Schicksalhafter Ferienbeginn (20)
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Kapitel 57: Endlose Leere
Leonie hatte von dem Trubel noch gar nichts mit bekommen. Sie arbeitete gerade an ihrem Artikel für die Schülerzeitung. Den letzten hatte man nicht veröffentlicht, weil er zu langweilig gewesen war. Sie war darüber mehr als enttäuscht und wollte jetzt natürlich einen besseren Artikel schreiben. Sie schaute auf die Uhr in dem Raum in dem die Schülerzeitung arbeitete. Es war schon drei durch. Es wurde Zeit nach Hause zu gehen. Sie legte ihren Entwurf in ihre Schublade und verschloss diese. Sie wollte nicht riskieren, dass ihr jemand den Entwurf klaut. Sie verließ die Schule und begab sich auf den Heimweg. Sie hörte am Rand des Schulhofs eine Stimme leise sprechen. Sie meinte sie würde Nina die Chefredakteurin sprechen hören und folgte der Stimme. Hinter einer Ecke stand tatsächlich Nina und telefonierte. Leonie ging so nah ran wie sie konnte und hörte das Gespräch mit.
„Es hat geklappt. Bald ist sie weg vom Fenster.“ sagte Nina dem unbekannten Anrufer, den Leonie nicht hören konnte.
„Ja das falsche Band hat ihr anscheinend den Rest gegeben. Die saß nur noch stammelnd da und hat gar nichts mehr gesagt. Das war ein Anblick, ich musste mich echt zusammenreißen, dass ich nicht anfange vor Freude in die Luft zu springen.“
„Nein das Originalband habe ich noch ich vernichte es nach der Konferenz. Am liebsten würde ich es ihr danach unter die Nase reiben.“
„Nein ich habe es gut versteckt.“
„Nein du hörst mir jetzt mal zu, das Band bleibt bei mir und ich kümmere mich darum.“
„Ja ich pass auf, dass keiner was mitbekommt. Aber keiner hat mich im Verdacht, das hat einfach zu gut gepasst.“
„Naja einen kleinen Abriss gibt es vielleicht wegen dem Artikel, weil ich ihn so geschrieben habe, aber der wird nichts im Vergleich zu Sarahs Konferenz.“
„Ja ist in Ordnung ich komme gleich sowieso nach Hause. Bis Später.“
Dann legte sie auf und kam in Leonies Richtung. Leonie war immer noch geschockt von dem was sie gerade mitbekommen hatte. Sie wusste nicht ob es sinnvoll war Nina zu konfrontieren oder nicht. Sie kam immer näher, drehte dann aber doch ab. Leonie atmete erleichtert auf und eilte nach Hause, sie musste unbedingt ihren Bruder sprechen.
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Sarah hatte die Fahrt über nur vor sich hin gestammelt. Sie konnte es sich einfach nicht erklären wie diese Aufnahme zu Stande gekommen war. Als sie zu Hause ankamen verzog sich Sarah direkt in ihr Zimmer. Helen wollte sie noch aufhalten und mit ihr sprechen, aber ließ sie dann doch verschwinden. Kathi blieb noch einen Moment in der Küche und nutze die Gelegenheit um sich auf den neusten Stand bringen zu lassen, verließ dann aber auch die Küche und versuchte mit Sarah zu sprechen. Diese fand sie jedoch nur schlafend vor und entschied sich sie nicht zu wecken.
Sarah schaute unter ihrer Decke hervor. Ihr anderes Ich kicherte immer noch vor sich hin.
„Was willst du schon wieder? Dich an meinem Elend ergötzen?“ fragte Sarah genervt.
„Ach ist doch spaßig.“ stellte die Neunjährige fest.
„Findest du? Ich finde das kannst du dir sonst wo hinstecken!“ schrie Sarah sich selbst an und zog die Bettdecke wieder über ihr Gesicht.
„Tztztz.“ hörte sie die andere Sarah leise sagen. „Ich dachte wir wären über diesen Punkt längst hinaus.“
Sarah hörte ein Schnippen und ihre Decke war verschwunden. Die Neunjährige schwebte immer noch kichernd vor ihr.
„Was soll das werden. Dir ist doch wohl klar, dass ich das genauso gut kann.“ merkte Sarah an.
„Dann versuchs doch mal.“ forderte ihr jüngeres Ich sie auf.
Sarah schnippte und nichts passierte. Egal wie sehr sie sich darauf konzentrierte es passierte nichts.
„Tja gibt wohl nichts wie?“ fragte die Jüngere.
„Das kann nicht wahr sein.“ beschwerte sich Sarah.
„Ist es auch nicht, das ist ein Traum schon vergessen?“ entgegnete die andere Sarah.
„Ach das meine ich nicht. Ich habe keine Lust mit dir zu diskutieren. Du hast mir gerade noch gefehlt.“ kommentiere sie die Frage.
„Ich wusste, dass du das sagst. Interessiert es dich gar nicht warum ich hier bin?“ fragte sie Sarah neugierig.
„Damit ich komplett den Verstand verliere?“ entgegnete Sarah genervt.
„Lustige Vorstellung, aber das habe ich ja vor Monaten nicht geschafft, auch wenn ich sehr viel Spaß mit dir hatte.“ erklärte die Jüngere.
„Der Spaß beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Dir ist klar, dass ich jetzt einfach aufwachen könnte und dich los wäre oder?“ merkte Sarah an.
„Keine Chance. Das lässt sie nicht zu.“ erwiderte die Jüngere.
„Wer lässt das nicht zu?“ fragte Sarah.
„Achja du hast sie ja noch nicht gesehen.“ stellte die Jüngere fest und zückte einen Gegenstand aus ihrer Tasche und präsentierte ihn Sarah. „Na erinnerst du dich an das hier?“ fragte sie grinsend.
Sarah schaute auf den Gegenstand und erkannte ihn tatsächlich. Es war die Brille, die bei der Begegnung mit der anderen Sarah auf ihrem Sofa zurück geblieben war.
„Na toll du hast die Brille und was hat das mit der Anderen zu tun?“ fragte Sarah.
„Sie will, dass ich dir etwas zeige.“ erklärte die Jüngere.
„Toll, kein Interesse.“ blockte Sarah ab.
„War klar. Wie lange willst du dich eigentlich noch verkriechen?“ fragte die Jüngere.
„Kann dir doch egal sein.“ antwortete Sarah.
„Ganz ehrlich mir persönlich ist das auch ziemlich egal, aber ihr nicht.“ sagte die Neunjährige.
„Ach bist du inzwischen der Laufbursche oder wie. Wenn sie mir was zu sagen hat, dann soll sie selbst herkommen und nicht dich schicken!“ warf Sarah ihr unfreundlich an den Kopf.
„Würde sie gerne, aber es ist noch nicht soweit, deshalb bin ich hier.“ erklärte die andere Sarah.
„Ganz toll. Ihr geht mir gerade beide am Arsch vorbei! Lasst mich einfach mit eurem Scheiß zufrieden. Ich habe genug andere Probleme!“ brüllte Sarah und fing an zu weinen.
„Schon klar. Glaubst du eigentlich wir kommen einfach so mir nichts dir nichts vorbei und machen dir aus Spaß dir die Träume zur Hölle?“ fragte ihr anderes Ich böse.
„Ist doch egal.“ schlurzte Sarah.
„Weißt du so langsam gehst du mir gehörig auf den Zeiger. Schau dich doch mal an. Du versinkst immer tiefer im Selbstmitleid und das macht es wohl kaum besser oder?“ fuhr sie die Jüngere an.
„Ist mir egal.“ sagte Sarah nochmals.
„Na wenn du meinst.“ sagte die Andere kühl und schnippte wieder mit dem Finger.
Sarahs Kopf lag auf einem harten Stück Holz. Sie hob den Kopf. Sie war in ihrer Küche und war am Tisch eingeschlafen. Sie wusste nicht mehr wann und wie sie hier hin gekommen war. Sie hörte Schritte und Kathi und Sandra betraten kurz darauf die Küche.
„Ach wer hat sich denn da aus seinem Versteck getraut?“ fragte Sandra schnippisch.
„Na Sarah.“ begrüßte sie Kathi und die beiden setzten sich zu ihr an den Tisch.
„Wo kommt ihr denn her?“ fragte Sarah.
„Aus der Schule.“ antwortete Kathi.
„Kannst du dir doch denken oder?“ fragte Sandra.
„Ähm…ja klar und gibt’s was neues?“ fragte Sarah.
Kathi und Sandra schauten sich kurz an und schauten wieder auf Sarah.
„Bist du irgendwie auf den Kopf gefallen?“ fragte Kathi sie.
„Ne warum?“ entgegnete Sarah genervt.
„Gestern war deine Konferenz. Die haben dich rausgeworfen.“ sagte Kathi knapp.
„Dann ist es eben so.“ merkte Sarah an.
„Tja hättest du uns mal helfen lassen.“ warf Sandra ihr vor.
„Ach als ob ihr irgendwas geändert hätte. Jetzt ist es vorbei und gut ist.“ antwortete Sarah.
„Na wenn du das so siehst. Hast du eigentlich schon gepackt?“ fragte Kathi.
„Wie gepackt?“ entgegnete Sarah.
„Du musst echt mit dem Kopf irgendwo gegen gekommen sein.“ stellte Sandra fest.
„Mama schickt dich in dieses wunderschöne Internat, dass dein Vater ausgesucht hat.“ erklärte Kathi mit einem fiesen Grinsen.
„War klar.“ wiegelte Sarah ab.
„Und ich habe dir echt geglaubt, dass du nichts gemacht hast, aber anstatt irgendwas zu tun, hast du dich nur verkrochen und nichts getan. Ganz tolle Leistung.“ warf Kathi ihr vor.
„Ach lasst mich in Ruhe.“ sagte Sarah und wollte aufstehen, aber es funktionierte nicht. „Was zum?“ fragte sie in den Raum.
„Na was denkst du?“ fragte die Neunjährige, die hinter Kathi und Sandra erschien. „Willst du wirklich, dass es so endet?“ fragte sie weiter.
„Ich hab dir doch schon gesagt, dass es mir egal ist. Ich will einfach nur meine Ruhe.“ sagte Sarah kraftlos. „Hör einfach auf mich vom Gegenteil überzeugen zu wollen.“ bat sie die Neunjährige.
„Na gut. Dann ist es wohl Zeit aufzuwachen.“ sagte sie und schnippte mit den Fingern.
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Sarah wachte klatschnass geschwitzt auf. Sie setzte sich auf ihre Bettkante. Ihr Kopf schmerzte wie er noch nie zuvor geschmerzt hatte. Sie hatte den Eindruck alles verschwommen zu sehen und griff aus Reflex auf ihren Nachtisch nur um dann inne zu halten und sich selbst zu fragen warum. Sie rieb sich die Augen und die verschwommene Sicht wurde tatsächlich besser, auch der Schmerz in ihrem Kopf schien nachzulassen. Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Was hatte sie im Interview gesagt? Sie konnte sich einfach nicht erinnern. Es wollte ihr schlichtweg nicht einfallen, es war wie aus ihrem Gedächtnis weggebrannt.
„Verdammt!“ rief sie in den Raum hinein.
Sie hatte definitiv ihre Stimme auf dem Tonband gehört. Das musste sie dann gesagt haben, aber warum? Was sollte sie dazu bringen wilde Hasstiraden gegen die Schule, den Rektor und alle möglichen Leute zu verbreiten. Was stimmte mit ihr nicht? Sie überlegte wie sie sich aus der Situation retten konnte, aber wie sie es auch drehte und wendete sie gelang immer zu dem Schluss, dass es augenscheinlich aussichtslos war. Es gab nichts mit dem sie die Tonbandaufnahme entkräftigen konnte. Das wars also für sie, stellte sie resigniert fest. Verdammt zum Abwarten und keine Möglichkeiten etwas zu tun. Sie hörte wie sich die Türe zum Durchgangszimmer öffnete und sah wie Kathi das Zimmer betrat.
„Hi.“ sagte sie freundlich.
„Hi.“ entgegnete Sarah.
„Wie geht es dir?“ fragte Kathi.
„Beschissen und hoffnungslos.“ antwortete Sarah abgeschlagen.
„Ach komm du hast doch bestimmt schon ne Lösung wie du aus der Nummer rauskommst.“ erwiderte Kathi.
„Ich sehe da keine Chance. Da lässt sich nichts machen.“ wiederholte Sarah.
„Ach komm du verarschst mich doch.“ behauptete Kathi.
„Ich wünschte es wäre so.“ murmelte Sarah leise.
„Also machst du jetzt nichts?“ fragte Kathi aufgebracht.
„Ich kann nur abwarten. Ich bleibe einfach solange es geht hier in meinem Zimmer. Ich möchte gerade einfach niemanden sehen oder sprechen.“ stellte Sarah klar.
„Das ist aber keine Lösung!“ schrie Kathi sie an.
„Es gibt keine Lösung. Lässt du mich bitte alleine.“ entgegnete Sarah.
„Klar, aber ich hab dir was zu Essen mit gebracht. Ich stelle dir das einfach auf den Tisch. Wenn du wirklich hier bleibst, dann bringe ich dir wenigstens was zu Essen.“ erklärte Kathi.
„Wenn du meinst das machen zu müssen.“ sagte Sarah und legte sich wieder in ihr Bett. Kathi stellte wie versprochen das Essen auf den Tisch und ließ Sarah alleine.
Sarahs Kopf fing wieder an zu dröhnen. War das eine Migräne? Warum bekam sie ausgerechnet jetzt diese Schmerzen. Sie hatte das Gefühl von den Schmerzen in den Wahnsinn getrieben zu werden. Sie wollte schreien, aber sie konnte nicht. Sie stand auf, aber ihre Beine gaben nach und ihr wurde schwarz vor Augen.
Sie wusste nicht wie lange sie auf dem kalten Boden gelegen hatte. Sarah stand vorsichtig auf und fasste sich an den Kopf. Das Dröhnen war verschwunden. Sie konnte sich nicht erklären was diese plötzlichen Schmerzen ausgelöst hatte. Eine äußerst bekannte Stimme begrüßte sie.
„Ah da bist du ja wieder.“ sagte die jüngere Sarah.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst.“ gab Sarah ihr zu verstehen.
„Ach hat dir meine letzte Vorstellung nicht gefallen?“ fragte sie.
„Verschwinde.“ wiederholte Sarah.
„Weißt du eigentlich was passiert, wenn man so tief in einen geistigen Abgrund fällt wie du gerade?“ fragte die Jüngere.
„Interessiert mich nicht.“ antwortete Sarah.
„Ich erkläre es dir. Du beginnst den Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit zu verlieren.“ schilderte die Jüngere.
„Na und das kriege ich noch gut unterschieden.“ entgegnete Sarah.
„Wage ich zu bezweifeln. Du hast doch schon längst aufgegeben irgendwas an deiner Lage zu ändern.“ warf ihr die Jüngere vor.
„Du kleines Miststück machst es dir verdammt einfach. Du meinst mir hier irgendwelche Weisheiten erzählen zu müssen, die rein gar nichts bringen. Es ist gelaufen.“ stellte Sarah klar.
Die jüngere schaute sie böse an und in Sarahs Kopf begann erneut der Schmerz.
„Krieg das in den Griff oder das passiert öfters.“ drohte die Jüngere.
„Glaubst du ich lasse mich davon beeindrucken?“ fragte Sarah.
„Wir werden sehen.“ entgegnete die Jüngere und schnippte erneut mit den Fingern.
Wieder erwarte Sarah auf dem Fußboden. Sie merkte immer noch, dass ihr Kopf schmerzte. Sie stand auf und setzte sich auf ihr Bett. War sie jetzt gerade wieder in einem Traum gefangen? War das hier real? Was war überhaupt real? Sie hoffte der heutige Tag wäre ein einziger böser Traum.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Der Abschnitt gibt mir wieder etwas Hoffnung, das sich für Sarah ein kleiner Hoffnungsschimmer auftut! Ich bin auf den nächsten Teil schon sehr gespannt! Bitte schreib weiter wie das alles ausgeht.
Eine spannende Fortsetzung, bitte mehr!