Kleine Maus mit großen Herz (35)
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Kapitel 35: Überraschende Flucht
Ich wachte erst gegen Mittag des nächsten Tages auf, nach gestern brauchte ich den Schlaf wohl. Es war zwar schön, dass zwischen mir und Jen alles in Ordnung war, aber irgendwie fühlte es sich trotzdem komisch an. Ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass es kurz nach zwölf war. Ich hatte schon lange nicht mehr solange geschlafen. Ich streckte mich zuerst und erhob mich dann langsam aus dem Bett nur um mich nochmal zu strecken. Tatsächlich fühlte ich mich richtig gut erholt. Ich hatte lange nicht mehr so lange und vor allem so tief geschlafen. Anscheinend hatte ich die letzte Nacht mein Bett wohl für mich alleine. Meike sah ich zumindest nicht im Bett liegen. Möglicherweise war sie auch schon wach und hatte die Nacht trotzdem bei mir im Bett geschlafen, aber ich vermutete, dass sie gestern Abend ähnlich müde wie ich auch einfach ins Bett gefallen war und noch nicht wach geworden war. Es war bestimmt eine gute Idee zu schauen ob sie schon wach war. Ich streckte mich nochmal und machte mich auf den Weg zu Meikes Zimmer, doch bis dahin kam ich gar nicht, denn schon als ich aus meinem Zimmer trat hörte ich einen lauten angsterfüllten Schrei aus Meikes Zimmer. Er war sogar so laut, dass ihn meine Eltern unten gehört haben mussten, denn ich konnte hören wie sich unten plötzlich jemand bewegte. Ich achtete aber nur wenige Sekunden auf das Treiben unten. Es war viel wichtiger zu schauen ob Meike etwas passiert war. Ich ließ all meine gute Erziehung hinter mir und stürmte in Meikes Zimmer. Sie war alleine und lag in ihre Decke einrollt auf dem Boden und weinte.
„Meike. Ich hab dich schreien gehört. Ist alles in Ordnung?“ fragte ich entsetzt und kniete mich neben sie. Sie schaute kurz mit Tränen in den Augen zu mir.
„Ich hab schlecht geschlafen und hab mich erschreckt, dann bin ich aus dem Bett gefallen.“ erklärte sie weinerlich. Sie tat mir in dem Moment mehr als leid. Ich schaute zur Türe. Meine Eltern waren inzwischen auch angekommen und schauten besorgt in Meikes Zimmer. Ich zeigte ihn mit einer Handbewegung, dass anscheinend alles in Ordnung ist und wir schon klar kommen. Sie zögerten einen Moment, gingen dann aber doch wieder nach unten.
„Komm wir holen dich jetzt erst mal aus deiner Decke raus und dann machen wir dir einen leckeren Tee.“ schlug ich vor. Meike nickte kurz und ließ sich von mir hoch helfen, die Decke fiel nahezu von selbst von ihr herunter auf den Boden. Ihr Anblick verwunderte mich in dem Moment wirklich sehr. Vermutlich konnte sie es in meinem Gesicht sehen, denn ich konnte erkennen, dass sie jetzt in absolute Panik geraten war.
„Ähm…“ konnte ich noch sagen, dann rannte Meike auch schon davon. Ich hörte die Badezimmertüre und den Schlüssel der sich im Schloss drehte. Ich konnte natürlich nicht anders als zur Badezimmertüre zu gehen und mit Meike zu reden. Durch dir Türe konnte ich ihr Wimmern und Schlurzen hören. Ich klopfte leise gegen die Türe.
„Hey Meike du brauchst dich nicht einschließen. Es ist alles in Ordnung.“ versuchte ich sie zu beruhigen.
„Nichts ist in Ordnung. So wie du geschaut hast.“ kam von drinnen.
„Meike ich war verwundert mehr nicht. Wirklich. Komm doch bitte raus.“ forderte ich sie auf.
„Ich kann nicht. Ich fühle mich gerade wie ein Freak, wie im falschen Film.“ erklärte Meike.
„Meike du bist doch kein Freak. Wie kommst du denn darauf?“ fragte ich.
„Ist egal, lass mich in Ruhe.“ antwortete sie und ich hörte sie weiter weinen. Verdammt ich kam so nicht weiter. Ich rannte nach unten in die Küche. Meine Eltern sahen mir anscheinend sofort an, dass etwas nicht stimmte.
„Wo ist Meike?“ fragte meine Mutter aufgebracht.
„Hat sich im Bad eingeschlossen und will nicht rauskommen.“ antwortete ich.
„Was ist passiert?“ fragte mein Vater.
„Schwierig zu sagen. Sie hat schlecht geschlafen, ist aus dem Bett gefallen und ich hab ihr hoch geholfen.“ erklärte ich.
„Mehr nicht?“ fragten meine Eltern erstaunt.
„Ähm…naja…ich habe vielleicht etwas verwundert auf Meike geschaut, weil sie sich einen meiner Bodys und einen Schnuller geklaut hat.“ erklärte ich unsicher weiter.
„Wie kommt sie denn an einen der Bodys?“ fragte mein Vater verwundert.
„Scheiße, den hab ich letzte Woche in der Waschmaschine gewaschen. Meike hat den bestimmt gesehen als sie die Wäsche aufgehangen hat.“ antwortete meine Mutter. Ich nickte zustimmend. Das ergab so definitiv Sinn.
„Gut und der Schnuller?“ fragte mein Vater.
„Den hat sie letztes Wochenende bei mir im Bett gefunden als sie bei mir geschlafen hat. Ich hab in der Nacht im Mund gehabt und als Meike panisch geschaut hat ob mein Bett trocken geblieben ist, hat sie ihn gefunden. War keine große Sache. Ich weiß nicht warum das jetzt urplötzlich ein Drama ist?“ fragte ich verwirrt.
„Hat Meike noch was gesagt?“ fragte meine Mutter mit besorgter Miene.
„Nur, dass sie ein Freak wäre oder besser gesagt, dass sie sich wie einer fühlt.“ antwortete ich unsicher. Ich konnte förmlich sehen wie die Köpfe meiner Eltern rauchten. Plötzlich schauten sie sich an, nickten und schauten dann wieder auf mich.
„Ich denke wir wissen was mit ihr sein könnte.“ merkte meine Mutter an.
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„Und du bist dir sicher, dass das hilft?“ fragte ich unsicher.
„Vertrau mir kleine Maus.“ bestärkte mich meine Mutter.
„Warum seid ihr euch so sicher, dass Meike sich deshalb für einen Freak hält?“ frage ich.
„Nun ja schwierig zu sagen. Ich schlussfolgerte das einfach mal aus dem was du mir alles erzählt hast. Wir wissen alle, dass es Meike nicht besonders gut geht, klar wir tun unser bestes und sie öffnet sich auch langsam, aber ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Erlebnis mit dem Schnuller vielleicht doch irgendetwas in ihr ausgelöst hat. Sie hat ihn sich ja nicht ohne Grund genommen und deinen Body bestimmt auch nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich auch in eine Art kleine Welt flüchtet, in der alles nur schön ist oder es ist so etwas in der Art. Vermutlich überfordert sie das oder sie glaubt, dass wir sie deshalb für verrückt halten und wegschicken.“ erklärte meine Mutter.
„Ok soweit hab ich noch gar nicht gedacht, aber das wäre schon sehr spontan, wenn sie nur wegen diesem einen mal mit dem Schnuller im Mund ein Interesse dafür entwickeln würde. Außerdem hätte sie aufgrund des Bodys auch Rückschlüsse ziehen können, dass ich ähnlich ticke.“ merkte ich an.
„Das ist nur eine Möglichkeit, aber etwas anderes fällt mir gerade nicht ein. Das mit dem Body ist zwar echt gut gedacht, aber ich glaube das ist heute schon fast modern sowas zu tragen. Ich glaube nicht, dass Meike irgendwelche Rückschlüsse gezogen hat.“ erklärte meine Mutter.
„Warum sollte ich mich jetzt umziehen, wenn uns nichts besseres einfällt als Theorien aufzustellen?“ fragte ich.
„Ich glaube der einzige Weg Meike aus dem Bad zu kriegen ist es indem wir ihr zeigen, dass sie kein Freak ist oder zumindest damit nicht alleine ist.“ entgegnete meine Mutter. Ich schluckte. Ich konnte mir vorstellen was als nächstes kommen würde.
„Moment du meinst?“ fragte ich.
„Ich halte das gerade irgendwie für die sinnvollste Idee, aber nur wenn du das tun willst. Ich kann mir vorstellen, dass du es eigentlich vermeiden wolltest, dass Meike dich in diesem Outfit sieht.“ erklärte meine Mutter. Ich hatte bislang tatsächlich penibel versucht darauf zu achten, dass Meike nichts von meiner kleinen Seite mitbekam. Das mit dem Schnuller war echt ein dummer Zufall, genau wie das mit dem Body. Das mit dem Schnuller hätte ich vermeiden können, aber wie sollte ich denn den Body im Auge behalten? Den hatte ich ohne groß drüber nachzudenken in die Wäsche gepackt.
„Uff…hoffentlich kriegt sie keinen Kulturschock.“ merkte ich an. Wirklich sicher ob der Plan meiner Mutter aufging war ich nicht.
„Wenn du sie schon nicht aus dem Bad bekommst, heißt das schon was. Wir müssen es einfach versuchen. Einfach warten bis sie rauskommt ist meiner Ansicht nach schwierig.“ fuhr meine Mutter fort.
„Na gut in Ordnung. Wir versuchen es.“ gab ich entschlossen zurück.
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Wirklich gut fühlte ich mich bei der Sache nicht, aber ich hatte es trotzdem durchgezogen. Meike hatte ihr Handy natürlich nicht mit ins Bad genommen. Das machte die Sache schwieriger. Ich holte ihr Handy und legte es vor die Badezimmertüre.
„Meike pass auf, es ist alle gut. Dir passiert hier nichts. Du kannst ruhig rauskommen.“ versuchte ich ein letztes Mal sie zu überzeugen.
„Geh weg.“ blockte sie erneut ab. Ok jetzt würden die härteren Geschütze aufgefahren.
„Ok eine letzte Sache noch bevor ich jetzt frühstücken gehe. Ich habe dir dein Handy vor die Türe gelegt. Du kannst es dir holen. Das ist kein Trick oder sonst irgendwas. Wir sind alle unten versprochen. Wenn du dein Handy hast, dann schreib mir bitte kurz. Ich schicke dir dann etwas, das dir vielleicht hilft.“ versuchte ich sie irgendwie davon zu überzeugen, bekam aber keine Antwort. Ich machte mich dann tatsächlich auf den Weg nach unten und hoffte Meike würde sich das mit dem Handy zumindest überlegen.
Ziemlich platt kam ich in die Küche.
„Und hattest du Erfolg kleine Maus?“ fragte meine Mutter.
„Ich habe nochmal versucht sie davon zu überzeugen raus zu kommen, aber sie hat total geblockt. Keine Ahnung ob das mit dem Handy funktioniert. Ich hoffe Meike holt sich ihr Handy und gibt mir ne Chance.“ antwortete ich.
„Also ich gehe davon aus, dass es nicht mehr lange dauern wird. Am besten trinkst du jetzt erst mal einen Schluck Kaffee.“ schlug mein Vater vor. Ich setzte mich und wartete ungeduldig auf eine Nachricht von Meike. Meine Tasse war verdammt schnell leer und ich merkte wie ich vor Nervosität zitterte. Ein Pling erlöste mich nach einer gefühlten Ewigkeit vom Warten.
Ok ich hab mein Handy.
Danke, dass du dir das Handy geholt hast.
Ich weiß zwar nicht wie das helfen soll, aber ich geb dir einen Versuch.
Danke ok pass auf du kriegst gleich ein Bild von mir geschickt.
Meinetwegen.
Ich suchte das Bild raus und schickte es Meike und wartete eine Weile bis sich wieder etwas tat.
„Und?“ fragte meine Mutter.
„Habe noch keine Antwort.“ merkte ich an. Ein neues Pling unterbrach unser Gespräch.
Ok lass uns reden.
Lässt du mich ins Bad?
Ja, aber nur dich. Bringst du mir einen Tee mit?
Mache ich.
Ich atmete erleichtert auf.
„Und?“ fragte meiner Mutter gespannt.
„Meike will mit mir reden und sie hätte gerne einen Tee.“ gab ich zurück.
„Wenigstens etwas. Ich habe da noch eine Idee.“ sagte meine Mutter grinsend.
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Ich stand wieder vor der Badezimmertüre und klopfte.
„Kathi?“ hörte ich Meike von drinnen fragen. Anscheinend hatte sie sich etwas beruhigt.
„Ja ich bins.“ antwortete ich.
„Bist du alleine?“ fragte Meike weiter.
„Klar wie versprochen.“ gab ich zurück. Ich hörte wie sich der Schlüssel im Schloss umdrehte und Meike vorsichtig nach draußen schaute. Als sie sich sicher war, dass ich tatsächlich alleine war, öffnete sie die Türe und ließ mich rein. Als ich drinnen war hörte ich sofort wieder den Schlüssel im Schloss. Ich drehte mich zu Meike um. Ihre Augen waren rot und man konnte sehen, dass sie sehr viel geweint hatte, umgezogen hatte sie sich jedoch nicht, was nicht sonderlich verwunderlich war, denn dafür hätte sie sich aus dem Bad schleichen müssen.
„Hi.“ sagte ich etwas planlos.
„Hi.“ gab Meike unsicher zurück.
„Sollen wir uns setzen? Ist gemütlicher als stehen.“ schlug ich vor Meike nickte und wir setzten uns auf den Teppich in der Mitte des Raumes.
„Du hast gar keinen Tee dabei.“ merkte Meike geknickt an. Ich musste lächeln.
„Doch na klar. Ähm…aber nicht erschrecken ja.“ sagte ich und griff mit meiner Hand unter den Body den ich trug und zog ein mit Tee gefülltes Fläschchen hervor.
„Hier bitte sehr. War Mamas Idee dir den Tee so zuzubereiten.“ erklärte ich. Meike nahm sich das Fläschchen mit zittrigen Händen und stellte es neben sich.
„Danke, sehr lieb von ihr.“ sagte sie ein wenig nachdenklich.
„Ähm…ja…du wolltest mit mir reden.“ fuhr ich fort. Meike schaute mich immer noch mit einem ratlosen Blick an.
„Hmmm…ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Ich hatte das Problem schon bei meinem Termin mit Dr. Berger.“ gestand sie.
„Du hast bei deinem Termin darüber gesprochen?“ fragte ich verwundert.
„Hmmm…ich war mir so unsicher und konnte das nicht einordnen. Ich musste das einfach irgendwie verstehen und naja er hat es auch mir herausgekitzelt wenn man so will. Deswegen war ich nach dem Termin auch so nachdenklich. Ich musste einfach verarbeiten was er gesagt hat.“ erklärte Meike.
„Klingt nicht so gut.“ merkte ich an.
„Der Termin war schon gut, einfach um für mich ein bisschen Ordnung zu schaffen, auch wenn ich eigentlich immer noch total überfragt bin und mich ziemlich verrückt fühle.“ warf Meike ein.
„Wir finden schon einen Einstieg und kriegen das bestimmt hin mit der Einordnung. Ich bin zwar kein Therapeut, aber ich glaube ich weiß wie wir sinnvoll hier ran gehen und verrückt bist du bestimmt auch nicht. Ich fange mit ein paar Fragen an in Ordnung?“ fragte ich vorsichtig. Meike nickte.
„Gefallen dir die Sachen?“ fragte ich.
„Welche? Der Schnuller und der Body?“ entgegnete Meike unsicher.
„Ja genau die.“ antwortete ich.
„Hmmm…weiß nicht…also ja…nein…irgendwie schon. Ich weiß nicht.“ stammelte sie wild durcheinander.
„Ganz ruhig. Du hast dir die Sachen doch nicht ohne Grund genommen. Ich bin dir deswegen nicht böse und meine Eltern auch nicht.“ beruhigte ich sie.
„Ja, aber…das ist doch nicht normal.“ warf Meike ein.
„Was ist nicht normal? Dass du dich wohl fühlst, wenn du dir denkst, dass du klein bist und du dir damit vielleicht ein Stück deiner Kindheit zurückholst?“ fragte ich ernst.
„Ja…das ist doch verrückt.“ entgegnete Meike verzweifelt.
„Findest du das wirklich so schlimm und verrückt, dass du dich hier einschließen musst? Schau mich an ich sehe genau so komisch aus wie du und war gerade noch so bei meinen Eltern unten. Für die ist das nicht verrückt und mich erst recht nicht.“ entgegnete ich.
„Ich weiß nicht. Es ist so komisch. Weißt du als ich den Schnuller im Mund hatte, das war so komisch so beruhigend und so schön. Es war irgendwie so als ob ich einfach noch mal klein wäre und…und…alles anders ist als früher. Ich hab mir einfach gedacht ich probiere mal mit ihm zu schlafen, vielleicht funktioniert das besser und dann hab ich in der Wäsche noch diesen süßen Body gesehen und dann kam eins zum anderen.“ berichtete Meike.
„Ich verstehe was du meinst.“ merkte ich an.
„Ja aber es fühlt sich einfach so…falsch an. Ich weiß gar nicht wo mir der Kopf steht. Ich bin total verwirrt. Ich habe gerade das Gefühl ich wäre lieber vier als siebzehn, das will nicht in meinen Kopf rein. Dr. Berger meinte zu mir ich sollte das einfach mal versuchen mit dem Body und dem Schnuller und schauen was passiert. Ich habe mir die Sachen schon letztes Wochenende…ähm…geliehen, aber ich konnte mich erst die letzte Nacht dazu durchringen es zu probieren und dann passiert direkt das.“ gab Meike zurück.
„Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich das kenne wenn man lieber drei oder vier sein will als sechzehn?“ fragte ich.
„Wenn ich dich so ansehe glaube ich dir vermutlich alles. Das Bild hat mich extrem überrascht. Ich musste das erst mal einen Moment wirken lassen und dann sind mir tausende Fragen in den Kopf geschossen.“ antwortete Meike.
„Wir haben Zeit. Ich kann versuchen dir jede deiner Fragen zu beantworten. Willst du erst mal deinen Tee trinken?“ fragte ich. Meike nickte langsam und nahm sich ihren Tee.
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Das mit dem Fläschchen im Sitzen trinken klappte nicht wirklich das musste Meike ziemlich schnell feststellen. Ich bot ihr an, dass sie ihren Kopf auf meinen Schoß legen konnte und dann ihren Tee trinken konnte. Sie zögerte erst, ließ sich aber schlussendlich doch überzeugen. Sie hatte sich halbwegs bequem auf meinen Schoß gelegt und schaute mich nun von unten erwartungsvoll an.
„Liegst du gut?“ fragte ich. Meike nickte.
„Dann trink jetzt in Ruhe deinen Tee.“ schlug ich vor. Sie schaute mich irgendwie komisch traurig und zugleich fragend an. Fast so als ob sie etwas fragen wollte, aber sich nicht traute.
„Soll ich vielleicht…“ zu mehr kam ich nicht, denn Meike nickte sofort, wenn auch etwas unsicher. Ich nahm mir das Fläschchen und hielt es ihr hin und sie fing langsam an daran zu saugen.
„Soll ich noch ein bisschen weiter reden, während du deinen Tee trinkst? Du kannst ja nicken oder den Kopf schütteln um mit mir zu kommunizieren.“ schlug ich vor. Meike nickte.
„Das ist jetzt vielleicht eine doofe Frage, aber deine Kindheit…ähm…die war nicht so toll oder?“ fragte ich. Eigentlich konnte ich mir die Antwort schon denken nachdem was Meike mir von ihrem Vater erzählt hatte. Spießrutenlauf war das für eine zu nette Bezeichnung. Meike nickte.
„Möglicherweise hängt das ja damit zusammen? Vielleicht fehlte dir das früher einfach. Also ausreichend Fürsorge oder so. Ich will deine Eltern nicht schlecht reden, aber es kommt mir halt so ein bisschen so vor als wärst du einfach gerne nochmal klein und alle haben dich lieb.“ stellte ich fest. Meike nickte erneut.
„Eine ganz doofe Frage. Das mit dem nassen Bett…ähm…das waren aber echte Unfälle oder?“ bohrte ich nach. Meike nickte wieder und ich merkte, dass ihr Gesichtsausdruck wieder ein bisschen betrübter wirkte.
„Aber die Windeln findest du nicht schlimm?“ fragte ich. Meike schüttelte den Kopf, zog dann ihren Kopf vom Fläschchen weg.
„Also ich war schon geschockt wegen der Windeln, keine Frage, aber irgendwie ich weiß nicht. Ich hatte gleich beim ersten Tragen auch so ein komisches Gefühl. Also ich würde jetzt sagen das war kein Glücksgefühl oder ein unglaublich tolles Gefühl, aber es fühlte sich nicht so schlimm an wie ich gedacht hätte. Über die letzten Nächte hat sich das dann doch eher ins positive geändert.“ erklärte sie und fing danach wieder an an dem Fläschchen zu nuckeln.
„In so ein Gefühl von Sicherheit oder Sorglosigkeit?“ fragte ich. Meike nickte erstaunt. Anscheinend musst sie sich noch daran gewöhnen, dass jemand ihre Gefühle derart zutreffend formulieren konnte. Das Fläschchen war inzwischen leer und ich legte es beiseite. Meike schaute mich immer noch von unten an.
„Kann ich hier so liegen bleiben? Ich finde das gerade total toll.“ bat sie mich.
„Klar wenn dir das nicht zu unbequem wird.“ gab ich zurück.
„Nein, ich finde das irgendwie ganz schön so. Ist so ein bisschen so als ob du auf mich aufpasst. Finde ich irgendwie schön. Ich weiß das klingt total komisch oder?“ entgegnete Meike.
„Nein es klingt nicht komisch. Weißt du wir haben uns unten natürlich Gedanken darüber gemacht was gerade passiert ist. Meine Mutter hat da so eine Theorie geäußert, aber ich glaube dafür muss ich weiter ausholen.“ fing ich an zu erklären.
„Ich nehme mal an, dass du auf dein Outfit anspielst oder? Ich habe das ja bislang gar nicht wirklich kommentiert. Es ist schon seltsam dich so zu sehen. Also in Body und Windeln. Du brauchst aber keine Windeln oder irre ich mich?“ fragte Meike ein wenig verwundert.
„Nein ich brauche keine, ich glaube das hättest du bemerkt, wenn ich welche brauchen würde. Du hast ja immerhin mindestens einmal mitbekommen wie ich aus meinem Bett aufgestanden bin und da hatte ich keine an. Ich trage sie freiwillig oder besser gesagt als eine Art Hilfe, wenn ich mich klein fühlen möchte. Mir geht es also ähnlich wie dir aber wahrscheinlich aus ganz anderen Gründen.“ erklärte ich weiter.
„Also ich kann mir bei dir keine wirklich schwierige Kindheit oder sowas vorstellen. Deine Eltern sind viel zu nett und ich glaube nicht, dass du adoptiert bist. Du hast viel zu viel Ähnlichkeit mit deiner Mutter. Also wenn es das nicht ist, warum machst du das dann?“ fragte Meike neugierig.
„Hmmm…naja das war so meine Art des Abschaltens. Ich habe ja mal erwähnt, dass das letzte Schuljahr nicht so toll war. Ich habe irgendwie einen Ausgleich gesucht und frag mich nicht warum, aber ich bin irgendwie zum klein sein gekommen. Ich habe das Glück, dass meine Eltern mich da unterstützen. Die waren einfach so verständnisvoll.“ berichtete ich.
„Meine Mutter hat auch immer versucht verständnisvoll zu sein, aber meistens ist das durch meinen Vater zu nichte gemacht worden. Ich war so froh als meine Mutter endlich unsere Sachen gepackt hat und mit mir abgehauen ist. Und am Ende…am Ende…“ Meike brach ihren Satz ab und fing wieder an zu weinen.
„Hey shhhh. Ich weiß es tut weh. Hier probier das mal.“ sagte ich ruhig und steckte ihr den Schnuller, der immer noch an ihr baumelte, in den Mund. Danach begann ich ihr durch ihre roten Haare zu streichen. Meike beruhigte sich tatsächlich und hörte auf zu weinen. Sie zog sich den Schnuller wieder aus dem Mund.
„Danke. Siehst du das meine ich. Es ist total komisch. Es tut mir anscheinend gut, aber ich finde es total ich weiß nicht…halt nicht normal.“ warf Meike erneut ein.
„Du machst dir zu viele Gedanken darüber. Es tut dir einfach gut, fertig. Was bringt es das zu hinterfragen. Hier verurteilt dich niemand deswegen. Oder willst du das irgendwie wegbekommen?“ fragte ich.
„Keine Ahnung. Als du mich vorhin gesehen hast, also in meinem Zimmer. Ich habe einfach nicht daran gedacht, dass ich das hier noch an hatte. Ich war noch so perplex von meinem Traum und dem Sturz. Ich glaube ich war einfach überrumpelt und im nächsten Moment dachte ich scheiße jetzt hast du es komplett verbockt. Ich hab mich mit dem Body und dem Schnuller, selbst mit dieser verdammten Windel einfach so unglaublich wohl gefühlt. Wie hätte ich euch das denn jemals sagen können, geschweige denn erklären können. Verstehst du jetzt warum ich so reagiert habe?“ entgegnete Meike. Ich konnte es natürlich nachvollziehen, mir ging es anfangs nicht anders, auch wenn ich es tatsächlich ein wenig einfacher gehabt hatte als Meike, denn ich musste nur durch ein Verhör meiner Mutter durch und hatte meinen elterlichen Segen einkassiert.
„Meike ich verstehe dich vermutlich besser als jeder andere hier. Mach dir keine Sorgen deswegen. Du wirst weder vor die Türe gesetzt noch sonst irgendwas. Überleg doch mal das mit dem Fläschchen war die Idee von meiner Mutter und nicht meine. Meine Eltern versuchen sogar bei mir ein wenig darauf einzugehen, wenn ich gerne klein sein möchte.“ erklärte ich.
„Ich habe dich in den letzten Tagen noch nie in irgendeiner Weise in dieser Montur oder in irgendeiner Situation erlebt in der ich das Gefühl hatte du wärst klein. Naja außer, wenn wir uns ein bisschen gezankt haben. Für mich bist du hier gerade eher diejenige, die eine große Schwester abgibt.“ gab Meike zurück.
„Achja ich wollte mich wegen dir zurück nehmen. Ich dachte eher das könnte dich…naja…verstören oder so, deshalb habe ich mir eigentlich vorgenommen vorerst auf das klein sein zu verzichten. Das mit dem Schnuller zum Schlafen war das was ich mir noch gegönnt habe, aber auch nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem du den gesehen hast.“ erklärte ich weiter.
„Du hättest das für mich zurück gestellt?“ entgegnete sie fast schon schockiert.
„Natürlich. Meike uns ist erst mal wichtig, dass es dir wieder besser geht und du zur Ruhe kommst. Du sollst dich hier wohl fühlen, hier ein neues zu Hause finden und dafür habe ich mir halt gesagt, dass ich dafür eben für dich zurückstecke. Die Möglichkeit zum klein sein hätte sich bestimmt auf kurz oder lang ergeben.“ antwortete ich ihr.
„Also ganz ehrlich, wenn ich auf Mädchen stehen würde, ich würde dich sofort heiraten wollen und nie wieder verlassen wollen, du bist einfach zu gut um wirklich real zu sein. Denkst du überhaupt mal an dich?“ entgegnete Meike gerührt. Ich musste die Aussage erst mal einen Moment sacken lassen.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Was für ein schöner Teil. Er gehört jetzt schon zu meinen Lueblingsteilen. Nun ist Kathis Geheimnis raus und sie kann endlich wieder unbeschwert klein sein. Bin gespannt wie weit es sich bei Meike entwickelt. Ich freue mich jetzt schon suf hoffentlich nich viele Fortsetzungen von kleiner Hase und kleiner Maus
Ist wieder eine faszinierende Geschichte geworden. Ereignissreich und lebhaft beschrieben. Toll das Du Kathi’s Eltern einen so rührenden und ruhigen Karakter gegeben hast! Und sich alles fügt. Bin auf den nächsten Teil schon sehr gespannt! Hoffe es folgen noch ein paar!
Keine Sorge es folgen noch ein paar…das ist jetzt sozusagen die geplante Hälfte, auch wenn ich mir noch ein wenig überlegen muss wie ich die letzten 15-20 Kapitel füllen werde…ansonsten muss ich von meinen gewohnten 70 Kapiteln halt Abstand nehmen.
Der ein oder andere hatte sogar das Glück, dass er aufgrund eines Fehlers meinerseits auch schon weiter lesen konnte…aber das ist jetzt bereinigt. Diejenigen, die schon weitere Einblicke erhalten haben dürfen dann länger auf neues warten.
Schön zu sehen, dass Meike schön langsam auch Zutrauen zu ihren neuen „Eltern“ findet und auch innerlich ihr neues Zuhause als solches betrachtet.
Deine Geschichte gefällt mir immer besser. 😎