Kleine Maus mit großen Herz (24)
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Kapitel 24: Weitreichende Entscheidung
Ich schlug die Autotüre nach dem Einsteigen schnell zu und schaute zu meinem Vater, der schon auf meine Rückkehr gewartet hatte.
„Und wie geht es Meike?“ fragte er.
„Vermutlich grauenhaft. Ich konnte halbwegs normal mit ihr sprechen.“ antwortete ich ihm.
„Wird vermutlich noch ein wenig dauern bis sie wieder halbwegs die Alte ist, falls das überhaupt wieder so sein wird.“ merkte mein Vater an. Ich wusste was er damit sagen wollte, aber ich wollte nicht daran denken, dass Meike nicht mehr die Alte werden könnte.
„Sie schafft das schon, ganz sicher.“ entgegnete ich trotzig.
„Bestimmt. Hast du ihr von deinem Plan erzählt?“ fragte er mich weiter.
„Hab ich. Ihren Segen haben wir. Ihr könnt also anfangen. Wie läuft das eigentlich? Muss sie dann erst mal weg, wenn sie aus dem Krankenhaus kommt?“ entgegnete ich. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht und irgendwie kam mir das falsch vor.
„Möglicherweise, aber wir werden natürlich versuchen das irgendwie zu verhindern. Ich kann nicht abschätzen wie lange Meike noch im Krankenhaus bleiben wird. Ich kann mir vorstellen, dass sie Meike noch ein paar Tage zur Beobachtung da behalten werden, alleine schon, weil bestimmt noch ein Psychologe hinzugezogen wird. Würde ich zumindest mal vermuten.“ stellte mein Vater fest.
„Es bringt nicht wirklich viel, wenn Meike erst irgendwohin kommt und dann erst zu uns.“ merkte ich an.
„Wie gesagt, wir versuchen das zu verhindern, aber ich kann nicht versprechen, dass das funktioniert. Ich klemme mich zu Hause direkt ans Telefon und telefoniere mit allen möglichen Behörden.“ entgegnete mein Vater.
„Kümmerst du dich auch darum, dass wir Meikes Sachen zu uns bekommen?“ fragte ich.
„Das könnte schwieriger werden. Wir fahren jetzt erst mal nach Hause und dann telefoniere ich ein wenig, möglicherweise kann ich da was machen.“ erklärte mein Vater und startete den Motor des Autos.
————————————————————————————————————————
Das Herumsitzen in meinem Zimmer machte mich mürbe. Mein Vater hatte sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen und meine Mutter war zu meiner Tante gefahren. Beide versuchten gerade gefühlt Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen um Meike irgendwie zu uns zu holen. Und ich? Ich, diejenige, die die Idee gehabt hatte? Ich wurde zu Untätigkeit verdammt. Selbst mein Versuch mich in meine kleine Welt zu flüchten, hatten heute keinen Erfolg gebracht mich besser zu fühlen. Möglicherweise fehlte dann doch der Hase, aber der war bei Meike im Moment besser aufgehoben, ganz bestimmt. Ich hatte immerhin noch meine kleine Welt, die sonst immer half. Nur weil es bislang immer funktioniert hatte, musste es ja nicht tatsächlich immer funktionieren. Ich nuckelte nachdenklich an meinem Schnuller. Hatte ich wirklich genug getan um zu helfen? Konnte ich noch mehr tun? Ich konnte doch nicht nur dumm rum sitzen und nichts tun. Mein Handy gab einen Laut von sich und riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute verwundert auf mein Handy. Ein Nachricht von Meike war auf meinem Display aufgetaucht. Mir war gar nicht klar, dass sie ihr Handy hatte.
Hi Kathi. Danke, danke und nochmals danke, einfach für alles. Ich musste das erst mal sacken lassen. Ich bin immer noch aufgewühlt von deinem Besuch.
Hi Meike, vollkommen klar, dass du aufgewühlt bist, ich hoffe ich habe dich nicht überfordert mit meinem Vorschlag?
Nein gar nicht, das war so ein bisschen das Licht am Ende des Tunnels was man sich immer erhofft. Habt ihr schon angefangen alles in die Wege zu leiten?
Meine Eltern sind dran, keine Ahnung was die gerade veranstalten. Mein Vater telefoniert seit Stunden und meine Mutter ist zu meiner Tante gefahren. Meine Tante ist Anwältin. Wahrscheinlich holt meine Mutter sich noch Informationen ein oder so. Und ich sitze nur in meinem Zimmer und kann nichts machen. Ich komme mir so nutzlos vor.
Du bist alles aber nicht nutzlos. Du hast das alles doch ins Rollen gebracht. Die beiden machen das doch nur, wegen deiner Idee. Ich glaube ich kenne niemanden, der so schnell auf so eine Idee gekommen wäre. Soll ich dir etwas sagen, wenn ich mir eine Schwester aussuchen könnte, dann würdest du für mich ganz oben auf der Liste stehen.
Ich schluckte. Diese Aussage ging mir ziemlich nah und rührte mich.
Vielleicht kommt es ja noch dazu. Wir geben unser bestes um das in die Wege zu leiten. Mach dir darüber erst mal keine Gedanken. Du erholst dich erst mal, das ist das wichtigste.
Ich versuche es. Tust du mir bitte einen Gefallen?
Alles was du möchtest.
Halt mich bitte auf dem Laufenden.
Natürlich. Soll ich morgen nach der Schule nochmal vorbei kommen?
Besser nicht, morgen hat sich die Polizei angekündigt. Danach bin ich bestimmt dermaßen durch, dass dein Besuch nichts bringt.
Ich komme auch vorbei, wenn es dir nicht gut geht. Gerade dann kannst du doch ein bisschen Unterstützung gebrauchen.
Danke, ich denke drüber nach, in Ordnung?
Mach das.
Ich legte mein Handy wieder beiseite und setzte mich auf die Bettkante. Ich schaute nach draußen. Es wurde langsam dunkel. Allzu spät war es noch nicht. Das Wetter war ähnlich wie an meinem ersten Schultag, dem Tag an dem ich Meike kennengelernt hatte. Ein Klopfen an meiner Türe ließ meinen Blick vom Fenster in Richtung der Türe wandern. Die Türe öffnete sich langsam und mein Vater betrat mein Zimmer. Er sah ziemlich gestresst aus.
„Na kleine Maus.“ begrüßte er mich müde. Ich nahm meinen Schnuller aus dem Mund und legte ihn neben das Handy.
„Hi.“ gab ich leise zurück, während er sich langsam auf mein Bett zu bewegte und sich neben mich setzte.
„Ich habe ein paar Telefonate geführt.“ setzte er an, wirklich begeistert wirkte er nicht.
„Klingt nicht gut.“ gab ich deprimiert zurück.
„Naja das würde ich nicht sagen, aber es ist eine Mammutaufgabe einen Vorgang von Monaten oder Jahren in Tagen oder sogar Stunden umzusetzen.“ erklärte mir mein Vater.
„Klingt ein bisschen so wie das was ich mit der Schule gemacht habe nur irgendwie noch schwieriger.“ verglich ich betrübt den Bericht meines Vaters mit meinen eigenen Erlebnissen.
„Gar kein so schlechter Vergleich, aber tatsächlich ist es schwieriger und viel schlimmer du hast mit Behörden zu tun, da ist die Schule vermutlich wie ein Waldspaziergang.“ bestätigte mein Vater.
„Also gibt es keine guten Neuigkeiten?“ fragte ich niedergeschlagen.
„Das habe ich nicht gesagt. Wir werden das nicht von heute auf morgen gelöst bekommen, aber ich denke wir machen Fortschritte. Also ich habe jetzt sehr lange mit dem Jugendamt telefoniert, die sind dafür zuständig zu entscheiden was weiter mit Meike passiert. Andere Verwandte gibt es wohl nicht bei denen sie unterkommen kann, zumindest sind laut den aktuellen Akten des Jugendamtes keine vorhanden, damit heißt es entweder sie kommt in eine Pflegefamilie oder ins Heim.“ erklärte mein Vater.
„Das ist auch Meikes Befürchtung, dass genau das passiert. Du hast hoffentlich gesagt, dass wir sie aufnehmen würden.“ warf ich sofort ein.
„Natürlich habe ich gesagt, dass wir Meike sofort hier aufnehmen würden. Ich glaube die Idee fand die Dame vom Jugendamt gar nicht so schlecht, alleine schon, weil du und Meike befreundet seid. Sie hatte aber ein wenig Bedenken, weil das alles jetzt sehr spontan ist. Das dauert normalerweise ein wenig länger bis man irgendwen als Pflegekind aufnehmen kann. Sie möchte sich trotzdem morgen unser zu Hause anschauen und dann entscheiden ob Meike zumindest vorläufig bei uns unterkommen kann.“ berichtete mein Vater.
„Das sind doch eigentlich total gute Neuigkeiten.“ freute ich mich.
„Ja das sind gute Neuigkeiten. Wie gesagt wir reden gerade noch von einer vorübergehenden Lösung. Ich habe natürlich auch das mit der Adoption angebracht, aber dazu hat sich die Dame vom Jugendamt noch nicht geäußert. Aber immerhin sind wir einen Schritt weiter und alles weitere wird sich dann zeigen.“ stellte mein Vater klar.
„Und was ist mit Meikes Sachen? Kriegen wir die irgendwie hier hin?“ fragte ich.
„Das wird wie vermutet ein bisschen schwieriger. Die Polizei lässt aktuell niemanden ins Haus, auch nicht in Meikes Zimmer. Wir müssen erst mal ein paar neue Möbel kaufen. Muss ja nichts außergewöhnliches sein. Sobald Meikes Zimmer wieder zugänglich ist und sie immer noch hier ist, können wir die Sachen austauschen.“ antwortete mein Vater ernst. Ziemlich blöd, dass Meikes Sachen nicht zugänglich waren. Es würde ihr die Situation bestimmt ein wenig einfacher gestalten.
„Ihr kümmert euch aber darum oder?“ fragte ich besorgt. Ich wollte es jetzt nicht an ein paar Möbeln scheitern lassen.
„Machen wir. Sobald wir den Termin mit der Frau vom Jugendamt hatten, jetzt auf Verdacht Möbel zu kaufen, bringt nicht viel. Morgen wissen wir mehr und leiten alles weitere in die Wege, wenn das geklappt hat. Versprochen.“ versicherte mir mein Vater gelassen.
„Kann ich bei dem Termin dabei sein?“ fragte ich unsicher. Eigentlich sollte ich morgen wieder in die Schule, zumindest hatte ich das so verstanden, aber möglicherweise gönnten mir meine Eltern noch einen weiteren Tag als Auszeit.
„Wir halten das tatsächlich für sinnvoll, auch wenn du eigentlich in die Schule solltest. Wenn die Dame vom Jugendamt fragt, dann fühlst du dich einfach nicht besonders, verstanden? Sie muss ja nicht wissen, dass wir dich länger als notwendig nicht in die Schule schicken. Nicht, dass uns das noch negativ ausgelegt wird. Außerdem können wir auf einen erneuten garstigen Teenager gerne verzichten.“ entgegnete mein Vater.
„Danke. Ich glaube ich versuche jetzt noch ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Die letzten beiden Tage waren sehr aufwühlend.“ erklärte ich.
„Das glaube ich dir. Ich muss dir übrigens ein ganz großes Lob aussprechen. Deine Idee mit Meike das ist ziemlich lieb von dir, du kannst wirklich stolz auf dich sein, dass du dich so für sie einsetzt. Ich glaube du hättest auch eine verdammt gute große Schwester abgegeben.“ lobte mich mein Vater und stand auf. Ich schaute ihm nach während er zur Türe ging.
„Papa?“ fragte ich leise.
„Ja kleine Maus.“ entgegnete er während er sich umdrehte.
„Danke, für alles.“ sagte ich mit Tränen in den Augen.
Natürlich konnte ich nicht sofort schlafen sondern musste mir direkt mein Handy schnappen und Meike die Neuigkeiten berichten.
Gibt Neuigkeiten! Morgen kommt das Jugendamt bei uns vorbei um zu schauen ob du hier bleiben kannst.
Damit hätte ich so schnell nicht gerechnet.
Ich glaube mein Vater hat ziemlich Druck gemacht. Muss ziemlich anstrengend gewesen sein, der sah ziemlich fertig aus. Bringt ja auch nichts, wenn man dich erst irgendwo anders hin steckt und dann zu uns bringt.
Nicht gerade aufbauend die Vorstellung.
Kommt schon nicht dazu. Wenn die dich irgendwo anders unterbringen wollten, würden die nicht so kurzfristig hier aufschlagen. Ich sehe das eher positiv.
Ich hoffe das wird morgen kein Reinfall.
Ach bestimmt nicht, wir kriegen das schon hin.
Hoffentlich. Wenn du was neues hörst meld dich bitte.
Klar, kannst du Gift drauf nehmen.
Ich legte mein Handy wieder beiseite und nahm mir meinen Schnuller, den ich neben mein Handy gelegt hatte. Ich steckte ihn in meinen Mund, was aber nur bedingt half. Ich fischte nach meinem Hasen, fand ihn aber nicht. Ich wollte schon panisch anfangen nach ihm zu suchen als mir wieder einfiel, dass ich ihn Meike gegeben hatte. Sie hatte ihn gerade nötiger als ich definitiv. Ich machte ein wenig traurig die Augen zu und versuchte irgendwie bei der ganzen Aufregung zur Ruhe zu kommen.
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Es war noch dunkel als ich vom prasselnden Regen geweckt wurde, der gegen mein Fenster geweht wurde. Es war gerade mal 5:00, aber ich war gefühlt hellwach. Eigentlich war ich nie begeistert so früh am Morgen wach zu sein, aber meistens war ich nach dem Aufstehen auch ziemlich müde. Vermutlich war es die Aufregung, die mich hellwach sein ließ. Ich wusste nicht mal wann der Termin sein würde, aber bestimmt nicht in einer Stunde oder so. Wenn ich daran dachte wie ich gerade aussah war es vermutlich sogar besser, dass ich Zeit hatte um mich umzuziehen. Ich glaube die Dame vom Jugendamt wäre alles, aber nicht begeistert mich in meinem derzeitigen Outfit zu sehen. Einen Moment wollte ich aber noch die Illusion meiner kleinen Welt aufrecht erhalten. Ich konzentrierte mich ein wenig und merkte wieder die Wärme in meinem Schritt. Inzwischen funktionierte es ziemlich gut mit dem Einnässen im Liegen. Ein Gefühl von Wehmut erfasste mich plötzlich. Meine Möglichkeiten zum klein sein würden mit Meike im Haus ziemlich eingeschränkt werden, schon deprimierend. Ich musste das in der aktuellen Situation hinten anstellen. Meikes Wohlbefinden war mir gerade wichtiger als mein persönlicher Ausgleich. Ich würde einen anderen finden oder es einfach ein wenig zurückstellen oder wieder heimlich machen. Meike würde mir bestimmt nicht ständig auf der Pelle hängen, anfangs vielleicht, aber früher oder später würde ich auch wieder Zeit für mich haben. Außerdem wusste ich ja worauf ich mich einlassen würde. Meine Eltern hatten das bereits in dem Adoptionsgespräch gesagt. Auch wenn es ungewohnt sein würde bald möglicherweise nicht mehr meine alten Freiheiten zu haben, wusste ich, dass ich einfach das richtige tat. Das gab mir die Kraft das ganze eine Weile ohne meine kleine Welt auszuhalten. Ich stand auf und machte mich auf den Weg in die Küche. Schlaf würde ich sowieso nicht mehr finden, also konnte ich auch frühstücken gehen.
Ich hatte mir direkt eine ganze Kanne Kaffee gekocht. Auch wenn ich wach war, wollte ich sicher gehen, dass ich auch während des ganzen Termins mit dem Jugendamt wach war. Ich durfte nicht riskieren irgendetwas falsches zu sagen oder zu tun. Der Termin war einfach zu wichtig. Nicht nur für mich, vor allem für Meike. Sie verließ sich auf mich und ich wollte ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Was wäre ich für eine potenzielle Schwester, wenn sie sich nicht zu hundert Prozent auf mich verlassen konnte. Eine ziemlich miserable, ganz bestimmt. Ich dachte an die Worte meines Vaters. Ich hätte bestimmt eine gute große Schwester abgegeben. Lustigerweise war Meike die ältere von uns und ich damit eigentlich die kleine Schwester. Irgendwo war es ein wenig paradox, wenn man darüber nachdachte, aber ich glaube ich verstand was mein Vater mir mit seinen Worten gestern eigentlich sagen wollte.
Ich saß schon eine ganze Weile in der Küche als meine Eltern auch aufstanden. Ich konnte ihre Schritte im Flur hören und kurze Zeit später kam meine Mutter in die Küche.
„HÖR AUF ZU SUCHEN, KATHI IST IN DER KÜCHE!“ rief sie in den Flur.
„Morgen, musst ja nicht gleich das Haus zusammen schreien.“ begrüßte ich meine Mutter verwundert.
„Morgen kleine Maus. Entschuldige. Wir wollten dich wecken und du warst nicht da. Wir hatten irgendwie die Sorge, dass es dir alles wieder ein bisschen viel geworden ist…“ fing meine Mutter an zu erklären.
„Und ich wieder getürmt wäre? Ne ich bin einfach nur verdammt früh wach gewesen. Ihr müsst nicht gleich vom schlimmsten ausgehen. Außerdem wäre das schon ziemlich hinterhältig, wenn ich bei Meike erst Hoffnung wecke und dann einen Rückzieher mache.“ konterte ich.
„Stimmt wohl, aber man entscheidet manchmal ja nicht rational, auch wenn man es tun sollte. Du bist dir wirklich sicher, dass du das durchziehen willst?“ fragte meine Mutter. Wie konnte sie überhaupt daran zweifeln, dass ich das nicht durchziehen wollte. Ich hatte es mehr als einmal ziemlich klar zum Ausdruck gebracht und für mich war es jetzt definitiv zu spät um jetzt einen Rückzieher zu machen. Vermutlich könnte ich mir dann nie wieder in die Augen sehen und Meike erst recht nicht.
„Es bleibt dabei. Ich will das wirklich tun. Meike hat es nicht verdient irgendwohin abgeschoben zu werden. Ich verzichte lieber auf alle meine Freiheiten, die ich habe und helfe ihr damit irgendwie mit der Situation klar zu kommen.“ gab ich unmissverständlich zu verstehen.
„Du hast dich aber nicht in sie verguckt?“ fragte meine Mutter plötzlich.
„Nein ich mag sie einfach als Freundin. Sie hat eine aufbauende Art, ähnlich wie Jen sie hatte, aber ich bin nicht in sie verliebt.“ erklärte ich.
„Dann ist es umso löblicher, dass du das auf dich nimmst.“ gab meine Mutter zurück.
„Warum? Nur weil ich meiner Freundin helfen möchte?“ fragte ich verwundert.
„Nicht jeder würde das nur für seine Freundin tun.“ merkte meine Mutter an.
„Sarah hat das gleiche für Jona getan.“ konterte ich.
„Stimmt, aber Sarah hat es auch getan, weil sie damals schon in Jona verliebt war. Deshalb kam ich darauf.“ entgegnete meine Mutter, während sie sich eine Tasse Kaffee nahm und sich hinsetzte.
„Wusste ich noch gar nicht.“ meinte ich. Tatsächlich war mir das neu. Woher wusste meine Mutter das.
„Dachte ich mir. Deine Tante hat mir das erzählt als ich wegen Meike bei ihr war. Ihr kam das so bekannt vor.“ merkte meine Mutter an. Im gleichen Moment kam mein Vater zur Türe herein.
„Morgen kleine Maus. Du bist aber früh wach. Hast du überhaupt geschlafen?“ fragte er.
„Klar. Sogar vergleichsweise gut, war nur ein bisschen schwierig bei der Aufregung einzuschlafen.“ antwortete ich. Tatsächlich hatte ich noch eine ganze Weile wach gelegen und kein Auge zu getan. Ich glaube das letzte Mal auf die Uhr gesehen hatte ich um Mitternacht und da lag ich schon Stunden in meinem Bett ohne Schlaf zu finden.
„Schön.“ entgegnete er und nahm sich ebenfalls einen Kaffee und setzte sich neben meine Mutter. „Also ich unterbreche euer Gespräch nur ungern, aber wir sollten uns ein wenig über unseren Termin unterhalten.“ merkte er kritisch an.
„Da gibt es noch was zu klären?“ fragte ich verwundert.
„Nicht viel. Du schaust, dass du in deinem Zimmer noch ein bisschen für Ordnung sorgst. Also alles was was nach Baby aussieht sollte von der Bildfläche verschwinden.“ wies er mich an.
„Ich bin nicht blöd.“ beschwerte ich mich.
„Hab ich auch nicht behauptet. Vielleicht hast du in der Aufregung einfach nicht den Kopf um daran zu denken. Das war einfach nur eine nett gemeinte Erinnerung.“ erklärte er freundlich.
„Schon gut, klang irgendwie anders.“ meinte ich mit meinem gewohnt kindlich trotzigen Unterton.
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Wir saßen noch eine Weile in der Küche. Meine Eltern frühstückten und erklärten mir noch ein paar Dinge über den bevorstehenden Besuch, also zum Beispiel was ich am besten sagen oder nicht sagen sollte. Außerdem erfuhr ich auch endlich mal wann der Termin stattfand. Er sollte um 10:00 sein, es war also noch ein wenig Zeit bis dahin. Gegen 8:30 und einem langen Gespräch mit meinen Eltern machte ich mich auf den Weg nach oben um mich für den Termin vorzubereiten. Als erstes kümmerte ich mich um mein Zimmer. Viel musste ich nicht beiseite räumen, eigentlich nur meinen Schnuller. Der wanderte in den Nachttisch. Mein Bett machte ich ausnahmsweise auch. Ein paar auf dem Boden verteilte Wäschestücke wanderten in meinen Wäschekorb. Meinen Body würde ich in den Wäschekorb im Bad werfen, das hielt ich für sinnvoller als nur mit Windel bekleidet durch das Haus zu eilen. Ich schnappte mir ein paar von meinen Sachen aus dem Schrank und machte mich auf den Weg ins Bad, ich musste mich ein bisschen beeilen, meine Eltern mussten sich auch noch fertig machen. Auch wenn wir den Luxus von zwei Bädern hatten, konnte ich nicht stundenlang eines davon blockieren, zumindest nicht heute. Ich hörte unter der Dusche eigentlich immer Musik, das sparte ich mir heute, da ich möglichst schnell aus dem Bad raus wollte. Schminke sparte ich mir heute, eigentlich schminkte ich mich sowieso kaum, ich fand es immer furchtbar mich für den Alltag bis zum geht nicht mehr aufzubrezeln. Wenn ich daran dachte was Jen immer so mit sich veranstaltet hatte, konnte ich teilweise nur mit dem Kopf schütteln. Gut möglicherweise wollte sie Aufmerksamkeit bei irgendwelchen Typen erregen, ich fand ungeschminkt sah sie immer besser aus als mit Schminke. Es war seltsam, dass mir plötzlich Jen in den Sinn gekommen war. Dieses fiese Gefühl, das ich sonst immer verspürte ließ dieses Mal auf sich warten, irgendwie beruhigte mich das tatsächlich ein wenig. Möglicherweise waren gerade andere Dinge auch nur wichtiger als meine Gefühle für Jen. Mit noch nassen Haaren verließ ich das Bad und brachte meine benutzte Windel in den Müll. Meine Eltern waren gerade nicht in der Küche. Irgendwer war im unteren Bad und duschte. Ich schaute auf die Uhr. Die Dame vom Jugendamt würde in etwa einer halben Stunde da sein. Ich hielt es für eine gute Idee schon mal eine Kanne Kaffee zu kochen.
Die nächste halbe Stunde verging zäh wie Kaugummi. Meine Eltern waren inzwischen beide fertig und warteten mit mir in der Küche auf unseren Besuch. Man konnte die Nervosität von uns allen förmlich in der Luft spüren. Keiner von sagte etwas. Das Klingeln der Türe ließ uns alle aus unserer Schockstarre aufwachen.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Ich hatte verpasst Teil 23 zu Ende zu lesen, nachdem angefangen hatte. Sonit laß ich nun beide Teile nach einander. War etwas überrascht das auch Maike sich in den Kreis der bestraften Teenager ernreit, noch dazu auch auf diese Art! Danke, das Du Kathi auch soviel Courage verliehen hast! Bin schon auf den nächsten Teil gespannt, wie es weiter geht.
Ja manchmal bin ich ein bisschen gemein, aber irgendwo hat doch alles schlechte von mir auch was gutes oder nicht? Wenn man überlegt was ich Jona angetan habe…ich würde fast mal sagen, der hat noch mehr mitgemacht oder ähnliches…da darf man jetzt drüber streiten. Außerdem wer weiß welche „Hölle“ Meike so hinter sich lassen kann.
Du wirst es uns bestimmt in einer Rückblende irgendwann erzählen nehme ich an! Aber hast schon Recht, auf Regen folgt meistens immer Sonnenschein! Weiter so, is voll spannend.