Kleine Maus mit großen Herz (34)
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Kapitel 34: Große Geheimnisse einer Freundschaft
„Hi.“ sagte Jen als sie die Küche betrat. Meike schaute kurz zu ihr.
„Hi.“ gab sie unsicher zurück.
„Ich bin Jennifer, nenn mich einfach Jen.“ stellte Jen sich in ihrer liebenswerten Art vor.
„Ich bin Meike.“ entgegnete Meike.
„Kathi hat mich schon vorgewarnt, dass wir möglicherweise zu dritt hier abhängen.“ sagte Jen und setzte sich zu Meike an den Tisch. Ich selbst ging zur Kaffeemaschine und goss Kaffee in zwei Tassen. Eine davon reichte ich Jen, die andere nahm ich und setzte mich ebenfalls.
„Also von außen sieht das Haus ja echt schick aus und die Küche ist auch toll. Größer als eure alte.“ merkte Jen an, nachdem sie ein paar Schlücke aus ihrer Tasse getrunken hatte.
„Ja alles noch ein wenig gewöhnungsbedürftig.“ meinte ich.
„Ihr teilt euch aber kein Zimmer oder?“ fragte Jen neugierig.
„Wir haben beide ein eigenes.“ antwortete Meike.
„Cool und du bleibst auf Dauer hier?“ fragte Jen Meike.
„So ist der Plan, aber der Papierkram ist noch nicht durch. Die ganzen Anträge wurden gestern gestellt, mal schauen wann das alles durch ist. Hierbleiben kann ich trotzdem.“ erklärte Meike.
„Das kann was dauern, aber du muss ja zwischenzeitlich nicht hier weg. Das ist schon mal ein Vorteil glaub mir.“ erwiderte Jen.
„Klingt ja fast so als ob du da aus Erfahrung sprichst Jen.“ meinte ich scherzhaft. Ich merkte, dass in dem Moment als ich das sagte ein wenig die Farbe aus Jens Gesicht wich.
„Möglich.“ gab sie knapp zurück.
„Wie jetzt, möglich?“ fragte ich verwundert.
„Ähm…ja…also…ich hab das bislang eigentlich nie erwähnt, weil eigentlich keine Ahnung warum, es war für mich einfach nicht wirklich von Bedeutung.“ fing Jen an.
„Du sprichst in Rätseln Jen.“ unterbrach ich sie.
„Ich bin auch adoptiert.“ sagte sie leise.
„Ok?“ fragte ich verwundert.
„Ich glaube da war ich drei und Anna war sieben. Anna ist tatsächlich meine leibliche Schwester. Wir wurden zusammen von unseren Eltern adoptiert. Vermutlich hab ich das Anna zu verdanken, denn sie hat schon von Anfang an klar gestellt uns gibt es nur als Doppelpack. Unsere Eltern haben das Spielchen von ihr halt ohne zu zögern mitgespielt. Was aber wohl ein bisschen gedauert hat war die Zeit bis die Adoption durch war. Ich war zwar noch klein, aber Anna war damals echt ziemlich oft am Weinen. Das waren wir aber noch im Heim. Ich glaube sie hatte Angst, dass wir nur hingehalten werden und doch nicht adoptiert werden. Deshalb kann ich mir schon vorstellen, dass das alles ein wenig dauert.“ erzählte Jen.
„Krass. Hast du mir nie erzählt.“ warf ich ein.
„Hätte ja auch nicht wirklich was geändert oder?“ entgegnete Jen.
„Nein natürlich nicht. Was ist mit Marie? Ist sie auch adoptiert?“ fragte ich verwundert.
„Ne Marie ist das ganz persönliche Glück unserer Eltern. Meine Mutter war der Meinung keine eigenen Kinder bekommen zu können, das war auch der Grund warum Anna und ich adoptiert wurden. Als meine Mutter mit Marie schwanger war, war das vermutlich einer der glücklichsten Momente in ihrem Leben.“ antwortete Jen.
„Du klingst nicht so begeistert darüber.“ merkte ich an.
„Das wirkt nur so. Am Anfang machst du dir zwar einen Kopf ob du jetzt aufs Abstellgleis geschoben wirst. Man kennt das ja aus Film und Fernsehen. Adoptivkinder sind dann wenn ein leibliches Kind geboren wird auf einmal die zweite Wahl, aber das ist definitiv nicht passiert. Klar Marie brauchte mehr Aufmerksamkeit, das hat mich am Anfang schon genervt, aber ich war sechs als sie geboren wurde und Anna war zehn. Das Anna und ich dann auch ein bisschen in den Hintergrund gerückt sind, war irgendwo klar, aber wir haben uns nie auf irgendein Abstellgleis abgeschoben gefühlt. Das haben unsere Eltern echt gut hinbekommen, dass sie uns dreien immer möglichst die gleiche Aufmerksamkeit geben wollten. Außerdem fand ich auch irgendwie cool plötzlich mal die große Schwester sein zu dürfen, nachdem ich sechs Jahre immer nur die kleine Schwester war.“ berichtete Jen.
„Tja Kathi wird bald ne kleine Schwester.“ warf Meike grinsend ein.
„Ah du bist die ältere von euch beiden oder wie?“ fragte Jen.
„Ja ist sie, aber nur unwesentlich älter. Ein halbes Jahr in etwa.“ antwortete ich.
„Auch interessant wenn man plötzlich zur kleinen Schwester wird. Stelle ich mir irgendwie lustig vor.“ meinte Jen.
„Es ist ein ziemlich unwesentlicher Altersunterschied, der macht kaum was aus.“ entgegnete ich.
„Schon klar, trotzdem lustig.“ meinte Jen.
„Wie kam es eigentlich dazu, dass Anna und du adoptiert wurden?“ fragte Meike neugierig.
„Naja also die ganz genauen Umstände kenne ich nicht, aber unsere leiblichen Eltern waren wohl überfordert und das Jugendamt hat dann irgendwann eingegriffen. Ich habe davon nicht so viel mitbekommen. Anna hat vermutlich mehr mitbekommen, aber ich nehme an das meiste hat sie vergessen oder besser gesagt ich hoffe es. Ich weiß, dass es anfangs nicht so leicht für sie war. Ich hatte weniger Probleme als sie. Wir haben auch nie drüber gesprochen was genau passiert ist, ich wollte auch keine alten Wunden bei ihr aufreißen. Mit unseren Adoptiveltern ging es uns gut und alles andere interessierte mich nicht. Ich habe nicht mal das Bedürfnis nach unseren leiblichen Eltern zu suchen. Für mich gibt es da keine wirkliche Beziehung. Meine Adoptiveltern sind meine Eltern und damit hat sich die Sache, alles andere ist unwichtig.“ antwortete Jen ernst.
„Vielleicht auch besser das nicht zu erfahren Jen.“ merkte ich an und trank einen Schluck von meinem Kaffee.
„Wahrscheinlich. Was ist bei dir vorgefallen Meike?“ fragte Jen vorsichtig.
„Mein Vater ist durchgedreht. Er war schon immer ein bisschen verrückt und hat es meiner Mutter, meinem Bruder und mir nicht einfach gemacht. Irgendwann hat meine Mutter die Reißleine gezogen und ist abgehauen. Er hat sie gefunden und meine Mutter, meinen Bruder und sich selbst erschossen. Ich habe die drei kurze Zeit später gefunden.“ erklärte Meike knapp.
„Oh scheiße. Das muss schlimm gewesen sein.“ entgegnete Jen mitfühlend.
„Ich hatte einen Schock und bin hier blutüberströmt aufgetaucht, das ist zumindest das woran ich mich grob erinnere. Ich weiß nur, dass ich die drei gefunden habe, danach ist das meiste bis zum Aufwachen im Krankenhaus weg.“ erklärte Meike.
„Trotzdem krass. Nur wegen der Trennung oder warum?“ bohrte Jen nach. Ich war mir nicht sicher ob Meike Jens Fragen so ohne weiteres beantworten wollte und wunderte mich über ihre Auskunftsfreudigkeit.
„Ich glaube den genauen Grund wird Meike nie erfahren.“ warf ich ein.
„Ich habe eine Vermutung. Es wird eine Mischung aus der Trennung und dem angespannten Verhältnis zwischen meinem Vater und meinem Bruder sein.“ meinte Meike.
„Angespanntes Verhältnis?“ bohrte Jen nach.
„Mein Bruder war homosexuell, das war meinem Vater ein Dorn im Auge.“ antwortete Meike. Jen schaute kurz zu mir rüber, ihr Blick war ziemlich seltsam.
„Hmmm…gibt ja solche Idioten, die damit ein Problem haben. Meine Schwester hat sich während der Ferien auch geoutet, das war kein großes Thema.“ entgegnete Jen.
„Freut mich für sie, dass ihr da so entspannt mit um geht.“ gab Meike zurück. Jen schaute nochmals zu mir.
„Ist irgendwas?“ fragte ich nervös.
„Hmmm…weiß nicht.“ meinte Jen.
„Du machst mich ein bisschen nervös, wenn ich ehrlich bin.“ gestand ich. Sie machte mich mit diesem Blick verdammt nervös. Ich merkte schon wieder mein Herz pochen, glücklicherweise nur wegen der Nervosität. Jens Gegenwart ertrug ich tatsächlich relativ gut, besser als ich gedacht hätte.
„War keine Absicht. Weiß Meike eigentlich Beschied?“ entgegnete Jen. Bescheid? Bescheid worüber fragte ich mich gerade und ahnte irgendwie nichts gutes. Jen wusste doch nicht etwa, dass ich mich in sie verguckt hatte oder etwa doch? Wenn ja warum kam sie jetzt damit?
„Ich…weiß nicht was du meinst.“ stammelte ich. Meike nickte, anscheinend wusste sie was gemeint war.
„Kathi ich glaube Jen hat da etwas herausgefunden.“ merkte Meike an.
„Wie? Was? Wann?“ fragte ich verwirrt. Das war doch jetzt nicht wirklich wahr? Das wäre jetzt fatal. Wenn das wirklich so war, dann war mir jetzt eigentlich nur nach Heulen zu Mute.
„Bleib ganz ruhig, entspann dich und hör mir einfach nur zu. War nicht so schwer herauszufinden, dass etwas nicht stimmt. Zum einen hast du ein halbes Jahr jeden Tag bei mir rum gehangen, irgendwann merkt man dann auch eine kleine Veränderung. Dann habe ich dich an dem Abend an dem du abgehauen bist hinter der Hecke gesehen, du hast bei deiner Flucht ein wenig mehr Lärm gemacht als gut war. Ich konnte zwar nicht viel erkennen, aber mir war klar, dass mich irgendjemand beobachtet haben muss, der dann fluchtartig weg ist, das konntest eigentlich nur du gewesen sein, passte zumindest mit der Flucht zusammen, denn wenn es Stress zu Hause gibt, dann wärst du als erstes zu mir gekommen, bist du aber nicht. Danach hast du sehr…naja…distanziert mir gegenüber gewirkt. Alleine die Aktion beim Einkaufen fand ich komisch, normalerweise hättest du deine Mutter auf Knien angefleht trotzdem mit mir was machen zu können, aber du hast einfach klein bei gegeben, passte so gar nicht zu dir. Den Grund dafür hast du mir dann bei unserem Treffen im Cafe auf dem Silbertablett serviert als ich dir von der Sache mit Anna erzählt habe.“ erklärte Jen.
„Du meinst…du weißt…“ stammelte ich weiter. Ich war den Tränen schon verdammt nah und rechnete jeden Moment mit einer Kündigung der Freundschaft.
„Dass du dich in mich verguckt hast? Ist zumindest meine Vermutung.“ unterbrach mich Jen.
„Du liegst richtig.“ gestand ich traurig. Ich merkte erste Tränen aus meinen Augen kullern.
„Du brauchst nicht zu weinen.“ meinte Jen und nahm mich tröstend in den Arm. Ich wusste gerade nicht ob die Umarmung von ihr es besser oder schlimmer machte. Ich heulte mich einen Moment aus, dann löste sich Jen von mir.
„Besser?“ fragte Jen.
„Ein bisschen, glaube ich.“ antwortete ich verheult. Jen setzte sich wieder.
„Das erklärt dann auch warum du dich so lange nicht gemeldet hast. Ich hoffe ich war nicht verletzend mit meiner Aussage im Cafe?“ fragte Jen.
„Nein alles gut, ich konnte deine Beweggründe nachvollziehen. Ich habe das nicht als direkte Abfuhr gesehen. Ich habe meine Hoffnung schon vorher abgeschrieben. Ich habe die Sendepause zwischen uns einfach gebraucht um mich von dem Schock zu erholen. Es tat einfach so weh. Ich weiß, dass es keine Absicht von dir war, aber es tat trotzdem weh.“ berichtete ich.
„Kann ich nachvollziehen. Hat keinen Spaß gemacht so lange auf ein Lebenszeichen von dir zu warten. Du weißt ja ich bin nicht die geduldigste. Ich konnte ja schlecht irgendwas in die Richtung schreiben. Am Ende wäre das noch komplett falsch angekommen, deshalb habe ich gewartet. Irgendwie hat sich das jetzt angeboten das anzusprechen. Entschuldige wenn ich dich aus dem Konzept gebracht habe. Wenn Meike davon weiß, dann wissen deine Eltern das auch?“ fragte Jen.
„Ja das kam in dem Gespräch auch zur Sprache. Sie konnten wenigstens nachvollziehen warum ich die Flucht ergriffen habe.“ antwortete ich.
„Na wenigstens etwas. Beruhigend, dass deine Eltern genauso cool drauf sind wie meine. Mach dir außerdem keinen Kopf, dass ich jetzt ein schlechtes Bild von dir habe. Ich bin froh, dass das wir darüber offen sprechen können und ich bleibe weiterhin deine Freundin, sofern du das denn möchtest.“ entgegnete Jen.
„Klar möchte ich das sonst hätte ich dich wohl kaum eingeladen oder?“ stellte ich klar.
„Naja eigentlich hab ich mich eingeladen, aber du hast mich nicht aufgehalten.“ konkretisierte Jen meine Klarstellung. Da hatte sie irgendwo schon recht. Sie hatte sich eingeladen und nicht ich sie, aber das Ergebnis war das gleiche.
„Stimmt irgendwo.“ merkte ich lächelnd an.
„So und jetzt hätte ich dann auch mal mehr gesehen als nur die Küche, wenn es euch beiden keine Umstände bereitet.“ forderte Jen Meike und mich auf. Wir machten mit Jen eine kleine Rundtour durch das Haus. Wir fingen im Wohnzimmer an, wo meine Eltern gerade auf dem Sofa lagen und den Fernseher verfolgten.
„Ähm wir stören einmal kurz für eine kleine Rundtour.“ meinte ich.
„Na Jen. Alles gut?“ begrüßte meine Mutter sofort Jen als sie, sie erblickte.
„Klar. Ein bisschen öde ohne Kathi, aber ansonsten kann ich mich nicht beklagen.“ antwortete Jen breit grinsend.
„Das hört man gerne. Dann lasst euch mal nicht weiter bei eurer Tour aufhalten. Bestellst du deinen Eltern bitte einen schönen Gruß von uns wenn du zu Hause bist.“ bat meine Mutter Jen.
„Mach ich.“ entgegnete Jen und wir machten uns auf den Weg nach oben. Das Schlafzimmer meiner Eltern ließen wir aus, dafür fingen wir im Bad an. Das Bad oben versetzte Jen schon ein wenig in Staunen, denn es war für ein Bad ganz schön groß. Wir machten mit Meikes Zimmer weiter, auch wenn Meike nur einen kurzen Blick in ihr kleines Reich gewährte. Zu guter letzt kamen wir zu meinem Zimmer. Jen schaute sich ausgiebig um und setzte sich schlussendlich auf mein Bett, während Meike und ich ihr gegenüber standen.
„Schon schick. Mehr Platz als in eurer Wohnung, also mir würde es hier gefallen.“ meinte Jen.
„Ja die Gegend ist schon schön, aber gerade der Anfang war schon schwer. Meike war tatsächlich eine Zufallsbekanntschaft.“ entgegnete ich.
„War doch bei uns vor Jahren nicht anders. Hast du das vergessen?“ fragte Jen. Natürlich hatte ich das nicht vergessen. Ich musste lächeln.
„Oh die Story würde ich zu gerne hören.“ warf Meike ein.
„Die erzählt aber Kathi.“ schob Jen mir den schwarzen Peter zu.
„Na gut, dann wollen wir mal.“ fing ich an.
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Ich fand das total doof. Ich wollte nicht in die Schule. Der Kindergarten war viel toller. Da konnte man den ganzen Tag spielen. Mama und Papa hatten die letzten Wochen von nichts anderem als der Schule gesprochen. Ich würde Lesen und Schreiben und Rechnen lernen. Brauchte ich doch gar nicht. Ich konnte meinen Namen schreiben, das reichte mir persönlich und lesen konnte Mama für mich sie machte das sowieso immer toll, auch wenn ich nie eine Geschichte von ihr fertig hören konnte, weil ich immer vorher einschlief. Und rechnen, wer brauchte das schon. Ich konnte mit den Fingern bis zwanzig zählen, das war schon beeindruckend. Ich fand es zumindest beeindruckend. Ich wusste nicht mal welche meiner Kindergartenfreunde mit mir auf die Schule gehen würden. Am Ende würde ich noch alleine in einem Haufen von fremden Kindern untergehen. Das machte mir Angst. Was wäre, wenn die alle gemein zu mir wären? Das wäre voll gemein. Dann würde ich einfach nicht mehr in die Schule gehen. Dann musste Mama mich eben in die Schule schleifen oder sonst was. Ganz einfach.
Am letzten Abend vor dem ersten Schultag las Mama mir noch etwas vor, sie merkte wohl, dass ich ziemlich nervös war und hoffte mich so zu beruhigen. Ich schaffte die Geschichte natürlich nicht zu Ende, aber das stellte ich erst am nächsten Morgen fest als ich sanft aus dem Schlaf gerüttelt wurde.
„Guten morgen Schulkind. Zeit zum aufstehen.“ sagte meine Mutter sanft.
„Will nicht.“ sagte ich trotzig und verschlafen.
„Sollen wir deine Schultüte dann wegwerfen? Du weißt doch nur Schulkinder kriegen eine Schultüte.“ scherzte meine Mutter. Ich wusste sie meinte es nicht wirklich ernst, aber mit dieser Art hatte sie mich bislang immer überzeugt bekommen.
„Nicht wegtun. Ich will meine Schultüte, dann geh ich halt in die doofe Schule.“ sagte ich trotzig und stand auf. Meine Mutter lächelte und kniete sich zu mir herunter.
„Du machst das heute bestimmt ganz toll kleine Maus. Du wirst auch in der Schule ganz viel Spaß haben, versprochen.“ versuchte meine Mutter mich aufzuheitern.
„Möglich.“ gab ich kleinlaut zurück.
„Bestimmt. So dann ziehen wir dich mal an und machen dir ein paar hübsche Zöpfe was sagst du?“ fragte meine Mutter. Ich nickte zögerlich.
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„Moment mal du möchtest mir jetzt nicht sagen, dass ihr beiden euch auch am ersten Schultag kennen gelernt habt oder?“ unterbrach Meike meine Erzählung.
„Doch genau das haben wir. Meine Eltern sind kurz vorher wegen der anstehenden Geburt von Marie mit Anna und mir umgezogen. So bin ich überhaupt auf die gleiche Schule wie Kathi gekommen und das wir dann auch noch in der gleichen Klasse gelandet ist, war dann einfach Glück.“ erklärte Jen.
„Ich dachte ich erzähle das gerade?“ fragte ich genervt.
„Oh sorry, natürlich erzähl du weiter.“ gab Jen zurück und ich fuhr mit der Geschichte fort.
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Das Schulgebäude wirkte schon irgendwie bedrohlich, aber das konnte auch daran liegen, dass es gerade ein wenig regnete. Ein ganz tolles Wetter für den ersten Schultag. Es waren ziemlich viele Eltern mit ihren Kindern vor der Schule, die wohl alle heute ihren ersten Schultag hatten. Es waren so viel mehr als ich überhaupt zählen konnte, dass ich es mit der Angst zu tun bekam und mich hinter meiner Mutter versteckte.
„Du brauchst dich nicht verstecken kleine Maus. Dir tut hier keiner was.“ meinte meine Mutter und strich mir sanft durch die Haare.
„Und was ist mit den großen Kindern?“ fragte ich ein wenig ängstlich. Tatsächlich hatte ich auch weitaus ältere Kinder gesehen, die ziemlich unfreundlich drein schauten.
„Ignorier die einfach. Die sind sowieso doof.“ hörte ich jemanden neben mir sagen. Ich schaute verwundert nach rechts von wo die Stimme kam. Ein schwarzhaariges Mädchen grinste mich an. Sie hatte gerade einen Zahn verloren, denn in ihrer oberen Zahnreihe war ein Loch zu sehen. Irgendwie machte sie mir ein bisschen Angst. Ich rutschte ein wenig mehr hinter meine Mutter.
„Na wer bist du denn?“ fragte meine Mutter das Mädchen.
„Jennifer, aber meine Eltern und meine Schwester nennen mich Jen.“ antwortete das Mädchen. Sie legte den Kopf ein wenig schief und schaute mich an.
„Und du bist?“ fragte Jen mich anstatt meiner Mutter. Das freche Grinsen war noch nicht aus ihrem Gesicht verschwunden. Eigentlich wirkte sie schon nett. Gesehen hatte ich sie aber noch nie.
„Ich bin Katharina, aber Kathi ist mir lieber.“ sagte ich leise.
„Cooler Name. Willst du noch ein bisschen spielen? Hier rum zu stehen ist voll langweilig. Dauert eh noch bis es los geht sagt meine Mama.“ entgegnete Jen. Ich trat hinter meiner Mutter hervor und schaute zu ihr nach oben.
„Na gut, aber pass auf, dass du dich nicht dreckig machst.“ gab meine Mutter nach. Jen lief schon vor in Richtung der Spielgeräte, die auf dem Schulhof aufgebaut waren. Ich folgte ihr ein wenig zögerlich.
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„Wie cool, du warst ja noch schüchterner als ich es heute bin.“ lachte Meike.
„Naja so cool war das damals nicht. Als wir eingeschult wurden, hat man uns in die gleiche Klasse gepackt und Jen hat sich einfach neben mich gesetzt. Der Rest hat sich dann halt entwickelt.“ erklärte ich.
„Trotzdem interessant, dass bei uns du die treibende Kraft warst.“ meinte Meike.
„Hey Moment. Du bist hier einfach nach der Schule aufgetaucht und hast mich eingeladen.“ konterte ich.
„Nur weil du mich dazu ermutigt hast.“ erwiderte Meike.
„Hey ihr beiden. Spielt das wirklich eine Rolle wer hier Schuld an was ist? Ihr tut ja so als ob ihr euch irgendwas schlimmes getan habt.“ warf Jen ein.
„Wir zanken uns zwischendurch ganz gerne. Vermutlich der Grund warum wir so gut miteinander auskommen. Ist alles Spaß keine Sorge.“ meldete sich Meike zu Wort.
„Ist bei Geschwistern normal. Macht euch nichts draus. Hatte ich jahrelang mit Anna und jetzt habe ich das mit Marie genau so.“ meinte Jen lachend.
Ich wollte gerade etwas antworten als es an der Türe klingelte. Jen schaute auf meinen Wecker.
„Oh ich glaube das ist meine Mutter. Ich glaube wir müssen unsere schöne Runde leider auflösen.“ merkte Jen traurig an.
„Jetzt schon?“ jammerte ich.
„Naja vielleicht haben wir noch ein paar Minuten.“ antwortete Jen.
„Ich gönne euch die paar Minuten mal unter vier Augen. Ich verzieh mich nach drüben. War nett dich kennen zu lernen Jen.“ verabschiedete sich Meike.
„War auch nett mit dir. Wenn du Tipps brauchst um Kathi zu zanken, dann lass dir von Kathi meine Nummer geben, dann geb ich dir noch ein paar Tipps.“ entgegnete Jen.
„Ich komme vielleicht darauf zurück.“ sagte Meike als sie den Raum verließ. Ich atmete einmal tief durch.
„Wie fühlst du dich? Die ehrliche Antwort bitte.“ forderte Jen nach einem Moment des Schweigens.
„Weswegen? Wegen der Sache mit dir? Anfangs war es der Weltuntergang, inzwischen geht es tatsächlich. Ich glaube der Abstand tat einfach gut, so komisch das klingen mag.“ antwortete ich.
„Freut mich zu hören. Ich will einfach nicht, dass das zwischen uns steht und du dir irgendwelche vergeblichen Hoffnungen machst, verstehst du?“ fragte Jen.
„Die Hoffnung hab ich schon vor Wochen aufgegeben. Eigentlich schon vor dem Urlaub.“ antwortete ich.
„Das erklärt warum du jetzt so entspannt darüber reden kannst. Aber an Meike bist du nicht interessiert?“ fragte Jen neugierig.
„Du bist schon die dritte Person, die mich das fragt. Definitiv nein. Meike ist super lieb und nett, aber sie ist für mich wie eine Schwester nicht mehr und nicht weniger.“ stellte ich klar.
„Schon gut. Ich hätte dir das aber gegönnt, denn sie ist wirklich nett. Tust du mir einen Gefallen?“ fragte Jen.
„Welchen?“ entgegnete ich.
„Pass gut auf deine Schwester auf.“ bat Jen mich.
„Mach ich versprochen.“ erwiderte ich. Jen stand auf und umarmte mich. Ich merkte wieder einen kleinen Stich in meinem Herz, fast so als ob eine kleine Nadel hinein piekste. Es war zwar nicht angenehm, aber definitiv weitaus angenehmer als die früheren Reaktionen und das leichte Stechen ließ rasch nach. Jen löste sich von mir und ich begleitete sie nach unten, wo ihre Mutter bereits wartete und sie in Empfang nahm.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Wieder ein sehr aufschlussreicher Teil dieses tollen Geschichte! Danke das Du Ihn uns präsentiert hast. Das Jen auch diese Vergangenheit mitgebracht hat ist interessant! Freu mich schon auf den nächsten Teil.
Ein schöner Teil intressant wie viele Gemeinsamkeiten es auch zwischen Meike und Jen gibt