Kleine Maus mit großen Herz (28)
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Kapitel 28: Unschöne Geschenke
Meike und ich klinkten uns erst mal aus dem Geschehen in der Küche aus. Man würde uns schon rufen, wenn das Essen fertig wäre. Ich merkte, dass Meike definitiv nicht mehr so angespannt wirkte wie bei meiner Ankunft. Ich musste mich teilweise ein wenig zurückhalten um nicht gleich irgendetwas falsches zu sagen, besonders als Meike die Windeln erwähnt hatte. Nur weil es mir gefiel, musste es nicht gleichzeitig toll für sie sein, nein es war wahrscheinlich mit das schlimmste, das man einer Siebzehnjährigen vorschlagen konnte, aber sie trug es tatsächlich mit Fassung. Zumindest wirkte es auf mich so. Ich konnte mir förmlich vorstellen wie meine Mutter sie nach und nach immer weiter bearbeitet hatte. Ich kannte das zur Genüge von meine Mutter. Das Einfühlungsvermögen meiner Mutter war schon erstaunlich und die Kunst Dinge aus Menschen herauszukitzeln war noch unglaublicher. Ich war vor nicht allzu langer Zeit an Meikes Stelle gewesen und hatte nach und nach alles ausgeplaudert, sogar das was ich eigentlich gar nicht sagen wollte.
„Und was machst du jetzt?“ fragte Meike mich, während sie schon an ihrer Zimmertüre stand.
„Hmmm…keine Ahnung. Hinlegen lohnt nicht wirklich. Was hast du denn so geplant?“ entgegnete ich neugierig.
„Naja wirklich viel machen kann ich ja nicht. Ich habe ja nicht wirklich was in meinem Zimmer. Ich hab die meiste Zeit irgendwie mit meinem Handy totgeschlagen, also zumindest dann, wenn ich nicht gerade einfach nur deprimiert im Bett gelegen habe und mir die Augen aus geheult habe oder mich mit deiner Mutter unterhalten habe.“ erklärte Meike.
„Klingt irgendwie deprimierend. Ich kann dir mein Tablet leihen, dann kannst du ein bisschen was Spielen oder Malen-nach-Zahlen machen, wenn du Ruhe haben willst. Ich mache ich manchmal zur Entspannung. Oder du schaust dir irgendwas auf Netflix an oder so. Ansonsten können wir auch ein paar Gesellschaftsspiele spielen. Entweder zu zweit oder mit meinen Eltern.“ schlug ich als Alternative vor.
„Hmmm…das mit dem Tablet klingt schon mal nach nem Plan.“ gab Meike ein wenig besser gelaunt zurück.
„Und wenn dir danach ist, kann ich bestimmt auch mit Sarah telefonieren und wir machen was mit ihren Freunden.“ kam mir als weitere Idee in den Kopf.
„Ich glaube ich will erst mal ankommen. Gib mir ein paar Tage um mich einzuleben, dann können wir da nochmal drüber reden. Nicht zu viel auf einmal.“ lehnte Meike freundlich, aber bestimmt ab.
„Sag mal Kathi. Darf ich dich noch was fragen?“ fragte Meike nach einer Weile.
„Klar.“ antwortete ich.
„Ich hab am Montag einen Termin bei Dr. Berger. Das ist der Psychologe. Ähm…würdest du vielleicht mitkommen? Du musst nicht mit rein in die Sitzung, aber du könntest im Wartezimmer auf mich warten. Aber nur wenn es keine Umstände macht.“ erklärte Meike.
„Wann ist denn der Termin?“ fragte ich.
„Ich meine um 14:30.“ antwortete Meike.
„Das wird mit dem Unterricht was knapp, aber sollte ich hinbekommen, notfalls muss ich ein bisschen rennen. Wann geht es für dich eigentlich wieder ein die Schule? Anscheinend noch nicht am Montag oder?“ entgegnete ich.
„Das mit der Schule naja entscheiden wir spontan. Ich habe zwar keine Bücher und nichts zum Schreiben, aber ich denke ich kann ein bisschen was bei dir abgreifen, wenn es Montag schon wieder los geht.“ erklärte Meike.
„Bist du denn wirklich schon wieder fit genug dafür?“ fragte ich unsicher.
„Ganz ehrlich keine Ahnung. Es ist ein auf und ab der Gefühle was ich die letzten Tage mitgemacht habe. Wie eine Achterbahnfahrt, die du eigentlich nicht machen willst. Ich glaube ich habe vieles irgendwo tief in mir verschlossen. Ich erinnere mich an den Tag tatsächlich nur noch lückenhaft, eine Art Selbstschutz oder so, keine Ahnung, hilft zumindest irgendwie durch den Tag zu kommen, aber ich sehe immer wieder Bilder vor meinem geistigen Augen, die mich fertig machen. Wenn die Bilder kommen, dann bist du am Tiefpunkt deiner Achterbahnfahrt angekommen und wartest dann darauf, dass es wieder nach oben geht um dann gefühlt noch schneller wieder nach unten zu fahren.“ antwortete Meike.
„Klingt verdammt anstrengend.“ gab ich mitfühlend zurück.
„Ist es tatsächlich auch. Ich bin froh, dass ich mir jetzt nicht noch Gedanken machen muss wie ich mit potenziellen Pflegeeltern klar kommen muss.“ erklärte Meike.
„Naja du musst mit meinen Eltern klar kommen.“ merkte ich an.
„Spätestens nach heute morgen ist das Klarkommen mit deiner Mutter das kleinste Problem. Mit deinem Vater hatte ich ja noch nicht so viel zu tun, da kann ich nicht so viel zu sagen, aber wenn ich bedenke wie du und deine Mutter drauf seid, dann schätze ich ihn einfach mal ähnlich ein, würde ich jetzt auch mal aus deinen Erzählungen schlussfolgern.“ konterte Meike.
„Der ist auch total nett, nur nicht ganz so emotional veranlagt wie meine Mutter.“ entgegnete ich in dem Moment öffnete sich gerade die Haustüre.
„Wenn man vom Teufel spricht oder wie war das noch?“ frage Meike.
„Definitiv.“ antwortete ich und fing an zu lachen, selbst Meike musste ein wenig lachen.
„Und was ist da oben so lustig?“ hörte ich meinen Vater von unten fragen. Ich schaute nach unten. Er stand etwas ratlos im Flur und konnte sich nicht erklären was uns so amüsierte.
„Wir haben gerade über dich gesprochen und du bist dann zur Türe rein gekommen.“ antwortete ich ihm.
„Ahja ich verstehe. Ich glaube ihr kommt jetzt auch besser mal runter. Ich glaube es gibt gleich Essen.“ rief er uns zu.
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Tatsächlich hatte mein Vater mit seiner Vermutung gar nicht so unrecht, denn als wir in die Küche kamen, wanderten gerade zwei Teller für Meike und mich auf den Tisch. Aus den Kartoffeln hatte meine Mutter anscheinend eine Art Auflauf oder Gratin gekocht. Roch auf jeden Fall lecker. Ich ging wie üblich zu meinem gewohnten Platz. Meike nahm sich den Platz neben mir.
„Und wie war euer Tag?“ fragte mein Vater uns beide gerichtet.
„Naja ging so.“ antwortete Meike leise und stocherte ein wenig verloren in ihren Kartoffeln herum. Meine Mutter setzte sich gerade mit ihrem Teller auch an den Tisch. Sie schaute einmal kurz zu Meike, dann zu meinem Vater.
„Meike, keine Sorge. Hagen weiß schon Bescheid was passiert ist. Er ist dir auch nicht böse.“ beruhigte meine Mutter sie. Meike nickte langsam. Die Arme kam sich gerade wohl ein wenig so vor wie auf dem Präsentierteller. Alleine die Vorstellung war alles andere als schön. Ich dachte gerade an das Gespräch mit meiner Mutter wegen Jen, den Windeln und allem anderen. Hätte das Gespräch wie geplant zeitgleich mit beiden stattgefunden, wäre ich wohl in einer ähnlichen Verfassung gewesen und hätte mich ähnlich scheiße gefühlt.
„Absolut nicht. Mach dir keine Gedanken. Wir versuchen dir da irgendwie zu helfen so gut es geht. Das gibt sich wieder, ganz bestimmt.“ bestätigte mein Vater. Mir war schon aufgefallen, dass er sich bei eher emotionalen Themen eher im Hintergrund hielt und sich in der Regel erst zu Wort meldete, wenn sich die Wogen ein wenig geglättet hatten, aber deswegen war er nicht weniger verständnisvoll. Auch das hatte ich schon erleben dürfen.
„Und jetzt esst erst mal was, sonst wird es noch kalt.“ wies mein Mutter sowohl uns wie auch meinen Vater an.
Die Arbeit mit den Kartoffeln hatte sich definitiv gelohnt. Es topte zwar nicht die Bolognese meiner Mutter, aber kam schon sehr dicht dran. Ich war sogar so zufrieden, dass ich mir eine zweite Portion gönnte. Sogar Meike gönnte sich eine zweite Portion, wenn auch eine weitaus kleinere als die erste.
„Das war echt gut. Hat sich ja gelohnt, dass du Kartoffeln geschält hast Meike.“ merkte ich zufrieden an als ich mit dem Essen fertig war.
„Ach komm du hast genauso mit geholfen.“ wiegelte Meike mein Lob ab.
„Also ihr könnt mir gerne öfter helfen, wenn ihr nicht wisst was ihr mit eurer Zeit anfangen sollt.“ meinte meine Mutter sofort lachend. Meike und ich schauten uns kurz an, dann wieder zu meiner Mutter, die anfangen musste zu lachen. Mein Vater fing ebenfalls an zu lachen.
„Lachen die über uns?“ fragte Meike während sie ihren Kopf zu mir neigte.
„Ich glaube eher über unsere Reaktion.“ gab ich zurück.
Das Lachen meiner Eltern verstummte langsam.
„Sorry es ist einfach zu herrlich wie ihr beiden mit einander interagiert.“ entschuldigte sich meine Mutter für das Lachen.
„Du hast uns halt total überrumpelt mit dem Helfen.“ verteidigte ich unsere Reaktion.
„Trotzdem der Blick von euch beiden, der war eins zu eins der gleiche, das war einfach nur genial.“ erklärte mein Vater. Tatsächlich passierte im nächsten Moment etwas, das bislang auch noch nicht passiert war. Tatsächlich liefen sowohl Meike wie auch ich rot an und schauten uns beide verlegen an.
„Tja doof gelaufen Mädels, ihr seid euch halt zu ähnlich.“ merkte mein Vater an. Ich wusste gar nicht ob wir uns so ähnlich waren, in manchen Dingen durchaus, das stimmte schon, aber ob man das jetzt allgemein auf alles beziehen konnte, konnte ich nicht sagen.
„Jetzt lass die beiden mal einen Moment zur Ruhe kommen. Sonst leuchten die Köpfe der beiden gleich noch knallrot.“ ermahnte meine Mutter meinen Vater und fing an den Tisch abzuräumen.
„Ist ja schon gut. Ich habs nur gut gemeint.“ rechtfertigte sich mein Vater.
„Ist auch so angekommen, danke.“ meldete sich Meike gleich darauf zu Wort. Ich stand auf und ging zur Türe. Ich schaute nochmal zu Meike, die auch gerade aufstehen wollte, aber von meiner Mutter mit einer Handbewegung die Anweisung erhielt noch sitzen zu bleiben.
„Ist noch irgendwas?“ fragte ich verwundert. Meine Mutter kam zu mir an die Türe.
„Wir wollten noch mal mit Meike über die Windeln reden. Ich hab deinem Vater den Auftrag gegeben welche zu kaufen. Die sind aber noch im Auto.“ flüsterte meine Mutter.
„Ja und? Ich weiß doch Bescheid, dann kann ich doch dabei sein oder nicht?“ fragte ich leise zurück.
„Ich hab doch nichts gegenteiliges gesagt oder? Aber ich würde sagen wir steigen erst mal ohne dich in das Gespräch ein und du holst in der Zwischenzeit den Einkauf aus dem Auto. Stell ihn aber erst mal in den Flur. Meike muss nicht gleich einen Schock bekommen.“ wies mich meine Mutter an. Ich nickte und schaute nochmal zu Meike, die wieder mit den Fingern und ihren Haaren hantierte.
„Hey Meike, ich muss nur grade was erledigen, dann komm ich wieder.“ rief ich kurz rüber. Sie schreckte kurz hoch, aber in ihrem Blick erkannte ich auch eine gewisse Erleichterung. Ich verließ die Küche und schnappte mir den Autoschlüssel meines Vaters. Ich konnte mir irgendwie nicht denken, dass das Gespräch sonderlich angenehm werden würde. Meine Eltern waren wirklich verständnisvoll, selbst Meike hatte das schon erfahren, aber gleich am zweiten Tag ein derartiges Problem ausdiskutieren zu müssen mit zwei fast völlig Fremden, war bestimmt nicht das was man sich wünschte. Ich hätte eigentlich abschätzen müssen wie meine Mutter in dem Gespräch mit mir reagiert, ich kannte sie immerhin nicht erst seit gestern und trotzdem war es schwierig gewesen überhaupt etwas zu sagen. Hätte sie damals nicht mit ihren Fragen die Gesprächsführung übernommen, dann hätte ich vermutlich keinen Ton rausbekommen. Wahrscheinlich ging es Meike heute Vormittag oder wann auch immer die beiden miteinander gesprochen hatten ähnlich. Ich war inzwischen am Auto angekommen und öffnete den Kofferraum. Naja wirklich toll war das was mein Vater da gekauft hatte nicht, also zumindest nicht in meinen Augen, aber mein Fokus lag tatsächlich auf etwas anderem und nicht auf einem trockenen Bett. Immerhin hatte Meike ein wenig Auswahl. Mein Vater hatte anscheinend drei verschiedene Arten von Windeln gekauft. Einmal waren es Drynites, gut konnte ich verstehen, die sahen irgendwo noch cool oder zumindest schön aus, vielleicht konnte man damit irgendwie noch irgendwie zurecht kommen. Dann hatte er noch irgendwelche normalen Pants gekauft. Naja ok besser als nichts und tatsächlich auch noch Windeln zum Kleben. Ich glaube die echten Windeln würde Meike als allerletztes wählen. Alleine schon das Anziehen würde für sie ein Problem werden und da wusste ich definitiv wo von ich sprach. Die ersten Windeln, die ich mir angezogen hatte, waren sowas von miserabel verschlossen gewesen, dass es eigentlich ein Wunder war, dass ich ich nicht aufgelaufen war. Ich schnappte mir die drei Pakete und machte mich schnell auf den Weg zurück ins Haus. Die Windeln stellte ich wie besprochen im Flur ab und ging zurück in die Küche.
Meike saß immer noch angespannt auf ihrem Platz, immerhin weinte sie nicht. Sie schaute kurz zu mir und ich lächelte sie an. Ich erhielt ein kurzes Lächeln zurück. Ich ging zu meinem Platz und setzte mich wieder.
„Na alles gut?“ fragte ich vorsichtig.
„Ja, denke. Ein bisschen nervös, aber nicht so schlimm wie heute Vormittag oder bei dem Gespräch vorhin.“ antwortete Meike.
„Du brauchst nicht nervös zu sein. Dir tut hier keiner was.“ beruhigte sie mein Vater.
„Schon klar. Es dauert halt alles ein bisschen. Mit dem Einleben und Ankommen.“ rechtfertigte sich Meike.
„Wissen wir. Du kannst dir alle Zeit lassen die du brauchst.“ versicherte meine Mutter.
„Danke. Also dann soll ich mir die Teile jetzt anschauen oder wie?“ fragte Meike unsicher. Hatten sie etwa sonst alles schon geklärt? Ich war doch nur ein paar Minuten am Auto gewesen.
„Wäre sinnvoll.“ antwortete meine Mutter.
„Na gut.“ seufzte Meike und meine Mutter gab mir mit einem Nicken ein Zeichen, dass ich jetzt anscheinend die Windeln aus dem Flur holen sollte, woraufhin ich mich in Bewegung setzte und die drei Pakete auf den Küchentisch stellte. Ich glaubte in dem Moment würde alle Farbe aus Meikes Gesicht entweichen.
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Meike starrte immer noch ein wenig fassungslos auf den Stapel und ließ ihn auf sich wirken. Ich hätte ihr ja zu gerne eine Präsentation gegeben, aber ich glaubte sie musste das erst mal wirklich verarbeiten. Mit zittrigen Händen nahm sie sich die erste Packung, natürlich waren es die Drynites, aber wahrscheinlich auch nur, weil das die kleinste Packung war.
„Naja das Alter passt ja nicht gerade.“ merkte Meike unsicher an.
„Ich denke die zwei Jahre ändern nicht viel, außerdem ist das ja auch alles erst mal zum probieren. Das was davon deiner Meinung nach am besten ist, kommt dann als dauerhafte Lösung zum Tragen bis wir das im Griff haben.“ erklärte meine Mutter ruhig.
„Ah ok verstehe. Also die hier hab ich auf jeden Fall schon mal im Drogeriemarkt gesehen.“ sagte Meike und betrachtete die Packung ein wenig genauer.
„Du kannst die ruhig aufmachen und sie dir anschauen.“ warf mein Vater ein und handelte sich einen bösen Blick von meiner Mutter ein. Tatsächlich riss Meike, aber kurz nach seinem Einwurf die Packung auf und zog eine der Drynites heraus um diese von allen Seiten zu betrachten.
„Hmmm hat was von einer Unterhose. Einer ziemlich dicken und knisternden Unterhose, aber immer hin sowas wie eine Unterhose. Ist es schlimm wenn ich es mir jetzt einfach mache und es einfach hiermit versuche?“ fragte sie unsicher.
„Mach wie du meinst. Wenn du es erst mal mit denen probieren willst, dann kannst du das gerne tun. Kathi ist bestimmt so gut und bringt dir trotzdem alles in deinen Schrank. Ich nehme an du willst dir die anderen nicht mehr ansehen oder?“ entgegnete meine Mutter.
„Nicht heute. Ich glaube ich probiere es erst mal hier mit. Wird ungewohnt genug, denke ich.“ gab Meike zurück. Ich konnte nicht abschätzen ob ihr das gerade einfach nur unangenehm oder zu viel war.
„Das wird schon, ganz sicher. Kathi bist du so gut und bringst die Windeln nach oben?“ fragte meine Mutter weiter und ich machte mich daran alles zusammen zu packen und nach oben zu bringen. Meike kam mit mir nach oben und blieb eine Weile alleine in ihrem Zimmer. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie jetzt einen Moment Ruhe brauchte.
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Der Abend war verdammt schnell gekommen und war noch schneller der Nacht gewichen. Meike hatte sich irgendwann abends mein Tablet geholt, nachdem sie ein wenig zur Ruhe gekommen war, und hatte sich ziemlich schnell wieder in ihr Zimmer verzogen. Auch wenn ich gerne mit ihr noch weiter gesprochen hätte, ließ ich es in dem Moment auf sich beruhen. Der Tag war alles andere als toll für sie gewesen. Inzwischen hatte ich mich ins Bett gelegt und schaute nachdenklich an die Decke. Ich merkte die Müdigkeit in meinen Knochen, zeitgleich war ich aber gefühlt hellwach. Ich nahm mir meinen Schnuller aus dem Nachttisch. Alleine war er zwar nicht so wirksam, aber tatsächlich half er auch alleine ein wenig sich in die kleine Welt zu flüchten. Ich rechnete nicht mehr damit, dass Meike nochmal auftaucht von daher nutzte ich die Gunst der Stunde.
Plötzlich wurde meine Decke über mich geworfen und kalte Luft an meinen Füßen ließ mich frösteln. Noch im Halbschlaf öffnete ich die Augen. Ich erkannte Meike, die ziemlich panisch etwas in meinem Bett suchte.
„Meike?“ fragte ich verschlafen.
„Oh schuldige ich wollte dich nicht wecken.“ entschuldigte sie sich. Ich öffnete jetzt beide Augen und setzte mich auf.
„Was treibst du denn hier?“ fragte ich immer noch ein wenig abwesend.
„Ich konnte die Nacht nicht schlafen, da bin ich wieder zu dir rüber gekommen. Ich hoffe das war in Ordnung.“ erklärte sie mir. In mir begann es zu rattern. Hatte sie etwa meinen Schnuller gesehen? Mir wurde gerade ziemlich heiß, dieses Mal lief ich aber nicht rot an, sondern mein Herz begann zu rasen und zwar aus Panik.
„Ähm…nein…alles gut. Hab gar nicht mitbekommen, dass du rein gekommen bist.“ merkte ich unsicher an, während Meike weiter das Bett untersuchte.
„Ich war auch leise. Ich hab dich zwar angesprochen, aber du hast mir nicht geantwortet, also hab ich mich einfach zu dir gelegt.“ berichtete Meike. Das erklärte zumindest warum sie urplötzlich morgens in meinem Bett war.
„Ah ok. Gefällt dir dein Zimmer etwa doch nicht?“ fragte ich Meike und überlegte wo mein Schnuller sein könnte.
„Ein wenig kahl, aber das ist nicht so das Problem. Ich fühle mich halt ein bisschen alleine und verloren. Aus dem Grund bin ich zu dir gekommen. Auch wenn ich deinen Hasen habe, dabei hilft er mir tatsächlich nur bedingt.“ antwortete Meike traurig.
„Ich hab mich nur gewundert mehr nicht.“ entgegnete ich. Meike machte sich wieder am Bett zu schaffen und hörte mir gar nicht richtig zu. Ich nutzte die Gelegenheit um zu schauen ob mein Schnuller irgendwo an der Seite meines Bettes lag. Ich drehte mich nach links und schaute in der Lücke zwischen Bett und Wand nach ob ich dort fündig werden konnte. Sehen konnte ich nichts. In die Lücke fallen konnte der Schnuller nicht, dafür war er zu groß.
„Was ist das denn?“ hörte ich Meike plötzlich hinter mir fragen, dann merkte ich wie etwas unter mir weggezogen wurde. Ich drehte mich langsam um und erstarrte vor Schreck als ich Meike mit meinem Schnuller in der Hand sah. Anscheinend hatte ich auf ihm gelegen und es war mir nicht aufgefallen. Meike hatte bei was auch immer sie im Bett suchte anscheinend das Band in die Hand bekommen und hatte daran gezogen. Warum hatte ich das Ding nicht an meinem T-Shirt befestigt? Naja aufgefallen wäre er damit bestimmt noch schneller. Jetzt baumelte mein Schnuller genau vor Meikes Nase.
„Ähm…weißt du…ich…“ stammelte ich.
„Ist das deiner?“ fragte Meike neugierig und löste dabei den Blick nicht vom Schnuller. Ich konnte ja schlecht nein sagen, denn immerhin lag er in meinem Bett. Von wem sollte er sonst sein.
„Ähm…ja.“ gestand ich nervös und merkte wieder wie ich rot wurde. Das war jetzt wirklich das schlimmste was passieren konnte.
„Du benutzt noch einen Schnuller?“ bohrte Meike nach.
„Ähm…manchmal…hilft beim Einschlafen. Hast du den die Nacht nicht gesehen?“ fragte ich verwundert. Also eigentlich war ich nicht verwundert, sondern ziemlich nervös, nein eigentlich schon in Panik, aber einfach mal verwundert zu tun könnte vielleicht helfen.
„Nein. Ich nehme mal an er ist dir aus dem Mund gefallen oder ich habe in einfach nicht bemerkt. Der ist aber ziemlich groß.“ antwortete Meike.
„Tja ein großer Mund braucht einen großen Schnuller oder?“ entgegnete ich scherzhaft.
„Stimmt. Darf ich ihn mal in den Mund nehmen?“ fragte Meike nach einem kurzen Augenblick. Das hatte sie gerade wirklich gefragt oder bildete ich mir das ein. Wie in Trance nickte ich einfach nur zustimmend und sah wie im nächsten Moment der Schnuller von Meikes Hand in ihren Mund wanderte.
„Fi suf mihsc f.“ gab Meike unverständlich von sich und zog den Schnuller wieder aus dem Mund nachdem sie festgestellt hatte, dass sie keinen verständlichen Ton heraus gebracht hatte. „Fühlt sich komisch an, aber irgendwie auch lustig. Ich finde das Motiv irgendwie schön also dieser süße rosa Hase passt irgendwie zu dir, alleine schon wegen dem Hasen.“ sagte sie nachdem sie wieder den Mund frei hatte. Den Schnuller legte sie vor sich aufs Bett. Ok den Schnuller fand sie wohl nicht so seltsam, immerhin etwas positives.
„Ich fand ihn auch süß. Ich hoffe du fängst jetzt nicht an dich über mich lustig zu machen?“ fragte ich unsicher.
„Ne warum sollte ich. Ich trage Windeln, schlafe heimlich bei dir im Bett ich glaube das topt den Schnuller dann doch noch ein bisschen. Ich verrate es keinem versprochen.“ erwiderte Meike sofort.
„Verdammt gutes Argument, wenn ich ehrlich bin. Achja hier zu Hause kannst du da übrigens offen drüber sprechen. Meine Eltern kennen diesen…hmmm…kleinen Tick von mir.“ entgegnete ich lachend.
„Interessant. Ich glaube man hätte mich für sowas gelyncht oder keine Ahnung was auch immer meinem Vater eingefallen wäre. Deine Eltern sind wirklich verdammt entspannt was manche Sachen angeht.“ meinte Meike ernst.
„Ja stimmt, aber das hätte dir doch schon längst auffallen müssen. Achja da fällt mir noch was ganz anderes ein. Was hast du da eigentlich mit meinem Bett getrieben? Hast du was verloren?“ fragte ich sie neugierig um ein wenig von dem Schnuller abzulenken, den ich mir daraufhin möglichst unauffällig schnappte und in meiner Nachttischschublade verstaute. Wahrscheinlich hatte Meike das zwar mitbekommen, denn wirklich unauffällig war die Aktion nicht, aber immerhin war er jetzt erst mal aus ihrem Blickfeld und hoffentlich nicht nicht mehr das Gesprächsthema.
„Ähm…ich wollte nur…nur…was prüfen. Genau etwas prüfen.“ antwortete sie verlegen.
„Ob das Bett trocken geblieben ist?“ frage ich. Meike wurde rot.
„Ja.“ gab sie kleinlaut zu.
„Ich dachte du hättest vorgesorgt?“ entgegnete ich verwundert.
„Hab ich auch, aber ich war mir echt unsicher ob nicht doch irgendwas daneben gegangen ist. Ich wollte nicht schon wieder so ein peinliches Erlebnis haben. Einmal hat mir gereicht.“ antwortete sie.
„Schon in Ordnung. Das Bett scheint wirklich trocken geblieben zu sein.“ bestätigte ich.
„Immerhin das.“ gab Meike geknickt zu.
„Tut mir leid Meike.“ entgegnete ich mitfühlend. Meike schaute mich eine Weile schweigend an fast so als ob sie nicht wusste was sie genau sagen sollte.
„Soll ich dir was verraten?“ fragte sie plötzlich.
„Klar.“ antwortete ich sofort.
„Ich weiß gar nicht wie ich das genau beschreiben soll. Das mit den Windeln ist schon echt scheiße, aber irgendwie bin ich auch verdammt beruhigt, dass das Bett nichts abbekommen hat.“ erklärte mir Meike.
„Du meinst das ist gar nicht so schlimm oder wie?“ fragte ich verwundert.
„Hmmm doch es ist schon schlimm, aber weniger schlimm als gedacht. Glaub mir ich mache drei Kreuze wenn ich den Scheiß wieder los bin, aber wenigstens kann ich jetzt halbwegs beruhigt schlafen ohne morgens Panik zu bekommen, dass mein Bett oder dein Bett baden gegangen ist.“ erklärte sie weiter.
„Ich weiß nicht ob das die passende Antwort ist, aber das freut mich für dich.“ gab ich zurück.
„Ich weiß wie du es meinst, ist schon in Ordnung. Ich gehe mich mal schnell umziehen, was hältst du dann von einem Kaffee?“ fragte Meike.
„Guter Plan. Ich geh schon mal runter.“ entgegnete ich.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Immer wieder neue spannende Wendungen wie jetzt auch mit dem Schnuller. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Teil und bin gespannt wie es mit Kathi und Meike weitergeht. Vieleicht haben wir ja bald 2 kleine Mäuse
Es musste doch früher oder später irgendwie dazu kommen, dass Kathis Eigenarten auffallen. Ich hielt das für eine gute Art das umzusetzen.
Ich hab mir schon gedacht, das es mal zu einen ‚Zwischenfall‘ kommen könnte. Aber prima das es auf eine verständnisvollen Basis hinnaus gelaufen ist. Freu mich schon auf den nächsten Teil.
Ich glaube das Verständnis ergibt sich irgenwo fast von selbst. Überleg mal…Meike hat es irgendwie sehr treffend formuliert…was wäre in der Situation wohl schlimmer? Ich denke ein Schnuller ist weniger dramatisch als Windel zu tragen. Klar beides ist, wenn es die falsche Person mitbekommt höchst peinlich. Ich denke das Verständnis von Meike beruht auch einfach auf dem unglaublichen Verständnis, das ihr entgegen gebracht wird und man darf natürlich auch nicht vergessen, dass sie gerade noch so viele andere Baustellen hat, dass sie jetzt wahrscheinlich auch nicht wirklich die Kraft hat um da auf einmal gegen Kathi zu schießen. Das würde aber auch nicht zu dem bislang sehr vertrauten Verhältnis der beiden passen.
Gegen Kathi schießen währe warlich nicht Ihre Art, da stimme ich Dir zu. Hätte aber durchaus auch etwas verstört auf Sie reagieren können. Immerhin findet man nicht alle Tage einen Schnuller, noch dazu einen für Erwachsene, bei einer besten Freundin!
wieder 10 Sterne von 5
Aaaalles klar 🤣🤣🤣