Seifenblasen (8)
Windelgeschichten.org präsentiert: Seifenblasen (8) – 1. Teil
Kapitel 8: Freiheit
Noch während die letzten Seifenblasen in die Höhe stiegen, wurde Taro wieder ganz klein. Das war das erste Mal, dass ich physisch anwesend war, um meinen Zauber zu beobachten, es wirkte fast surreal, dass dieser Junge, der gerade eben noch größer war als ich, jetzt lächelnd auf dem Boden, in einem Haufen Wäsche saß. Bevor ich mir allerdings den Kopf darüber zerbrechen konnte, was jetzt geschehen würde, kam des Jungen Mutter, um ihren Sohn liebevoll an sich zu schmiegen, während sie ihm einen großen braunen Stoffbären in den Arm legte.
Irgendwie war Taro ja ganz niedlich, als er in seiner Mutter Armen lag. Immer wieder kuschelte er sich abwechselnd an seine Mama und sein Kuscheltier, es war, als könne er sich nicht entscheiden wen er lieber kuschelte. Das musste er aber auch gar nicht, denn sowohl sein Teddybär, als auch seine Mama ließen sich auf das Spiel ein. Und ich? Ich stand dumm daneben und schaute wie eine Eule, mit großen Augen, zu. Nicht lange jedoch, denn nachdem Taro eingeschlafen war setzte seine Trägerin sich ruhig in Bewegung, um federleichten Schrittes nachhause zu wandeln. Ich ging indes einfach mit, während ich mich noch jünger zauberte, um mich als Taros Freundin darstellen zu können. Da ich aber nicht wusste, was passieren würde, wenn ich mich genau so jung zauberte wie Taro, wurde aus mir nicht weniger als ein 6 Jähriges Mädchen, ich wollte nicht, dass es zu irgendwelchen, für mich schwierigen Situationen kommen konnte, daher fand ich es gut und richtig die Anzahl der möglichen Situationen möglichst zu reduzieren.
Ebenso richtig fand ich es Taro respektive seiner Mama in die große Wohnung zu folgen, die mit allerhand Kinderspielzeug überflutet war, das offenbar erst seit kurzem wieder Verwendung fand, die Abnutzungsspuren verrieten ungeniert, dass die Autos, Bauklötzchen und Plastikgebilde nicht allzu neu sein konnten. Ich vermutete, dass dies Taros alte Spielzeuge sein mussten, die wohl bisher in irgendeinem Schrank verwahrt wurden. Bestätigt wurde meine Annahme durch den kleinen Jungen, der mit funkelnden Augen Kubikzentimeter für Kubikzentimeter inspizierte und jedes Mal, wenn sein Blick ein noch so kleines Spielzeug traf, ein wenig kicherte. Er bemerkte dabei gar nicht, wie seine Mama ihm die kleinen Schühchen auszog, denen seine Sneaker gewichen waren. Ich war darüber erstaunt und froh darüber, dass er nicht nackend auf dem Stuhl saß, ich hätte bis dahin nicht sagen können was mit der Kleidung des Verfluchten passierte, wenn er jünger wurde.
Nachdem Taros bedruckte Kinderschuhe gegen die wolligen Hausschuhe ausgetauscht worden waren, die seine Füßchen noch winziger wirken ließen, ließ ihn auch seine Mutter allein und ging frohen Schrittes in die kleine Küche, der Wohnung, wahrscheinlich um ihrem Sohn etwas zum Essen zu machen. Diese nutzte ich, um mich mit Taro zu unterhalten, wenn gleich ich mich immer während daran erinnern musste, nicht in Babysprache zu verfallen. Er war zwar wieder erst drei Jahre alt, dennoch konnte er sehr wohl über den vollen Umfang seiner Geisteskräfte frei verfügen.
„Hey Taro, wie geht es deinem Teddybären?“ begann ich das Gespräch so hochstimmig, dass ich sicherlich ein Weinglas hätte zu Bruch bringen können.
„Keine Ahnung, frag ihn doch selbst.“, meinte der kleine Junge frech, während er mir den Teddybären, der gerade noch an seiner Wange geklebt hatte, in die Arme drückte.
Das Stofftier fühlte sich erstaunlich kuschelig an und ließ mich verdattert sein rundes Gesicht angucken. Ich ließ mich auf das Spiel ein.
„Na Teddy, wie geht es dir?“, fragte ich den kleinen Bären mit einer erkennbar gestellten Kinderstimme, die fast grotesk wirkte, da die normale Sprechstimme meinen sechsjährigen Ichs eine doch schon sehr kindische war.
Der Teddybär antwortete nicht.
„Er hat auch einen Namen!“, meinte Taro daraufhin empört.
„Und wie heißt er?“, fragte ich nun Taro.
„Patze!“, war die freundlich fröhliche Antwort, die aus der Kehle des Jungen empor sprang.
„Na gut, Patze, wie geht es dir?“, fragte ich den Bären noch einmal beim Namen.
„Mir geht es gut.“, antwortete der Bär, während Taro sich die Hand vor den Mund hielt, mit einer brummeligen Stimme, die bärig genug war, um als Patzes Stimme durchzugehen.
„Meinst du, dass Taro gerne in sein Zimmer gehen würde?“, fragte ich weiter.
„Ja, bestimmt!“, freute sich der Bär, während ich ihn schon in Taros Zimmer trug und auf dem großen Bett absetzte, das den Raum zu mindestens einem Fünftel ausfüllte.
Taro sprang sofort auf die Bettdecke, um das Kuscheltier wieder in den Arm zu nehmen. Er war so glücklich, so frei und unbefangen, dass es mir schwer viel in ihm den Dreizehnjährigen zu sehen, der er ja eigentlich war.
Während ich mich dazu zwang ihn für einen jugendlichen Menschen zu halten, begann ich mir vorzustellen, wie schmerzhaft die letzten Jahre für Taro gewesen sein musste, in denen er von seinen Mitschülern gehänselt, von seinen Lehrern für verloren erklärt und von seiner Mutter in die Erwachsenenwelt gepresst worden war.
Inzwischen blickte mich Taro verdutzt an, was wohl daran lag, dass ich regungslos Löcher in die Luft starrte.
„Du-u, Jasmi-in.“ begann er das Gespräch, während er sich im Schneidersitz auf dem Bett zu mir vorbeugte.
„Äh, ja?“, erschrak ich, als ich die kindische Stimme meines Schützlings hörte.
„Hast du Lust etwas zu spie-len?“,fragte mich der Junge daraufhin flehentlich, wahrscheinlich, um mich aus Gedanken zu reißen, ich war mir sicher, dass er sehr wohl bemerkt hatte, dass ich über ihn nachgedacht hatte und ich war mir auch sicher, dass er nicht wollte, dass ich über ihn nachdachte. Er war auf gewisse Art und Weise gefangen, gefangen in der Zeit. Er wollte jetzt, da er wieder ein Kleinkind war, unbedingt die Zeit nutzen, in der er tun konnte was er wollte, sein konnte wer er wollte, schließlich wusste er, dass er allzu bald wieder groß werden würde.
„Klar, was willst du denn spielen?“, antwortete ich lächelnd.
„Wieeee wäääärs miiiiiit …“ begann er, während er sich erhobenen Blickes im Zimmer umsah, um seinen Satz mit: „… Fußball!“, zu beenden. Mir war klar, dass das eher eine Aussage als eine Frage war, daher bejahte ich sofort, da er eine Verneinung wohl nicht akzeptiert hätte.
Fußball also, dieses Ballspiel war eines der wenigen, die in meiner Welt tatsächlich auch Anklang fanden, eigentlich waren sich die Zauberer allgemein zu fein für diese menschlichen Sportspiele, die die Alten für sinnlose Zeitverschwendung hielten. Seit aber auch Schüler in die Menschenwelt reisen durften und sollten hatte es immer wieder Großoffensiven gegeben, die die Einführung einiger menschlicher Tätigkeiten in den Schulen der Zauberwelt zum Ziel hatten, was zwar fast überambitioniert, aber letzten Endes doch erfolgreich war. Fußball stand dabei an allererster Stelle, auch wenn ich wenig Interesse an diesem Spiel hatte, faszinierte es mit seiner Einfachheit die Schülerschaften aller Schulen, die schon bald dazu übergingen, ganz nach menschlichem Vorbild, eigene Mannschaften zu bilden, die mit einem Ehrgeiz um die Vorherrschaft über den Grünplatz kämpften, den die Lehrer gerne auch in den etablierten Unterrichtsstunden gesehen hätten.
Kurz nachdem Taro meine Antwort gehört hatte rannte er blitzartig aus dem Zimmer und zog sich schnell wieder seine Schuhe an, um nach draußen gehen zu können. Seine Mutter hörte sein reges Treiben offenbar, denn noch bevor er versuchen konnte nach der Türklinke zu greifen, die er vermutlich niemals erreicht hätte, wurde er von seiner Mutter gestoppt, die ihren drei Jährigen Sohn verständlicher Weise nicht alleine nach draußen gehen lassen wollte. Statt ihn aber aufzuhalten ging sie zu mir, nahm mich an die Hand und führte mich zu ihrem Sohn. „Wenn ihr raus geht, dann pass bitte immer auf Taro auf und bleibt nur auf der Rasenfläche.“, meinte sie zu mir und Taro, als ich neben ihrem Sohn stand. Wir beide nickten synchron und gingen dann, nachdem uns die Tür geöffnet worden war, die lange Treppe hinunter, um auf die kleine Grünfläche zu gelangen, die vom Küchenfenster aus direkt einsehbar war und über die sich eine Wäscheleine erstreckte, die von sonnengebleichten, ehemals lilafarbigen Stützpfeilern gehalten wurde.
Autor: BabyIsi (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
Endlich geht die Geschichte weiter. Super Fortsetzung!
Ja, es scheint wohl irgendein Problem mit der Bildverarbeitung gegeben zu haben, daher kommt dieser Teil erst so spät.
Wurde auch Zeit!
Einer der wenigen Story’s die ordentlich aussehen und zumindest etwas bieten, was nicht schon tausend mal durchgekaut worden ist.
der link funktioniert nicht
https://windelweb.org/user/BabyIsi
Hallo, der Nutzer hat seinen Namen geändert: https://windelweb.org/user/AllesIsi