Saskia, eine Babysitterin wird selbst wieder zum Kind (2)
Windelgeschichten.org präsentiert: Saskia, eine Babysitterin wird selbst wieder zum Kind (2)
Die ganzen Mädchenzeitschriften vom Geld ihrer Bezugsperson liegen nun schon den 3. Tag noch immer verpackt in der Schublade unter der rechten Sitzbank, wo sich die alten Herrschaften von weit über 70 bzw. 80 hinsetzen, um Saskia in den Morgenstunden mit Unterrichtsfächern zu konfrontieren. Ja, das Mädchen sieht es regelrecht als Konfrontation mit Themen, die sie während der Schulpflicht hasste und Gott sei Dank nicht mehr braucht. Ihre Hauptperson hat Recht, wie ein Kind behandelt zu werden bringt nicht immer nur schöne Momente. Sie hat es am 2. Werktag selber gesehen und befürchtet, sich am übernächsten Werktag wieder nicht gegen Strafmaßnahmen wehren zu können. Das „Englisch lernen“ mit Horst Ölpersee wirkt völlig erzwungen. Zum Überwinden der langweiligen Straf-Zeit im Zimmer öffnet sie eine Mädchen-Zeitschrift. Sie hat einen rosa-glitzernden Lippenstift auf der Vorderfront. Saskia entfernt ihn vorsichtig von der Zeitschrift und nimmt sie stichprobenartig Seite für Seite durch, eh sie intensiver vorgeht. Es sind lauter „erste Schminktipps“, so wie ein Stück Sexualkunde, Texte über das Vorgehen gegen jegliche Form von Missbrauch durch bzw. an Mitmenschen so wie gegen Pädophilie für pubertäre Mädchen in Form von altersgerechten Berichten zu finden. Auch, wann vor dem Gesetz das „Erste Mal“ erlaubt ist, wird mit aufgeführt. „Das weiß ich doch mittlerweile schon alles! Was will die Alte mir mit solchen Kinderzeitschriften sagen,“ denkt Saskia sich, sobald sie diese 30 Seiten zu Ende gelesen hat.
Während die Uhrzeit sagt, dass immer noch kein Abendbrot in Sicht ist, tut Saskia die erste Kinderzeitschrift zurück und packt die nächste aus. „So ein Quatsch, Frau Prignitz!,“ schießt als nächstes durch die Gedanken des Schützlings, sobald sie „Die erste Regel, wie geht man damit um?“ auf der Vorderfront ließt und auch gleich eine Probebinde inklusive hat. Es ist eine in royal-blau verpackte Allways maxi night, die sie vorsichtig von der Zeitschrift entfernt, während sie mit dem Kopf schüttelt. Frau Prignitz hatte vermutlich niemals Chancen, eine Mädchenzeitschrift zu überreichen. Es drehte sich bei ihren Enkeln bestimmt alles nur um Fahrzeuge, Actionfiguren und das Thema Sport. Saskia weiß, wie kompliziert so wie zu welchem Zeitpunkt bei ihr die Pubertät ablief! Und sie weiß auch, dass derartig beschriebene Entwicklungsprozesse vom Kind bis zum Erwachsenen bei jedem Menschen unterschiedlich verlaufen. Selbst, dass nicht jeder weibliche Zyklus gleich lang ist, spürt sie jeden Monat am eigenen Körper! Nach 15 Seiten wird ihr das Lesen so lästig, dass sie die Zeitschrift weglegt und schon die 3. in der Hand hält. ,,Kindchen, kommst du Abendbrot essen?,“ holt der aktive Part sie aus ihrem Element. Sie ist sehr erleichtert darüber, dass sie nun aus dem Zimmer kommen darf und legt die neue, eingetütete Zeitschrift nochmal zurück. Saskia setzt sich mit der älteren Person an den Küchentisch. Es ist, als ob sie sich in einer Mischung zwischen Traum&Alptraum-Phasen befindet. Doch die Augenblicke der vergangenen Tage und Stunden sind echt. Der Schützling bleibt wortlos am zum Abendbrot gedeckten Tisch, bis beide satt gegessen sind.
,,Kindchen, du kannst dich dann gleich nachtauglich machen. Keine Angst meine Süße, du musst noch nicht ins Bett. Wichtig ist, dass du dich nach dem Abendbrot schon mal duschst oder wäschst je nach dem, was du nötiger hast und deine Zähne sauber hälst. Die Pants ziehe ich dir weiterhin erst an, wenn du schlafen gehst. Vielleicht musst du ja vorher nochmal auf Toilette,“ leuchtet Frau Prignitz mal so als Idee ein. ,,Ich habe eigentlich keine Lust darauf…..“, doch weiter kommt Saskia nicht und wird von der älteren Person unterbrochen: ,,Na los komm Mädchen, dann hast du diesen Aufwand hinter dir und brauchst nachher nur noch kurz die Schlafanzughose herunterziehen, damit ich die nötige Vorsichtsmaßnahme treffen kann. Von alleine willst du ja keine Pants tragen, also muss ich dir nachhelfen,“ verfestigt sich die Idee des aktiven Parts. ,,Die sind für Bettnässer, ich bin trocken, verdammt…..“ :,,Ja siehst´e, das Argumentieren geht schon wieder los! Deshalb muss ich auch so sehr aufpassen, dass du die Einwegwäsche von DryNights nicht heimlich weglässt. Als Kind bist du mir eben so sehr unterlegen, dass ich über dich entscheide,“ kämpft Frau Prignitz darum, nicht nachzugeben. ,,Och Mist….“ ärgert Saskia sich ein 2. Loch in den Hintern. ,,Kannst du selber entscheiden? Bist du schon eine Erwachsene?,“ testet Frau Prignitz sie mit energischem Blick. ,,Nein, der „Erwachsenen-Modus“ ist zum Scheitern verurteilt,“ bleibt Saskia ehrlich. ,,So so, dann höre auf mich!,“ bringt der aktive Part das Thema zu Ende.
,,Wie eine 2007 geborene behandelt zu werden findest du wohl doch nicht so schön, oder?,“ will Frau Prignitz sich vergewissern, da sie merkt, dass Saskia nur widerwillig ihre Ansagen befolgt, sich Schlafkleidung zusammen sucht und ins Bad verschwindet. Sie beantwortet die Frage ihres Gegenübers erst nach einer gründlichen Dusche. ,,Also Folgendes: Ich hatte während der Morgenstunden einen Tiefpunkt. Ich signalisierte Herrn Ölpersee, dass ich kein Englisch mag, ihn allgemein total unsympathisch finde und bekam für meine Gegenwehr Strafmaßnahmen aufgebrummt. Jetzt mache ich Sie allerdings schon den 4. Abend darauf aufmerksam, dass ich trocken bin und keine Bettnässer-Unterwäsche brauche. Es ist jetzt nicht so, dass ich an „Kindesbehandlung“ alles unschön finde. Sie wissen, dass die Besuche im Hallen-Spielplatz unvergesslich schön für mich waren. Allerdings fühle ich mich gerade Abends besonders extrem bevormundet und warte darauf, dass endlich wieder schöne Momente kommen,“ blickt Saskia auf die vergangenen Tage und Stunden zurück. ,,Ich hoffe, du kannst dich noch daran erinnern, wie es anfing. Denk mal an deinen Satzteil von der ersten Begegnung…. „ich habe noch kein richtiges Alter“…. Na, wie alt bist du denn, meine Kleine!“, rollt Frau Prignitz nochmal auf. ,,Ja, Sie hatten völlig Recht, aber noch wichtiger war, dass der „Erwachsenen-Modus“ nur zum Geld verdienen als Aufsichtsperson Ihrer Enkel diente. Ich musste mich irgendjemandem anvertrauen, um meine Lügen-Identität ein für alle Mal zu beenden, damit ich ein ehrliches Leben führen kann,“ weiß sie noch.
,,So meine Kleine, auf diese Weise habe ich dich vor fast 2 Wochen entlarvt und mir einen Plan ausgedacht. Ich habe meine Schwester gefragt, ob sie für dich Lehrerin sein kann. Sie wollte das nicht unterstützen, deshalb sind meine Tante und mein Exmann eingesprungen. Ich habe hochwertige Schulbücher bestellt, hole dir einen Haufen Stifte, einen Rucksack, Schreibblöcke, Schlampermäppchen, altersentsprechende Mädchen-Zeitschriften mit nützlichen Kleinigkeiten, Einweg-Unterwäsche für kleine Pannen und schicke Kinderkleidung. Das war nicht billig, diesen Plan umzusetzen, auch das Kinderzimmer gehört mit zu diesem Ganzen…..also es ist ein unheimlich teurer, aufwendiger Spaß, dich wie eine Minderjährige zu behandeln. Naja, es ist völlig normal, dass Kinder ziemlich viel kosten. Jetzt bist du „Kind“ und machst, was ich dir sage. Mein gesamter Plan kostete mich bald 1000,00€, weil du ja noch keinen eigenes Geld verdienst, deswegen bitte ich dich darum, dass du brav bist und nicht ewig rumbockst. Wenn du schon finanziell von mir abhängig bist und dieser ganze Kram nicht von eigenem Lohn stammt, solltest du mal ganz still sein,“ begründet Frau Prignitz den Aufwand. Saskia will was zusammensparen, um sich an den Kosten zu beteiligen, damit man ihr nicht mehr nachsagen kann, dass sie sich alles bezahlen lässt. Sie fühlt sich mies mit dem Wissen, dass sie als reale Erwachsene noch keine Gelegenheit fand, einen Eigen-Anteil aufzutreiben.
,,Hätte ich das gewusst, wäre ich vorher noch schnell an meinem Konto gewesen, um etwas dazu zu geben. Auch wenn es nur 100,00€ sind. Ich komme mir vor, wie ein Nichts, wenn andere für mich alles bezahlen. Es kann sich keiner vorstellen, wie blöd ich mir vorkomme,“ kommt Saskia´s Idee ein paar Tage zu spät. ,,Nein Kindchen, unbeaufsichtigt hast du schon mal gar nichts am Konto zu suchen! Du musst warten, bis ich dabei bin und es dir erlaube. Das habe ich extra nur für dich so gewollt und geplant. Erwische ich dich beim heimlichen Vollziehen von Erwachsenen-Dingen ohne das entsprechende Alter, gibt es riesen Ärger, meine Kleine! Jetzt haben wir allerdings genug geredet. Du musst ins Bett, damit du morgen wieder fit bist für die Schule,“ nimmt Frau Prignitz ihr die nächsten, wichtigen Entscheidungen und steckt ihren Schützling wieder in eine Pants. ,,Gute Nacht und schlaf schön,“ beendet sie für Saskia den Tag mit den letzten Minuten voller spannender Themen. „So ein Schwachsinn, Frau Prignitz! Mein Konto gehört mir und da hat sich keiner einzumischen, da ist das drauf, was ich regelmäßig verdiene und was auch wieder abgebucht wird an Wohnungskosten,“ über den Gedanken schläft das Mädchen ein. Sie weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es doch nicht mehr alles nur rein von ihrem Verdienst stammt. Ihr Portmonee nahm sie vor einigen Tagen mit in die Spiel-Saison, alle Dokumente waren dort drin. Mitten in der Nacht steigt Saskia aus dem Bett, um ihr Portmonee abzusuchen. Oh verdammt, ihre Bank-Karte ist nicht mehr dabei. Die ältere Person hat hoffentlich nicht in ihren Sachen rumgewühlt und dem Mädchen die Bank-Karte weggenommen.
Saskia muss zwischendurch auf Toilette und auf dem Schuhschrank fällt die Bank-Karte mit ihrem Namen und Konto-Daten auf. Sie nimmt nach dem Hände waschen auf dem Weg zurück ins Kinderzimmer ihr Dokument mit und steckt es bei sich ins Portmonee. Der Wecker sagt, dass sie sich noch für 2,5 Stunden hinlegen kann, eh der Ernst des angebrochenen Tages beginnt. Das Zahlenblatt leuchtet und lässt die Tageszeit über Nacht erkennbar sein. Die Zeit vergeht schnell rum und Saskia schläft schon wieder tief und fest, doch das Klingeln kommt gerade zu ungünstig. Das Mädchen ärgert sich, hat diese Nacht schlechter geschlafen als sonst, wegen der Themen vom Vortag. Am liebsten würde sie sich nochmal umdrehen doch sie weiß, dass es leider nicht geht und quält sich hoch. ,,Guten Morgen, mein Schätzchen, du musst deinen Schulranzen packen, aber zügig,“ fällt der älteren Person auf. ,,Huch?,“ erschreckt Saskia sich, sobald sie genauer hinsieht, dass die ganzen Stifte vom Vortag noch kreuz und quer auf dem Schreibtisch liegen. Sie räumt die Stifte feinsäuberlich nach Sorten, Farben inkl. Radiergummi in ihr Schlampermäppchen und legt das Zubehör nochmal zurück in ihren Rucksack. Saskia ist relativ sauber und macht sich nur am Waschbecken zu Recht. Nachdem das Mädchen fertig angezogen ist, schaut sich zwischendurch in die Küche und sieht, dass Frau Prignitz gerade mit dem Brote belegen fertig ist und sie gerade in Alufolie packt. ,,So meine Süße, die kannst du schon mal mitnehmen, ein Getränk klemmst du dir unter den Arm und packst alles in deinen Rucksack, wie es die beiden Jungs immer machen müssen,“ gibt der aktive Part ihr zu verstehen.
,,Also meine Liebe, es ist kurz vor 8, geh langsam in Richtung Kinderzimmer und setz dich auf die Schulbank. Meine Tante kann jeden Augenblick da sein. Wenn du dich zu spät hinsetzt, kann sie dich wieder bestrafen, dass willst du bestimmt nicht erleben,“ warnt Frau Prignitz ihren Schützling vor. Zwei Tage hintereinander abgestraft werden ist definitiv eine peinliche Vorstellung für Saskia, dass sie sich beeilt und gerade noch pünktlich im Kinderzimmer auf Ina Bottrop wartet. Sie ist sehr gespannt, was sie zu ihrem Hausaufgaben-Bericht und den geschriebenen Sätzen in der schwarzen Straf-Mappe sagen wird. Doch Ina Bottrop lässt sich Zeit und hat für den Schützling als aller Erstes Mathe eingeplant. „Oh nein, es geht schon wieder um Bruch-Rechenaufgaben, wo ich alles falsch hatte,“ schlagen bei Saskia alle Alarm-Glocken, sobald sie die Seite 9 des Mathebuches aufschlagen muss wie am ersten Tag. Sie muss mit sich kämpfen, bevor es wieder heißt, dass sie das Lernen verweigert. Dieses Mal will sie so einen schlechten Eindruck verhindern und beißt in den sauren Apfel, erneut Bruch-Rechnung versuchen zu müssen, bis sich unter 10 gelösten Aufgaben eine findet, bei der das Mädchen einen Haken bekommt. ,,Du musst nicht perfekt sein, aber mitarbeiten, das ist das wichtigste. Sonst bleibst du dumm,“ wird sie von Ina Bottrop erinnert. ,,Ich kann es schon verstehen,“ bestätigt Saskia in sanftem Ton.
C.a 9:00Uhr macht Ina Bottrop mit Deutsch weiter. Saskia bekommt den Auftrag, angefangene Lesetexte im Deutschbuch fortzusetzen. Sie weiß nicht so wirklich, wie das gehen soll und fragt nach, was genau auf derartigen Seiten mit unfertigen Lesetexten gefordert wird. ,,So, das probieren wir mal gemeinsam! Und zwar handelt es sich hier um angefangene Geschichten, die man fortsetzen muss. Warum ich jetzt mitmache, hat einen wichtigen Grund. Es ist die eigene Kreativität gefragt und heißt, dass jeder seine eigene Version schreibt, also im Umkehrschluss: Jeder macht nach bestem Wissen sein eigenes Ding, ohne dass du bei meinem Text rüber schielst. Vielleicht entsteht bei dir was Besseres. Ich sage dir, wenn es losgeht,“ trägt die Seniorin dem Schützling auf. Die Geschichtenanfänge sind ohne Überschrift, bestehen aus 3 vollständigen Sätzen und einem halben Satz mit Pünktchen, die gemeinsam aus dem Buch durchgesprochen und abgeschrieben werden, eh Ina Bottrop das Startsignal gibt. ,,Die eigene Fantasie gilt ab jetzt! Bitte nicht mehr abschauen,“ wird Saskia vermittelt. Das Thema „Gewässer“ ist hier vorgegeben. ,,Es buchen eines Tages c.a 2000 Personen eine tolle Kreuzfahrt. Alle sind gespannt darauf, was ein Urlaub auf einem riesigen Schiff bedeutet. Das Schiffspersonal muss sich schwer darauf konzentrieren, keine Fehlentscheidungen zu treffen. Am 4. Urlaubstag wird ein gigantisches Hinderniss gesichtet und………“ lautet einer der Texte, die mit der Seniorin durchgesprochen werden. Schnell leuchtet dem Mädchen ein, was sie mit den beiden Enkelsöhnen ihrer Bezugsperson im Kino ansah, doch sicher, ob es sich in ihrer Version wirklich um eine Katastrophe während des Ausfluges auf dem Wasser handeln soll, ist sie sich nicht.
…….das Schiffspersonal ruft durcheinander: ,,Ein Eisberg! Oh nein, es ist ein Eisberg mitten im Gewässer! Wir müssen nach links steuern, Beeilung, Beeilung.“ Die Arbeiter bemühen sich jedoch leider vergeblich und kollidieren unweigerlich mit dem Hinternis. Es wird sich im Team geeinigt, weibliche Passagiere schneller zu retten, sobald klar ist, dass für das Kreuzfahrtschiff jede Hilfe zu spät kommt. Durch die Kollidierung entstehen verhehrende, undichte Stellen auf der rechten Seite des Schiffes, die für einen Untergang sorgen. Während Mädchen und Frauen zuerst Hilfe bekommen, bangen männliche Touristen um ihr Leben. Viele weibliche Touristen tun sich schwer, ihre Partner, Väter, Brüder, und Söhne allein auf dem völlig ruinierten und überfluteten Kreuzfahrtschiff zurück zu lassen. Es bricht während eines chaotischen Versuches, so vielen Passagieren wie möglich zu helfen auch noch in zwei Teile und hat einen Kurzschluss. Der Großanteil an Menschen landet im Wasser und erfriert. Nur wenige schaffen es wirklich in ein Rettungsboot,“ setzt Saskia den Text auf ihre Weise fort. Naja zugegeben ist es keine Eigen-Version. Da blieb noch was vom Kino-Besuch mit den Babysitter-Kindern hängen, die mit ihren Eltern gerade Urlaub machen, trotz Desinteresse. Saskia hofft sehr, dass Ina Bottrop ihre Fortsetzung akzeptiert und gut bewertet. Als sie der Seniorin signalisiert, dass sie fertig ist mit ihrer Version, übergibt sie es ihr zum Lesen. ,,Das ist Kauderwelch! Anstatt etwas eigenes, präsentierst du einwandfrei die Handlung der Titanic. Es geht um Deutsch meine Liebe, nicht um Geschichte! Wie soll ich das jetzt bewerten?,“ stellt Ina Bottrop die Arbeit ihres Gegenübers in Frage. ,,Ja, ich ahnte das irgendwie schon, aber ich konnte es nicht. Bevor ich Sie durch nichts tun komplett enttäuscht hätte, kam mir tatsächlich der Film in Sinn. Bis ich was eigenes gebracht hätte, wäre Deutsch schon vorbei. Ich meine es gut,“ gibt Saskia zu.
,,So, während ich mir für deine Nachahmung der Titanic eine Bewertung überlegen muss, darfst du gerne meine Version der Kreuzfahrtgeschichte mit 2000 Passagieren lesen. Bitte schön, so, wie ich es dir präsentiere, wird es in Zukunft gemacht,“ klärt Ina Bottrop sie auf und lässt sich ihren Text durchlesen. Saskia fängt ab dem halben Satz an zu lesen:,,Am 4. Urlaubstag wird ein gigantisches Hintderniss gesichtet und……. das Besatzungsteam erkennt rechtzeitig, dass es sich um ein Flugzeug handelt, was gerade eine Wasser-Notlandung hinter sich hat. ,,Wir müssen helfen, es sind Personen auf den Flügeln zu erkennen. Das Flugzeug kann unter gehen!,“ schlägt das Schiffspersonal Alarm. Der Kapitän steuert langsam in Richtung Absturzstelle und trägt seinem Team auf, die notwendige Anzahl von Rettungsbooten einzusetzen. Nach dem die Rettung von 200 Flugzeug-Passagieren und die Bergung des Flugzeuges vollzogen sind, entscheidet sich das Besatzungsteam, sie in eine nicht offizielle Not-Unterkunft zu platzieren. Es ist ein Schlafsaal ohne jegliche Privatsphäre, doch die Hauptsache war, dass alle gerettet werden konnten. Die offiziellen 2000 Passagiere wundern sich über die Gäste ohne Buchung! ,,Sie haben völlig Recht, da unser Flugzeug verunglückt ist können wir froh sein, dass Ihr Personal uns netterweise aufnimmt. Das Überleben war weitaus wichtiger als die Frage, auf welche Weise man zurück an Land kommt,“ geben die ungeplanten Gäste zu. Das Kreuzfahrtschiff kann in Ruhe seine offizielle Route wieder aufnehmen.“ ,,Oh Mist, darauf kam ich nicht. Sie sind eindeutig kreativer als ich, das wäre eine 1 gewesen. Ich ärgere mich gerade, dass ich sowas nicht hinbekommen habe. Das ist mir voll peinlich,“ gesteht Saskia sich ein, nachdem sie die Version ihres Gegenübers zu Ende gelesen hat.
,,Normalerweise müsste ich dir eine 6 geben aber, ich drücke ein Auge zu und zeichne es mit einer 4 aus. Dass du kein Arbeitsverweigerer bist muss sich ja auch irgendwie in der Bewertung auszahlen. Deine Hausaufgabe in Deutsch lautet Eigenständigkeit. Du suchst dir im Deutschbuch einen angefangenen Lesetext aus, den du mir morgen in voller Länge präsentieren willst. Dieser Text muss allerdings sitzen und aus eigener Fantasie entstanden sein. Dass man nirgendwo abschaut sondern, sich einen eigenen Kopf macht wird hier bei den angefangenen Texten gefordert. Hast du soweit alles verstanden?,“ will Ina Bottrop sicher gehen. ,,Ja, ich kann es verstehen, vielen Dank, dass Sie mich so intensiv aufklären. Ich will das doch beim nächsten Mal richtig machen,“ bleibt der Schützling bemüht. Sie nimmt sich schon mal ein leeres Blatt, notiert die Deutsch-Hausaufgaben und heftet alles weg. ,,Gut, dann kannst du jetzt erst mal eine kleine Pause machen, in der du was isst & trinkst und zur Toilette gehst. Danach kommen wir zu Religion,“ entscheidet die Seniorin über den weiteren Tagesverlauf. Während sie sich die Zeit nimmt denkt sie, dass sie irgendwie nicht in Ruhe gelassen wird. Jetzt kommt Ina Bottrop plötzlich mit Religion! Was wird der Schützling denn von Themen ohne jegliches Interesse haben? Saskia darf den Unterricht nicht verweigern, so viel steht schon mal fest. Sie denkt an diesen Satz und kommt aus der Konfrontations-Nummer einfach nicht raus.
Während des Grübelns zurück auf der Sitzbank kommt die Seniorin auch schon wieder ins Zimmer und spornt ihren Schützling an mit:,,So, es geht jetzt weiter! Dann sag mir doch bitte, was du unter Religion verstehst.“ ,,Religion hat für mich etwas mit dem Glauben jedes Einzelnen auf der Welt zu tun, wobei jede Religion ihre eigenen Rituale & Sitten hat,“ antwortet Saskia nach bestem Wissen. ,,Das ist schon mal ein sehr guter Anfang. Welche Religionen sind dir denn bekannt?,“ setzt ihr Gegenüber fort. ,,Ich treffe in meinem Umfeld auf Menschen, die zum Christentum und zum Islam gehören,“ bleibt das Mädchen bodenständig. ,,Und was hälst du von Juden?,“ stellt Ina Bottrop sie weiter auf den Kopf. ,,Bislang traf ich noch niemanden, der sich zum Judentum bekennt. Ich habe keine Ahnung und muss mich da komplett enthalten, bevor ich was Falsches erzählen würde,“ betont der Schützling langsam nervös. Sie fängt an zu zappeln, sich am Mund rumzuspielen, auf ihren Fingern herum zu kauen und beim Antworten die Daumen zu drehen. Die alte Dame trifft das Mädchen mit dem Religions-Thema da, wo es sich zu wenig auskennt und bislang am Meisten überlegen muss. ,,Schschscht…. was hast du denn, meine Kleine? Auch wenn du Fehler machst, bin ich dir nicht böse. Die Nervosität ist unbegründet! Es ist alles gut, meine Liebe,“ redet Ina Bottrop sanft auf sie ein und hält zur Beruhigung kurz die Hände des Mädchens. ,,Normalerweise darf zwischen einer Autoritätsperson und einem Kind kein Körperkontakt entstehen. Nur, wenn du wirklich extrem nervös bist, mache ich eine Ausnahme, mein kleines Würmchen,“ setzt die Tante ihrer Bezugsperson im gleichen Ton fort.
,,Nennen Sie mich doch nicht andauernd Kleine. Ich bin keine Einjährige, die Sie hier vor sich haben. Ich bin nicht klein! Sie sind meine Lehrerin und nicht Erzieherin oder wie auch immer diese ganzen komischen Berufe im Umgang mit Jüngeren heißen!“ wehrt Saskia sich gegen die Reaktion ihres Gegenübers. ,,Wenn ich dich weiter für voll nehmen soll, dürfen deine Finger nicht zum Mund wandern. Ältere Kinder spielen nicht mehr am Mund rum und kauen auch nicht mehr auf ihren Fingern. Wenn das öfters auftaucht, könnte ich eventuell deine Bezugsperson darüber informieren,“ kehrt die Seniorin zum Ernst zurück und unterrichtet weiter über jeglichen Inhalt, der zu Religion passt. Saskia bleibt aufmerksam, auch wenn sie es unheimlich schwer hat, dieses Fach zu verstehen. Gerade eben sagte sie noch, dass sie nicht wie die ganzen Einjährigen behandelt werden will. Gerade dann ist es besonders wichtig, im Unterricht aufzupassen und sich durch schwere Themen zu kämpfen. Der Schützling ist unheimlich froh, sobald Ina Bottrop Religion beendet. Doch, es folgt eine böse Überraschung! Nach 1/4 Stunde Abstand zwischen 2 Fächern geht sie dem Mädchen mit Politik völlig auf die Nerven. Von Politik hat sie mal ganz und gar keine Ahnung. Wie soll das auch gehen ohne jegliche Auseinandersetzung damit? Saskia steht völlig auf dem Schlauch, wenn es um Themen wie Führungspositionen, Gesetze und Sitten von Deutschland und noch zich weiteren Ländern geht. Auch was Politik angeht, muss sie sich durchbuckeln und wenigstens zuhören, wenn ihr die Themen so derartig kompliziert erscheinen, dass sie keinen eigenen Beitrag leisten kann. Ihr Kopf raucht langsam vor Problem-Themen, in denen sie sich kaum oder kein bisschen auskennt. Die Nervosität kommt wieder! Erneut muss Saskia genau aufpassen, was sie mit ihren Fingern macht. ,,…Bloß nicht in Richtung Mund, auch nicht drauf rumkauen……!“, versinkt sie in Gedanken und ist bei den Themen gar nicht wirklich anwesend.
Als der Morgen sich dem Ende neigt, kommt nach 2 mühsamen Fächern hintereinander eine heißersehnte Erlösung. In Geschichte kann Saskia sich wieder voll leistungsfähig zeigen. Ina Bottrop will sehen, ob sie ihre Hausaufgabe erledigt hat, über die ersten Menschen und deren Jagdverhalten von Ess-Beute einen Bericht zu schreiben. Das Mädchen zeigt mit voller Stolz, dass sie das alles erledigt hat und gibt der Seniorin die Hausaufgabe zu lesen. Es handelt sich in Saskias Bericht darum, wie die ersten Menschen Speere bauten, ihre Ess-Beute in ein Hinterhalt lockten und den Tieren mit unzähligen Stichen das Leben nahmen, um Essen zu haben. ,,Was in Deutsch total daneben ist, passt ganz exakt zum jetzigen Moment. Genau solche Texte, die von der realen Vergangenheit der Menschheit handeln, sind in Geschichte absolut richtig. Ich bin stolz auf dich, meine Liebe, weil du dich schon so gut ausdrücken kannst. So, wie ich dich gerade beurteile kann es nur heißen, dass ich deine Arbeit mit einer 1 auszeichne,“ wird der Schützling hoch gelobt und entsprechend bewertet. Saskia darf zum Ende der Morgenstunden hin eine der hinteren Buchseiten aufschlagen. ,,Das hat allerdings nichts mehr mit der Steinzeit zu tun,“ hinterfragt das Mädchen die Entscheidung ihres Gegenübers, nachdem sie auf Seite 77 des Geschichtsbuches das Kapitel „Die größten Reise-Pannen allerzeiten“ ließt. Unter anderem ist dort das aufgelistet, was Ina Bottrop in Deutsch noch als unsinnig bezeichnet hat. Auch sämtliche Flugzeug-Abstürze sind auf den nachfolgenden Seiten zu finden. Manche wurden versehentlich und andere wiederum vorsätzlich herbeigeführt.
,,Nachdem, was du mir vor einigen Stunden im völlig verkehrten Schulfach präsentiert hast, gehe ich mal stark davon aus, dass Ereignisse des 20. Jahrhunderts zu deinen Lieblings-Themen gehören. Normalerweise läuft der Unterricht nicht nach Geschmack, nur heute und morgen mache ich mal eine Ausnahme, wenn das für dich in Ordnung ist,“ entscheidet Ina Bottrop, in Geschichte von Steinzeit-Themen auf die jüngste Vergangenheit alles um zu schmeißen. Nach dem ein Gespräch folgt, wie im Milleniums-Jahr die Expo aussah, geht es ans Eingemachte. Ina Bottrop will wissen, wie Saskia sich entschieden hat und beginnt mit dem letzten ernsten Thema:,,So meine Liebe, der Morgen ist zu Ende und du hast den Mund nicht aufbekommen wegen gestern! Du hättest sagen müssen, dass du kein Kind bist, was den Unterricht verweigert hat, sondern eine Erwachsene, die ein Recht darauf hat, sich gegen unschöne Situationen zu wehren. Derartige Äußerungen sind nicht gefallen, deshalb ist es jetzt nur noch eine Frage, ob du die Strafarbeit von gestern erledigt hast, jeweils 20 mal zu schreiben, dass man den Unterricht nicht verweigern und seine Mitmenschen nicht beleidigen darf oder ob du nachsitzen und es doppelt so oft schreiben musst.“ ,,Ich wusste vorher schon, dass ich keinen Ton rausbekommen werde, weil dieses „Erwachsenen-Getue“ die größte Lebens-Lüge allerzeiten ist. Deshalb entschied ich mich kurzerhand dafür, die Straf-Sätze 20 mal zu schreiben und habe sogar für die Straf-Kategorie eine schwarze Mappe eingerichtet,“ bleibt Saskia sachlich und zeigt es ihrem Gegenüber. ,,Sehr gut, dann wünsche ich dir einen schönen Feierabend und viel Erfolg bei den Deutsch-Hausaufgaben. Bis morgen,“ verabschiedet Ina Bottrop sich vom Schützling.
Schnellst möglich wechselt Saskia die Bank, um die Hausaufgaben-Zeit vom regulären Unterricht mit den alten Herrschaften zu trennen. Sie legt die Deutsch-Sachen auf den Schreibtisch, um sich einen Text auszusuchen, den sie fortsetzen will. Bevor sie sich der Arbeit stellt, verlässt sie kurz das Zimmer, um sich bei ihrer Bezugsperson bemerkbar zu machen, dass sie Schulschluss hat. Sie wird wieder gefragt, ob Ina Bottrop ihr Hausaufgaben aufgegeben hat. ,,Ja, dieses mal in Deutsch! Ich soll mir aus dem Deutschbuch einen Lesetext aussuchen und eigenständig fortsetzen. Es sieht auf dem ersten Blick einfach aus, ist es aber leider nicht. Wir hatten heute eine Seite mit unfertigen Texten von 3 Sätzen und einem Halben durchgesprochen. Ich habe totalen Unsinn gemacht, anstatt mir einen eigenen Kopf zu machen und wurde schlecht bewertet. Das müssen Sie sich anschauen, aber die Zeit reichte leider nicht aus, um mehr Leistung zu bringen als nur eine wackelige 4,“ gesteht Saskia ihrer Bezugsperson ehrlich. ,,Ach Süße, mach dir da mal keine Sorgen, sowas kann passieren. Du wunderst dich anscheinend gerade, warum ich das so locker sehe mit der 4! Nun, der Grund ist ganz einfach, auch Misserfolge sind absolut menschlich und gehören ganz korrekt auch zu Kindern. Es ist keiner perfekt. Nur als ich noch so ein junges Bündel war, führte ein Misserfolg immer zu Misshandlungen. Sei froh, dass du das nicht mehr erleben musst. Damit du dich jetzt auf die Hausaufgaben konzentrieren kannst, will ich dich nicht weiter aufhalten. Ich drücke dir die Daumen, dass meine Tante deine Arbeit morgen gut findet,“ lässt Frau Prignitz sie wieder ins Kinderzimmer.
Saskia muss keine Strafen befürchten und ist sehr erleichtert darüber, nachdem Frau Prignitz ihr zum Erledigen der Hausaufgaben die Deutsch-Sachen wieder gibt. Sie setzt sich auf die rechte Bank und geht alle sogenannten Text-Anfänge einmal durch, um zu schauen, ob es sich um unterschiedliche Schwierigkeitsgrade handelt. Der Schützling muss feststellen, dass alle gleich schwer sind und überlegt lange, sich einen auszusuchen. Die Mottos Kinderfahrzeug-Rennen, Tretboot-Ausflug, Buschlabyrinth, Dschungel-Besuch, Drachenwelt, diverse Märchen-Anfänge & Tier-Mottos bleiben übrig. Das Motto Kreuzfahrtreise war schon durchgesprochen und darf nicht nochmal verwendet werden. Beim Motto Buschlabyrinth muss Saskia an den Film Harry Potter denken, bei Dschungel-Besuch an diverse Jungelstaffeln im Fernsehen und bei Drachwenwelt an das Spielkonsolen-Spiel Spyro. Da der Schützling gefordert wird, sich etwas eigenes auszudenken und nirgendwo abkopieren darf, fallen die drei Text-Anfänge über Dschungel, Gebüsch und Drachen schon mal weg. Der Inhalt, wie sich eine Clique ein Rennen zwischen Dreirad, Kettcar, Inlineskates, Skateborad, Fahrrad & Trecker liefert erscheint dem Schützling zu albern. Sie befürchtet nach einer ach so tollen Ausführung ihrer Hausaufgabe nicht mehr ernst genommen zu werden. Das Mädchen will eine Herabstufung des Spielalters verhindern! Bei so einem Kindergarten-Text können ihre Mitmenschen diese Entscheidung durchaus fällen, weil sie ihren Schützling für ein Kind der Klassenstufen 6 oder 7 für sehr unreif halten.
Die Auswahl des Mädchens fällt auf den Text-Anfang:,,Es gab einmal einen überdimensionalen Vogel. Er flog an unzähligen Menschen vorbei. Aus der Ferne wurde er durch seine Größenordnung häufig als Flugzeug verwechselt. Als er irgendwann die Erde berührte, stellten die Menschen fest, dass……..“ Saskis setzt fort:,,……es sich um ein neu erschaffenes Reise-Objekt handelt. ,,Wie eigenartig ist das denn? Dieses Ding hat Sitzmöglichkeiten, Anschnallgurte und eine Steuerung,“ wunderten sich einige Betrachter. Als dieses komische Etwas auch noch spricht:,,Nicht wundern, ich bin noch in der Testphase!,“ waren die umstehenden Menschen umso verblüffender. ,,Oh, das Flugzeug kann wirklich was,“ spricht ein Passand seine Gedanken aus. ,,Jetzt fühle ich mich aber beleidigt, ich bin kein Flugzeug sondern ein Vogel! Könnt ihr mich von Flugzeugen nicht unterscheiden? Ich habe federn, kann meine Flügel bewegen, Flugzeuge haben das nicht. Außerdem habe ich einen Hals und Füße, die ich bewegen kann. Flugzeuge haben nur ein Gestell mit Rollen. Sie sind leblos,“ setzte der erschaffene Reise-Vogel fort. ,,Entschuldigung, dass ich dich gerade unterschätze, ich habe dir nicht zugetraut, dass du meine Worte verstehst,“ unterhielt der Passand sich mit ihm. ,,Dürfen wir bald mit ihm fliegen?,“ mischten sogar Kinder mit, die ihn wahr nahmen. ,,Ich muss erst einige Probeflüge und Wartungsarbeiten bestehen, bevor ich bemannt werden darf. Ein bisschen wird es noch dauern. Nun, ich muss wieder zu meinem Ursprungsort zurück, wo man mich erschaffen hat. Die Technicker warten darauf, mich nach jedem Probeflug auf Sicherheit zu überprüfen,“ beendete der Passagier-Vogel den Besuch bei den Menschen. Mit reichlichen ,,Tschüss“-Rufen wurde sich von ihm verabschiedet und er fliegt davon. Die Bewunderer schauten ihm auf seinem Weg nach Hause noch lange nach.“
Saskia hat nun ihr Bestes gegeben und packt die Deutsch-Aufgaben wieder zurück in ihren Rucksack. Sie hat sich nicht den allergrößten Kindergarten-Text mit den Spiel-Fahrzeugen ausgesucht, die sich ein Rennen liefern. Trotzdem macht sie sich unheimlich Sorgen, nicht mehr ernst genommen zu werden. Es gibt keine sprechenden Tiere aber, andererseits wird von ihr genau die eigene Fantasie abverlangt. Dieses Mal ist nirgendwo etwas abgeschaut sondern alles sehr gründlich und lange überlegt, welcher Text-Anfang überhaupt in Frage kommt und wie er weiter gehen soll. Es ist mittlerweile später Nachmittag, als Saskia der Frau Prignitz verkünden kann, dass sie fertig ist mit ihrer Hausaufgabe. Zur Belohnung wartet auf den Schützling ein ausgiebiger Spiele-Abend mit ihren Mitmenschen. Er dient unter anderem als Bezugspersonen-Abend, wo die neuen Bekannten des Schützlings mit ihr zusammensitzen. Während ordentliche Gesellschafts-Spiele gespielt werden, wird sich unter ihren 3 Mitmenschen ausgetauscht, wie Saskia sich bei Schulaufgaben und in Sachen Sozialverhalten anstellt. Das Herz des Schützlings pocht! Saskia hofft, dass Ina Bottrop der Frau Prignitz nicht erzählt, was ihr morgens noch in Religion unterlief. Das Mädchen spielte mit den Fingern am Mund und kaute auch noch darauf herum. Doch Gott sei Dank hält Ina Bottrop vorerst dicht! ,,Sie hat ernsthafte Schwierigkeiten, im Zusammenhang mit Politik und Religion mit mir mitzuhalten. Das merkt man deutlich daran, dass sie nicht weiß, wie ihr Beitrag zu solch komplizierten Themen asussehen könnte. Auch, dass sie außer zuhören und tapfer sitzen bleiben nur sehr wenig oder gar nichts sagen kann. Ein weiteres Zeichen von Nervosität ist Hippeligkeit, sobald ich komplizierte Themen anschneide. Im Großen und Ganzen ist sie ein sehr liebes Mädchen. Was auch immer wir besprechen und ich ihr auftrage, macht sie dann auch nach bestem Wissen!,“ berichtet die Seniorin überwiegend Positives.
,,Ich glaube, das junge Küken unter uns muss sich mal langsam für die Nacht vorbereiten. In 2 Stunden ist Schlafen angesagt, sie muss morgen wieder fit sein für euren Unterricht,“ spricht Irene Prignitz vor ihrer Tante als auch ihrem Exmann aus und wendet sich mit einem fragenden Blick zu Saskia. ,,Echt jetzt, ist es schon wieder so spät? Och Mann, wie ärgerlich,“ flucht der Schützling vor sich hin. ,,Ja meine Kleine, es ist wieder so weit. Ich kann dir nur Freitag und Samstag erlauben, länger wach zu bleiben aber dann nur eine halbe Stunde. Immerhin bin ich dafür verantwortlich, dass du im Unterricht und bei Freizeitaktivitäten ausgeschlafen bist! Ich weiß, dass du das total blöd findest, wenn andere über dich entscheiden. Es geschiet jedoch nicht, um dich zu ärgern sondern zu deinem eigenen Wohlergehen. Du kannst nicht einfach machen, was du willst, dann hängst du in wichtigen Situationen wie Schule und Freizeitgestaltung durch! Als Kind musst du mir schon vertrauen, sonst sind die ganzen Mühen und Kosten völlig umsonst. Das wollen wir nicht also, husch-husch ins Bad meine Süße,“ legt der aktive Part fest. Die als Lehrer funktionierenden Gäste werden verabschiedet, während Saskia sich alles für die Nacht zusammensucht. Sie wäscht sich gründlich am Waschbecken, da sie erst am nächsten Tag wieder unter die Dusche muss. Nach der Mundhygiene hat sie noch Zeit für sich selbst. Saskia schaut bereits im Schlafanzug, ob sie schon ihren Rucksack gepackt hat. Oweh, die ganzen Stifte und ihre Schlampermappe liegen noch alle auf ihrem Schreibtisch. Beinahe hätte sie es schon wieder vergessen, zusammen zu packen und erledigt es schnell.
Noch c.a 1,5 Stunden will sie sich mit Handy-Spielen beschäftigen, doch Frau Prignitz erwischt sie dabei, dass es sich um Spiele mit einer bestimmten Altersbeschränkung handelt. Saskia bemerkt nicht, dass die ältere Person sich heimlich ins Zimmer schleicht und unbemerkt mehrere Minuten völlig enttäuscht hinter ihr zuschaut. ,,Fräulein? Jetzt habe ich aber genug gesehen! Ausmachen & hergeben und zwar ganz schnell! Seit wann spielst du FSK16-Spiele?,“ erklingt ihre Stimme hinter dem Mädchen entsetzt. ,,Entschuldigen Sie mich, aber das kann doch jeder für sich entscheiden, was er spielt,“ antwortet Saskia völlig ertappt. ,,FSK16, völlig egal in welcher Form ist in deinem Falle gar nicht erlaubt, es sei denn du bekennst dich irgendwann wieder zu deinem realen Alter, vorher akzeptiere ich das nicht. So und jetzt hörst du auf, mit mir zu diskutieren und gibst dein Handy sofort her. Mit den beiden Zwillings-Jungs würden meine Tochter und mein Schwiegersohn es genauso machen,“ reagiert Frau Prignitz ungehalten und zieht ihrem wesendlich jüngeren Gegenüber das Handy aus der Hand. ,,Du kannst nicht einerseits auf dem gleichen Level sein wollen, wie meine Enkelkinder und andererseits erwische ich dich bei der Nutzung von FSK16-Spielen. Das ist auf Grund des Jugendschutzes nicht vertretbar und auch unfair den beiden Jungs gegenüber. Ich ziehe deshalb dein Handy ein bis zum Wochenende. Wenn ich es dir wieder gebe, will ich mich darauf verlassen können, dass du das nie wieder machst. Ab ins Bett!,“ entscheidet der aktive Part zur Strafe, den Tag früher zu beenden und dem Mädchen eine Pants anzuziehen als sonst.
Ein heftiger Druck auf den Körper weckt den Schützling mitten in der Nacht und drängt ihn ins Bad. Es ist logisch, wenn sie nach einer Strafmaßnahme keine Chance mehr bekam, vorher auf Toilette zu gehen, weil sie strafweise abrupt früher als sonst ins Bett geschickt wurde von ihrer Leitperson. Saskia steigt vorsichtig die Bettleiter runter. Sie schleicht sich so leise wie möglich zur Toilette und nach der Spülung auch wieder zurück ins Zimmer. Sie schaut auf den Wecker, dessen Zeiger gerade mal auf 1:35Uhr stehen und kann getrost nochmal für einige Stunden einschlafen. Die Pants zieht sie nicht etwa heimlich aus, sondern wieder hoch, auch wenn sie nicht versteht, warum sie die nach wie vor angezogen bekommt. Ihre Bezugsperson muss einen Nachweis haben, dass sie trocken ist und die Pants deswegen nicht freiwillig trägt. ,,DRRRRRRRRRRRRRRRD, DRRRRRRRRRRRRRRRRD, DRRRRRRRRRRRRRRRRD, DRRRRRRRRRRRRRRRRD,“ ertönt die Uhr auf dem Schreibtisch gute 4 Stunden später schallend laut. Wie immer frustriert über das, was auf sie zukommt, steht Saskia auf und stellt dieses Geräusch ab. Es ist noch dunkel draußen wie in der tiefsten Nacht aber kein Wunder. Es dauert nur noch wenige Tage bis zur Zeitumstellung von Sommer auf Winter. Eine Gründliche Dusche ist angesagt, damit Saskia das Abends nicht machen braucht und mehr Zeit zum Nachdenken hat. Sie sucht sich Tagesklamotten zusammen und quält sich ins Bad.
Gegen 7:00Uhr ist sie mit Duschen, Abtrocknen, Zähne putzen, Haare föhnen, dem Toilettengang und Anziehen fertig. ,,Zeig mal deine Pants, ist die nass?,“ kontrolliert Frau Prignitz, sobald das Mädchen das Bad aufschließt und fühlt die Einweg-Wäsche, die auf dem Schlafanzug liegt. ,,Nein, dass sollten Sie langsam wissen,“ bestätigt Saskia sie, als der aktive Part sagt:,,Schon gut, ist alles trocken.“ In der Küche angekommen, will das Mädchen eigentlich nur beim Haushalt zuschauen, aber sie wird eingebunden. ,,Also, wer über mehrere Tage bei Omi im Haushalt verbringt, muss schon einen gewissen Beitrag leisten. Das bedeutet für dich, dass du bitte mal deine verbrauchte Alufolie vom Vortag selbstständig in den gelben Sack tust, den Rest deines Getränkes, der übrig geblieben ist kühlst und das Abtrocknen übernimmst. Du bist doch schon ein großes Mädchen und von älteren Kindern kann man erwarten, eine leichte Hilfe im Haushalt zu sein. Auf mir lastet sehr viel, was ich in der Zeit erledige, während meine Tante und mein Exmann mit dir Schule machen. Ich muss einkaufen, damit genug Lebensmittel für deine gesunde Entwicklung da sind, Behördengänge erledigen und regelmäßig zum Grab meiner Eltern. Außerdem muss ich zwischendurch schauen, ob in der Wohnung meiner Tochter und meines Schwiegersohnes, die mit Kylian und Rubens im Urlaub sind alles in Ordnung ist. Also auch ich habe zu tun und kann genau wie du nicht auf der faulen Haut liegen,“ bittet Irene Prignitz um Mithilfe. Saskia wird aufmerksam und fängt jetzt an, ihren Rucksack von Müll zu befreien, bringt ihre leere Getränkflasche auch gleich mit und tut beides in den gelben Sack. Anschließend hilft sie der älteren Person beim Abtrocknen von Geschirr. ,,Das hast du sehr gut gemacht meine Süße, ich bin stolz auf dich,“ findet Irene Prignitz wieder einen Grund, sie zu loben, während sie schon für ihren Schützling die Brote belegt und ein neues Getränk bereit stellt.
,,Dein Essen und dein Getränk stehen für die Schule schon bereit. Du kannst das schon mal für die nächsten Stunden in deinen Rucksack packen und dich auf die Schulbank setzen. Und denk daran, es wird sich bei meinem Exmann benommen! Wehe, ich höre Beschwerden von ihm,“ ermahnt Frau Prignitz ihren Schützling streng. Das Mädchen hat Glück und empfängt Ina Bottrop zuerst. Als aller erstes nutzt die Seniorin die erste Stunde für Deutsch und fragt, ob Saskia ihre Hausaufgabe erledigt hat. ,,Ja, ich habe mir einen Text vorgenommen, bin mir jetzt aber nicht sicher, ob die Fortsetzung akzeptabel ist,“ wirkt das Mädchen unheimlich nervös. ,,Dann schlag mal bitte dein Deutschbuch auf und zeig mir den Text, damit ich das beurteilen kann,“ wird sie von Ina Bottrop gebeten. Saskia schlägt die entsprechende Seite auf und zeigt ihren besagten Vogel-Text, den sie als Hausaufgabe ausgewählt hat. ,,Dieser Text ist sehr witzig und vor Allem einfallsreich überlegt, das ist das Wichtigste. Ich entscheide mich für …für….. , lass mich mal kurz überlegen,“ braucht die Seniorin einen Moment, um eine passende Bewertung zu finden. ,,Ich entscheide mich für eine 2, deine Nervosität ist also heute völlig unbegründet,“ zeichnet sie die Hausaufgaben des Mädchens aus und setzt ihre Unterschrift dazu. Doch, sobald sie wieder unter Zeitdruck sich einen Text aussuchen und überlegen muss, wird es kritsch. ,,Ich wähle einfach mal den „Drachen-Text“,“ entscheidet Saskia sich hastig und ein Pfusch-Ergebnis kommt dabei raus, wenn eine halbe Stunde reichen muss. Sie denkt an das Drachenspiel Spyro und entsprechend fällt ihr Text aus. Der Anfang aus dem Deutschbuch lautet:,,Ein kleiner Drache lebt mit vielen älteren Drachen in einer friedlichen Umgebung. Doch es dauert nicht lange, bis von einer Stören-Figur Gefahr ausgeht. Der kleine Drache hat einige Figuren, die zu ihm halten und mit auf seine Mission gehen würden. Die schlimme Figur platzt mitten in die Idylle der Drachenwelt rein und…….“
Saskia weiß, dass eine halbe Stunde nicht viel Zeit ist, um lange nach was Eigenem zu suchen, aber wer weiß, ob Ina Bottrop sich überhaupt mit alten Konsolen-Spielen auskennt und was merken würde. Die ersten 15 Minuten wurde ja die Hausaufgabe besprochen. Der Schützling schreibt den Text folgendermaßen weiter:,,…..stellt sich als altbekannter Stören-Fried heraus. ,,Hallo Sparx, es ist schön dich wieder zu sehen, Gelb-Pest! Dieses Mal bin ich stärker als je zuvor,“ lauten die Worte der Stören-Figur. ,,Was hast du dieses Mal vor, Richy?,“ fragt der gelbe Drache Sparx seinen Erzfeind. ,,Ja ähm, was haben wir dieses Mal vor, Chef?,“ widerholt einer der Lakaien neben ihm. ,,Es wird niemand für das Denken bezahlt, ihr Staußen-Dummköpfe. Denkt weiter, dann schicke ich euch dort hin zurück, wo ich euch gefunden habe……hilflos in einem Glaskäfig, von Menschen erschaffen, wo ihr eure Schaulustigen um Freiheit anfleht! Moment, wo war ich stehen geblieben,“ überlegt Richy kurz, was er mit Sparx vorhat. ,,Allein bist du hilflos, dann gehört die Heimat der Drachen ab sofort mir, HA-HA-HA-HA-HA-HA-HAAAAAAAAAAAH……“, wendet die Erzfeind-Figur Richy sich zu dem gelben Drachen und verwandelt seine großen Artgenossen und Wegbegleiter in leblose Gold-Staturen. Sparx ist jetzt auf eine harte Probe gestellt und muss alles Mögliche vom Gold-Überzug befreien, während die böse Figur Richy sich zurück zieht. Der Kampf beginnt, als erstes sieht Sparx, der Drache eine Gold-Statur in Hundeform und vernichtet den ersten Überzug mit einem Feuer-Stoß. ,,Glückwunsch, du hast „Jäger“ befreit,“ sagt eine Stimme im Hintergrund, sobald der Überzug weg ist. ,,Sparx, danke für deine Rettung, Kumpel! Wir müssen so viele Drachen wie möglich und deine anderen Wegbegleiter finden. Auch je mehr Edelsteine, die hier verstreut rumliegen oder von Richys Lakaien gestohlen wurden wir einsammeln, um so mehr Level werden freigeschaltet. Lass uns anfangen!,“ spricht sein Hunde-Freund Jäger noch völlig außer Atem. Sparx und Jäger bereiten sich auf eine über mehrere Stunden anhaltende Mission vor.“
Das Mädchen hat seine Geschichte fertig, allerdings brauchte es länger als eine halbe Stunde und würde am liebsten noch unendlich weiter schreiben. „Spyro“ war in der Vergangenheit Saskia´s Favorit unter den guten alten Playstation-Spielen, was sie als Kind rauf und runter spielte. Diese Geschichte ähnelt ein bisschen den verschiedensten Versionen des Drachen-Spiels Spyro, der eigentlich lila war und nicht gelb. In Saskia´s Geschichts-Version ist Sparx der Drache, obwohl er auf ihrer Spielkonsole im Original eine Libelle war, die Spyro beschützt. Saskia übergibt ihren Text Ina Bottrop und dann soll sie entscheiden, ob sie es durchgehen lässt. ,,Kommt dieser fantasievolle Text jetzt wirklich von dir?“ fragt die Seniorin skeptisch. Der Schützling ist ehrlich und gesteht ihr:,,Naja, nicht ganz, es gab da so ein Spiel und nannte sich „Spyro, der Drache“, was ich in tiefster Vergangenheit sehr oft und gerne spielte. Meine Version ist nicht abgeschaut, sondern eher umgemodelt. Seine Feind-Figur hieß Ripto und seine Wegbegleiter Jäger, der im Original eigentlich eine Katze ist, dann gab es Sparx als Libelle und Zoe als Elfe. Und die Haupt-Figur, in der es in diesem Spiel ging war Spyro, der war allerdings lila.“ ,,Dann hast du leider wieder irgendwas hingeschrieben, was nicht dein Eigenes ist. Wir hatten gestern noch darüber gesprochen und heute machst du den nächsten Unfug,“ wird Ina Bottrop langsam mürrisch. ,,Ich entschuldige mich dafür, dass ich unter Zeitdruck nicht viel Leistung bringen kann und mich daher auf real existierende Playstation-Erfahrung beruhe, bevor ich gar nichts hinbekommen hätte,“ bleibt Saskia sachlich.
,,Na gut, da es nicht ganz so nachgemacht ist wie gestern deine Titanic-Nachahmung und ich heute beinahe nichts gemerkt hätte, dass du das mit dem Drachen irgendwo her hast, bis ich auf einmal „Level freischalten“ gelesen habe, drücke ich heute nochmal ein Auge zu,“ beruhigt Frau Bottrop sich und belässt den Text, der schon wesentlich eher zu Deutsch passt als der vom Vortag ohne Bewertung. Sie lässt Saskia eine kleine Pause machen und entscheidet sich nach einem kurzen Frühstück so wie Toilettengang für Kunst. Als Ina Bottrop wieder zurück ins Zimmer kommt und der Schützling bereit ist für das nächste Fach, bekommt das Mädchen eine Aufgabe in Sachen Kunst. Sie soll ein Drachenbild malen, was ihrem früheren Lieblings-Spiel ähnelt. Saskia legt sich ins Zeug mit dem Skizieren, Ausbessern vermalter Stellen und dem Verstärken der Skitze, bevor das eigentliche Malen losgeht. Der Drache Sparx wird gelb angemalt und der Hund Jäger bekommt die Farbe braun. Bei der Elfe entscheidet sich das Mädchen für ein lilanes Kleid, fliederfarbene Flügel, rosane Schuhe und schwarzes Haar. Sparx und zwei Wegbegleiter stehen vor einem Torbogen, der sie bereits vom Basis-Level in ein anderes Spiel-Level führen würde. Wesentlich weiter entfernt als das Tor zum regulären Level steht der 3. Wegbegleiter noch in Gefangenschaft. Es ist ein Bär Namens Geldsack, der in seinem Gold-Überzug auf die Befreiung Seitens des gelben Drachens wartet. Natürlich dürfen auch die Edelsteine zum Aufsammeln im Spiel nicht vergessen werden und haben verschiedene Farben von Rot, Grün, Blau, Gelb bis hin zu Lila. Sobald Saskia mit dem Bild fertig ist, meldet sie sich bei Ina Bottrop. ,,Das hast du aber sehr schön gemacht, meine Liebe. Du bist ja richtig kreativ. Dieses Bild ist dir sehr gut gelungen und wenn ich sage „sehr gut“ dann, geh mal davon aus, dass ich es auch wirklich so meine,“ bestaunt die Seniorin das Bild. Sie gibt ihrem Schützling die verdiente 1 und setzt ihre Unterschrift darunter.
Das Mädchen malt so anspruchsvoll, sodass 1,5 Stunden Arbeit daraus werden. Saskia heftet es in ihre Kunstmappe ab und fragt, ob sie die Pause nachholen darf. ,,Aber natürlich, es ist ja bereits eine Doppel-Stunde daraus entstanden. Ich will dich auch nicht dabei unterbrechen. Heute bekommst du eine Hausaufgabe in Kunst und zwar hätte ich gerne, dass du nochmal so ein Drachenbild malst und auf einem Extra-Blatt genau beschreibst, was auf dem Bild deines früheren Lieblings-Spiels gerade passiert. Notiere dir das bitte vorsichtshalber, damit es nicht in Vergessenheit gerät,“ trägt Ina Bottrop dem Schützling auf. Tatsächlich, es war 9:00Uhr, als die Seniorin von Deutsch auf Kunst überging und jetzt, wo Saskia das Bild zu Ende gemalt hat, zeigen die Zeiger des Weckers auf 10:35Uhr. ,,So, dann hast du jetzt eine etwas länger Pause. Du darfst ausgiebiger Essen und trinken und hast dann auch noch genügend Zeit, auf Toilette zu gehen, falls du musst. Ab 11:00Uhr sitzt du aber wieder auf der Bank, dann will ich dich in Sexualkunde belehren,“ beendet Ina Bottrop die Kunstfach-zeit. Nach der Pause bespricht die Seniorin mit ihr ein Thema, was zu ihrer Zeit strengstens Tabu war und unter Strafe stand. Es geht um die homo&-bisexuelle Orientierung. Sie bespricht mit Saskia, was diese beiden sexuellen Orientierungen sind, in wie fern sie sich unterscheiden und fragt das Mädchen, ob es sich vorstellen könnte, dass es solche Menschen gibt und wie sie damit ungehen würde, wenn jetzt jemand aus ihrem näheren Umfelld homosexuell oder bi wäre. ,,Ja, ich weiß das alles durch Recherche und natürlich durch das Fehrnsehen. Auch als ich wirklich noch eine Minderjährige war, fielen diese beiden Begriffe häufig als Kraftausdruck in Form von Schwuchtel oder Scheiß-Bi. Ich war und bin bei sowas nach wie vor fassungslos. Niemand konnte sich auch nur ansatzweise vorstellen, dass sie irgendwann heiraten und Kinder großziehen dürfen. Ich bin der Meinung, es schadet niemandem, bi oder homosexuell zu sein und es sind auch alles nur Menschen, wie ich & Sie usw. Jeder Mensch sollte den lieben dürfen, den er möchte, so lange beide altersmäßig auf Augenhöhe sind,“ redet Saskia Klartext in dem Thema.
,,Ich bin stolz auf dich, sowas von stolz, weil nicht jeder denkt so offen darüber wie du, meine Liebe. Noch immer trauen sich viele Menschen nicht, die Angehörigkeit dieser beiden sexuellen Orientierungen zu offenbaren und verschweigen es. Einige erzählen es ihrem Umfeld erst sehr spät, wenn sie ausgezogen sind. Es gibt sehr wenig Menschen, die genug Mut haben, von Anfang an Klarheit zu schaffen, weil sie Angst vor Diskriminierung, Gewalt und Ausgrenzung haben,“ lobt Ina Bottrop die Einstellung. ,,Ja, es ist sehr schlimm, meine Angehörigen oder generell Leute aus meinem Umfeld wundern sich, warum ich mich bis auf einen Versuch über wenige Wochen mich nie wieder auf einen Jungen einlasse und setzen mich unter Druck mit Fragen, wann es endlich mal mit dem Richtigen klappt und ob ich nicht irgendwann Kinder haben will. Nein, solche Ziele habe ich gar nicht erst, weil ich was völlig anderes will! Bei mir ist es so, ich lerne immer nur Personen kennen, mit sexuellen Hintergedanken und Kinderwunsch und will solche Leute aber nicht. Ich möchte eine Bezugsperson, ohne dass es ihr um Sex geht, weiß jetzt aber nicht, wo man sowas einordnet. Ich orientiere mich deshalb nicht expliziet an einem Geschlecht,“ gesteht der Schützling als nächstes. ,,Das habe ich in deiner Form noch nie gehört und bin ein bisschen geblättet. Ob es dafür einen Namen gibt, muss ich erst mal herausfinden und verstehen,“ überlegt Ina Bottrop sich. Über verschiedene Sexuelle Orientierungen hat sie mit dem Schützling genug geredet und geht nochmal kurz zum Thema Wechseljahre über. Saskia verzieht verwundert ihr Gesicht. Sie ist dafür nicht alt genug! ,,Mein Körper braucht bestimmt noch 2 Jahrzehnte, bis ich ohne Monats-Beschwerden mein Leben genießen kann. Es liegen erst 16 Jahre Fruchtbarkeit hinter mir! Da Sie aber gerade erklären, dass die Wechseljahre bei jedem Mädchen unterschiedlich ausfallen können….. Schweißausbrüche, Stimmungsschwankungen will ich nicht unbedingt haben,“ beteiligt sich der Schützling am Unterricht. ,,Das ist nicht beeinflussbar, wie es bei dir später mal sein wird. Du kannst auch Glück haben und die Regelblutung wäre von einem auf den anderen Monat einfach weg. Ich will dich nicht in Panik versetzen, aber es wichtig, darüber zu sprechen, das jedes Mädchen anders auf die Wechseljahre reagiert. Ein bisschen Zeit hast du noch,“ wird Saskia beruhigt.
,,Für heute kommen wir langsam zum Ende und versprich mir, dass du dich dieses Mal bei Horst Ölpersee benimmst. Er hat eine Überraschung für dich. Du kannst dich auf ihn freuen,“ verkündet Ina Bottrop. ,,Och nöööööö, der schon wieder……Am liebsten hätte ich Sie jetzt weiter gehabt, der ist mir total unsympathisch. Ich will kein Englisch!,“ flucht Saskia vor sich hin. ,,Ja meine Liebe, ich verstehe dich, dass du es unheimlich ätzend findest, aber das muss sein. Kinder müssen auf ihn hören, oder willst du wieder eine Strafmaßnahme aufgebrummt haben und über Stunden von deiner Bezugsperson ins Zimmer geschickt werden, weil sie denkt, dass du kein Benehmen gelernt hast? Ich glaube nicht, dass du das riskieren willst. Da hilft wirklich nur durchhalten, ich wünsche dir viel Kraft. Wir sehen uns morgen wieder, mach´s gut meine Liebe,“ verabschiedet Ina Bottrop sich von dem Mädchen gegen 11:45Uhr. Saskia kann gar nicht wirklich die Pause genießen, wenn sie an Horst Ölpersee denkt. Sie wird traurig, sobald sie von der Toilette kommt und sich zurück auf die Bank setzt, um auf ihn zu warten. In 15 Minuten nähern sich Schritte von der Küche bis zu ihr ins Kinderzimmer. Mit einem ,,Guten Morgen“ versucht Saskia ihre Gefühle von Angst und Traurigkeit zu vertuschen, sobald er ihr Zimmer betritt und loslegen will. ,,Guten Tag oder Mahlzeit heißt das, Fräulein Brühl! Hast du die Uhr noch nicht gelernt? Wir haben doch nicht mehr Morgens,“ wirkt Horst Ölpersee völlig außer sich und knallt die Kinderzimmertür hinter sich zu. ,,So Fräulein Brühl, du hast jetzt 2 Möglichkeiten! Entweder du machst mit, oder du bekommst die 6 in einem weiteren Fach und ich schreibe wieder ein Bericht an deine Bezugsperson über schlechtes Verhalten. Das kannst du dir aussuchen!,“ wirkt der alte Mann sehr streng.
,,Ich will es versuchen,“ lässt Saskia sich auf den Unterricht ein. ,,Na das ist doch mal ein Wort! Zum Lernen, dass es Mittag und nicht mehr Morgens ist, passt dieses Fach exakt. Dann nix wie, auf in die Küche,“ fortert Horst Ölpersee den Schützling heraus. ,,Folgendes, ich hoffe, dass du jetzt gut aufpasst! Ich habe ein Paket Spagetti, 2 Teetrapack passierte Tomaten, 2 frische Tomaten, die du nach dem Waschen in Würfel schneidest, einen Topf Petersilie, den du ebenfalls waschen und zerkleinern musst. Dann habe ich noch Zwiebelmettwurst zum Anbraten und frische Pilze, die du bitte putzt und zerkleinerst. Du machst zuerst die Fleischsoße fertig, bevor wir mit den Nudeln beginnen. Erst muss natürlich der Küchentisch fertig gedeckt sein, für drei Leute. Deine Bezugsperson wird bestimmt auch Hunger haben, wenn sie vom Friedhof zurück kommt. ,,OK, ich habe alles verstanden, Herr Ölpersee,“ bestätigt Saskia ihn mit zitternder Stimme. ,,Du machst dir wohl vor lauter Angst in meiner Anwesenheit gleich in die Hose?,“ fragt der alte Mann zwischendurch in strenger Tonlage. ,,Nein, ich gehe vor jeder neuen Unterrichtsstunde auf die Toilette. Außerdem bespricht man sowas doch lieber von Mädchen zu Frau und von Junge zu Mann, weil das was sehr intimes ist. Ich bin ein Mädchen und finde es deswegen umso unangenehmer, wenn mich sowas ein Mann fragt,“ erklärt Saskia ihm sachlich und deckt erst mal den Tisch. Sie nimmt eine Plastikdecke und schützt damit den Esstisch, dann holt sie 3 große Teller, Geschirr, Servietten und 2 Bretter aus dem Schrank, um später das heiße Essen auf den Tisch abstellen zu können.
Während Horst Ölpersee sich jeden einzelnen Schritt des Schützlings notiert, macht sie schon mal einen großen Kochtopf für Spagetti fertig und einen etwas kleineren Kochtopf für die Soße. Sie wäscht die Tomaten und die Petersilie ab, schneidet es klein und tut es in den kleineren Topf. Als nächstes kippt sie die beiden Teetrapack mit den passierten Tomaten dazu. Dann holt sie eine große Pfanne, wärmt Olivenöl drin an und zerkleinert die Pilze so wie das Zwiebelmett zum Anbraten. Fleisch und Pilze anbraten dauert nicht lange, sodass Saskia die gebratene Mischung in die Tomatensoße gibt. Zwischendurch lässt sie das Nudelwasser kochen und kippt die Spagetti rein. Die Pfanne braucht das Mädchen nicht mehr und macht Platz zum Aufwärmen der Tomatensoße bei leichter Hitze. Während das Essen vor sich hinkocht, stellt sie für ihre Mitmenschen verschiedene Gewürze auf den Tisch. Irene Prignitz kommt gerade vom Friedhof nach Hause. ,,Oh, das riecht aber schon lecker. Ich bin mal gespannt, wie das schmeckt,“ kommentiert sie zwischendurch, während sie ihre Jacke auszieht. ,,Ja, er testet mich heute in Hauswirtschaft, aber ohne Gewürze wird es eher nur mir alleine schmecken. Damit es sich jeder individuell aussuchen kann, habe ich Pfeffer, Salz & Grillgewürz auf den Tisch gestellt,“ begründet der Schützling seinen Mitmenschen. ,,Das machst du ganz clever, meine Kleine! Oder bist du schon eine Große?,“ wird Saskia von Irene Prignitz auf Probe gestellt. ,,Kleine passt besser zu meinem wahren Ich,“ antwortet das Mädchen standhaft. ,,So so, als Kleine hast du aber eigentlich nichts am Herd zu suchen! Das ist zu gefährlich, wie unverantwortlich ist mein Ex? Du solltest vielleicht lieber etwas spielen gehen! Hörst du?,“ versucht der aktive Part den Schützling davon zu überzeugen, von der Hitze des Herdes fern zu bleiben. ,,Ich muss mich konzentrieren, Hauswirtschaft ist meine letzte Schulstunde für heute! Ablenkung würde bloß meine ganze Note verschlechtern. Ich möchte möchte dieses Fach gerne zu Ende bringen, wenn ich mich vor 2 Tagen schon gegen Englisch gewehrt habe,“ bittet Saskia ihre Bezugsperson um Nachsicht. ,,Na gut, aber Ausnahmsweise und nur, wenn einer von uns dabei ist. In sehr jungen Jahren darf man auf keinen Fall unbeaufsichtigt an den Herd!,“ macht Irene Prignitz eine klare Ansage.
Saskia rührt zwischendurch die Spagetti und die Soße mit jeweils einem verschiedenen Plastik-Kochlöffel um und stellt zum Abgießen langsam ein Nudelsieb in die Spüle. Ab und zu schmeckt sie das Essen ab, um es nicht zu weich werden zu lassen. Beim 2. Abschmecken sind die Spagetti weich genug, dass sie von dem Mädchen abgegossen werden und auf die Teller für sich und ihre Mitmenschen verteilt werden können. Nur Soße macht sie sich zuerst drauf, damit die Älteren den Rest für sich noch ein bisschen würzen können. Sie macht den Herd aus, bevor sie sich mit ihnen an den Esstisch setzt. ,,Also, was mir gefallen hat ist, dass du sehr konzentriert und darauf bedacht warst, dass wir es ein bisschen würziger mögen als du. Du hast dich von meiner Exfrau nicht ablenken lassen, als sie dich vom Herd ablösen wollte und warst standhaft. Du hast dich durchgesetzt, indem du sagst, dass dir dieses Fach sehr wichtig ist und bewiesen, dass du schon etwas kannst. Das Essen ist dir insgesamt sehr gut gelungen, auch wenn nach meiner Ansicht die Nudeln noch einen ganz kleinen Tuck fester sein könnten. Was mir nicht besonders gefiel war deine Über-Nervosität. Ich spüre, dass du Angst vor mir hast und sage dir jetzt: Angst ist ein schlechter Ratgeber und überhaupt nicht nötig! Respekt heißt in meiner Anwesenheit das Zaubermittel. Ich gebe dir in Hauswirtschaft eine 2,“ bewertet Horst Ölpersee das Mädchen im Beisein ihrer Bezugsperson als wichtige Zeugin. ,,Eine 2 ist gar nicht mal so schlecht, da muss meine Kleine sich aber ganz schön angestrengt haben,“ mischt Irene Prignitz mit und hilft ihr nach dem Essen beim Aufräumen der Küche. 13:00Uhr sind die Schulstunden vorbei und Saskia wird für die Hausaufgaben ins Kinderzimmer geschickt.
Ein bisschen merkwürdig ist es schon, dass der Schützling ins Kinderzimmer geschickt wird, während Horst Ölpersee noch in der Küche sitzt und einen Kaffee genießen darf. Sie hat Angst, dass negative Situationen angesprochen werden könnten, während sie sich auf ihre Kunst-Hausaufgabe konzentriert. Saskia malt Sparx, den gelben Drachen, wie er mit seinen Hörnern gerade eine Glasvase zerschlägt, in der eine Libelle eingesperrt ist. ,,Es ist sein wichtigster Wegbegleiter überhaupt. Dreimal kann er Sparx insgesammt bei einem feindlichen Angriff vor dem Aus bewahren. ,,Glückwünsch, du hast Spike befreit“, sagt eine Hintergrundstimme dem Drachen, der die Glasvase zertrümmert hat. ,,Juhuuuuu, du hast mich gerettet Sparx! Jetzt können wir endlich auf Mission gehen. Du musst mich gut mit Schmetterlingen füttern, um mich bei Kräften zu halten, damit ich so viele Angriffe wie möglich abfangen und dich am Leben halten kann,“ spricht Spike in seiner Libellen-Sprache,“ beschreibt Saskia ihr Bild im Anschluss. Das Mädchen kann nicht so schnell reagieren, wie ihre Bezugsperson die Kinderzimmertür aufmacht und sie aus den Spielkonsolen-Gedanken holt. ,,Wann wird der Morgen beendet?,“ bekommt Saskia zu hören, wärend sie die Stifte wegpackt. ,,Wenn Schulschluss ist,“ antwortet der Schützling. ,,Fang jetzt nicht irgendwelche Macken an, dass du die falsche Tageszeit vernwendest. Ich will dich nur darauf aufmerksam machen, dass mein Exmann sich beschwert hat, du hättest vor c.a 2 Stunden noch ,,Guten Morgen“ gesagt. Sei mal ehrlich! Grüßt du die Leute gegen 12:00Uhr noch mit ,,Guten Morgen?“, will Irene Prignitz von dem Mädchen genau wissen. ,,Ja, die Schule ist schuld! Durch den quälenden Unterricht zieht sich bei mir der Morgen ganz schön in die Länge,“ verflucht Saskia die Quälerei mit Schulkram.
,,Na dann ist das ein Zeichen, dass du dich sehr überfordert fühlen musst. Morgen ist Freitag, vielleicht hast du Glück, dass meine Tante mit dir nur 4 Stunden arbeitet und dich ohne Hausaufgaben davon kommen lässt,“ macht Irene Prignitz ihr Mut. ,,Das kann ich mir noch gar nicht vorstellen, wir haben bis jetzt immer 5 Stunden gemacht. Nur Montag gab es eine Ausnahme, dass ich keine Hausaufgaben bekommen habe und einfach mit Ihnen die Zeit draußen verbringen konnte,“ bleibt Saskia skeptisch. ,,Ach ja, in welchem Fach hast du denn heute Hausaufgaben auf bekommen?,“ will Irene Prignitz wissen. ,,In Kunst, ich bin gerade fertig geworden. Dieses Drachen-Bild dauerte nicht so lange, weil ich nicht so viel Hintergrund-Schnick-Schnack eingebaut habe, wie in den Morgenstunden. Sie dürfen es sich anschauen,“ spielt Saskia mit offenen Karten. Der aktive Part schaut sich die Kunstmappe an mit dem Brandenburger Tor, von vor 2 Tagen, dem Drachenbild der Morgenstunden mit vielen Hintergrund-Objekten und das Hausaufgaben-Bild mit schlichtem Hintergrund aus einem Stück Wiese und einer Felswand. ,,Du machst dich sehr gut bei meiner Tante, das muss man dir lassen. Du übertriffst ja meine ganzen Erwartungen, das habe ich dir gar nicht zugetraut. Einen Tag musst du auf jeden Fall noch durchhalten, dann hast du erst einmal Wochenende. Und die andere Woche habe ich sowieso eher nur für Freizeit geplant. Dann machen wir viele tolle Unternehmungen zu zweit oder als kleine Gruppe, je nach dem, was du bevorzugst,“ kündigt Irene Prignitz vorzeitig an.
Da der aktive Part ihr Handy einzieht bis zum Wochenende, weil sie am Vortag FSK16-Spiele gespielt hat, ist sie nun am Überlegen, womit sie sich beschäftigt. Es sind noch so viele Mädchenzeitschriften eingepackt, zwei waren schon angefangen! Saskia beißt sich auch ohne Handy durch und nimmt nun die 3. Mädchenzeitschrift in Beschlag. Sie beinhaltet auf der Forderfront eine Perlenkette & ein passendes Armband und liest. Es sind viele verschiedene Varianten aufgelistet, wie man sich Mädchenschmuck selber machen kann und diverse Bastel-Anleitungen für jedes einzelne Schmuckstück beschrieben. Der Schützling liest die 30 Seiten zu Ende und wird im Anschluss nochmal ausgeführt. ,,Süße, bevor die Eisdielen zumachen, willst du nochmal einen leckeren Eisbecher genießen?,“ fragt die ältere Person das Mädchen, es stimmt zu und geht mit. ,,Also, bevor du die ganze Zeit nur im Zimmer hockst, ist es besser, sich gemeinsame Beschäftigungen zu suchen. Dein Handy bleibt deshalb vorerst noch eingezogen. Gemeinsame Situationen sind viel effektiver als nur Handyspiele zu zocken. Als ich dich in den Indoor-Spielplatz geführt habe, was war dir da wichtig? Das Zocken am Handy oder das Toben auf den Spielgeräten?,“ fragt Irene Prignitz ihren Schützling. ,,Nein, da habe ich mein Handy zu Hause gelassen. Mir war das Toben wie ein Kind wichtiger als Elektro-Geräte,“ wird sie von Saskia bestätigt. ,,Na siehst´e, also geht es doch ohne Handy-Zockerei! Als es überhaupt noch keine Smartphones gab, ist man raus gegangen, hat sich getroffen und was miteinander unternommen. Man hat sich ausgetauscht von Angesicht zu Angesicht und noch richtige Spiele gespielt! Heute hängt die Mehrheit der Jugend nur noch am Smartphone und ist nicht mehr weg zubekommen. Die Technik von heute macht leider alles nicht mehr so lebendig, wie man es vorher kannte,“ bestätigt Irene Prignitz zurück. Sobald sie wieder zu Hause sind, nimmt das Mädchen sich schon die nächste Zeitschrift vor. Sie enthält ein Schminkset mit ausführlichen Erklärungen rund um das Thema „Schminken für fortgeschrittene Mädchen“. Ausnahmsweise kommt dem passiven Part mal keine lange Weile auf. Es sind 30 Seiten, die das Mädchen in den Bann ziehen.
Freitag klingelt für Saskia das letzte Mal der Wecker zum Aufstehen. Sie wird nochmal ausführlich in Deutsch, Mathe, Kunst & Hauswirtschaft unterrichtet und holt sich die letzten Noten in Kunst, für ihre Hausaufgabe so wie in Hauswirtschaft für ihre Mühe. Dieses Mal werden ihr Kartoffelklöse, Erbsen und Hähnchenleber aufgetragen, bevor sie Freizeit bekommt. ,,Hast du Hausaufgaben aufbekommen?,“ fragt Irene Prignitz ihren Schützling am Esstisch. ,,Nein, Ihre Tante hat nichts von Hausaufgaben gesagt,“ antwortet Saskia nach bestem Wissen im Beisein des Exmannes ihrer Bezugsperson. ,,Bist du berufstätig?,“ unterbricht Horst Ölpersee kurz das „Kinds-Dasein“ des passiven Parts. ,,Ja, ich bin eine Putzkraft, habe sehr viel mit chemischen Reinigungsmitteln zu tun und muss arbeiten, bis es dunkel ist. Es wird aber zunehmend leider zum Problem. Ich bekomme langsam Angst davor, ab 18:00Uhr unbegleitet noch draußen zu sein und renne schon fast nach Hause. Dann ist da noch eine Kollegin von mir, bei der Angst schon Überhand nimmt, wenn das Tageslicht zu kurz anhält, noch draußen zu sein. Auch sie wird panisch und käpmft damit, im Winter nach 8 Stunden nach Hause zu fahren. Wir können aber nicht immer von anderen Hilfe erwarten. Die Leute wollen selber alle schnellst möglich Feierabend machen, was natürlich sehr verständlich ist,“ schildert Saskia ein Problem. ,,Was hälst du davon, dich mit ihr zusammen zu tun?,“ wird bei dem Mädchen nachgehakt. ,,Sie will aber im Gegensatz zu mir ewig nur „Baby sein“ und mit so einer Person will ich nichts zu tun haben. Ich finde es eklig im Hintergedanken zu haben, dass sie ihr Bett verkehrt herum stehen hat, wie so ein Gitterbett, mit Babyspielzeug und Windeln übersät ist. Vor allem muss ich ewig ertragen, dass sie während der Arbeitszeit nur von „Baby sein“ redet und vor der ganzen Arbeitsgemeinschaft sehr häufig Windeln trägt, sich ein Spucktuck um ihren Hals bindet und Babybrei ist. Sowas gehört sich nicht als jemand, der älter ist als ich,“ beschwert sich das Mädchen.
,,Heißt das jetzt, dass du wieder wie eine Erwachsene behandelt werden willst? Horch bitte in dich rein! Du hast als Erwachsene Vorteile, dass du wach bleiben darfst, so lange du willst, dass du FSK16-Spiele spielen darfst und ich dir Mittwoch mit dem Einziehen deines Handys Unrecht angetan habe. Du hättest dich nicht mit Schule abquälen müssen. Du hättest einfach deinen Urlaub genießen und ausschlafen können,“ lässt Irene Prignitz ihren Schützling überlegen. ,,Nein, mir ist die Stufe Ihrer beiden Enkelkinder wichtiger als einen auf Erwachsen zu tun, was sowieso nicht meinen wahren Bedürfnissen entspricht. Die Erwachsenen-Rolle basiert wirklich nur auf Geld verdienen und ist die größte Lebenslüge,“ bleibt Saskia bei ihrer Entscheidung. ,,Also wenn es dir selber kein Bisschen anders geht, hast du auch nicht das Recht, dich über deine Kollegin zu beschweren. Ich würde es gerade deswegen umso mehr befürworten, wenn ihr euch zusammen tut und abwechselt. Eine Nacht bist du in ihrer Wohnung und die andere Nacht ist sie bei dir,“ schert der aktive Part über einen Kamm. ,,Ich will aber nicht Baby sein, sie ist zu extrem. Da geht sofort die Vorstellung von Hilflosigkeit los. Ein Baby kann Ihnen nicht sagen, was es will und sich auch nicht wehren, wenn Erwachsene böse und nachlässig sind oder es sogar misshandeln,“ betont Saskia abweisend. ,,So, wie du es uns gerade schilderst, wollt ihr beide nicht als Erwachsene leben, also wäre ein Kontakt zu ihr enorm wichtig, wenn sie sonst alleine ist und deswegen keinen hat, der mit ihr was zu tun haben will,“ versucht der aktive Part zu vermitteln.
,,Ich kann mich mit Ihnen noch unterhalten, was Babys nicht können. Dieses Mädchen, was 5 Jahre älter ist als ich hat nur das eine Thema im Kopf. Baby sein ist mir zu extrem, das ist pure Wehrlosigkeit. Mit mir kann man Schulfächer durchgehen, wo ich ein gewisses Potenzial zeigen kann und wo nicht. Ich kann Ihnen jeden Abend sagen, dass ich Bettnässer-Unterwäsche total blöd finde, weil ich fühle mich hilflos dabei, sie angezogen zu bekommen, obwohl ich kein Bettnässer bin. Ich spiele FSK16-Spiele, gehe auf Risiko, dabei erwischt zu werden und Ärger zu kriegen, weil ich behandelt werden will wie „4 Jahre jünger als es erlaubt ist“! Mit der Kollegin könnten Sie keine Schule machen, die kann man nicht an den Herd lassen. Die will gefüttert werden, die Kleidung und Windeln gewechselt bekommen, ins Bett gelegt werden mit einer Spieluhr. Dann würde sie am liebsten nur auf einer Decke liegen, strampeln und Geräusche machen. Diesem Mädchen würde ich auch kein heimliches 16+Gehabe zutrauen. Die würde sich kein bisschen gegen Windeln & babyhaft aussehende Klamotten wehren und alles mit sich machen lassen! Das wird sehr schnell langweilig mit ihr und ist mit dem, wie ich behandelt werden will nicht vergleichbar. Ihr geht es nicht um Spannung! Sobald ich aber weiß, dass es jemand anderem beim Klein sein einfach nur um pure Wehrlosigkeit geht, dass man mit dieser Person machen kann was man will, wird es für mich krankhaft,“ argumentiert Saskia gegen ihre Kollegin vor ihren Mitmenschen. ,,Möchtest du mir sagen, wie sie heißt? Vielleicht kannte ich sie sogar,“ schöpft Irene Prignitz einen Verdacht. ,,Ja, sie heißt Lissy und war in der Vergangenheit schon mal in einer teueren Einrichtung für Adult Babys. Sie ließ bei der teuren Rollenspiel-Oma ordentlich die Sau raus im Thema Baby sein,“ tuschelt der Schützling weiter.
,,OK, der Name Lissy sagt mir was, sie war früher mal Arbeitskraft, als ich mich verselbstständigt habe. Dieser Kontakt hielt auch über den Arbeitsvertrag hinaus, bis ich irgendwann aufgegeben habe mit der Selbstständigkeit. Ich kannte sie niemals anders, sie war schon immer so. Erst musste ich das verarbeiten, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Sie wollte schon immer wie ein Baby behandelt werden aber im Arbeitsverhältnis lässt sich sowas nicht erfüllen, das hat sie verstanden. Jetzt, wo kein Arbeitsverhältnis mehr besteht und ich im Rentenalter bin, könnte ich es theoretisch, bin aber durch die damalige Selbstständigkeit noch sehr bekannt. Ich kann also, wenn ich bei jemandem das Baby sein unterstütze sehr schnell in Verruf kommen, wenn das jemand rausbekommt. Außerdem ist Baby sein an sich schon mit einem enormen Risiko verbunden. Sie kann eine Bezugsperson haben, die es gut mit ihr meint. Es kann aber auch ganz schnell so derart schief gehen, dass sie jemanden erwischt, der es nur für seine eigenen Zwecke ausnutzt! Ihr könnt euch nicht wehren, also seit vorsichtig. Wenn ihr jemanden kennen lernt, schaut euch euer Gegenüber genau an. Ihr dürft nicht gleich in den ersten Minuten zu diesem Menschen ins Fahrzeug steigen oder ihn alleine bei euch in die Wohnung führen. Fragt ihn am Besten, bevor ihn einer für sich alleine beansprucht, ob es in Ordnung ist, wenn er bei einer bereits bekannten Person von euch vorgestellt wird und ihr vorerst zu Dritt bleibt. Wenn es für ihn kein Problem darstellt, ist das schon die halbe Miete,“ gesteht der aktive Part sich ein. ,,Ja, daran halten wir uns definitiv. Ich würde auch Angst bekommen, wenn er das verweigert,“ verspricht Saskia ihren Mitmenschen.
,,So, meine kleine, da meine Tante dich eine Stunde früher Feierabend machen lässt und dir keine Hausaufgaben aufgegeben hat, haben wir Freilauf. Was würdest du denn in deiner Freizeit gerne machen?,“ fragt Irene Prignitz ihren Schützling. ,,Ins nahegelegene Restaurant für alle Altersgruppen, keine Ü18-Unternehmungen bitte,“ bleibt der passive Part ehrlich. ,,Na gut, aber damit du nicht eifersüchtig auf windel-tragende Kinder wirst, packe ich vorsichtshalber eine Allways-Pants ein. Wenn es zu Eifersucht kommen sollte, musst du dich melden, damit ich mit dir schnell in den Wickelraum gehen und zum Eindemmen die Allways anziehen kann. Es darf nicht Überhand nehmen, Kindchen,“ geht der aktive Part auf Nummer sicher. ,,In meinem Alter müsste man eigentlich aus dem Konflikt raus sein es sei denn, Sie hätten meine Kollegin Lissy vor sich, die psychisch so angeschlagen ist, dass sie sich auf dem Stand von Einjährigen sieht und auch selber so behandelt werden will. Ich bin aber bis auf eine Lernschwäche mit einem Niedrig-IQ von 82 Punkten ein ganz normal entwickeltes Mädchen, was stolz darauf ist, kein Baby mehr zu sein,“ antwortet Saskia zuversichtlich. Horst Ölpersee verabschiedet sich, während Irene Prignitz mit ihrem Schützling in dieses Misch-Restaurant geht. Es nennt sich so, weil es eine Mischung zwischen Essen unter Erwachsenen und vielen Spielmöglichkeiten für die Jüngeren besteht. Nicht nur Gastronomen sondern auch Erzieher sind dort beschäftigt, um auf die Kinder aufzupassen & sie ggf. bei den Hausaufgaben zu unterstützen. ,,Wie alt bist du?,“ fragt einer der beiden Erzieher stutzig, weil Saskia viel reifer wirkt und ganz anders spricht als die wahren Kinder, sobald sie zwischendurch spielen kommt. Sie weiß nicht, soll sie ihr ganz reales oder ihr gefühltes Alter nennen.
Autor: Aufzugstinker (eingesandt via E-Mail)
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Diese Geschicht ließt sich ganz gut. Nicht die übliche ‚Windelgeschicht‘ obwohl auch ungewöhnlich ist wie die älteren Herrschaften ganz schön akzeptant sind was die Wünsche von Saskia angeht. Schreib bitte weiter. Möchte wissen was Saskia noch erleben darf.
Ja, sehr geehrter Burli, du hast Recht, ich erlebe alte Menschen eher schwerst konservativ (wie meine Oma, die „Baby sein“ mal gar nicht akzeptiert!). Ich kann dir versprechen, dass definitiv noch was kommt, auch für das kommende Jahr! Selbst die nächsten Abschnitte werden nicht ins „üblichen Windel-Thema“ abdriften. Ich war halt nur selber ein bisschen enttäuscht, dass so viele Absätze zusammengepfärcht sind (nicht gut für die Augen, es waren 42 Stück), um vorzubeugen lasse ich bei der nächsten Absendung eine größere Lücke als jetzt. Momentan bin ich aber noch bei 2019!