Schicksalhafter Ferienbeginn (10)
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Kapitel 29: Wahnsinnige Träume
Der späte Abend wurde zur frühen Nacht, die frühe Nacht zum frühen Morgen als sich die Runde aus den drei Mädchen schlussendlich auflöste. 4:00 morgens. Alle waren reichlich übermüdet. Sarah merkte wieder, dass ihr definitiv erholsamer Schlaf fehlte. Wenn nur diese nahezu wahnsinnigen Träume nicht wären. Wie lange würde sie noch von sich selbst gequält werden? Wann würde das endlich aufhören, würde es überhaupt aufhören? Ihr Träume hatten nun schon zu einem Unfall geführt. War dies Zufall? Oder verwandelte sie sich unterbewusst zu der Sarah aus ihrem Traum? War die Traumsarah doch näher an der Realität als die echte Sarah? Fragen über Fragen tummelten sich abermals in ihrem Kopf und mal wieder wusste sie, dass sie keine Antworten finden würde. Zumindest nicht jetzt, nicht direkt.
Sandra hatte sich aus gegebenen Anlass bei Sarah ausquartiert. Sarah störte sich nicht weiter daran. Ihr war es gerade irgendwie lieber alleine die Nacht in ihrem Zimmer zu verbringen. Wer wusste schon was die Untiefen ihrer Selbst wieder für sie bereit hielten. Wollte sie es überhaupt wissen, wollte sie überhaupt schlafen? Sie wusste, sie konnte nicht ewig wach bleiben, irgendwann würde sie der Schlaf übermannen und sie musste sich ihren inneren Geistern stellen. Keine besonders schöne Vorstellung wie sie feststellen musste. Sie musste das irgendwie beenden, sonst würde sie in Zukunft keine ruhige Nacht mehr verbringen. Was bezweckte sie selbst? Sie hatte doch schon gegen den Teil von ihr, den sie nicht wollte, rebelliert. Das alleine schien nicht zu wirken. Sie musste weiter das kranke Spiel der asozialen Sarah mitspielen. In ihren Träumen hatte dieses kleine Biest anscheinend unbeschränkte Macht. Also eigentlich hatte ein anderer Teil ihrer Selbst die unbeschränkte Macht. Es musste doch möglich sein, dass sie selbst, so wie sie sein wollte ebenfalls diese Macht erlangen konnte und dieses kleine Biest ein für alle Mal zum Schweigen bringen konnte. Aber wie? Sie dachte darüber nach wie dies wohl anzustellen wäre, darüber schlief sie schlussendlich ein.
Sarah schreckte wieder hoch. Sie wusste sie war eingeschlafen. Inzwischen war sie auf alles gefasst. Konnte sie überhaupt sicher sein, dass sie in einem Traum war? Eine wirklich sichere Methode hierfür gab es anscheinend nicht. Konzentration auf etwas Bestimmtes, so wie sie es von der kleinen verachtenswerten Göre gelehrt wurden war, würde nicht funktionieren. Sie würde es zu verhindern wissen. Sie griff sich kurz in den Schritt. Ok sie trug eine Windel, das war auch kein aussagekräftiges Kriterium. Was war es noch einfach gewesen, als ihre Träume einfach irgendwelche unsinnigen Dinge einbauten. Ziegelsteine anstatt Fenster. Damals, der Gedanke kam ihr vor als ob es Jahrzehnte her gewesen wäre, dabei war all dies diese Woche passiert. Eine Reise durch den Wahnsinn durch Licht und Dunkelheit kam ihr plötzlich in den Sinn. Sie setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl und drehte ein wenig hin und her, so wie sie es öfters tat wenn sie nachdachte. Warum sollte sie sich jetzt anders verhalten als sonst auch. Das würde der kleinen Göre nur mehr Munition liefern, dachte sie sich. Sie dachte wieder an Licht und Dunkelheit. Die dunkle Seite in sich hatte sie anscheinend schon zur Genüge kennengelernt, aber die helle Seite, die die das Licht, das Positive repräsentierte, die musste ja auch irgendwo sein. Aber wo? Bislang war ihr immer nur dieses rotzfreche Gör erschienen. Wo war die andere Sarah, die musste es ja auch geben. Irgendwo tief in ihr drin musste auch die Sarah sein, die sich in der realen Welt langsam durch die harte Schale der asozialen fraß. Aber wo war sie.
Sarah schloss die Augen und drehte sich weiter hin und her und dachte über die die letzten Träume nach. Der Sinn erschloss sich ihr zwar immer noch nicht, aber irgendwo musste es doch einen roten Faden geben. Vor ihrem inneren Auge ließ sie den ersten Traum Revue passieren. Im Nachhinein betrachtet kam er ihr jetzt eher wie eine verklärte Vorahnung der eigentlichen Ereignisse vor. Das traf auf die weiteren Träume definitiv nicht zu. Dort gab es keine Ereignisse, die auch nur im Ansatz irgendeine Art von Vorahnung hätten darstellen können. „In Ordnung, vielleicht sollte ich nicht die gesamten Träume vergleichen sondern nur schauen welche Aspekte sich wiederholen?“ sagte sie sie selbst. Sie stoppte den Stuhl, als dieser genau vor ihrem Schreibtisch stand. Sie rückte etwas näher an den Tisch und schnappte sich einen Stift und ein Blatt Papier. „Immerhin habe ich das auch im Traum griffbereit.“ dachte sich Sarah. Sie hielt es für sinnvoller alle Parallelen der Träume zu notieren. Sie kritzelte hastig eine Tabelle mit einer Spalte für jeden Traum auf dass Blatt. Sie überlegte kurz. Windeln kamen eigentlich in jedem der Träume vor. Also in jede Spalte einmal das Wort Windel. Sarah überlegte weiter. Mehr mochte ihr auf Anhieb tatsächlich nicht einfallen. Sie hatte das Gefühl eine Ewigkeit auf das Blatt zu starren und keine weiteren Gemeinsamkeiten zu finden. Sie lehnte sich zurück, aber es wollte keine weitere Gemeinsamkeit in ihren Sinn kommen. „Ach verdammt. Schon wieder eine Sackgasse.“ sagte sie zu sich selbst in den Raum hinein. Ihr kam gerade ein anderer Gedanke, als dieser jäh von einem wohl bekannten Kichern unterbrochen wurde.
„Da bist du ja wieder.“ begrüßte sie die neunjährige Silhouette hämisch grinsend, die langsam durch den Schreibtisch aufstieg und sich auf Sarahs Aufzeichnungen platzierte.
„Ich würde ja jetzt sagen es ist auch schön dich zu sehen oder ich habe dich vermisst, aber ich glaube wir wissen beide, dass das alles andere als wahr ist.“ entgegnete Sarah ihrem Ebenbild.
„Du verstehst einfach keinen Spaß. Unser letztes Zusammentreffen war doch lustig. Ich habe mich köstlich amüsiert und damit meine ich ich habe jeden einzelnen Moment genossen.“ sage sie lachend.
Sarah saß inzwischen gerade in ihrem Stuhl und betrachtete das in ihren Augen sadistische Biest genau. Bei der kleinsten falschen Bewegung würde sie…sie wusste gar nicht was sie wirklich tun wollte oder überhaupt konnte.
„Ach, nun mach dir mal keinen Kopf.“ setzte die Neunjährige an. „Dieses Mal habe ich nicht ganz so viel Spaß eingeplant wie beim letzten mal. Du brauchst dir also keine Gedanken zu machen was du mit mir anstellen willst.“
„Kannst du das mit dem Gedankenlesen auch für was sinnvolles einsetzen oder nur zu deinem eignen Vorteil?“ fragte die Sechsjährige.
„Naja vor ein paar Tagen hätte ich gesagt mein Vorteil ist dein Vorteil, aber du meinst ja jetzt den Sinneswandel schlechthin vollziehen zu wollen. Das geht mir gehörig gegen den Strich. Weißt du eigentlich wie lange du das hier was ich bin gelebt hast und nicht hinterfragt hast?“ erwiderte die blauschimmernde Sarah, die inzwischen wieder fleißig an ihrer Zigarette zog.
„Ganz ehrlich, wenn ich dich so sehe, zu lange. Hätte ich vorher einen dieser Träume gehabt, dann hätte ich schon vorher etwas gegen dich unternommen. Du widerst mich an.“ schrie sie sich selbst entgegen.
„Mimimi. Das war jetzt echt schmerzhaft und verletzend weißt du. Das kommt schon fast selbstverletzendem Verhalten gleich.“ antwortete die jüngere Sarah verhöhnend. „Außerdem, wer sagt dir denn, dass unsere aktuellen Begegnungen die ersten Begegnungen waren? Wir haben uns oft in deinen Träumen getroffen, an die meisten treffen kannst du dich nur nicht erinnern. Aber eines kann ich dir sagen, jedes Mal wenn wir auf einander getroffen sind und uns in irgendeiner Weise gemessen haben, bin ich siegreich vom Platz marschiert, während du nichts zu melden hattest. Das was du bislang erlebt hast ist ein Kindergeburtstag im Vergleich zu dem was wir schon, naja, sagen wir mal mit einander durchgemacht haben“ erläuterte sie weiter.
„Ich würde es ja wohl wissen, wenn wir schon vorher aneinander geraten wären.“ entgegnete die ältere Sarah.
„Schon mal was von Verdrängung gehört? Schon mal dran gedacht, dass du das vergessen hast oder vergessen wolltest?“ bekam Sarah zu hören.
„Und warum sollte ich das tun? Kannst du mir das mal verraten?“ fragte sie ihr jüngeres Ich.
„Die Frage hast du dir doch eigentlich vorhin schon selbst beantwortet. Mehr sag ich dazu nicht.“ war die knappe Antwort der Silhouette.
Die Antworten war mal wieder sehr aussagekräftig wie Sarah bemerken musste. Aber immer hin brachte die Konfrontation heute Nacht anscheinend mehr als sonst, auch wenn ihr noch nicht klar war wohin das führen sollte. Ich fiel plötzlich eine Tatsache auf, die ihr bislang noch nicht aufgefallen war. In jedem Traum in dem ihr jüngeres Ich erschienen war, kamen zwar Windeln vor, aber seltsamerweise hatte sich die jüngere Sarah bislang noch kein einziges Mal in irgendeiner Weise zu den Windeln geäußert. Sie hatte Sarah immer nur in irgendwelche Situationen gebracht in denen sie Windeln getragen hatte. Auch die Aussage, dass sie sich die Frage schon beantwortet hätte machte sie stutzig. Sie hatte sich doch eigentlich keine einzige Frage beantwortet. Moment, das andere Ich als Repräsentant von Dunkelheit kam ihr wieder in den Sinn. Sie hatte wie sie bereits festgestellt hatte noch keine helle Sarah gefunden. Vielleicht hatte sie einfach noch keine helle Version von sich gefunden, weil sie selbst, so wie sie jetzt war die helle und damit gute Sarah war und sich deshalb immer wieder ihrer dunklen Seite stellen musste. Aber das würde noch nicht erklären warum ihre dunkle Seite nichts zu den Windeln äußerte. Scheiß Verdrängung dachte sie sich insgeheim. Da muss noch mehr hinter stecken. Das Miststück führt mich doch nicht umsonst so vor. Wenn sie wirklich das Gegenstück zu dem kleinen Miststück war, dann würde sie mit ihrem nächsten Schritt vielleicht wieder etwas weiterkommen.
„Oh sind wir sprachlos?“ wurde sie von ihrer rauchenden Gesprächspartnerin aus den Gedanken gerissen. Sie grinste wieder fies in Sarahs Richtung.
Sarah konzentrierte sich und schloss die Augen. Hoffentlich funktioniert das, dachte sie sich noch, als sie plötzlich ein: „Hey was soll den der Scheiß.“ aus dem Mund der Neunjährigen zu hören bekam. Sarah öffnete die Augen. Ihr Plan war aufgegangen. Die Neunjährige Silhouette hing nun ziemlich doof drein blickend kopfüber an der Decke. Das Kleid der Neunjährigen hatte sich zur Hälfte über ihr Gesicht gelegt. Unter dem Kleid hörte Sarah nur lauter Flüche die sie jetzt aber nicht weiter beachtete. Sie wusste nicht wie viel Zeit sie hatte. Sie schaute weiter zur Decke. Dann erkannte sie, dass sich ihr verdacht bestätigt hatte.
„Du geht’s mir jetzt gerade mächtig auf die Nerven, weißt du das?“ fluchte die Neunjährige. „Ich glaube wir beenden das hier jetzt erst mal. Wir sehen uns wieder. Genieße deinen aktuellen Sieg.“
Mit diesen Worten war sie auch schon verschwunden. Sarah lehnte sich nochmals zurück und schloss erleichtert und zugleich verwirrt die Augen.
Als sie die Augen wieder öffnete schien Licht in ihr Zimmer. Sie saß nicht auf dem Stuhl, sondern lag in ihrem Bett. Ihr Traum war augenscheinlich vorbei. Sie griff nach ihrem Handy. Ihre Handyuhr zeigte ihr 11:00 an. „Naja immerhin ein wenig Schlaf und nicht ganz so gerädert wie sonst.“ sagte sie zu sich selbst. Das letzte Bild, dass sie von sich selbst gesehen hatte ging ihr immer noch nicht aus dem Sinn. Die Neunjährige trug tatsächlich auch Windeln. Sie hatte ja mit fast allem gerechnet, aber dass das Wesen, das sie in ihren Träumen heimsuchte auch Windeln trug, konnte sie einfach nicht verstehen oder wollte es noch nicht verstehen. Gut es waren andere Windeln, als die sie aktuell trug. Es scheinen irgendwelche recht großen Babywindeln zu sein. Ein bisschen mit einem Punktmuster und irgendwelchen Bauernhoftierchen darauf und mit jeweils einem Klebestreifen an den Seiten mit flexiblen Seitenflügeln. Halt die typische Babywindel, die die auch aus ihrem Praktikum kannte. Nur das Modell war ihr gänzlich unbekannt. Sie hatte ja immerhin zwei Personen die sie fragen konnte, vielleicht würde sie das wiederum einen Schritt weiterbringen um das alles zu verstehen.
Sie fasste sich fast schon wie aus Gewohnheit, in ihren Schritt, lange würde ihre aktuelle Windel definitiv nicht mehr halten. Sie war sich nicht mehr sicher wie voll diese war, als sie ins Bett gegangen war und sie wollte auch nicht ausschließen, dass nicht etwa das Bier auch irgendwo seinen Tribut gefordert hatte und sie unbewusst in ihre Windel gemacht hatte. Das war ihr tatsächlich schon ein paar Mal passiert, wenn sie es auf Partys mal wieder übertrieben hatte und im wahrsten Sinne rotzevoll nach Hause gekommen war. So viel Freiheit hatte ihre Mutter ihr eingeräumt unter der Bedingungen, dass sie wenn sie im Suff irgendwas im Haus angestellte, das auch wieder beseitigte und zum anderen, dass sie so vernünftig sein sollte und sich nicht ins Koma säuft. Trotz ihrer antiautoritären Art hatte sich Sarah tatsächlich bislang daran gehalten. Das einzige was sie sich trotz allem gefallen lassen musste, waren vorwurfsvolle Blicke ihrer Mutter, die ihr zwar diese Freiheiten einräumte, aber den übermäßigen Genuss von Alkohol nicht unbedingt guthieß und die doofe Sprüche, die sie wegen des allzu oft vorkommenden Katers kassiert hatte.
Sarah streckte sich und schwang sich energiegeladener als die letzten Tage aus ihrem Bett. Ohne sich lange in ihrem Zimmer aufzuhalten, ging sie zielstrebig in Richtung Badezimmer. Es wurde Zeit für eine Dusche und dann schnellstmöglich für einen Kaffee. Nach Sandra und Kathi würde sie später schauen, sofern die beiden nicht schon in der Küche wären.
Kathi und Sandra waren beide schon in der Küche. Sarahs Mutter stieß gerade ebenfalls zu ihnen, sie kam aus dem Garten und hatte dort den Morgen über einige ihrer Pflanzen gepflegt, diesen bekam die Hitze der letzten Woche nicht besonders gut. „Guten Morgen ihr beiden. Gut geschlafen? Wo ist denn Sarah?“ fragte sie als sie die Küche betrat.
„Ähm…die haben wir noch ein wenig schlafen lassen.“ antwortete Kathi ohne weitere Erläuterung und schaute möglichst unauffällig in Sandras Richtung.
„Ist irgendwas vorgefallen, dass ihr sie jetzt gerade nicht hier haben wollt oder wie?“ fragte sie neugierig.
„Ne, war nur was länger der Abend.“ antwortete Sandra hastig.
„Ich habe zumindest nichts von euch mitbekommen. Ich hätte eher gedacht, dass drei Teenager mehr Lärm machen würden. Wobei ich könnte schwören, dass ich irgendwann gemeint habe, dass ich Sandra gehört habe, die in Sarahs Zimmer wollte.“ erzählte sie den beiden.
„Ähm…da irrst du dich bestimmt Helen.“ entgegnete Kathi. Sie merkte schon in welche Richtung das gehen würde. Das wird wieder ein freudiges Ausfragen. Dieses mal wollte sie sich aber definitiv nicht so einfach unter Druck setzen lassen und im schlimmsten wird halt ein Teil der Geschichte erzählt. Das Sofa, das mit ihr und Sandra und das ein oder andere Detail konnte man ja auslassen.
Hmmm…ich könnte schwören, dass du zu Sarah wolltest Sandra. Ich möchte euch jetzt nicht verhören keine Sorge, aber ich mache mir halt die letzten Tage ein wenig Sorgen um Sarah. Also wenn irgendwas mit ihr passiert ist, dann seid so gut und sagt es mir.“ erklärte sie während sie leicht mitfühlend in Kathis Richtung schaute. Sie hatte sich augenscheinlich gut von dem letzten Verhör erholt. Aber ganz nett war sie zu ihrer Nichte sicher nicht gewesen, aber sie hatte in der Situation einfach keinen anderen Rat gewusst.
„Also. Irgendwas passiert.“ fragte sie nochmals auffordernd in Richtung der beiden Mädchen.
„Ähm…nun…“ setze Sandra an. „Ja, aber eigentlich ist es nichts wildes. Es hat sich keiner verletzt oder so und verkracht haben wir uns auch nicht, alle drei nicht.“ setzte sie nach.
„Und das heißt genau?“ warf Sarahs Mutter ein, während sie sich eine Kaffeetasse schnappte, diese füllte und sich zu den Mädchen an den Tisch setze. Die beiden saßen nah beieinander in der Ecke der Sitzbank. Beide hatten augenscheinlich noch die Klamotten an in denen sie auch geschlafen hatten, lange konnten beide wirklich noch nicht wach sein. „Habt ihr eigentlich schon gefrühstückt?“ fragte sie um kurz das Thema zu wechseln.
„Nein, wir haben uns erst mal nur Kaffee gemacht und es uns hier ein wenig gemütlich gemacht. Mit dem Frühstück warten wir auf Sarah. Wenn’s zu lange dauert können wir sie immer noch wecken gehen.“ entgegnete Kathi.
„Aber wartet bloß nicht zu lange. Nicht das ihr noch Unterzucker oder sowas kriegt. Ach übrigens Sandra es ist schön, dass du auch mal über Nacht geblieben bist, hat sich ja bislang nie ergeben. Was war jetzt genau gestern Abend?“
Sandra schluckte. Hoffentlich war das unbemerkt geblieben. „Ich glaube das schlimmste, das Schlimmste, war als Sarah mit ihrer Faust in Kathis Gesicht geschlagen hat…“ fing Sandra an, weiter kam sie vorerst aber nicht sondern wurde von einem lauten „Bitte was.“ von Sarahs Mutter unterbrochen. „Warum habt ihr euch denn bitteschön geprügelt. Ihr habt doch gesagt keiner wurde verletzt. Also Mädels, Erklärungen bitte.“ verlangte sie energisch.
„Helen, wenn du uns das fertig erzählen lassen würdest, dann wäre einiges klarer.“ erzählte Kathi weiter. „Sarah ist auf dem Sofa eingeschlafen und ich wollte sie wecken, da hat sie mir eine verpasst. Das war keinen Absicht, sie hat vermutlich in den paar Minuten in denen sie geschlafen hat irgendwelchen Scheiß geträumt. Das war außerdem schon sehr früh am Abend, sie hat sich entschuldigt und alles ist gut und wie du siehst sieht man auch nicht, dass sie mich erwischt hat. Vermutlich war sie schlaftrunken nicht stark genug um mir ein blaues Auge zu verpassen oder ähnliches. Ich habe auch keine Kopfschmerzen oder Schwindel oder sehe doppelt, nur zur Info um gleich die Ärztin in dir zu beruhigen.“
Sarahs Mutter hatte sich inzwischen beruhigt und trank einen großzügigen Schluck Kaffee. „Dann jagt mir doch nicht so einen Schreck ein. Ihr könnt mir doch nicht erzählen, dass alles gut ist und im nächsten Moment erfahre ich, dass jemand geschlagen wurde. Aber was war dann mit dem Zimmer? War das davor oder danach?“ setzte sie nach.
„Das war…“ fing Sandra an, im nächsten Moment kam in ihren Gedanken nur ein „FUCK, ich hohle Nuss.“ zustande.
Frau Kraus schaute die beiden abwechselnd mit einem fragenden Blick an. Kathi wusste, dass sie durch Sandras Ausrutscher im Prinzip schon verloren hatten. Sandra begann von neuem: „Das war danach. Sarah ist total entgeistert aus dem Wohnzimmer gestürmt und hat sich in ihr Zimmer verzogen.“
„Wegen dem Schlag? Die Reaktion finde ich doch recht übertrieben oder war da noch was?“ wurde Sandra weiter ausgequetscht.
„Ja. Sarah hat im Schlaf in die Hose gemacht und da sie keine…“ Sandra wurde jäh unterbrochen.
„Sandra, bei aller Liebe, vielleicht solltest du wirklich weniger reden. Das war jetzt Fettnäpfchen Nummer zwei.“ warf Kathi ein nur um gleich darauf zu merken, dass sie nicht besser war als ihre Freundin, was diese auch gleich kund tat: „Herzlichen Glückwunsch zu Fettnäpfchen Nummer eins Kathi.“
Frau Kraus räusperte sich. „Mädels. Können wir vielleicht bei der Sache bleiben. Ich werde euch schon nicht die Köpfe für irgendwas abreißen, außer hier wäre irgendwas Kriminelles oder so im Busch, aber das Gefühl habe ich gerade weniger. Also ich höre.“
Kathi und Sandra schauten sich kurz an und nickten sich zu und sahen dann wieder zu Sarahs Mutter. „Wo war ich?“ fragte Sandra so als ob sie es nicht wüsste. „Achja, Sarah hat im Schlaf in die Hose gemacht und sie hatte eben keine Windel an, deshalb hat das Sofa einiges abbekommen.“
„Aber keine Sorge ich habe mich schon drum gekümmert.“ warf Kathi ein. Davon wollte sich Sarahs Mutter selbst überzeugen. Sie stand auf und betrachtete ihr Sofa im Wohnzimmer. Es war tatsächlich nichts zu sehen. Sie strich mit der Hand leicht über die Sitzflächen. An einer Stelle merkte sie, dass diese etwas klamm war, aber äußerlich schien auch bei näherer Betrachtung der Stelle kein Anzeichen eines Unfalls erkennbar zu sein. Nach der ausgiebigen Untersuchung setzte sie sich wieder zu den Mädchen in die Küche.
„Respekt Kathi, ich glaube ich hätte das nicht besser hinbekommen. Wenn die Stelle nicht noch etwas klamm gewesen wäre und ich das gefühlt hätte, dann wäre mir da nichts aufgefallen. Aber wieso hätte Sarah ein Windel tragen sollen?“ fragte ihr Mutter und versuchte sich möglichst doof zu stellen, sie konnte ja nicht ahnen was sich später am Abend noch zugetragen hatte.
„Ich glaube jetzt sorge ich für Aufklärung.“ setzte Kathi an und schnitt Sandra jede Antwortmöglichkeit ab. „Ist das in Ordnung wenn ich alles erzähle Sandra?“ fragte sie kurz in ihre Richtung. Sandra wurde kurz rot, kniff die Augen zusammen und nickte. „Wir haben Sandra beim Shoppen getroffen. Sie hat bei der Gelegenheit in die Tüte gesehen in der die Windeln waren. Ich bin für Sarah in die Bresche gesprungen. Ich dachte mir ich bin sowieso nicht lange hier, also kann die beste Freundin meiner Cousine auch denken, dass ich inkontinent bin. Wir beiden haben uns gestern Abend als Sarah duschen war ein wenig unter vier Augen unterhalten. Naja nach Sarahs Erzählung wegen der Übernachtungen und Sandras sagen wir mal doch nicht ganz so unterschwelligen Fragen zu Sarahs Meinung zu der Tatsache, dass ich Windeln trage, habe ich eben auch Rückschlüsse gezogen, die hat Sandra mir dann auch bestätigt.“ schilderte Kathi die letzten Tage.
Frau Kraus hatte eine Augenbraue nach oben gezogen und schaute auf Sandra. „Hast du es den beiden gesagt?“ fragte sie verblüfft. „Wow, also ich hätte ja mit allem gerechnet, aber nicht damit, aber das erklärt dann auch wieso du die Nacht hier geblieben bist. Anscheinend habt ihr euch alle noch gerne oder?“ fragte sie die beiden.
„Äh ja, aber woher weißt du davon und seit wann?“ fragte Sandra entsetzt.
„Die Geschichte würde vermutlich unsere Zeit sprengen. Sagen wir mal so ich hatte vor einigen Jahren einige Gespräche mit deiner Mutter in denen ich ihr mein Leid klagte und Rat suchte, naja da kam das dann zur Sprache. Sie hat sich in der Angelegenheit den ein oder anderen Ratschlag bei mir geholt. Ich sollte Sarah natürlich nichts davon erzählen, aber das hätte ich sowieso nicht getan. Sie war damals, naja sagen wir mal schwierig, weitaus schwieriger als heute.“ erklärte Helen
„Ich hoffe irgendwie, dass meine Mutter sich nicht mit noch mehr Eltern darüber unterhalten hat.“ sagte Sandra kleinlaut.
„Ich glaube da brauchst du dir keine Sorgen drüber machen Sandra. Glaub mir sie hatte gute Gründe mit mir zu sprechen, aber das erörtern wir ein anderes mal. Das erklärt aber auch warum du zu Sarah ins Zimmer wolltest. Du wolltest ihr anscheinend sagen, dass das kein Weltuntergang ist, ist doch so oder?“
Sandra nickte zustimmend. „Es hat einige Überredungskunst gebraucht damit sie die Türe öffnet. Gut die Tatsache, dass ich ihr gesagt habe, dass sie meinen Rucksack durchsuchen soll hat auch geholfen. Sie hat, wie ich es in der Situation wollte eine der Windeln gefunden, das hat mir sozusagen die Türe geöffnet. Danach hat sie mich reingelassen und wir haben lange geredet, auch darüber, dass Sarah anscheinend auch Windeln trägt, wenn auch noch nicht sehr lange. Das wars auch schon. Mehr ist gestern nicht passiert.“ schloss Sandra ihren Bericht.
Sarahs Mutter schaute beide Mädchen nochmals abwechselnd an, stand dann jedoch ohne ein weiteres Wort auf und ließ beide alleine in der Küche zurück. Die beiden schauten sich verwirrt an.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Ist wieder sehr spannend gewesen, diesen Teil lesen zu dürfen! Freu mich schon auf den nächsten Abschitt. ?