder ein Pochen. Ich wollte gerade mit meiner Erzählung weiter machen, als ich erneut unterbrochen wurde, dieses Mal jedoch von meiner Mutter. Ich hätte mich ja gerne beschwert, aber ich wollte ungern in diesem Moment auf Konfrontation gehen. Ich hatte den Bogen bestimmt schon mehr als überspannt.
„Danke für deinen Rat in der Sache Helen. Ich werde das so versuchen. Kathi komm wir fahren nach Hause.“ forderte sie mich auf.
„Ich hab aber noch gar nicht alles erzählt Mama.“ meldete ich mich zu Wort und hoffte zumindest noch einen Moment Zeit zu haben um ein wenig etwas zu erzählen und selbst wenn es irgendwelche Belanglosigkeiten gewesen wären, es hätte immerhin das Gespräch mit meinen Eltern hinausgezögert, dass auf mich wartete.
„Abmarsch. Du musst das sowieso zu Hause nochmal erzählen.“ entgegnete meine Mutter freundlich, aber dennoch mit einem gewissen Nachdruck, der mich innerlich nervös machte.
„Tja tut mir leid ihr beiden, ich erzähle euch die Geschichte ein anderes Mal. Ich sollte mein Glück wohl gerade nicht überstrapazieren und verabschiede mich jetzt mal.“ sagte ich und stand auf, weit kam ich aber nicht, denn schon nach einem kleinen Schritt wurde ich gleich von zwei Leuten in den Arm genommen.
„Machs gut. Wir sehen uns ja bald wieder, dann erzählst du den Rest in Ordnung?“ schlug Sarah vor.
„Klar mach ich.“ sagte ich mit einem müden Lächeln und befreite mich aus der Umarmung der beiden. Wenigstens fühlte ich mich in dem Moment ein wenig besser, auch wenn ich gerade mal die Spitze des gefühlten Eisbergs an Problemen angekratzt hatte.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Wieder ein Toller Teil von dir, Vielen Dank
ich finde bis jetzt irgendwie keine Logik in der Geschichte
im Moment ist es für mich eine Erzählung ohne Aktionen, die ich irgendwie vermisse.
über Jen wird erzählt, aber woher kennt Kati Jen u.s.w. hätte man in einen Kapitel erzählen können.
Jen ist Kathis beste Freundin. Logischerweise kennen sich die beiden schon länger, also sind das Ereignisse, die vor der Geschichte gespielt haben. Ihre erste Begegnung wird irgendwann tatsächlich erwähnt, aber ich denke es ist auch klar, dass Jen für den weiteren Verlauf erst mal weniger relevant sein wird, denn wie Kathi ja bereits berichtet hat, zieht sie um, damit ist die Freundschaft zu Jen natürlich auch ein wenig schwieriger.
Also ich ahne da ja so etwas, aber vielleicht täusche ich mich auch nur…
Auf jeden Fall super wie immer!