Seifenblasen (7)
Windelgeschichten.org präsentiert: Seifenblasen (7) – 1. Teil
Kapitel 7: Frauenpower
„Ding Dong“ beendete die alte Schulglocke den Unterricht.
Darauf hatte ich, der Junge der gelangweilt, aber aufmerksam, in der vorletzten Reihe saß, seit einer gefühlten Ewigkeit gewartet, schon seit einigen Minuten wurde ich zunehmend von einer piepsigen Seitenstimme ermahnt, der Lehrerin zuzuhören.
Kaum verwunderlich also, dass ich im Begriff war, wie der gelbe Blitz, aus dem stickigen Klassenzimmer zu flitzen.
Doch noch bevor ich mich in Bewegung setzen konnte, packte mich das kleine Mädchen, das sich neben mir erhoben hatte, mit einer ungeheuren Kraft am Schlafittchen.
„Hey, was soll das?“, fragte ich meine neue Banknachbarin erbost.
„Taro, wo willst du denn hin? Hast du etwas vor, vor mir zu fliehen?“, kicherte das Kind, das bestimmt einen halben Kopf kleiner war als ich.
Nichts desto trotz blieb ich mürrisch murmelnd an Ort und Stelle stehen, um darauf zu warten, dass Madame Schneckenpacker endlich ihre Schultasche geschultert hatte, um anschließend meine Hand zu packen und mich händchenhaltend in eine unbekinderte Ecke des Schulhofs zu führen, was mir in diesem Moment ein wenig peinlich, ihr aber offenbar vollkommen egal war.
„So Taro, hier sind wir allein, also erzähl mir endlich, was gestern passiert ist!“, forderte Jasmin viel zu aufgeregt.
Ich, der ich mein Versprechen vom Morgen schon längst verdrängt hatte, hatte damit nicht gerechnet und wurde folglich zur Clownsnase, dennoch begann ich, ein wenig nervös, damit zu erzählen.
„Also, nachdem du weggegangen warst, war ich ja, also ähm , du weißt schon….“, begann ich, wurde aber sogleich unterbrochen.
„Ein Baby, ja ich weiß.“
„Äh, ähm ja, also ich hab dann mit … Mama … ge- … äh, also geku- ….“, sprach ich weiter.
„Ge-ku-schelt?“, fragte Jasmin erstaunlich sanft.
Ich nickte.
„Hey, du musst dich nicht schämen, ich will nur wissen was passiert ist, ich lache dich auch bestimmt nicht aus“, meinte das Mädchen daraufhin, während sie damit begann mich ein wenig zu streicheln.
Ich wurde dadurch tatsächlich etwas ruhiger und gefasster. Mein Herz hüpfte immer noch wie verrückt, aber dennoch versuchte ich weiter zu sprechen, nicht nur weil Jasmin das wollte, sondern auch, weil ich das endlich jemandem erzählen musste und dieser Jemand konnte nur sie sein.
„Als ich dann aufgehört hatte zu … weinen, äh … sind wir dann raus gegangen auf den Spielplatz und da hab ich dann gespielt.“, meinte ich ehrlich.
„Und als der Zauber aufgehört hat, da hab ich dann noch mal Seifenblasen geblasen.“, setzte ich meinen Monolog fort, ohne meine Pipipause zu erwähnen.
„Weißt du, ich war schon lange nicht mehr mit Mama auf dem Spielplatz.“ sagte ich kleinlaut, während ich spürte wie mir Tränen in die Augen kletterten und Jasmin damit begann, vom Streicheln zum Schmusen überzugehen.
„Und, da hab ich dann eben weitergespielt. Und dann sind wir wieder nachhause gegangen und Mama hat was gekocht und dann haben wir gegessen und dann..“, ich kam richtig in Fahrt, während sich, ohne dass ich es verhindern konnte, unter die Worte immer häufiger Schluchzer mischten.
„Schon gut Taro, das reicht mir.“, stoppte Jasmin meinen Redefluss, während sie mich weiterumarmte und ich damit begann, meine Augen mit meinem Ärmel zu trocknen.
Aber leider war ich wohl nicht schnell genug, denn noch während ich dabei war die letzten Tränen weg zu wischen, hörte ich gehässiges Gelächter, das zügig schneller kam. Ich war allerdings nicht der einzige, der es hörte, denn als ich begann zu zittern stand Jasmin auf und stellte sich einige Schritte vor mich.
Mit einem hohlen „Hey Arschloch, hast du mein Geld?!“, begrüßte mich Elias lachend, bis er erkannte, dass ich gerade geweint hatte.
„Oh, ist das kleine Arschloch etwa traurig? Will das kleine Arschloch zur Ma-Mi?“, fragte Elias rhetorisch grinsend.
„Das kann das kleine Arschloch aber vergessen, denn das kleine Arschloch hat Schulden und solange das kleine Arschloch Schulden hat, wird das kleine Arschloch verkloppt!“, brüllte er und brachte mich damit dazu wieder zu weinen.
In dem Moment klinkte sich Jasmin in das Geschehen ein, wofür ich in diesem Moment unglaublich dankbar war.
„Hey Bodo, mach die Fliege, sonst erlebst du dein blaues Wunder.“, lächelte Jasmin und man hätte fast glauben können, dass sie glücklich gewesen wäre, wenn ihre Augen nicht so furchterregend gefunkelt hätten.
„Wer bist du Bitch denn?! „, brüllte er jetzt das Mädchen an, das mindestens einen Kopf kleiner war als er selbst.
„Ich bin Taros Freundin und du tätest gut daran mich mit etwas mehr Respekt zu behandeln , mein Lieber“, war die höhnische Antwort. Jasmin belustigte das offensichtlich, was ich beim besten Willen nicht verstehen konnte.
„Ah, seine Freundin, dann wird es mir eine Freude sein Mrs. Arschloch gleich mit zu verkloppen .“, grinste Elias, seine Wurstfinger zur Faust ballend.
„Jasmin, bitte, entschuldige dich einfach, der tötet dich sonst!“, sprach ich ängstlich, während Jasmin ihre rechte Hand hinter ihrem Rücken versteckte und mit ihren Fingern herum machte.
„Keine Angst Taro, ich will dem Dicken nur eine kleine Lektion erteilen.“, war die nüchterne Antwort auf meine Bitte, während Elias mit dumpfen Schritten auf Jasmin zu rannte.
Doch es kam gar nicht zum Schlag, statt dessen murmelte Jasmin kurz irgendetwas und schleuderte Elias kurzer Hand mit einem leichten Stoß rücklings auf die Erde.
Und noch während Elias fluchend versuchte sich aufzurichten, stellte sie einen Fuß auf seinen Brustkorb und ließ etwas Geld, das sie aus ihrer Brusttasche holte, neben seinem Kopf auf den Boden klimpern.
„Das sollte reichen.“, meinte kurz darauf meine Retterin tonlos, während sie sich umdrehte und ganz seelenruhig pfeifend zu mir zurück spazierte.
„Boah, das war voll cool“, staunte ich, als Jasmin mich am Arm packte und mich auf die Füße zog.
„Tjaha, wer sich mit mir anlegt muss eben auch die Rechnung zahlen“, grinste Jasmin, während sie ihre rechte Hand auf ihren Bizeps legte und diese typische Muskelprotzpose nachahmte, die bei mir wohl eher peinlich aussähe, als gefährlich.
Während dessen konnte ich beobachten, wie Elias grummelnd zusammen mit seinen Freunden davon trottete. Darum und weil ich ja offenbar einen Bodyguard an meiner Seite hatte, ließ ich mich ganz unbefangen von Jasmin an die Hand nehmen, um mit ihr zusammen nachhause zu gehen. Womit ich nicht gerechnet hatte war, dass Jasmin auf dem Weg anfing über äh … meine Seifenbalsenblaserei zu reden.
„Weißt du Taro, es ist nicht schlimm, wenn du Seifenblasen blasen willst.“, meinte sie fröhlich hüpfend, ohne mich direkt anzusehen,“
„Ja, aber…“, wollte ich beginnen dagegen zu reden, wurde aber sogleich von meiner Schulkameradin unterbrochen.
„Nichts aber! Taro, wenn du das magst und … wenn du auch das Ergebnis magst, dann …“, begann sie ihren Appell.
„Musst du das auch machen! Dass ich dich in der Schule ein wenig quäle kannst du nicht ändern, aber dass du zuhause ständig nur allein bist und den Erwachsenen mimen musst, das kannst du sehr wohl ändern!, beendete sie ihre Ansprache, auf den Zehenspitzen stehend, um mir direkt in die Augen gucken zu können.
Ich wusste nicht was sie darauf antworten sollte, aber sie hatte ja auch irgendwo Recht. Es lag an mir, ob ich Seifenblasen blies, um wieder zu einem kleinen Jungen zu werden, aber ich konnte einfach noch nicht zugeben, dass ich es ja eigentlich mochte wieder 3 Jahre alt zu sein, weder vor mir, noch vor Jasmin. Darum zog ich meine Hand mit einem Ruck aus Jasmins Griff und lief einfach stumm weiter.
Jasmin erkannte offenbar, dass ich gerade Zeit zum Nachdenken brauchte, vielleicht auch nicht, ist ja auch egal, Fakt ist aber, dass sie mich nicht zurück holte, oder versuchte mich einzuholen, statt dessen schlenderte sie einfach einige Meter hinter mir her und trat dabei immer wieder Steine vor meine Füße.
Nach einigen Minuten fasste ich dann einen Entschluss.
Ich blieb stehen.
„Jasmin“, sagte ich nüchtern.
„Ja, was ist denn?“, fragte Jasmin, sichtlich gespielt, sorglos.
„Wenn ich jetzt , also rein hypothetisch, nur so rein aus Interesse, also bestimmt nicht weil ich das wollte, äh …. Seifen-blasen … blasen würde …. würdest du … dann … da bleiben?“, fragte ich auf den Boden blickend.
Jasmin sagte erst mal nichts, sondern kam ganz langsam näher und legte eine Hand auf meine Schulter, um, mich streichelnd zu antworten.
„Klar, wenn du das möchtest.“
Nachdem ich das gehört hatte setzte ich meine Schultasche ab und packte das kleine Fläschchen Seifenblasenseife aus.
„Bitte bleib da“, waren meine letzten Worte, bevor ich das Seifenblasenstäbchen aus der Flasche zog und mit dem Wind pustete.
Autor: BabyIsi (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
Suche
Weitere Teile dieser Geschichte
Archiv
Neueste Beiträge
Neueste Kommentare
- Julia-Jürgen bei Zwischen gestern und Morgen (21)
- Windelspiel bei Zwischen gestern und Morgen (21)
- Pamperspopo bei Sandra wieder ganz klein
- Micha bei Florians Schatten (4)
- Michl bei Florians Schatten (4)
- Pamperspopo bei Zwischen gestern und Morgen (21)
- Tim bei Florians Schatten (4)
- Pamperspopo bei Zwischen Gestern und Morgen (20)
Ich finde es schade, dass hier nicht mehr kommentiert wird, so weiß ich gar nicht, was ich besser machen könnte. :/
Die Geschichte ist super, verbessern kann man da nicht wirklich viel. Schreib einfach weiter 🙂
Super freue mich auf den nächsten teil
Bitte bitte weiterschreiben
Ich bin der Meinung die Geschichte ist wirklich klasse.
Ich freue mich wenn ein weiterer Teil von dir kommt.
Je mehr Teile du schreibst desto besser.
Von mir hast du mittlerweile auch schon wieder 5 Sterne
Schreib doch bitte weiter. Die Geschichte ist super