Wind über Ammeroog (11)
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Was bisher geschah: Vivienne macht auf der Nordseeinsel Ammeroog Urlaub in einem Ferienhaus in einer exklusiven, abgelegenen Siedlung, die für sich allein hat. Bei einem Spaziergang am Strand erfährt sie, dass eine Sturmflut bevorsteht. Zurück im Haus erfüllt sich Vivienne geheime Wünsche: Sie zieht sich eine Windel und ein Eichhörnchenkostüm an und beginnt zu fantasieren, dass ihre Familie um sie versammelt wäre. Als der Sturm seinen Höhepunkt erreicht, bricht es aus ihr heraus und nur mit ihrer Windel bekleidet rennt sie hinaus in das Unwetter. Nachdem sie eine Weile den Elementen ausgesetzt war, kehrt sie zurück ins Haus. Gerade, als sie sich schlafen gelegt hat, hört sie plötzlich ein Klopfen: Es sind zwei junge Wanderer, ein Junge und ein Mädchen, die von Viviennes Aufzug höchst überrascht sind. Obwohl sie sich schämt, behält sie ihr Kostüm an und lässt sich von den beiden erzählen, wie es sie durch den Sturm zu ihr verschlagen hat. Später belauscht sie die beiden und erfährt, dass sie Verständnis für Viviennes Verhalten haben. Als Vivienne sich kurz darauf in ihrem Gitterbett verkeilt, kommt Stella in ihr Zimmer gelaufen und bringt sie behutsam ins Bett. Verwirrt schläft Vivienne endlich ein.
Als Vivienne aufwachte, fühlte sie sich kein bisschen erholt. Es hatte quälend lange gedauert, bis sie eingeschlafen war, und es kam ihr vor, als hätte sie die ganze Nacht kein Auge zugetan, aber jetzt, wo sie sich mit schmerzenden Gliedern im Bett wand, wurden ihr zwei Dinge schmerzlich bewusst. Das erste war, dass Tageslicht durch das Fenster fiel, und es war nicht einmal schwaches. Sie musste der Sonne Zeit gegeben haben aufzugehen und zu steigen, und jetzt sorgten ihre Strahlen dafür, dass sie unter ihrer Decke und in ihrem kuscheligen Kostüm fast zu schwitzen begonnen hatte. Das zweite war die Stille. Sie hörte sich fast unwirklich an. Der Wind war weg. Kein Luftzug war mehr zu hören, kein Rascheln von Strandhafer, kein Pfeifen, kein Klappern. Nichts.
Schlaftrunken richtete sich Vivienne auf, so dass sie durch das Fenster einen Blick nach draußen erhaschen konnte. Es ging nach Norden hinaus, auf die Scheuermanndüne. Still und friedlich lagen die Büsche, Garben und Sträucher da. Ein feiner Morgennebel umwaberte den Boden, und vereinzelt glitzerte es, wenn die Morgensonne auf Tau traf. Hatte es gestern Nacht wirklich gestürmt? Wenn ja, war nichts davon zu sehen. Würde ihr Fenster nach Westen hinausgehen, wäre das eine ganz andere Geschichte. Dort würde sie zumindest der Anblick eines zusammengekrachten Klettergerüsts erwarten. Vivienne stöhnte bei dem Gedanken. Was hatte sie sich nur gedacht? Es war absolut lebensmüde von ihr gewesen, bei dem Sturm hinauszugehen. Und dann auch noch zu schaukeln!
Dann fielen ihr Lukas und Stella ein, und für einen Moment war sie überzeugt, dass sie sich den Teil mit ihnen nur eingebildet haben konnte. Das war ja die unwirklichste Situation von allen gewesen. Dass die beiden bei ihr geklopft hatten, das konnte doch gar nicht wirklich passiert sein, oder? Und hatte sie sich nicht gerade hingelegt und die Augen zugemacht? Natürlich! Sie musste sofort eingeschlafen sein. Das alles war nur ein Traum gewesen. Aber … wenn es ein Traum war … warum fühlte sie sich dann so erledigt als hätte sie kaum geschlafen?
Das Schlagen einer Tür und zwei laute Stimmen widerlegten brutal ihre Theorie. Sie hatte sich die beiden nicht eingebildet. Sie waren im Wohnbereich und, wie es sich anhörte, bereits sehr geschäftig. Vivienne presste sich die Hände vors Gesicht und ließ sich in ihr Bett zurückfallen, wobei sie schmerzlich die Verspannungen in ihrem Rücken spürte. Die beiden waren real. Also war auch alles real, was sie mit ihnen erlebt hatte. Sie hatten alles mitbekommen. Sie wussten alles. Vivienne war an den abgelegensten Ort gereist, den sie finden konnte, um zu machen, wobei sie niemals jemand hätte sehen dürfen, und die beiden waren einfach reingeplatzt und hatten alles gesehen. Viviennes ganzer schöner Plan war zerstört.
Lukas und Stella schien nicht zu stören, dass Vivienne noch schlief. Sie unterhielten sich ohne die Stimme zu senken, und Vivienne hörte Wortfetzen wie „Trockner“, „noch nicht ganz durch“, „Fähre erwischen“, „Frühstück“ und „Kaffeemaschine“. Letztere würden sie lange suchen können, Vivienne hatte gestern auch bereits vergeblich nach einer Ausschau gehalten.
Es gab keine Uhr im Zimmer und Vivenne konnte sich auch gerade nicht erinnern, wo sie ihr Handy abgelegt hatte, aber der Sonnenstand ließ keinen Zweifel daran, dass die ersten Morgenstunden bereits vorüber waren. Es war Zeit zum Aufstehen, eigentlich war es schon weit darüber hinaus.
Als sie sich erheben wollte, fiel ihr ein, was zum Schluss passiert war. Dieses merkwürdige Erlebnis mit Stella, als – Moment mal, Stella? Hieß die wirklich Stella? Nein, das konnte nicht sein, Stella hieß doch ihre Tochter, da brachte sie etwas durcheinander. Aber wenn sie nicht Stella hieß, wie hieß sie denn dann? Doch, sie hieß nicht anders. Sie hieß Stella, sie hieß eben auch Stella, wie ihre Tochter. Wie verwirrend!
Also, diese andere Stella jedenfalls war gestern noch bei ihr im Zimmer gewesen. Sie hatte Vivienne die Stäbe zu ihrem Bett aufgehalten, und Vivienne war hineingekrabbelt in ihrem Kostüm. Und dabei war Stella völlig nackt gewesen. Zumindest das musste Vivienne sich ausgedacht haben. Das konnte doch nicht passiert sein. Das war doch alles nur eine Fantasie gewesen.
Vivienne streckte den Arm nach einer der mittleren Längsstangen aus und zog sie leicht nach oben. Es klickte, und plötzlich ließ sie sich seitwärts bewegen. Nein, es war wirklich passiert. Stella hatte ihr gezeigt, wie sich das Gitter öffnen ließ.
Aber warum hatte sie sich so verhalten? Warum hatte sie ihr Spiel mitgespielt? Vivienne erinnerte sich, dass es diese Frage war, die sie nachts wachgehalten hatte, und dass sie keine Antwort darauf gefunden hatte.
Sie zog auch die andere Stange aus ihrer Verankerung und klappte das Betttor auf. Müde schob sie sich hinaus, aber als sie es tat, fühlte sich etwas merkwürdig an, als ob etwas an ihr schleifte. Als sie ihr Kostüm inspizierte, sah sie es sofort: Der Schwanz hing nur noch an einer Naht. Ein Riss ging einmal quer hinüber zur rechten Hüfte, und von dort in einem rechten Winkel hinab bis zum Knie, so dass ein großes dreieckiges Loch entstanden war. Der zugehörige Stoffrest wischte über den Boden. Hinzu kam ein weiterer Riss entlang der Naht über der rechten Schulter, so dass ihr rechter Arm deutlich tiefer hing als der linke.
Sie war dankbar, dass in diesem Zimmer kein Spiegel war. Sie musste nicht ihr Bild sehen, um zu wissen, dass sie absolut jämmerlich aussah. Traurig nahm sie ihren Schwanz in die Hand, der zuvor immer so lustig über den Boden gewischt hatte. Sie zog einmal, nicht einmal zu fest, es gab ein feines Reißgeräusch und schon spürte sie, wie das Kostüm eine Wenigkeit leichter geworden war. Jetzt war es vollkommen. Ihr Kostüm war hinüber, ruiniert. Sie hatte es gerade erst gekauft, nur einmal getragen, und schon war es hin. Nun … zumindest würde sie nicht sagen können, dass sie es nicht ausgenutzt hätte.
Es stellte sie aber vor ein Problem. Eigentlich hatte sie vorgehabt, in dem Kostüm zu den beiden hinauszugehen. Nach dem, was gestern passiert war, wäre es die einzige Möglichkeit. Jeder andere Aufzug wäre unangebracht gewesen. Der Moment, als sie in Erwägung zog, sich ihre Erwachsenensachen anzuziehen, lag fern in der Vergangenheit. Jetzt aber würde sie es nicht mehr können, das Kostüm war hinüber. Also blieben ihr doch nur ihre Alltagsklamotten. Oder nicht?
Sie löste die drei obersten Knöpfe ihres Kostüms, und als es zu ihren Füßen hinabfiel, war es kein Kostüm mehr, sondern nur noch ein Haufen Stoffmüll.
Vivienne war nicht ganz nackt.
Um ihre Hüfte trug sie immer noch ihre Windel. Sie trug sie schon sehr lange, aber seitdem sie sie angelegt hatte, hatte sie noch kein Bedürfnis gespürt sich zu erleichtern. Sie hatte es einmal getan, gestern im Sturm, aber das war eine besondere Situation. Da waren alle Regeln ihres normalen Benehmens außer Kraft gesetzt. Jetzt war sie in einer ganz anderen Verfassung, fast ausgenüchtert. Und wie zum Beweis, was für ein wilder Tag das gestern war, lag ihr Kostüm zu ihren Füßen und hing eine zerknautschte Windel um ihre Lenden. Eigentlich müsste sie sie nun abnehmen. Sie hatte ihren Spaß gehabt, jetzt war er vorüber.
War er das?
Noch waren Lukas und Stella da. Sie würden es nicht mehr lange sein, eine vielleicht anderthalb Stunden, danach würden sie wieder aufbrechen und sie würden sich nicht mehr wiedersehen. Sie hörte doch, wie die beiden rumorten. Für diesen kurzen Zeitpunkt konnte es weitergehen mit Viviennes Programm, vielleicht musste es das sogar. Und was war das gestern für ein Moment mit Stella gewesen? Wenn Vivienne sich jetzt wie eine normale Erwachsene anziehen würde, würde die Verwirrung über diese eigenartige Situation bleiben. Das wollte sie nicht. Sie wollte herausfinden, was dahinter steckte.
Sie wollte provozieren.
Es war gerade niemand da, als sie in den Wohnbereich trat. Es kam ihr gelegen. Es würde ihr helfen, sich etwas zu akklimatisieren. Ohne, dass sie darüber nachgedacht hatte, war ihr klar, dass ihre Taktik dieselbe wie mit dem Kostüm sein sollte. Sie würde so tun, als wäre es ganz normal. Lukas und Stella hatten gestern beschlossen, ihren Aufzug zu ignorieren, und vielleicht täten sie es ja mit diesem, ihrem neuen, ebenso.
Das Gefühl der Windel war nicht neu für sie, immerhin steckte sie jetzt schon einen guten Dreivierteltag fast ununterbrochen in einer. Aber noch war es etwas anderes, als wenn sie ganz nackt gewesen wäre. Es fühlte sich unerwartet gut an. Ein wenig, als wenn sie an einem kalten Tag warme Wohlfühlunterwäsche angezogen hätte. Und in gewisser Weise ließ sich argumentieren, dass sie das auch getan hatte.
Neben der Tür zum Bad standen die Rücksäcke der beiden. Sie waren noch feucht, aber nicht mehr so patschnass wie gestern. Einer der Küchenschränke stand offen. Anscheinend hatten die beiden nach etwas gesucht. Sie hätten Vivienne wecken und fragen können, aber das hatten sie nicht getan. Vivienne war sich nicht sicher, ob sie das rücksichtsvoll oder unhöflich finden sollte. Vermutlich am besten keins von beidem.
Nachdem Vivienne ihnen gestern Kakao gemacht hatte, wäre es nur konsequent, jetzt auch ein Frühstück vorzubereiten. Für sich selbst hatte sie etwas einfaches geplant, Brot mit Ei und Käse, und wenn sich jeder mit einer kleineren Portion zufrieden gab, sollte es für alle reichen. Als sie zur Küche ging, hörte sie hinter sich eine Tür aufgehen und eine Stimme: „So, ich habe jetzt …“ Es war Lukas, und er verstummte plötzlich. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn Stella sie zuerst gesehen hätte, aber das war etwas, dass sie sich nicht aussuchen konnte. Sie blieb stehen und drehte sich um. Sie versuchte ein Lächeln aufzusetzen, das entwaffnend sein sollte, aber es war wohl eher entschuldigend und schüchtern. „Guten Morgen.“ sagte sie.
Lukas war gerade aus dem Badezimmer gekommen und starrte sie an. Es war anders als gestern, als er sie zum ersten Mal in ihrem Eichhörnchenkostüm gesehen hatte. Gestern war er verdutzt gewesen. Dieses Mal war er regelrecht erschrocken. Sein Mund ging ein bisschen auf. Ihr wurde unangenehm zumute. Sich in dem Kostüm zu zeigen war eine Sache gewesen, darin war sie geschützt, aber jetzt war sie fast ganz nackt. Sie merkte, wie seine Augen aber nicht auf ihrer Windel lagen, sondern etwas höher gingen. Er starrte ihr auf ihre Brüste. Es verwirrte und beschämte sie gleichermaßen. Er hatte doch Stella, die gestern lange nackt vor ihm herumgeturnt war. Sie hatte viel schönere und vollere, als Vivienne sie jemals gehabt hatte. Aber vielleicht konnte er auch nicht so recht glauben, wie der Oberkörper einer reiferen Frau aussieht. Ja, sieh ruhig hin! Und keine Angst, bei Stella wird es in dreißig Jahren nicht so unattraktiv aussehen.
„Guten Morgen.“ sagte Vivienne noch einmal.
Lukas hob jetzt den Kopf. In seinem Blick lag sehr viel Unbehagen. „Guten Morgen.“ sagte er mit einer deutlich leiseren Stimme als gestern Abend.
Mit einem Mal tat Vivienne leid, was sie getan hatte. Sie hätte nicht so aus ihrem Zimmer kommen sollen. Sie hatte eine unbehagliche Situation für ihre Gäste geschaffen.
„Mein Kostüm ist kaputt.“ sagte sie. Sie hoffte, dass es wie eine Entschuldigung klang. Erst nachdem sie es gesagt hatte, merkte sie, dass sie gegen ihr Vorhaben, so zu tun, als wenn nichts wäre, verstoßen hatte. Andererseits versagte auch Lukas gerade auf ganzer Linie damit, ihre Kleidung zu ignorieren.
„Ach“, sagte er, „ja?“ Er war sich sichtlich unsicher, was er sagen sollte. Vivienne verspürte den starken Drang zu verschwinden.
Sie machte mit dem Kopf eine Bewegung Richtung Tür. „Wart ihr schon draußen?“ fragte sie.
„Ich noch nicht“, sagte er, „aber Stella vorhin ganz kurz.“
„Und? Wie schaut es aus?“
„‚Ganz schön wild.‘ hat sie gesagt.“
„Ich glaube, dass sehe ich mir auch mal an.“ sagte Vivienne und wandte sich der Tür zu. Es war ihr egal, wie durchsichtig ihr Fluchtmanöver gewesen war. Lukas dürfte ihr dafür sehr dankbar gewesen sein.
Der Wind war nicht völlig verschwunden. Das hätte sie auch nicht erwartet. Windstill hatte sie Ammeroog nie erlebt. Aber er war schwach geworden, sehr schwach. Nur vereinzelte Halme bogen sich leicht im Wind. Die Luft strich über Viviennes nackte Glieder. Die Berührung war morgendlich kühl, aber irgendwie tröstlich.
Stellas Beschreibung „Ganz schön wild“ beschrieb das Bild, das sich Vivienne bot, recht gut. In der kleinen Siedlung war eine gewisse Ordnung vorgegeben, es gab Gärten, Wege, und einen Platz in der Mitte, und der Wind hatte es alles ignoriert, verlacht, und durcheinandergewirbelt. Zwei größere Büsche, die zugegebenermaßen ortsfremd gepflanzt waren, hatten die volle Breitseite abbekommen. Der eine war halb entwurzelt und lag matt und zitternd in dem Garten, den er hätte schützen sollen, der andere war zerfetzt und war in Teilen über die Siedlung zerstreut, zu anderen Teilen bereits aus ihr hinausgeweht, über die Dünen ins Watt. Ein Kiesgarten in einem ansprechenden quadratischen Rahmen war halb geleert, sein Inhalt war zu Geschossen geworden, die bei einem Nachbarhaus eine Scheibe zerbrochen hatten, bei einem anderen einem Gartenzwerg ein Loch im Kopf verpasst hatten. An einem Dach hatte sich eine Verankerung gelöst und eine Regenrinne hing schief herunter, ein anderes hatte Teile seiner Reetbedeckung eingebüßt. Überall lagen Büschel artfremder Sträucher, und Sand hatte sich an Fenster- und Türrahmen abgesetzt. Eine Häuserwand wurde von einem gewaltigen, hässlichen Kratzer missstaltet. Vivienne hatte keine Ahnung, was ihn verursacht haben könnte, sie wusste nur, dass die Wand gestern nachmittag noch in einem hellen Rosa gestrahlt hatte. Der größte Schaden aber lag vor dem Haus mit dem größten Grundstück. Das Klettergerüst lag immer noch zusammengekracht da. Der Wind hatte es wohl geschafft, ein oder zwei der schweren Stangen noch etwas weiterzurollen, aber insgesamt war es ein verkantetes Metallknäuel, das niemand so schnell bewegen konnte. Je länger Vivienne es betrachtete, umso mehr verstand sie, was für ein großes Glück sie gehabt hatte, dass ihr nichts Schlimmeres zugestoßen war. Hätte eine der Stangen sie am Kopf getroffen, wäre das ihr Ende gewesen, und man hätte sie später nur tot bergen können, die Hand noch an der Schaukel, den Unterleib in ihrer Windel. Bei dem Gedanken schüttelte sie sich. Was hätte Marita gesagt? Was Anita? Was ihre Töchter? Was hätte sie den Menschen, die sie liebte, da fast angetan?
So aber war sie mit dem Schrecken davongekommen und einigen kleinen oberflächlichen Wunden, die sie unter ihrer Kleidung kaschieren konnte, bis sie verheilten. Bei dem Chaos, das hier herrschte, würde niemand in Frage stellen, dass der Sturm alleine nicht den Zusammensturz verursacht haben konnte. Niemand würde ahnen, dass sie hier geturnt und geschaukelt hatte.
Und noch etwas wurde Vivienne bewusst: Wenn das Gerüst sie erschlagen hätte, wäre sie nicht mehr zur Düne hochgegangen, Lukas hätte sie nicht gesehen, und die beiden wären an ihrem Haus, das ihnen sicheren Schutz geboten hätte, vorbeigelaufen, und es war nicht sicher, ob sie den Ort noch erreicht hätten. Es wäre alles ganz anders gekommen.
Vivienne überkam die Neugier zu sehen, wie es am Strand aussah. Dazu würde sie auf die Düne steigen müssen und Gefahr laufen, vom Strand aus gesehen werden zu können. Aber dieser Gedanke schreckte sie, zu ihrer eigenen milden Überraschung, gerade nicht. Irgendwie kam es darauf jetzt auch nicht mehr an. Und außerdem war es äußerst unwahrscheinlich. Um hierher zu gelangen hätte man früh vom Ort aufbrechen müssen, und wer macht so etwas nach einer solchen Nacht?
Der leidlich getrocknete Sand fühlte sich anders als gestern an an ihren nackten Füßen, aber es war gut. Er hatte gerade die Konsistenz, das man bequem auf ihm laufen konnte, während man schwache Abdrücke hinterließ. Sie ging dennoch ein wenig schief, ihre Windel hinderte sie an ihrem üblichen geraden Gang.
Ihre Windel. Das war ja ein Schuss in den Ofen gewesen. Sollte sie sie nicht vielleicht doch abnehmen? Und nackt ins Haus zurückkehren? Wäre das vielleicht einer weniger unangenehmen Stimmung zuträglich? Vivienne entschied sich dagegen. Sie wollte nicht noch mehr Veränderungen. Ihre Gäste sollten sich erstmal an die neue Situation gewöhnen, mit der Vivienne sie nun konfrontiert hatte. Damit hätten sie schon genug zu tun. Lukas hatte Stella in der Zwischenzeit bestimmt erzählt, in welchem Zustand er Vivienne angetroffen hatte. Vivienne fragte sich, was Stella nun wohl dachte. Aus irgendeinem Grund bedeutete ihr die Meinung des Mädchens etwas.
Als sie die Düne herauf stapfte suchte ihr Blick vorsichtig die ortswärtige Seite des Strands ab, aber wie erwartet war keine Menschenseele zu sehen. Oben angekommen nahm der Wind zu – er wehte hier immer ein wenig stärker als in der Siedlung – aber er war noch immer kaum mehr als ein laues Lüftchen. Wenige Dutzend Meter entfernt lag die See, friedlich in einem dunklen Blaugrau, und in einer müden, meditativen Gleichmäßigkeit schlugen kleine Wellenlinien an den Strand, wo sie einfach ausliefen und versickerten. Es war ein Bild um Seelenfrieden zu finden. Es war, was Vivienne gerade brauchte.
Autor: Winger (eingesandt via E-Mail)
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ein super tolles Kapitel.
Morgen ein an Strand freue mich, bis Freitag geht
Schade um das Kostüm.
Ein super tolles Kapitel
Morgen an Strand Ich freue mich, wie es weitergeht.
Schade um das Kostüm
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Das Erste Essen. Kommentar bitte ignorieren
Danke für diesen Einblick in Vivien Ihren Abend und Morgen! Ist wirklich witzig was Sie Sich alles noch mehr traut. Bin mal gespannt ob Ihre Gäste noch eine Weile bleiben, Sie alles erklähren wir, oder ob Sie bald wieder allene ist.