Kleine Maus mit großen Herz (47)
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Kapitel 47: Mehr Schein als Sein
Die Klausur war natürlich ein Desaster, zumindest fühlte es sich wie ein Desaster an. Ich hatte das Gefühl, dass ich überhaupt keinen klaren Gedanken fassen konnte. Ich wurde zwar fertig, aber ich hatte das Gefühl, dass ich meistens rum geraten hatte oder irgendwelche total falschen Sachen versucht hatte. Es war einfach nur frustrierend. Auch wenn Meike und auch Sandra mich darauf hingewiesen hatten, dass ich erst mal abwarten sollte was draus geworden ist, war das für mich eigentlich schon gelaufen. Auch die Nachhilfestunde mit Sandra war für mich gefühlt ein Desaster, ich kriegte gar nichts, also ich meine wirklich gar nichts hin, egal wie sehr Sandra auch versuchte auf mich einzugehen, es klappte nicht oder es klappte eben genau deshalb nicht, weil sie so sehr auf mich ein ging. Es war wirklich frustrierend. Ich hätte am liebsten heulend in meinem Bett gelegen, weil ich mich einfach nicht dazu durchringen konnte überhaupt einen Schritt auf Sandra zuzugehen und ihr irgendwelche Informationen zu entlocken.
Ich lag den ganzen Donnerstag über in meinem Bett, also wenn ich nicht in der Schule war versteht sich, und fühlte mich einfach scheiße. Es war fast so schlimm wie mit der Schule im letzten Schuljahr. Da hatte ich wenigstens noch Jen, die mir in solchen Situationen immer geholfen hatte. Ja Meike war auch gut darin mich auf andere Gedanken zu bringen, aber Jen toppte eigentlich nichts. Jen…kam mir irgendwie ein wenig sehnsüchtig in den Sinn. Ich vermisste unsere Gespräche, ihre Anwesenheit als Freundin, aber alles andere das war wie weggeblasen so als ob das nie gewesen wäre. Total krank eigentlich, wenn ich darüber nachdachte wie sehr mich das vor Monaten noch aus der Bahn geworfen hatte. Jen…dachte ich erneut…was würdest du mir jetzt raten? Warum fragte ich sie nicht einfach? Erst als mir dieser Gedanke in den Sinn kam, merkte ich, dass ich wirklich neben mir stehen musste. Ich hatte mich doch zu einem Telefonat verabredet, gut das war fürs Wochenende geplant, aber ich konnte mein Glück doch auch jetzt versuchen. Ich schnappte mir mein Handy und suchte Jens Nummer.
„Hi Kathi. Ich dachte wir wollten am Wochenende telefonieren?“ begrüßte Jen mich verwundert.
„Ähm ja klar…ähm sag mal am Wochenende…ähm hast du da Zeit?“ fragte ich unsicher.
„Hmmm…lass mich mal nachdenken. Eigentlich wollte ich Samstag weg, aber das hat sich zerschlagen also da hätte ich Zeit warum fragst du?“ entgegnete Jen.
„Ich glaube telefonieren reicht gerade nicht. Ich glaube ich überrede meine Mutter lieber mich zu dir zu fahren, bringt glaube ich gerade mehr.“ antwortete ich.
„Klingt nicht gut.“ meinte Jen.
„Ja und nein. Lass uns da einfach am Samstag in Ruhe drüber reden. Ich glaube das bringt telefonisch nicht so viel.“ erklärte ich.
„Klar, wenn du meinst. Ähm ich muss mir aber keine Sorgen machen oder?“ fragte Jen besorgt.
„Hmmm…schwierig…also gesundheitlich ist alles in Ordnung, auch mit meiner Familie und Meike.“ erwiderte ich.
„Aber?“ fragte Jen.
„Ich glaube ich bin total verschossen.“ flüsterte ich.
„Aber nicht in mich?“ fragte Jen.
„Nein das ist wie weggeblasen. Es ist total verrückt. Warum glaubst du melde ich mich urplötzlich bei dir?“ fragte ich sie.
„Verstehe. Also das freut mich natürlich, dass das nicht mehr zwischen uns steht, aber so wie du klingst, scheint das auf ein ähnliches Ergebnis wie bei mir hinauszulaufen.“ meinte Jen nachdenklich.
„Wahrscheinlich…vermutlich…keine Ahnung…ich brauche einfach mal wieder ein konstruktives Gespräch mit dir…so wie früher halt…du hast mir ja sonst auch immer aus der Scheiße geholfen.“ gab ich zurück.
„Ok verstehe. Dann sagen wir einfach Samstag um 14:00. Deine Mutter kriegst du schon überredet. Ich freue mich darauf dich nochmal wieder zu sehen, auch wenn es jetzt nicht die schönsten Umstände sind.“ entgegnete Jen.
„Ich freue mich auch, danke für die kurzfristige Verabredung. Ich kläre das jetzt mit meiner Mutter. Den Rest klären wir dann am Samstag. Ich schreib dir ob das klappt. Machs gut.“ verabschiedete ich mich.
„Für dich immer, lass dich nicht unterkriegen. Grüß deine Familie von mir. Bis Samstag hoffentlich.“ verabschiedete Jen.
Ich legte mein Handy beiseite. Puh das war anstrengend gewesen, alleine schon Jen davon zu erzählen, aber gleichzeitig fühlte ich mich auch gut. Gut deswegen, weil endlich diese Blockade zwischen mir und Jen gefallen war. Das war schon erleichternd. Jetzt hieß es meine Mutter davon zu überzeugen mich am Samstag zu Jen zu fahren. Ich hatte eigentlich keine großartige Lust aufzustehen, aber es war bald eh Zeit fürs Essen also würde ich bald sowieso nach unten gehen müssen. Es dauerte bestimmt weitere fünf Minuten bis ich dann doch endlich aus meinem Bett aufstand und nach unten ging.
„Oh wer kommt denn da in die Küche. Na kleine Maus, alles gut?“ fragte meine Mutter verwundert als sie mich sah.
„Hmmm…weiß nicht. Die Klausur war ein Desaster und wegen Sandra naja keine Ahnung…kann immer noch nicht so wirklich klar denken oder zumindest nur bedingt.“ erklärte ich.
„Das gibt sich bestimmt wieder. Ganz bestimmt.“ meinte meine Mutter freundlich lächelnd.
„Hoffentlich. Sag mal Mama kannst du mir einen Gefallen tun?“ fragte ich unsicher.
„Na was kann ich denn für dich tun kleine Maus?“ entgegnete meine Mutter.
„Kannst du mich am Samstag zu Jen fahren?“ fragte ich nervös. Ich wusste, dass das definitiv Rückfragen geben würde.
„Ähm…klar natürlich…hätte ich jetzt nicht mit gerechnet, dass du mich das fragst.“ staunte meine Mutter.
„Naja…es ist kompliziert. Weißt du das mit Sandra…das hat gefühlt alle Gefühle für Jen ausgelöscht. Also natürlich nicht die freundschaftlichen Gefühle. Es ist so als ob das alles was ich gefühlt habe nie da gewesen wäre. Diese ganze Enttäuschung, der Frust, das alles ist einfach weg. Ich habe einfach das Bedürfnis mit Jen zu sprechen so wie früher. Ich glaube ihr Rat könnte mir jetzt helfen. Ich habe gerade mit ihr telefoniert und mich mit ihr verabredet.“ erklärte ich.
„Und dir war natürlich klar, dass ich dich fahre nehme ich an?“ fragte meine Mutter.
„Naja du oder Papa ansonsten tut es auch ein Taxi.“ meinte ich scherzhaft, immerhin wusste ich ja wie teuer das werden würde.
„Ich glaube das kriegen wir schon irgendwie hin. Ich glaube dein Vater wollte sowieso in unsere alte Wohnung.“ überlegte meine Mutter laut.
„Was ist eigentlich mit der Wohnung?“ fragte ich. Ich hatte mir überhaupt gar keine Gedanken darüber gemacht seit wir umgezogen waren.
„Wir sind uns noch nicht so sicher. Also dein Vater wollte sie eigentlich vermieten, aber bislang hat er noch keinen Interessenten gefunden. Verkaufen wäre natürlich auch eine Option, aber geplant haben wir das eigentlich nicht. Ich glaube dein Vater wollte nochmal neue Bilder für eine Mietanzeige oder so machen. Du kannst ihn das ja gleich beim Essen mal fragen.“ antwortete meine Mutter.
„Würde sich ja echt anbieten, wenn er das am Samstag machen will. Kläre ich gleich mit ihm. Ähm wie lange brauchst du noch mit dem Essen?“ fragte ich.
„Hast du etwa Hunger?“ fragte meine Mutter verwundert.
„Hmmm…nicht so, aber wenns noch dauert, dann würde ich wieder nach oben gehen.“ meinte ich. Meine Mutter löste sich vom Herd und kam zu mir an den Tisch.
„Musst du nochmal in deine kleine Welt?“ fragte meine Mutter.
„Ich glaube nicht. Ist mir gerade nicht so nach.“ gab ich zurück.
„In Ordnung, aber pass ein bisschen auf dich auf kleine Maus, nicht dass dir alles wieder über den Kopf wächst und du nichts sagst.“ ermahnte mich meine Mutter freundlich.
„Ich versuche es, versprochen.“ antwortete ich meiner Mutter, dann verließ ich die Küche.
Der Zwischenstopp in meinem Zimmer war ziemlich kurz, denn ich kam gerade dazu mich auf mein Bett zu legen als es auch schon wieder klopfte und Meike mir sagte, dass es Essen gibt. Ich erhob mich wieder und schleppte mich nach unten. Mein Vater war inzwischen auch zu Hause und ich konnte natürlich sofort klären ob er am Samstag in unsere alte Wohnung fahren würde, was er tatsächlich machen wollte. Damit war meine Verabredung mit Jen gesichert. Meike wollte an dem Samstag zu Rob, was meine Eltern auch nicht störte. Ich vermutete, dass die beiden auf kurz oder lang wahrscheinlich zusammen kommen würden. Wenigstens hatte Meike mehr Glück als ich.
Die restliche Woche war ähnlich schlimm wie der Beginn der Woche. Am Freitag fiel ich schon am frühen Abend ziemlich platt ins Bett. Ich hatte mich selten so schlapp gefühlt. Ich hatte sogar die Vermutung, dass selbst meine kleine Welt mir gerade keine neue Kraft liefern konnte.
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Ich ging nicht in unsere alte Wohnung. Vermutlich wären wieder alte Erinnerungen hochgekommen, die mich zusätzlich nach unten gezogen hätten. Ich betrat nicht mal das Haus sondern ließ mich von meinem Vater gleich vor der Türe absetzen und machte mich auf den Weg zu Jen. Wir hatten abgesprochen, dass mein Vater mich anrufen sollte, wenn er fertig war, aber ich hatte gleich angemerkt, dass ich schon länger brauchen würde als eine Stunde. Das schien meinen Vater nicht zu stören. Entweder hatte er mehr zu tun oder er würde die Zeit schon irgendwie rum kriegen.
Alleine auf dem Weg zu Jen kamen mir schon genug Erinnerungen in den Sinn. Wie oft war ich diesen Weg entlang gegangen? Wie oft hatte ich mich dabei schlecht gefühlt, wie oft war ich dann auf dem Rückweg wieder etwas besser drauf? Puh es kam mir gefühlt wie eine Ewigkeit vor, die vergangen war seit ich hier her gegangen war und dabei war es nicht mal ein gutes halbes Jahr her. Damals waren alle Bäume noch grün und es war warm, jetzt war gefühlt alles tot…naja in einer Art Winterruhe passte besser, aber es machte trotzdem die Laune nicht besser. Ich erreichte Jens Haus nach eine Weile. Ich hatte mir Zeit gelassen um meine alte Heimat auf mich wirken zu lassen. Mit unsicheren Schritten ging ich die Stufen zur Haustüre hinauf und drückte auf die Klingel. Es dauerte einen Moment bis sich die Türe öffnete.
„Oh…KATHI!“ rief mir Marie entgegen, die die Türe geöffnet hatte und fiel mir gleich um die Hüfte.
„Na Marie. Hat dir Jen etwa nicht verraten, dass ich vorbei komme?“ fragte ich erstaunt.
„Nö hat sie mir nicht gesagt. Sie meinte gerade nur ich soll an die Türe gehen. Eine voll tolle Überraschung. Ist total doof, dass du nicht mehr so oft vorbei kommst wie früher.“ jammerte Marie. Ich schaute sie ein wenig traurig an. Es war schon schade, da musste ich ihr tatsächlich zustimmen, aber alleine die Fahrt machte das schon schwierig. Die anderen Probleme, die es bislang gab, hätte Marie vermutlich noch nicht verstanden, aber das war auch egal.
„Ja ist eine ganz schöne Strecke bis hier hin. Ich glaube wir sollten mal rein. Du hast ja kaum was an. Du holst dir noch ne Erkältung und das kurz vor den Ferien, geht ja gar nicht.“ entgegnete ich.
„Ja hast recht. Mir ist auch schon voll kalt. Ich hab mich nur so gefreut dich zu sehen, dass ich gar nicht dran gedacht habe.“ erklärte Marie.
„Du kannst dich drinne noch freuen.“ erwiderte ich. Marie nickte mit dem Kopf und ließ mich an ihr vorbei und ich betrat das Haus, in dem ich so viele Stunden verbracht hatte. Ich hatte das Gefühl, dass ich es seit Jahren nicht mehr gesehen hätte.
„Jen ist in der Küche.“ meinte Marie hinter mir.
„Dachte ich mir.“ entgegnete ich und schweifte mit meinem Blick immer noch über die Einrichtung.
„Kennst du den Weg nicht mehr oder warum stehst du hier so planlos rum?“ fragte Marie, dis sich inzwischen neben mich gestellt hatte.
„Ne ich schau mir alles nur an. Ist ja schon ne Weile her, dass ich das gesehen habe. Hat mir einfach gefehlt weißt du.“ erklärte ich.
„Hat sich aber doch gar nichts geändert.“ erwiderte Marie nachdenklich.
„Ja, aber es ist halt…hmmm…schwierig zu beschreiben. Weißt du ich war so oft hier…das war schon eine Art zweites zu Hause. Warst du mal ganz lange von zu Hause weg? Wenn man dann nach Hause kommt, dann muss man sich auch erst mal alles ansehen und auf sich wirken lassen.“ erklärte ich.
„Ich war mal eine Woche auf Klassenfahrt, aber das wars schon. Ich glaube eine Woche reicht nicht um zu vergessen wie es zu Hause aussieht. Es ist immer nur doof wenn man eine Woche weg ist und gar nicht alle seine Sachen mitnehmen kann. Ich bin dann immer froh wenn ich wieder zurück bin und alle meine Sachen wieder habe. Also meine Puppen und mein anderes Spielzeug.“ erklärte Marie.
„Also eine Woche ist vielleicht wirklich zu wenig um das zu verstehen.“ meinte ich und bewegte mich in Richtung der Küche. Marie trottete mir langsam hinterher. Ich öffnete die Türe und wurde natürlich gleich freudig begrüßt.
„Hi Kathi. Es ist so schön, dass das geklappt hat.“ begrüßte Jen mich und fiel mir um den Hals. Ich zögerte erst einen kurzen Moment, dann erwiderte ich die Umarmung. Ich hatte erst die Befürchtung, dass eine Umarmung von Jen alles was in meinem inneren vor sich ging nochmal in ganz andere Bahnen lenken würde, aber dem war nicht so. Ich war zwar nervös, aber ich hatte nicht mehr dieses Kribbeln in meinem Bauch wie ich es früher gehabt hatte. Wenigstens etwas positives. Es dauerte einen Moment bis Jen sich löste.
„Hi Jen…ja hat viel zu lange gedauert bis das mal funktioniert hat.“ erwiderte ich und schaute ein wenig beschämt zu Boden. Ich wollte in Maries Anwesenheit nicht so viel falsches sagen, ich hoffte Jen würde verstehen was ich sagen wollte.
„Macht nichts. Ich hoffe es war nicht schlimm, dass ich Marie an die Türe geschickt habe. Ich wollte sie ein bisschen überraschen.“ meinte Jen.
„Ne passt schon.“ entgegnete ich gelassen.
„Marie? Lässt du Kathi und mich mal alleine damit wir ein bisschen reden können?“ fragte Jen ihre Schwester.
„Jetzt schon?“ fragte Marie traurig und schaute sowohl Jen wie auch mich mit traurigen Augen an.
„Hey Marie pass mal auf. Ich spreche jetzt erst mal mit Jen und bevor ich fahre, kannst du ja nochmal zu uns kommen und auch ein bisschen mit mir reden.“ schlug ich vor.
„Hmmm…na gut, aber trotzdem ist das gemein. Das ist auch immer so wenn Justus da ist, da schickt Jen mich auch immer weg.“ ärgerte sich Marie. Ich schaute Jen kurz an, tatsächlich musste ich mir ein Lachen über diese Aussage verkneifen. Ich glaube ich hätte meine kleine Schwester, wenn ich denn eine gehabt hätte, auch rausgeschmissen, wenn mein Freund zu Besuch wäre.
„Marie…bitte.“ forderte Jen sie erneut auf.
„Ist ja schon gut. Ich gehe schon. Nicht, dass du dich wieder bei Mama beschweren gehst.“ gab Marie genervt zurück und trottete niedergeschlagen aus der Küche.
„Anstrengendes Alter sag ich dir.“ sagte Jen und suchte Tassen.
„Ach kommt wir waren nicht besser, falls du dich mal erinnerst. Wie oft durften wir uns von Anna anhören, dass wir ihr auf den Keks gehen? Da war Marie jetzt wirklich noch human.“ verteidigte ich Marie.
„Ja…ich habe das Gefühl, dass das ich meine nervige Art von früher gerade wie einen Boomerrang zurückbekomme. Ich hätte auch kein Problem damit, wenn Marie mit dabei sitzen würde, aber ich glaube sie muss nicht alles mitbekommen. Ist glaube ich auch in deinem Sinne oder?“ fragte Jen und begann den ersten Kaffee zu kochen.
„Klar, ich mag sie, aber sie muss nicht alles wissen.“ stimmte ich Jen zu. Ich setzte mich an den Tisch und wartete bis Jen mir eine Tasse Kaffee hinstellte und sich selbst auch eine zubereitete. Jen wollte sich gerade hinsetzen als es nochmal an der Türe klingelte.
„Sorry, außer Marie und mir ist gerade niemand da. Ich geh mal gerade kurz.“ entschuldigte sich Jen. Ich nickte zustimmend und trank einen Schluck meines Kaffees.
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Es dauerte einen Moment bis Jen wieder zurück kam. Sie wirkte ziemlich genervt.
„Kathi es tut mir schrecklich leid, aber ich konnte ihn einfach nicht abwimmeln.“ meinte Jen als sie in die Küche zurück kam. Blöderweise tauchte gleich darauf Justus in der Küche auf.
„Hi Kathi.“ begrüßte er mich ziemlich freundlich. Eine Art, die ich von ihm eigentlich nicht kannte.
„Schnuffel was habe ich dir gerade gesagt?“ fragte Jen ernst.
„Ähm…ja…natürlich…ähm ich wollte eigentlich nicht stören, sondern nur kurz mal hören wies dir geht.“ setzte er nach. Ich kam mir gerade ein bisschen vor wie im falschen Film. Der sonst so immer vorlaute und recht direkte Justus gab gegenüber Jen klein bei. Was ging denn hier ab?
„Ähm…hi Justus. Hab jetzt gar nicht mit einem Besuch von dir gerechnet.“ gab ich verwundert zurück.
„Ich übrigens auch nicht. Ich hab dir gesagt ich habe keine Zeit und du wolltest eigentlich was mit den Jungs machen.“ beschwerte sich Jen.
„Ja Schnuffel ist ja gut. Ich bin gleich wieder weg. Genehmigst du mir einen Kaffe mit euch Kathi?“ fragte Justus weiterhin freundlich. Wirklich Lust hatte ich nicht darauf, aber ein Kaffee war jetzt auch kein Beinbruch.
„Meinetwegen.“ stimmte ich immer noch verwirrt zu.
„Sehr schön. Einen Kaffee mehr nicht.“ wiederholte Jen ernst.
„Ja Schnuffel habe ich verstanden. Danach bin ich wieder weg.“ bestätigte Justus Jens Anweisung.
„Gut. Dann nimmst du dir jetzt meinen Kaffee und ich lasse euch mal ganz kurz alleine, ich muss mal wohin.“ meinte Jen und ging zur Türe. „Achja benimm dich Justus.“ ermahnte sie Justus nochmals.
Ich saß also jetzt in der Küche mit dem Freund meiner besten Freundin und hatte gerade das Gefühl, dass sich mein freundschaftlicher Besuch gerade zu einer verdammt schlechten Soap entwickelt hatte.
„Sorry ich dachte Jen würde einfach nur lernen. Wusste nicht, dass sie Besuch hat.“ entschuldigte sich Justus nochmal. „Wie geht es dir? Dein neues zu Hause ist hoffentlich in Ordnung?“ fragte er direkt danach.
„Ähm…ja…schon ok, mir geht’s gut…denke ich…ich bin gerade nur…ich weiß nicht…verwundert.“ gab ich unsicher zurück. Justus fing an zu lachen. Keine Ahnung was er so lustig fand.
„Ich glaube ich weiß was dich verwundert. Du hast jetzt eher mit einem proletenhafteren Auftreten von mir gerechnet oder?“ fragte er mich. Interessant, dass er so von sich selbst sprach. Ich wollte jetzt nichts falsches sagen. Ich mochte ihn zwar nicht wirklich, alleine schon wegen seine Art sich ein Mädchen nach der anderen zu suchen und danach auch noch damit zu prahlen.
„Ähm…könnte man so sagen…wirkt eher so als ob Jen dich ziemlich im Griff hat. Kennt man so gar nicht von dem großen Justus, der gefühlt jede Woche ein neues Date hat.“ entgegnete ich ein wenig sarkastisch.
„Tja…was soll ich sagen…manchmal muss man halt Dinge tun, die einem nicht gefallen.“ meinte Justus.
„Du meinst auf seine Freundin hören und sich nicht mehr auf jede andere einlassen?“ fragte ich gereizt.
„Nein, du hast das jetzt vollkommen falsch verstanden. Das mit Jen…das ist wirklich was besonderes…diese ganzen Dates…ähm…puh…das klingt jetzt ziemlich komisch, aber die waren alle gefaked.“ gestand Justus nervös. Auch wenn ich ihn nicht wirklich mochte, wirkte das jetzt tatsächlich interessant.
„Gefaked?“ fragte ich erstaunt.
„Naja so halb…also es waren Dates, aber halt mit normalen Freundinnen oder auch mal Bekannten von meiner Schwester. Weißt du das klingt total verrückt, aber es ist halt auch nicht immer so einfach unter ner Horde Kerle zu bestehen…die haben meistens nur eines im Kopf und wenn du da irgendwie nicht untergehen willst, dann musst du halt einfach…naja…liefern. Diese gefaketen Dates haben natürlich zugestimmt, dass ich einen auf big player mache. Hab mir bestimmt nicht nur Freunde damit gemacht, aber immerhin brauchte ich mir von meinen Freunden keine doofen Sprüche geben zu lassen. Eigentlich habe ich schon ein wenig länger ein Auge auf Jen geworfen, aber irgendwie wirkte sie immer so…unerreichbar.“ berichtete Justus.
„Soll ich das jetzt gut finden was du mit den Dates gemacht hast?“ fragte ich verwirrt.
„Nein, du musst das weder gut finden, noch sonst irgendwas. Ich kann sogar verstehen, dass du das verurteilst. Weißt du manchmal geht man halt verzweifelte Wege, wenn man jemanden gerne gewinnen will. Jen…wie gesagt sie wirkte unerreichbar für gefühlt jeden meiner Freunde, glaub mir es gab einige, die sie richtig…ähm…ich spar mir mal die entsprechende Ausdrucksweise, aber sie hat nie jemanden von uns beachtet. Mich hat sie beachtet, aber auch erst ab dem Zeitpunkt, an dem ich wie der große Stecher gewirkt habe, der ich nie war. Was glaubst du wie erstaunt ich war als sie noch ein Date wollte und dann noch eines. Natürlich hab ich ihr ziemlich schnell von dieser Sache mit den Fake-Dates erzählt, sie fand es ziemlich lächerlich, aber sie hat mich trotzdem nicht zum Teufel gejagt.“ berichtete Justus weiter.
„Und ich dachte sich ständig mit irgendwelchen aufgebrezelten Hühnern rum schlagen zu müssen wäre schwierig. Das mit euch Kerlen klingt ja noch schwieriger.“ musste ich feststellen. Ich konnte zwar nicht verstehen was die Kerle daran fanden miteinander zu wetteifern wer welche Freundin oder die meisten Dates bekommt, aber ich musste das ja nicht verstehen.
„Tja nenn mir mal einen Kerl, der darüber überhaupt redet. Was glaubst du eigentlich wie viele meiner Freunde, die Jen schon als unerreichbar angesehen haben dich als den Endgegner gesehen haben. Also ich habe mehr als einmal gehört, dass dich der ein oder andere ziemlich gerne gedatet hätte und gefühlt alles versucht hat, aber du die Leute immer, aber auch immer hast abblitzen lassen.“ entgegnete Justus. War das wirklich so? Hatten sich so viele Kerle an mich rangemacht und ich hatte es nicht gemerkt? Wenn ich es schon bei einem Kerl nicht merkte, konnte ich es dann überhaupt bei einem Mädchen bemerken? Ein Mädchen wäre bestimmt weniger plump und würde bestimmt geschickter vorgehen. Sie würde mich bestimmt erst ausfragen ob ich jemanden hätte und würde mir Geschenke machen, aber ziemlich bald danach würde ich das bestimmt merken. Spätestens dann, wenn sie auf irgendwelche komischen Ideen kommen würde, die über eine normale Freundschaft hinaus gehen. Ein Kerl hätte bestimmt plump Komplimente gemacht und nach meiner Nummer oder so gefragt. Klar da hätte ich abgelehnt.
„Ist mir gar nicht so bewusst gewesen.“ gab ich verwundert zurück.
„Inzwischen kann ich mir denken warum.“ kam sofort von Justus.
„Moment Jen hat doch nicht etwa….“ fing ich entsetzt an.
„Nein Jen hat gar nichts gesagt, ich kann auch ein bisschen um die Ecke denken. Außerdem kenne ich das Loch in der Hecke auch. Ich hab dich an dem Abend auch gesehen, nicht deutlich, aber erkennen konnte ich dich trotzdem. Der Blick, den ich im Dunkeln erahnen konnte, hat Bände gesprochen, glaub mir.“ erklärte Justus. Ich war gerade ein wenig schockiert. Ich merkte gar nicht, dass Jen in der Zwischenzeit zurück war.
„So Schnuffel. Zeit zu gehen.“ erinnerte Jen Justus an die Vereinbarung.
„Ähm ja klar.“ entgegnete Justus und stellte seine Tasse beiseite.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Hallo Timo
eine wirklich sehr schöne und interessante Geschichte, bin sehr gespannt, wie es weitergeht.
Jedoch für meinen Geschmack viel zu langatmig, Du könntest bitte mal schneller zu dem Punkt kommen, der uns alle interessiert, ob die beiden nun zusammen kommen, oder nicht.
Lass mir doch meinen Spaß :-). Wenn die beiden zusammen kommen sollten, dann passiert das noch früh genug.
👍
Passt schon, wir wollen ja Kathi noch ein bisschen leiden sehen. Wäre interessant, ob Kathi’s Problem von Sonntag Nacht ein einmaliges Ereignis war oder vielleicht sogar bis zur Auflösung andauert.
Hallo Timo, ich wollte mich für deine tollen Geschichten bedanken. Wie heißen denn deine Geschichten?
Ich habe Ein Schicksalhafter Ferienbeginn, Jona und kleine Maus fast an einem Stück gelesen. Es ist echt super was du geschrieben hast und es fesselt einen mit lesen. Freue mich auf eine Fortsetzung.
Dann hast du alle meine Werke gelesen. Der Ferienbeginn war meine erste, Jona die zweite und die kleine Maus ist die dritte Geschichte.
Wieder eine unerwartete Wendung in der Geschichte! Das sich Jen Ihr Freund nun so gewandelt hat und dieses kleine Geheimniss Kathi nun offenbart hat ist interessant. Bin gespannt wie es Kathi verkraftet und was Jen noch dazu sagt!
Hallo Timo,
ich möchte ich an dieser Stelle einmal ganz doll bei dir für diese wunderbare Geschichte bedanken. Glaube ich habe über die Jahre so ziemlich die meistens Geschichten auf dieser und anderen Seiten gelesen. Diese Geschichte hier ist für mich aber etwas Besonderes und das auch ganz unabhägig von der Tatsache, dass es eine Windelgeschichte ist.
Freue mich immer wirklich sehr darüber wenn ein neues Kapitel rauskommt und habe inzwischen ein kleines Ritual daraus gemacht ein neues Kapitel eingekuschelt bei einer Tasse Tee zu lesen und neugierig zu erleben wie es weiter geht. Danke, dass du so viel Liebe und Energie in die Geschichte investierst und die Charaktäre und ihre Gefühle so ausführlich beschreibst.
Gerade die Tatsache wie schön, ausführlich und vor allem natürlich das „klein sein“ von Kathi und Meike beschrieben ist und wie es zu einen ganz normalen Teil ihres Lebens wird, der den beiden als Ausgleich zu ihren emotionalen Belastungen aus Liebeschaos, Traumabewältigung und Alltagsstress hilft, macht diese Geschichte meiner Meinung nach einzigartig und einfach schön; Gerade auch weil das „klein sein“ in der Geschichte gar nicht so im Vordergrund steht.
Mir hilft die Geschichte sehr mich mit meinem eigenen „klein sein“ wohler zu fühlen und mir an den beiden ein Beispiel zu nehmen und an Tagen wo das Leben mich selbst mal wieder emotional überwältig es genauso wie die beiden zu machen und mich in meine kleine Welt zurück zu ziehen.
Also noch einmal vielen Dank für diese tolle Geschichte und deine Inspiration. Hoffe, dass noch viele wunderschöne Kapitel folgen.