Leas verrückter Ferienausflug (5)
Windelgeschichten.org präsentiert: Leas verrückter Ferienausflug (5) – Teil 4
Kapitäl 5
Könige und Ratten
„Du?“, sagte Ludwig.
„Ja?“, antwortete Lilly. Die beiden gingen eine schöne unbefahrene Straße entlang, während die Sonne kräftig vom Himmel schien. Es war nun ein wirklich sommerliches Ferienwetter.
„Was passiert eigentlich wenn man solche radioaktiven Kekse isst?“, wollte Ludwig wissen.
„Och. Wahrscheinlich nicht soviel schlimmes… Das ganze mit der Radioaktivität gilt auch wirklich nur für dieses Rezept, bei dem ungesalzene Erdnusskerne und Meersalz zusammenkommen. Hab ich alles mal in einem Kochkurs für Fortgeschrittene gelernt“, referierte Lilly. „Letztendlich führt diese leichte Überdosis Radioaktivität wahrscheinlich nur zu starkem Durchfall. Und das will ich wirklich nicht riskieren!“, lächelte sie.
Ludwig kicherte leise vor sich hin und lief fröhlich neben Lilly her. Ihr Weg führte zu einer kleinen, unscheinbaren Eisdiele. Ein absoluter Geheimtipp. Hier kam kaum jemand her, außer Ludwig. Er kannte den Besitzer der Eisdiele persönlich. Er hieß Mr. Lennon und war schon fast siebzig Jahre alt. Dennoch gab er den Laden nicht auf, denn Rente bekam er kaum. Er war zu seinen wenigen Kunden sehr freundlich, litt aber sehr darunter, dass nur ein Straßenblock weiter ein großer Frozen-Yoghurt-Laden eröffnet hatte, zu dem ihm nun fast die gesamte Jugend davongerannt war.
„Ah, unser König!“, begrüßte Mr. Lennon seinen Stammgast und sorgte für Schamesröte in seinem Gesicht. „Ludwig der Dreizehnte! Aber wen hast du denn heute mitgebracht? Etwa deine neue Freundin?“
Lilly lächelte freundlich und klärte das Missverständnis schnell auf, während Ludwig noch immer peinlich berührt zu Boden schaute. „Nein, wir sind Cousins. Ich bin eine Woche lang hier und besuche ihn!“
Mr. Lennon grinste verschmitzt: „Na, da hast du ja eine attraktive Cousine! Also, was wollt ihr beiden denn haben?“
Lea bestellte zuerst: „Also für mich bitte einmal Vanille und Oreo in der Waffel!“
Jetzt musste Mr. Lennon lachen: „Ha, man merkt, dass ihr verwandt seid! Ludwig, das ist doch sonst immer deine Sorte, nicht?“
„Wirklich?“, fragte Lilly interessiert.
Ludwig nickte schüchtern. „Für mich dann auch…“, sagte er und bezahlte.
Dann setzten sich die beiden auf eine herumstehende Parkbank und verspeisten die schmackhafte Abkühlung.
„Was denkst du eig-“, wollte Lilly ein Gespräch anfangen, musste ihre Frage dann aber unterbrechen, weil ihr sonst Vanille-Eis auf die Hose getropft wäre. Also wurde erst einmal weitergegessen…
Ich war noch mit den Keksen beschäftigt, als ich hörte wie jemand die Küche betrat.
„Oh, Tante Lonie! Hallo“, begrüßte ich meine, ach nein, Lillys Tante. Offenbar war ich immer noch etwas durch den Wind…
Tante Lonie war sehr aufgebracht. Hätte ich vielleicht ihre Kekse noch gar nicht essen sollen?
„Was ist denn los?“, stammelte ich. Aber Tante Lonie zog mich nur am Ärmel aus der Küche und führte mich in ihr Arbeitszimmer. Was ich dort sah, lief mir als kalter Schauer über den Rücken!
„Da! Siehst du es?“, ärgerte sich Tante Lonie. „Die reinste Rattenplage! Und das in meinem Zimmer!“
Etliche Bücher waren auseinandergefetzt und tausende Viecher krabbelten über den Boden. Ich wurde vor Ekel ganz bleich.
„Wo sind nur Lilly und Ludwig, dieser Lausebengel, wenn man sie mal braucht?“, schimpfte sie.
„Ich g-glaube die sind unterwegs, Tante Lonie“, sagte ich schüchtern.
„Verstehe. Naja, dann musst du mir jetzt eben helfen!“ Tante Lonie deutete auf eine Kiste, die ganz oben auf einem Regal stand. „Da oben ist eine Kiste! Die musst du runterholen. Ich bin leider nicht gelenkig genug, um es selbst zu machen…“
Na, so hatte ich mir meine Ferien bei Tante Lonie ja nicht vorgestellt!
Ich nahm Anlauf und sprang dann mit Schwung auf den Arbeitstisch. Von dort konnte ich bequem an die Kiste kommen, ohne in Kontakt mit den ekelhaften Viechern zu treten. Als ich mir die Kiste gegriffen hatte, reichte ich sie gleich an Tante Lonie weiter, die allerdings nicht wirklich begeistert davon war, dass ich jetzt mit meinen Füßen auf ihren wertvollen Unterlagen stand.
„Danke“, sagte sie mit geschlossenen Zähnen und verließ mit mir das Zimmer. Schnell zog sie die Tür zu, damit die Ratten sich nicht auf dem Flur verteilten. Dann öffnete sie den mysteriösen Pappkarton.
„Hier! Rattenfallen, es dürften an die zwanzig Stück sein. Genug um dieses Pack auszurotten!“, erklärte Lillys Tante.
Interessiert begutachtete ich diese kleinen mechanischen Wunder der Technik…
Ludwig und Lilly hatten ihr Eis ausgeschleckt und die knusprig gebackenen Waffeln verschlungen und atmeten nun die angenehme, leicht stickige Sommerluft ein. Eine Weile sagte niemand etwas. Dann aber stellte Lilly, die schon die ganze Zeit nachdenklich gewesen war, eine Frage, die ihr schon lange auf der Zunge lag:
„Ludwig? Was denkst du, warum uns unsere Eltern noch nie etwas voneinander erzählt haben?“
Ludwig drehte sich zu seiner Cousine um: „Ich weiß es nicht“, sagte er. „Aber überleg doch mal. Unsere Familie ist doch schon seit Ewigkeiten zerstritten!“
Daran hatte Lilly gar nicht mehr gedacht. Aber vor einiger Zeit hatte sich die Familie quasi in zwei Teile gespalten. Und beide Hälften wollten jetzt nichts mehr voneinander wissen. Es schien damals einen großen Streit gegeben zu haben. Worum es dabei ging, das wussten allerdings beide nicht. Man hatte es den Kindern nie erzählt.
Lilly dachte noch etwas nach. Als sie ihrer Mutter vor sechs Tagen von der geplanten Reise zu Tante Lonie erzählt hatte, war diese merkwürdig still gewesen und hatte keinen Kommentar abgegeben. So als würde sie es insgeheim verurteilen, dass Lilly den Kontakt zu Lonie aufrechthielt…
Nun saß sie hier. Und hatte einen neuen Cousin! Wie verrückt.
Hoffentlich war es kein schicksalhafter Ferienbeginn…
„Los, wir fangen gleich an sie zu verteilen. Einige stellen wir ins Arbeitszimmer. Und zur Sicherheit kommen noch ein paar vor die Tür, sollte sich eins dieser abscheulichen Lebewesen nach außen wagen!“ Tante Lonie war voll in ihrem Eifer und ihrer Wut. Sie hätte gerne ohne Verzögerung losgelegt, doch leider musste ich erst einmal ziemlich nötig auf die Toilette sprinten. Als ich nach wenigen Minuten zurückkehrte, hatte sich Tante Lonie noch lange nicht beruhigt. So fingen wir also mit dem Verteilen der Fallen an. Als endlich in jedem Winkel eine stand, klingelte es an der Tür. Tante Lonie schickte mich runter, um aufzumachen.
Als ich die Tür öffnete, erblickte ich die Gesichter von Lilly und ihrem neuen Cousin Ludwig. Sie schienen sich gut zu verstehen. Ich freute mich sehr für die beiden.
„Hallo, na, wo wart ihr denn?“
„Och, wir haben nur einen kleinen Spaziergang gemacht“, verriet Lilly. „Hast du dich ausgeschlafen?“
„Oh ja. Jetzt bin ich wieder richtig munter! Ich sollte euch vielleicht vorwarnen, bevor ihr hochgeht. Tante Lonie ist gerade ziemlich in Rage…“
Kapitäl 6
Ein lustiger Filmabend
Lilly und Ludwig sahen sich fragend an. Was Lea wohl meinte?
Tante Lonie hatte doch hoffentlich nichts von den Keksen bemerkt!
Lea musste mal kurz aufs Klo. Daher hatten Lilly und Ludwig Gelegenheit noch einmal in die Küche zu gehen. Gemeinsam entleerten sie die Keksdose und vernichteten ihre Spuren vom mittäglichen Backen. Dann gingen sie gemeinsam die Treppe nach oben.
„Aaaah!“, schrie Lilly und stürzte zu Boden.
Ludwig wollte gerade fragen, was los war, als auch er zu Boden fiel, und genau wie Lilly zuvor anfing, laut zu kreischen. Vor Schreck hätten beide sich fast(!) in die Hose gemacht.
Ludwig hatte riesige Panik: Etwas hatte sich in seinen Zeh gebissen! Und er wusste nicht was…
Tante Lonie kam, vom Lärm aufgeschreckt, angerannt und machte einen zornigen Eindruck: „Was habt ihr denn da angestellt?“, zeterte sie los. „Meine wertvollen Rattenfallen! Schämen solltet ihr euch!“
Lilly und Ludwig blickten sich verwundert an: „Rattenfallen?“, fragten sie synchron.
Nun berichtete Tante Lonie von ihrer Rattenplage. „Die hab ich doch sicher einem von euch zu verdanken. Lilly, kaum bist du hier, hab ich das schönste Chaos!“
„A-Aber ich hab doch gar nichts gemacht?“, versuchte sich Lilly zu verteidigen.
„Moooom, was soll das denn? Wie sollte Lilly denn innerhalb weniger Stunden einen ganzen Rattenstamm in dein heiliges Arbeitszimmer schaffen? Abgesehen davon war sie doch die ganze Zeit bei mir!“, schaltete sich auch Ludwig ein.
„Nun, dann bleibst ja nur noch du übrig, Ludwig! Du alter Lausebengel hast ja sonst auch immer nur Flausen im Kopf. Ich habe dieses Zimmer zuletzt vor acht Tagen betreten, um eine Excel-Tabelle auszudrucken. Damals war noch alles normal!“, sagte Lonie.
Auf einmal fiel es Ludwig, der über ein fotografisches Gedächtnis verfügte, wie Schuppen von den Augen: „Mom, hab ich dir damals nicht ein Käsesandwich gemacht?“
„Also, an was für unnütze Fakten du dich wieder erinnerst, mein Junge!“, echauffierte sich Tante Lonie. „Ich muss dir jedoch Recht geben. Wegen meines straffen Zeitplans bin ich jedoch leider nicht dazu gekommen, es zu essen… So, und was möchte mir der Herr jetzt unterstellen? Lebensmittelverschwendung vielleicht?“
Ludwig seufzte. „Nein. Aber du hast dir den Rattenstamm selbst zu verdanken. Und nicht mir, meiner Cousine oder ihrer Freundin!“
„Unerhört!“ Tante Lonie war kurz davor, ihrer Wut freien Lauf zu lassen.
„Ist doch ganz einfach“, fuhr Ludwig ungefragt fort. Er fühlte sich dabei wie ein Justus-Jonas- Klon. „Du hast das Käsesandwich mitgenommen, aber nicht gegessen. Was lockt denn Ratten an?“
„Käse!“, rief Lilly, die im Biologieunterricht aufgepasst hatte.
„Eben, und ein ungegessenes Käsesandwich lag tagelang im Arbeitszimmer. Da braucht man doch nur 1 und 1 zusammenzählen.“
Tante Lonie ärgerte sich immer noch. Nun aber über sich selbst. Nach einer Weile brachte sie eine Entschuldigung über die Lippen und half den Kindern aus den Mausefallen. Anschließend ging es humpelnd ins Wohnzimmer, wo Tante Lonie beiden ihre Zehen verband. Für den restlichen Tag sollten sie sich beide ruhig verhalten, und die Zehen nicht zu stark belasten. Einfacher gesagt als getan…
Lea kam von der Toilette zurück und hörte sich interessiert die ganze Geschichte an. Sie versprach, sich um die beiden zu kümmern und hatte schon eine tolle nicht-sportliche Idee für den Abend: „Wir könnten ja heute mal einen ruhigen Filmabend machen!“, schlug sie den beiden vor.
„Ja, super! Was wollt ihr anschauen?“, fragte Lilly in die Runde, die den Vorschlag begeistert aufnahm.
„Bitte nichts zu gruseliges!“, bat Ludwig.
Tante Lonie, die dem Gespräch lauschte, ermahnte die Kinder noch: „Bitte schaut höchstens Filme mit der von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft empfohlenen Altersfreigabe ab 12! Und um Mitternacht seid ihr alle im Bett. Verstanden?“
Die drei nickten und machten mit der Planung des Filmabends weiter.
„Ach, Lilly! Jetzt, wo du deinen Zeh nicht mehr so belasten sollst, da dachte ich mir, dass es doch nett wäre, dir deinen Koffer auszupacken! Natürlich ohne Gegenleistung“, fragte Lea beiläufig.
Leicht panisch versuchte Lilly Lea die Idee auszuschlagen: „Ach, Quatsch! Das hat doch bis morgen Zeit. Und dann mach ich es selbst!“
„Aber Lilly, es wäre doch wirklich kein Problem für mich. Ich mach das doch gerne“, bot es Lea nochmals an.
„Aber wirklich, meine Beste! Ich wäre erbost, würdest du auch nur eine Sekunde deiner wertvollen Zeit dafür opfern, mein lästiges Gepäck auszuräumen!“, wies Lilly ihren Vorschlag jedoch erneut schroff zurück.
„Oke. Ganz wie du meinst…“, sagte Lea enttäuscht. „Also, was wollt ihr jetzt anschauen?“
Endlich hatte man sich geeinigt: Ein Harry-Potter-Marathon sollte es werden!
Tante Lonie hatte allerlei Snacks wie Käsecracker und Kartoffelchips bereitgestellt und sich schon einmal in ihr Schlafgemach zurückgezogen. Außerdem gab es noch Nacho-Chips mit Tortillasauce.
Die drei Kinder saßen nun bequem auf der Couch im Wohnzimmer vor der großen Leinwand. Ludwig, der sich mit technischen Geräten bestens auskannte, hatte, nachdem der viel zu teure BluRay-Player leider nicht funktionierte, den alten VHS-Recorder an den Beamer angeschlossen und den ersten Teil von Harry Potter eingelegt. Alle sahen gespannt zu. Da Lilly und Ludwig ja möglichst nicht auftreten sollten, machte sich Lea einen Spaß daraus die beiden Cousins mit reichlich Coca Cola Zero, nicht light!, zu versorgen.
Sie konnten sich kaum dagegen wehren…
Mit der Zeit wurde Lilly panisch. Eigentlich musste sie dringendst aufs Klo, doch sie durfte ja nicht mit der Zehe auftreten!
Mitten in einer sehr spannenden Sequenz rund um Lord Voltemord bildete sich ein merkwürdiger nasser Fleck auf der Couch, der dort wie von Zauberhand erschienen war…
Kapitäl 7
Kleiderwechsel
„Huch, da scheint mir etwas Coca Cola light hingetropft zu sein!“, bemerkte Lilly erschrocken.
„Das ist eine Coca Cola Zero!“, entgegnete Lea energisch.
„Lea, jetzt diskutier nicht über die Sorte! Bist ja fast so schlimm wie die Querdenker… Hilf mir lieber Lilly ins Bad zu schaffen, bevor sie sich noch erkältet!“, mahnte Ludwig.
Schnell packten die Beiden an und trugen Lilly ins Bad. Dort setzten sie Ludwigs Cousine auf die Toilette.
Ohne Ankündigung ging Lea ins Gästezimmer und öffnete Lillys Koffer. Dort entnahm sie eine neue Hose, verschloss den Koffer und ging wieder. Auf dem Weg zurück ins Bad wunderte sie sich, warum Lilly immer so einen Aufstand um diesen Koffer machte.
„Hier, Lilly! Eine neue Hose von dir!“
Lilly bekam fast einen Schock, als sie die rote Latzhose erspähte. Sie nahm sie mit einem bemüht-gleichgültigen Blick entgegen. Lea fiel noch ein, dass Lilly auch eine neue Unterhose brauchen könnte und sprach sie darauf an: „Ähm, du. Brauchst du nich noch ne frische Unterhose?“
Diesmal sichtlich geschockt antwortete Lilly: „Nein! Ich hab noch… eine im Bad!“, behauptete sie und schickte die anderen schnell raus, damit nicht ‚gegafft‘ werden konnte.
Eine Weile schnüffelte sie im Bad herum. Glücklicherweise fand sie schließlich etwas Brauchbares und konnte sich umziehen. Dann schrie sie nach den anderen, damit sie wieder nach unten getragen werden konnte. Zuvor musste Ludwig auch nochmal kurz für kleine Könige. Jedoch konnte man keine Spülung hören…
Und auch Lea musste noch einmal sehr dringend ins Bad.
Als Ludwig und Lea Lilly schließlich wieder auf die Couch getragen hatten, beschloss Lea spontan noch mehr Coca Cola Zero zu holen. Sie goss den Beiden wieder kräftig ein und es wurde weitergeschaut.
Nach Harry Potter und der Gefangene von Askaban war Lilly bereits kurz eingenickt. Und nach Harry Potter und der Feuerkelch waren beide Mädchen endgültig am Schlummern. Ludwig schaltete den Beamer aus und forderte die beiden Mädchen auf, sich bettfertig zu machen.
Als Lea und Lilly ins Bad gingen, vernahm Lea einen ungewöhnlich unangenehmen Geruch. Fast so, wie auf einem Festivaldixiklo, dass bei 30° C in der Sonne steht.
„Lilly, vernimmst du auch diesen ungewöhnlich unangenehmen Geruch?“, fragte sie beiläufig.
„Ach, Lea! Meine Freundin… ich glaube, da spielt dir deine lebhafte Fantasie mal wieder einen Streich.“
Die beiden Mädchen putzten sich die Zähne und zogen sich ins Gästezimmer zurück, um sich umzuziehen.
„Ähm, du?“, fragte Lilly. „Würde es dir etwas ausmachen, kurz aus dem Zimmer zu gehen?“
„Warum denn?“, wunderte sich Lea.
Peinlich berührt erklärte Lilly: „Weißt du, es ist mir einfach peinlich mich vor anderen Leuten umzuziehen.“
„Ach, wenn das so ist… Kein Problem, ich bin dann mal kurz weg!“
Lea verließ den Raum und zog sich auf dem Flur um, was ihr nichts ausmachte. Als sie zurückkam, hatte sich Lilly fertig umgezogen. Sie trug ein türkisfarbenes Nachthemd, während Lea sich für einen traditionelleren lilanen Schlafanzug entschieden hatte.
„Gut siehst du aus!“, machte Lea ihrer Freundin ein Kompliment, die schüchtern in einer Ecke des Raumes stand und sich für einige Sekunden nicht bewegte…
Da klopfte es an.
„Wer ist denn der Klopfer?“, rief Lea.
Dumpf schallte es durch die Tür: „Ich bin ein alter Hausgeist und wurde gesendet, um jungen Burgfräulein ihren Schlaf zu versüßen! Meine Spezialeinheit ist das Gruseln!“
„Oh nein! Schick ihn schnell weg!“, rief Lilly aus ihrer Ecke.
Lea hatte jedoch einen ganz bestimmten Verdacht. Sie öffnete die Tür und stand dem Hausgeist persönlich vor der Nase.
„Ludwig. Wusste ichs doch!“ Beide kicherten.
„Hallo die Damen! Stört es euch, wenn ich noch ein bisschen zu euch komme?“, fragte er höflich. Natürlich war auch Ludwig jetzt im Schlafanzug. Es war ein gelb-brauner mit dem aufgenähten Bild einer Giraffe.
„Nö, no prob! Kannst dich auf mein Bett setzen!“, bot Lea an. Ludwig war ja eigentlich ganz in Ordnung. Auch wenn Lea anfangs Bedenken hatte, ihre Ferien mit einem Jungen zu verbringen, so waren ihre Zweifel nun verflogen.
Ludwig setzte sich knisternd auf Leas Bett. „Sagt mal, Leute. Was wollt ihr morgen eigentlich unternehmen?“
Lea zögerte. Unternehmungen? Daran hatte sie ja noch gar nicht gedacht. „Lilly, hast du eine Idee?“, fragte sie ihre Freundin.
„Huch, das hab ich ja ganz vergessen!“
„Nicht verzagen! Ludwig fragen! Ich hab schon eine tolle Idee, was wir morgen machen könnten!“
„Echt? Wow! Was ist es denn?“, fragten die Mädchen synchron.
„Nichts da! Das wird vor morgen noch nicht verraten!“, machte Ludwig ein Geheimnis daraus.
„Typisch Ludwig!“, rief Lilly.
‚Typisch Ludwig?‘, dachte Ludwig. ‚Dabei kennen wir uns doch erst einen Tag…‘
„Ihr werdet es morgen ja erfahren. Schlaft nich zulange!“
„Pah, als ob… Jeder weiß, dass Jungs diejenigen sind, die morgens nicht aus dem Bett kommen!“, sagte Lea.
„Tja, normale Jungs. Ich bin ja kein normaler Junge. Schlaft gut und träumt was süßes!“, rief Ludwig noch und rannte aus dem Zimmer.
„Jungs eben…“, raunte Lea, als sie die Tür wieder schloss. „So, und was machen wir noch schönes? ‘nen tollen Mädelsabend mit Geheimnisse erzählen?“ Lea war richtig aufgedreht.
„Och nö. Ich weiß ja nicht… Ich glaube, ich würde lieber schon schlafen gehen. Immerhin hat Ludwig gesagt, wir sollen früh aufstehen!“, zögerte Lilly.
„Ludwig, dieser Spielverderber! Schlafen is doch voll langweilig! Jetzt sind doch Ferien!“ Ein bisschen war Lea schon enttäuscht. Die Übernachtung mit einem anderen Mädchen in einem fremden Haus hatte sie sich spannender vorgestellt!
Lilly kletterte die Stufen zu ihrem Bett hinauf und warf noch den Koffer nach unten. Es war schon fast Mitternacht.
„Mmmh… Na wenn du nicht willst. Dann eben gute Nacht, Lilly!“, flüsterte Lea nach oben.
„Danke, Lea. Dir natürlich auch!“ Lilly legte sich knisternd ins Bett und schloss die Augen.
Eine Weile lag Lea noch wach und grübelte. Doch das Rumliegen machte sie auch nur müde. Sie kramte noch ihre AirPods Pro aus der Tasche und öffnete ihren neuen Deezer-Account, um eine Hanni und Nanni-Folge zu streamen. Heute war mal wieder Folge 31 dran. ‚Alarm bei Hanni und Nanni‘. Eine ihrer All Time Favourites. Sie mochte die Folgen, in denen neue Schüler an den Lindenhof kamen, die sich unsozial verhielten und am Ende der Folge wieder aus der Serie geschrieben wurden. So wie es auch in Folge 34 der Fall war. Diese würde sie dann wohl morgen anhören. Oder doch ‚Bibi Blocksberg als Babysitter‘? Oder gar TKKG? Nö, das war ja voll das Jungszeug! Konnte man sich ja gar nich geben!
Die Geschichte rund um Ina und Nina und die Auseinandersetzungen mit den anderen Schülerinnen und Frau Theobald wiegte Lea in einen ruhigen, traumlosen Schlaf, aus dem sie am anderen Morgen erholt erwachte…
Autor: Der_Tobias (eingesandt via E-Mail)
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