Zwischen Gestern und Morgen (12)
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Mama hielt mich fest, während draußen immer lauter Sirenen zu hören waren. Es klang, als kämen sie immer näher. Ich spürte, wie mein Herz wie wild schlug, und der Schmerz in meiner Brust und Schulter pochte weiter, aber Mamas Umarmung gab mir etwas Ruhe.
Plötzlich waren schwere Schritte auf der Treppe zu hören, und laute Stimmen drangen durch die Wände.
Dann ging alles ganz schnell. Männer in Uniformen und lauten Rufen betraten das Zimmer. Ihre Blicke waren ernst, und einer von ihnen kniete sich sofort zu uns herunter. „Alles in Ordnung?“, fragte er mit einer sanften, aber entschlossenen Stimme. Ich war immer noch wie erstarrt, während Mama leise „Ja“ antwortete.
Einer der Polizisten nahm Thomas der am ganzen Körper zitterte die Waffe vorsichtig ab.
Es dauerte nicht lange, bis zwei weitere Personen das Zimmer betraten – diesmal trugen sie keine Uniformen wie die Polizisten, sondern rote Jacken mit leuchtenden Reflexstreifen. Sie hatten große Taschen bei sich, die sie neben der Tür abstellten.
Einer von den Angreifern liegt ganz still, seine Augen sind geschlossen, und der andere stöhnt leise. Ein Rettungssanitäter kniet neben ihm und spricht leise mit seinem Kollegen.
„Halt ihn fest, er ist nicht stabil“, sagt der Polizist, der die Handschellen in der Hand hält. Er wirkt ruhig, aber ich sehe, dass seine Hände zittern, als er das Metall an den Armen des stöhnenden Mannes befestigt.
„Haben wir Kontrolle?“ fragt der andere und beugt sich zu dem bewusstlosen Mann hinunter. „Elektroschock?“ fragt er und sieht dabei einen Polizisten an.
„Ja, ist gesichert“, antwortet der Polizist knapp, ohne seine Waffe sinken zu lassen.
„Gut, dann ran an die Schusswunde“, sagt der Sanitäter und zieht schnell Handschuhe über. „Wir müssen den Druckverband anlegen, bevor er noch mehr Blut verliert.“
Der Sanitäter, der am bewusstlosen Mann arbeitet, sagt nichts mehr, aber ich sehe, wie er etwas an seinen Finger steckte, während ein Polizist die Handschellen um die Handgelenke des Verletzten schließt.
„Er bewegt sich nicht mehr“, sagt der Sanitäter plötzlich, aber eher zu sich selbst als zu den anderen. Der Mann mit der Schusswunde stöhnt lauter, und ich zucke zusammen.
Ich will nicht länger hinschauen, aber ich kann auch nicht wegsehen. Die Männer auf dem Boden werden immer blasser, und die Polizisten nicken den Sanitätern zu.
Dann höre ich einen von ihnen sagen: „Er ist stabil genug für den Transport.
Zwei weitere Personen vom Rettungsdienst betraten das Zimmer. Einer der beiden, ein Mann der einen kurzen Bart hatte und freundlich aussah, kam auf uns zu. Er kniete sich hin und sah Mama an.
„Wir sind vom Rettungsdienst“, sagte er ruhig. „Können wir nach euch beiden schauen?
Mama nickte leicht, aber ihre Arme blieben fest um mich geschlungen. Ich konnte fühlen, wie angespannt sie war. Der zweite Sanitäter, eine Frau mit dunklem Haar, trat näher. Sie schaute mich mit sanften Augen an. „Hey, mein Kleiner. Wir möchten nur sicherstellen, dass es dir gut geht“, sagte sie in einem beruhigenden Ton. „Kann ich dich mal kurz anschauen?“
Ich spürte Mamas Griff um mich fester werden. Sie zögerte und schüttelte den Kopf, während ihre Stimme bebte. „Nein… Nein, er bleibt bei mir“, sagte sie leise, aber bestimmt. „Ich gebe ihn nicht her.“
Der Sanitäter mit dem Bart warf einen kurzen Blick zu seiner Kollegin, dann kniete er sich noch etwas näher zu uns. „Wir verstehen das“, sagte er behutsam. „Es ist alles noch ganz frisch, und du willst ihn beschützen. Aber wir müssen sicherstellen, dass er keine Verletzungen hat. Es dauert nur einen Moment. Du kannst ihn die ganze Zeit festhalten.“
Mama schüttelte wieder den Kopf, ihre Augen fest geschlossen, als wollte sie den Schmerz und die Angst wegdrücken. „Er bleibt bei mir“, wiederholte sie, ihre Stimme diesmal fester. „Er… er hat genug durchgemacht. Bitte… lasst ihn.“
Ich fühlte, wie mein eigener Körper immer noch zitterte, ich wollte auch nicht weg von Mama. Sie war meine Sicherheit, meine Beruhigung.
Während der erste Sanitäter weiterhin ruhig auf Mama einredete, kam ein fünfter Sanitäter in das Zimmer.
Er war etwas älter und trug ebenfalls die rot-weiße Jacke des Rettungsdienstes. Ohne viel zu sagen, ging er direkt zu Thomas, der immer noch zitternd in der Ecke stand. Sein Gesicht war blass, und er sah aus, als wäre er gar nicht richtig bei uns. Er starrte ins Leere, die Arme um seinen Körper geschlungen, als würde er versuchen, sich selbst zu beruhigen.
„Hey, mein Freund“, sagte der fünfte Sanitäter sanft, als er sich Thomas näherte. „Ich bin hier, um dir zu helfen. Du bist in Sicherheit, alles ist vorbei.“
Thomas reagierte nicht sofort. Der Sanitäter griff vorsichtig nach seinem Arm und führte ihn langsam zum Bett, wo er ihn sanft hinsetzte. „Setz dich mal hin, tief durchatmen“, sagte er mit ruhiger Stimme und holte ein kleines Gerät aus seiner Tasche. Er klemmte es an Thomas’ Finger, wahrscheinlich um seinen Puls oder Sauerstoffgehalt zu messen, ich wusste es nicht genau.
„kannst du mich hören?“ fragte er wieder leise, während er vorsichtig eine Decke über seine Schultern legte. „Es ist alles gut. Du bist hier in Sicherheit.“
Thomas blinzelte ein paar Mal, als würde er langsam wieder zu sich kommen. Seine Augen wirkten glasig, und er sprach kaum hörbar: „Ich… ich wollte nur helfen… ich habe geschos…“ Seine Stimme brach ab, als er anfing, schwerer zu atmen.
„Ganz ruhig“, sagte der Sanitäter, ohne den Blick von Thomas abzuwenden. „Du hast getan, was du konntest. Atme langsam, es ist vorbei.“
Währenddessen blieb ich fest an Mama geklammert, spürte aber, wie die ganze Anspannung in der Luft blieb. Ich wollte nichts anderes, als dass es wirklich vorbei war, so wie der Sanitäter es sagte.
Während der Sanitäter sich weiterhin um Thomas kümmerte, war plötzlich das laute Heulen eines Rettungsfahrzeugs zu hören, das mit eingeschaltetem Sondersignal wieder davonfuhr.
Das schrille Geräusch durchbrach die Stille im Raum, und ich zuckte leicht zusammen, obwohl ich mich sicher in Mamas Armen fühlte.
Die Sirenen, verschwanden langsam, als das Fahrzeug in die Ferne fuhr. Es hinterließ eine seltsame Leere – als würde ein Teil der Aufregung und des Chaos mit ihm verschwinden, aber gleichzeitig war alles noch nicht wirklich vorbei.
Ich sah zu Mama hoch, und sie streichelte mir beruhigend über den Kopf. Doch auch sie wirkte angespannt, als würde sie die Abfahrt des Fahrzeugs und den Lärm, der langsam verstummte, aufmerksam verfolgen.
Mama hielt mich weiterhin fest, doch ihre Augen waren auf meine Wangen und die Tränen gerichtet, die unaufhaltsam über mein Gesicht liefen. „Benni…“, flüsterte sie besorgt.
Ihre Stimme bebte, und ich spürte, wie ihre Umarmung zitterte. „Bist du verletzt, mein Schatz?“
Zögerlich, und mit einem Kloß im Hals, brachte ich die Worte heraus: „Meine Schulter tut weh, Mama… ganz doll…“ Ich schluchzte, während ich sprach, und die Tränen liefen jetzt noch schneller.
Mamas Gesicht veränderte sich plötzlich, ihr Ausdruck wurde von Besorgnis durchzogen. Sie hielt mich etwas von sich weg, um mich genauer anzusehen, und ihr Blick wanderte sofort zu meiner Schulter. „Oh nein, Benni…“, murmelte sie, fast zu sich selbst.
Es war, als würde in ihr ein Schalter umgelegt. Ihre bisherige Entschlossenheit, mich nicht loszulassen, wich schnell einer drängenden Sorge.
„Es tut ihm weh“, sagte sie schließlich, ihre Stimme deutlich lauter und zittriger. „Ihr müsst nach ihm sehen.“ Tränen standen in ihren Augen, als sie den Sanitätern schließlich erlaubte, näherzukommen.
Der Sanitäter mit dem Bart und seine Kollegin beugten sich vorsichtig vor, nun mit einem ernsten Ausdruck. „Wir kümmern uns sofort um ihn“, sagte die Frau sanft.
Mama lockerte zögerlich ihren Griff, und ich wurde von ihr vorsichtig auf die weiche Decke gelegt, die einer der Sanitäter auf dem Boden ausgebreitet hatte. Ich wollte Mamas Hand nicht loslassen, und sie hielt mich weiterhin fest, aber diesmal ließ sie zu, dass die Sanitäter näherkamen.
„Alles wird gut, Benni“, flüsterte sie, während sie meine Hand drückte. Die Sanitäter begannen, mich vorsichtig zu untersuchen. Sie tasteten behutsam meine Schulter ab, und obwohl es wehtat, versuchte ich still zu bleiben.
Mama hielt meine Hand fest, und ich konnte sehen, wie sie mich die ganze Zeit nicht aus den Augen ließ.
Während die Sanitäter meine Schulter vorsichtig untersuchten, konnte ich ein weiteres lautes Sirenengeräusch hören, das immer näherkam. Diesmal klang es anders.
Mama schaute kurz auf, als das Fahrzeug direkt vor dem Haus hielt, und das Geräusch abrupt verstummte.
Kurz darauf betraten Zwei Männer in grünen Jacken das Zimmer. Sie wirkten ruhig, aber entschlossen. Notarzt stand auf den Jacken. Einer ging direkt auf die Sanitäter bei den Angreidern zu, und sie begannen, ihm leise die Situation zu schildern. Der Andere kam zu uns, und erkundigte sich ebenfalls nach der Situation.
„Benjamin, männlich, circa 7 Jahre alt, Schulterverletzung Gewalteinwirkung. Schmerzangabe 6 von 10, keine Dyspnoe, kein Schockzeichen erkennbar. Blutdruck stabil, Puls tachykard, aber im Normbereich. Wir vermuten eine Luxation der Schulter, eventuell Weichteilschaden“, sagte einer der Sanitäter.
Der Notarzt nickte und antwortete: „Habt ihr schon Analgesie begonnen?“
„Negativ“, erwiderte der Sanitäter, „wir wollten auf Ihre Einschätzung warten.“
„Gut“, sagte der Notarzt und sah zu mir. „Schmerzintensität unter 7, keine akute Kreislaufproblematik, wir können mit einer leichten Analgesie beginnen. Bereitet 0,1 mg/kg Morphin i.v. vor, langsam titriert.“
Die Sanitäterin, die mich untersucht hatte, nickte und begann, die Medikamente vorzubereiten.
Der Notarzt beugte sich zu mir hinunter und sprach in ruhigem Ton weiter: „Hallo, junger Mann. Ich bin der Notarzt, und ich werde den Sanitätern ein bisschen helfen, damit wir sicherstellen, dass deine Schulter bald wieder in Ordnung ist.“
Er wandte sich kurz zu Mama, deren Gesicht von Sorge gezeichnet war. „Wir werden uns gut um ihn kümmern“, sagte er beruhigend, bevor er vorsichtig meine Schulter abtastete. „Wir machen noch ein paar Tests, um sicherzustellen, dass kein Knochenbruch vorliegt.“
Währenddessen trat die Sanitäterin zu Mama heran. „Ich weiß, es ist schwer, aber Sie sollten sich auch kurz untersuchen lassen. Ihr Kreislauf ist unter Belastung, und wir wollen sicherstellen, dass es Ihnen gut geht.“
Mama schüttelte den Kopf, ihre Stimme fest, aber leise: „Nur wenn ich bei ihm bleiben kann. Ich gehe nicht von seiner Seite.“
„Das ist kein Problem. Wir können Ihre Vitalzeichen hier überprüfen, während Sie bei ihm bleiben“, antwortete die Sanitäterin, während sie Mamas Puls und Blutdruck maß.
Der Notarzt richtete sich wieder an mich. „Es könnte sein, dass wir dich zur weiteren Diagnostik ins Krankenhaus bringen müssen, nur um sicherzugehen, dass deine Schulter keinen größeren Schaden genommen hat. Ein Röntgen wird das klären, okay?“
Ich nickte zögerlich, meine Hand noch fest in Mamas. Der Notarzt lächelte kurz: „Sehr tapfer, Benni.“
Thomas saß immer noch blass auf dem Bett, doch seine Stimme war plötzlich klarer, als er sagte: „Die Polizei… muss Frau Grünwald vom BKA informieren.“ Ich hörte, wie er stockte, dann sagte er lauter: „Benjamin stand unter Zeugenschutz… Das war ein Anschlag.“
Plötzlich wurde es ganz still im Raum. Die Polizisten sahen sich kurz an, einer von ihnen griff sofort zu seinem Funkgerät und begann schnell hinein zu sprechen. Ich hörte Worte wie „BKA“ und „Dringend“, aber der Rest war schwer zu verstehen, weil meine Gedanken so laut in meinem Kopf wirbelten.
Mama saß weiterhin neben mir und hielt meine Hand ganz fest. Ich konnte spüren, wie ihre Finger um meine noch fester wurden, aber sie sagte nichts. Der Notarzt war immer noch bei mir und tastete meine Schulter ab, während die Sanitäterin neben Mama stand und leise mit ihr sprach, aber ich konnte die Worte nicht richtig verstehen. Alles fühlte sich irgendwie weit weg an, obwohl alle so nah waren.
Als sie mich auf die Trage legten, fühlte ich mich plötzlich ganz schwach. Zwei Sanitäter trugen mich vorsichtig, während Mama dicht neben mir blieb und meine Hand hielt. Sie versuchten, uns schnell und leise aus dem Zimmer zu bringen. Ich konnte hören, wie sie miteinander flüsterten, aber die Worte waren schwer zu verstehen. Alles fühlte sich irgendwie unwirklich an, als wir den Flur erreichten.
Ich lag auf dem Rücken und konnte nicht viel sehen, aber als sie mich die Treppe hinunterbrachten, erspähte ich für einen kurzen Moment den Flur unten. Mein Herz setzte kurz aus, als ich Blut auf dem Boden sah – rote Flecken, die sich über den hellen Boden zogen. Weiter vorne, fast direkt vor der Tür, lag jemand, der mit einem Tuch abgedeckt war. Ich konnte nicht sehen, wer es war, aber das Tuch bewegte sich nicht. Es sah aus wie in einem dieses Filmen.
Überall standen Polizisten, sie sprachen in Funkgeräte und liefen hektisch herum. Einige hielten ihre Waffen in der Hand, andere schauten sich die Wände an, als ob sie etwas suchten. Ein paar Polizisten warfen mir und Mama kurze Blicke zu, aber keiner sagte etwas.
Ich wollte Mama fragen, was da unter dem Tuch war obwohl ich es eigentlich wusste, aber als ich sie ansah, sah sie einfach geradeaus. Sie hielt meine Hand ganz fest, so fest, dass es fast wehtat. Ich wollte nicht noch mehr sagen. Stattdessen schaute ich wieder nach oben, in die Decke, und versuchte nicht an das zu denken, was ich gerade gesehen hatte.
Dann waren wir draußen, und die kühle Luft schlug mir ins Gesicht. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Thomas in ein anderes Rettungsfahrzeug gebracht wurde. Er sah blass aus und bewegte sich kaum, zwei Sanitäter halfen ihm hinein. Ich wollte lieber das er bei uns mitfährt, aber alles ging so schnell. Mama hielt immer noch fest meine Hand, als sie mich in unser eigenes Rettungsfahrzeug luden.
Kurz bevor die Tür zuging, stieg noch ein Polizist mit ein. Er stellte sich an die Tür, schaute aber immer wieder zu uns. Ich konnte sein Gesicht nicht richtig sehen, aber er wirkte ruhig. Mama saß direkt neben meiner Trage und ließ meine Hand keinen Moment los.
Als das Fahrzeug losfuhr, spürte ich, wie alles um mich herum wackelte. Die Sirenen draußen hörte ich nicht mehr so laut, nur das Brummen des Motors und das gelegentliche Piepen der Geräte im Wagen. Der Polizist sprach leise ins Funkgerät, aber ich verstand nichts davon. Alles fühlte sich so seltsam und fremd an.
Wir fuhren nicht lange, bis das Fahrzeug wieder anhielt. Die Türen öffneten sich, und helle Lichter strömten herein. Sanitäter schoben eine Trage heraus, und ich sah, dass wir am Krankenhaus angekommen waren. Überall waren Menschen in weißen Kitteln, die uns erwarteten. Sie sprachen schnell miteinander, aber ich verstand nichts von dem, was sie sagten.
Mama blieb dicht bei mir, während sie uns in das Gebäude brachten. Es roch nach Desinfektionsmittel, und die Lichter waren grell und weiß. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, aber Mamas Hand in meiner gab mir ein wenig Ruhe. „Wir sind da, Benni“, flüsterte sie leise, „alles wird gut.“
Als wir in dem Gebäude ankamen, wurde ich in einen hell erleuchteten Raum geschoben. Ärzte und Krankenschwestern standen bereit, ihre Gesichter ernst. Ich lag auf der Trage, und Mama war direkt neben mir, ihre Hand fest in meiner.
Der Notarzt trat vor und begann, die Situation an die behandelnden Ärzte zu übergeben. „Patient, Benjamin, männlich, etwa sieben Jahre alt. Trauma nach Fremdeinwirkung, wurde mit Gewalt gegen einen Schrank gestoßen. Verdacht auf vordere Schulterluxation, Analgesie mit Morphin begonnen, 0,1 mg/kg i.v. Keine neurologischen Ausfälle, Kreislauf stabil, Schmerzscore bei 6 von 10.“
Eine der Ärztinnen, „Dr. Weber“, nickte und fragte nach: „Wurde Fremdgewalt bestätigt?“
„Ja“, antwortete der Notarzt knapp. „Kein Hinweis auf Kopf- oder Wirbelsäulentrauma. Nach erster Untersuchung nur die Schulter betroffen, aber eine knöcherne Beteiligung ist nicht ausgeschlossen. Wir sollten das Röntgen abklären.“
Dr. Weber beugte sich zu mir hinunter und sprach beruhigend: „Hallo, Benjamin. Wir werden jetzt deine Schulter genau untersuchen. Es kann sein, dass wir sie später einrenken müssen, aber zuerst schauen wir uns alles genau an.“ Sie lächelte freundlich, obwohl es offensichtlich schnell gehen musste.
Der Notarzt sprach weiter mit den anderen Ärzten: „Die Luxation scheint durch den Aufprall verursacht worden zu sein. Wir sollten Röntgen-Thorax und Schulter in zwei Ebenen machen, um Frakturen auszuschließen.“
„Einverstanden“, antwortete Dr. Weber. „Bereitet alles für die geschlossene Reposition vor, falls die Röntgenaufnahmen unauffällig sind.“
Währenddessen kam eine Krankenschwester näher und begann, mich an die Überwachungsgeräte anzuschließen. „Keine Sorge, Benjamin, ich messe jetzt nur deine Werte. Es piepst gleich ein bisschen, aber das ist normal“, sagte sie beruhigend.
Mama fragte leise: „Muss er operiert werden?“
Dr. Weber schüttelte den Kopf. „Das können wir erst nach dem Röntgenbild sicher sagen. Wenn nichts gebrochen ist, können wir die Schulter hier im Raum wieder einrenken.“
Der Notarzt wandte sich nochmals zu mir: „Du machst das gut, Benni. Gleich haben wir alles geklärt.“
Die Ärzte begannen vorsichtig, mit Mama zu sprechen, während sie meine Schulter weiter untersuchten. „Wir müssen seine Schulter röntgen, um sicher zu sein, wie schlimm die Verletzung ist“, sagte einer der Ärzte sanft. „Aber dafür müssten Sie für einen Moment den Raum verlassen.“
Mama sah besorgt aus und schüttelte den Kopf. „Nein, ich gehe nicht von seiner Seite“, sagte sie fest und hielt meine Hand noch fester.
Die Ärzte versuchten, sie zu beruhigen. „Es dauert nicht lange, und es ist wichtig, um sicherzugehen, dass wir nichts übersehen. Sie können direkt danach wieder bei ihm sein.“
Nach ein paar Momenten des Zögerns ließ Mama schließlich zu, dass sie mich ins Röntgenzimmer brachten, auch wenn ich sah, wie schwer es ihr fiel, mich loszulassen. Sie blieb in der Nähe der Tür stehen, während sie mich ins Röntgenzimmer brachten. Die fremden Geräusche und das Piepen der Maschinen machten mich nervös, aber ich wusste, dass es wichtig war.
Nachdem das Röntgenbild gemacht worden war, brachten sie mich zurück zu Mama, die sofort wieder meine Hand nahm. Kurz darauf kamen die Ärzte mit den Ergebnissen zurück. „Seine Schulter ist nur ausgerenkt“, sagte einer der Ärzte erleichtert. „Es ist nichts gebrochen. Wir werden die Schulter gleich einrenken, und danach muss er die Schulter ruhigstellen und für eine Weile einen Verband tragen.“
Dann fügte der Arzt hinzu: „Allerdings haben wir auf dem Röntgenbild etwas Unerwartetes entdeckt.“ Er zeigte auf das Bild und fuhr fort: „Es gibt einen kleinen, fremden Gegenstand in seiner Schulter, der vermutlich schon länger dort ist. Er scheint nicht durch den Vorfall von heute verursacht worden zu sein.“
Mama starrte den Arzt an, verwirrt und besorgt. „Ein Fremdkörper? In seiner Schulter? Wie ist das möglich?“
Der Arzt nickte. „Ja, es ist schwer zu sagen, wie lange der Gegenstand schon da ist. Er scheint aktuell keine Gefahr darzustellen, aber wir sollten ihn beobachten. Gegebenenfalls könnte er später entfernt werden.“
Ich verstand nicht ganz, was das bedeutete, aber Mamas Gesichtsausdruck zeigte, dass sie besorgt war. Sie sah mich an, als wollte sie sicherstellen, dass ich keine weiteren Schmerzen hatte. „Wir werden das später klären“, sagte sie leise, während sie mir sanft durch die Haare strich. „Wichtig ist jetzt, dass es dir gut geht.“
Als ich da lag, Mamas Hand in meiner und die Ärzte um uns herum, begann es langsam in meinem Kopf zu dämmern, was eigentlich alles passiert war. Die letzten Stunden schienen wie ein seltsamer Traum, aber jetzt, wo ich darüber nachdachte, spürte ich, wie schwer all das wirklich war. Das Blut im Flur, die Polizisten, die Männer, die ins Haus gekommen waren, der Schmerz in meiner Schulter — alles kam plötzlich in meinem Kopf zusammen.
Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich konnte den Kloß in meinem Hals nicht mehr zurückhalten. Die Bilder der letzten Stunden spielten sich immer wieder vor meinem inneren Auge ab, und ich konnte nichts dagegen tun. Alles fühlte sich auf einmal zu viel an, zu groß, um es zu begreifen. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, und dann brach es aus mir heraus.
Ich fing an zu weinen, leise zuerst, aber dann konnte ich es nicht mehr stoppen. Die Tränen liefen unaufhaltsam über mein Gesicht, und ich schluchzte, während Mama sofort näher zu mir rückte und mich fest in den Arm nahm. „Es ist okay, Benni, es ist okay“, flüsterte sie immer wieder, aber ich konnte nicht aufhören.
All die Angst, der Schock, die Schmerzen — es war, als ob alles auf einmal herauskam. Ich klammerte mich an Mama, während sie mich beruhigend streichelte, aber die Tränen hörten nicht auf. Es war mir egal, wer zusah, ob die Ärzte oder der Polizist noch im Raum waren. Alles, was ich wollte, war, dass es aufhörte, dass alles wieder normal war.
„Ich hab so Angst, Mama“, schluchzte ich zwischen den Tränen. „Es tut alles so weh.“
Mama hielt mich nur noch fester, wiegte mich sanft und wiederholte: „Ich weiß, mein Schatz. Aber wir sind jetzt in Sicherheit. Ich bin hier bei dir. Alles wird gut.“ Ihre Stimme war leise und tröstend, aber ich konnte den Kummer in mir nicht einfach verschwinden lassen. Die Welt fühlte sich auf einmal so fremd und beängstigend an.
Während ich immer noch in Mamas Armen weinte, kamen die Ärzte näher und begannen, meine Schulter zu versorgen. Sie sprachen leise miteinander, wahrscheinlich um mich nicht weiter zu verunsichern. Einer der Ärzte, Dr. Weber, schaute zu mir und erklärte sanft: „Benni, wir müssen jetzt deine Schulter wieder einrenken. Das wird kurz weh tun, aber dann wird es dir besser gehen.“
Mama hielt fest meine Hand, während Dr. Weber und der Notarzt meine Schulter vorbereiteten. „Wir werden dir jetzt ein leichtes Beruhigungsmittel geben, damit der Schmerz nicht so stark ist, okay?“ sagte der Notarzt. Ich nickte zögerlich, auch wenn ich immer noch Angst hatte.
Nachdem sie mir das Beruhigungsmittel verabreicht hatten, begannen sie behutsam mit der Reposition. „Atme tief ein, Benni. Es wird gleich vorbei sein“, sagte Dr. Weber ruhig. Ich spürte ein kräftiges Ziehen und ein kurzes, scharfes Stechen, als sie meine Schulter wieder in die richtige Position brachten. Ich biss die Zähne zusammen und drückte Mamas Hand so fest ich konnte.
„Geschafft“, sagte der Notarzt nach einem Moment. „Die Schulter ist wieder drin.“
Die Erleichterung kam langsam, aber ich merkte, dass der Schmerz weniger wurde. Die Ärztin begann sofort, meine Schulter mit einem Verband zu stabilisieren. „Du machst das super, Benni“, sagte sie aufmunternd, während sie den Verband anlegte. „Der schlimmste Teil ist jetzt vorbei.“
Mama strich mir übers Haar und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Ich bin hier, mein Schatz. Alles wird gut.“
Nachdem der Verband richtig saß, brachten die Ärzte noch eine Schiene an, damit ich die Schulter nicht bewegen konnte. „Die Schiene und der Verband helfen, dass deine Schulter in der richtigen Position bleibt, damit sie gut heilen kann“, erklärte die Ärztin. Ich fühlte mich etwas unbeholfen mit der Schiene, aber der Schmerz ließ endlich nach.
„Das sieht gut aus“, sagte Dr. Weber zufrieden, als sie fertig waren. „Du musst den Arm jetzt eine Weile ruhigstellen, aber du wirst wieder ganz gesund.“
Mama gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Du machst das großartig, Benni“, flüsterte sie liebevoll. „Wir kriegen das hin.“
Trotz der Erschöpfung und der Schmerzen fühlte ich mich etwas besser. Mama war bei mir, und die Ärzte hatten mir geholfen. Es würde noch eine Weile dauern, bis alles wieder in Ordnung war, aber ich wusste, dass ich auf dem Weg der Besserung war.
Während die Ärzte damit beschäftigt waren, den Rest meiner Untersuchung abzuschließen, beugte sich eine von ihnen zu Mama und fragte leise: „Darf ich fragen, warum Benjamin eine Windel trägt?“
Mama schien kurz zu zögern, bevor sie antwortete. Ihre Stimme war ruhig, aber ich konnte spüren, dass es ihr nicht leicht fiel, darüber zu sprechen. „Benjamin hat in den letzten Tagen sehr viel durchgemacht“, erklärte sie, während sie mich sanft an sich drückte. „Es ist alles noch sehr frisch, und wir wissen nicht genau, was das ausgelöst hat. Vielleicht ist es der Stress, vielleicht sind es die Ereignisse… aber im Moment ist das einfach notwendig.“
Die Ärztin nickte verstehend, ohne weiter nachzufragen. „Das ist völlig in Ordnung. Es ist wichtig, dass er sich wohlfühlt, und manchmal braucht es einfach Zeit, um solche Dinge zu verarbeiten.“
Ich schaute zu Mama auf, und sie lächelte mich beruhigend an, obwohl ich merkte, dass ihr das Gespräch schwerfiel. Sie strich mir sanft über den Kopf und flüsterte: „Es wird alles wieder gut, Benni. Wir schaffen das.“
Die Ärztin schien Mamas Erklärung zu akzeptieren und fuhr mit der Untersuchung fort, ohne weiter auf das Thema einzugehen. Ich war froh, dass sie nicht mehr darüber sprachen, denn alles fühlte sich schon verwirrend genug an.
Nachdem die Ärzte mit der Untersuchung fertig waren, brachte man uns in ein Zimmer. Es war ruhig, mit weichen Lichtern und einem großen Bett, auf dem ich liegen durfte. Mama war die ganze Zeit bei mir und hielt meine Hand. Der Polizist, der uns schon seit dem Rettungswagen begleitete, ging ebenfalls mit uns ins Zimmer. Er blieb still, aber seine Anwesenheit war spürbar.
Kurz nachdem wir im Zimmer angekommen waren, kam eine Krankenschwester herein und reichte Mama eine Windel wie ich sie auch in Grafenau im Krankenhaus hatte. „Ich denke, er braucht eine frische Windel“, sagte sie freundlich, während sie Mama diese reichte.
Mama nahm die Windel und schaute dann kurz zu mir, bevor ihr Blick auf den Polizisten fiel, der immer noch ruhig im Raum stand. Sie zögerte einen Moment, dann drehte sie sich direkt zu ihm um und sagte mit einem leichten Lächeln: „Entschuldigung, aber könnten Sie uns vielleicht einen Moment alleine lassen?“
Der Polizist sah kurz auf, als wäre er in Gedanken gewesen, und nickte dann. „Natürlich“, sagte er und ging langsam zur Tür. Er war offenbar so darauf fokussiert, uns zu beschützen, dass ihm gar nicht aufgefallen war, wie unangenehm die Situation für Mama war.
Nachdem er den Raum verlassen hatte, drehte sich Mama wieder zu mir und seufzte leise, als sie mich sanft auf das Bett legte. „So, Benni“, sagte sie sanft, „wir machen dich jetzt schnell frisch, und dann kannst du dich ausruhen.“
Ich war froh, dass der Polizist draußen war. Alles fühlte sich etwas normaler an, als Mama begann, mich zu wickeln. Es war ein Moment der Vertrautheit inmitten all des Chaos, das um uns herum passiert war.
Kurz nachdem Mama mich frisch gemacht und mir geholfen hatte, mich ins Bett zu legen, klopfte es leise an der Tür. Der Polizist, der uns die ganze Zeit begleitet hatte, trat wieder ein, aber diesmal war er nicht allein. Neben ihm stand ein weiterer Polizist, ein großer Mann mit einem ernsten Gesichtsausdruck.
„Guten Abend, Frau Hofmeister,“ begann der neue Polizist ruhig und stellte sich vor: „Ich bin Hauptkommissar Beckstein.“ Er nickte Mama freundlich zu und wandte sich dann zu mir. „Benjamin, ich weiß, dass du heute sehr viel durchgemacht hast, aber wir wollen sicherstellen, dass ihr beide gut beschützt seid.“
Mama schaute ihn aufmerksam an, hielt dabei aber meine Hand fest. Sie sagte nichts, wartete darauf, was der Kommissar zu sagen hatte.
„Ich möchte Ihnen mitteilen, dass Frau Grünwald vom BKA informiert wurde“, erklärte er weiter. „Sie ist auf direktem Weg hierher, aber es wird noch ein paar Stunden dauern, bis sie eintrifft.“ Er machte eine kurze Pause, als ob er überlegte, wie er die nächsten Worte formulieren sollte. „Bis dahin wird der Personenschutz für Sie und Benjamin neu organisiert. Wir lassen Sie nicht allein, keine Sorge. Es werden bald zusätzliche Beamte hier sein, um sicherzustellen, dass nichts mehr passiert.“
Ich verstand nicht alles, was der Kommissar sagte, aber ich spürte, wie ernst die Lage war. Mamas Gesicht wurde nachdenklich, aber sie blieb ruhig. „Vielen Dank“, sagte sie leise, dann schaute sie zu mir hinunter und strich mir beruhigend über den Kopf.
„Es tut mir leid, dass Sie so lange warten müssen“, sagte Hauptkommissar Beckstein weiter, „aber ich verspreche Ihnen, dass wir alles tun, um Sie zu schützen.“
Der Polizist, der die ganze Zeit bei uns war, blieb ebenfalls im Raum stehen, als ob er sicherstellen wollte, dass wir nicht eine Sekunde unbeaufsichtigt waren. Mama bedankte sich noch einmal, und der Hauptkommissar verließ das Zimmer wieder.
Mama schaute zu dem Polizisten der uns die ganze zeit begleitet hat hinüber, ihre Augen voll Sorge. „Was ist mit Thomas?“, fragte sie schließlich leise.
Der Polizist sah kurz auf und antwortete ruhig: „Nach meinem Kenntnisstand ist alles in Ordnung mit ihm. Er macht gerade eine Aussage zu dem, was passiert ist.“
Mama nickte, wirkte ein wenig erleichtert, aber die Anspannung in ihrem Gesicht blieb. „Gut“, murmelte sie, als ob sie sich selbst beruhigen wollte. „Ich hoffe, er kommt auch bald wieder zur Ruhe.“
Ich wusste nicht, was Thomas gerade durchmachte, aber es tat gut zu hören, dass es ihm gut ging. Mama blieb dicht bei mir und hielt meine Hand, während der Polizist wieder ruhig an seinem Platz stand, als ob er sicherstellen wollte, dass uns nichts passiert.
Dann klopfte es erneut an der Tür, und ein Mann im Weißen Kittel trat ein. Er hielt ein Klemmbrett in der Hand und sah freundlich, aber auch etwas geschäftsmäßig aus. „Guten Abend,“ sagte er höflich, „ich muss noch Ihre persönlichen Daten aufnehmen.“
Mama nickte, immer noch etwas angespannt, aber bereit, die Fragen zu beantworten. „Natürlich,“ sagte sie ruhig.
„Ihr Name, bitte?“ fragte der Arzt, den Stift schon auf das Formular gerichtet.
„Katja Hofmeister“, antwortete Mama. „Geboren am 15. Juni 1988 in München.“
Der Arzt schrieb es schnell auf und nickte. „Vielen Dank. Und nun die Angaben zu Ihrem Sohn?“
In diesem Moment stockte Mama. Sie zögerte, und ich konnte spüren, dass sie nicht wusste, wie sie antworten sollte. Sie war einen Moment lang still, bevor sie leise sagte: „Das… ist etwas kompliziert.“ Sie hielt meine Hand fest und schaute zu mir hinunter, als würde sie nach den richtigen Worten suchen.
„Benjamin… wurde mit Amnesie aufgefunden“, begann sie vorsichtig. „Er erinnert sich an nichts aus seiner Vergangenheit, und…“, sie machte eine kurze Pause, als ob es ihr schwerfiel, weiterzusprechen, „… ich bin eigentlich nicht seine leibliche Mutter. Ich bin seine zukünftige Adoptivmama. Wir wissen nicht, wer seine leiblichen Eltern sind.“
Der Arzt hielt kurz inne, bevor er verständnisvoll nickte. „Ich verstehe“, sagte er sanft. „Es ist in Ordnung, wir tragen vorerst nur die Informationen ein, die wir haben.“
Mama atmete tief durch, als ob eine Last von ihren Schultern fiel, weil sie es endlich ausgesprochen hatte. Der Arzt machte sich weiterhin Notizen, schien aber keinen Druck auszuüben. „Wir werden das vorerst als unvollständige Daten festhalten“, sagte er ruhig. „Es ist wichtig, dass Sie beide hier sicher versorgt sind, unabhängig von den Details.“
Mama nickte, sichtlich erleichtert, dass es keine weiteren unangenehmen Fragen gab, und drückte sanft meine Hand, als ob sie mir versichern wollte, dass alles in Ordnung war.
Langsam wurde ich müde. Die Schmerzen in meiner Schulter waren durch das Schmerzmittel etwas abgeklungen, und meine Augenlider fühlten sich schwer an. Aber bevor ich einschlafen konnte, begannen meine Gedanken zu rasen.
Alles, was in den letzten Stunden passiert war, drehte sich in meinem Kopf wie in einem Film. Die Männer, die ins Haus gekommen waren. Der Schuss, das Blut im Flur, die Polizisten überall. Es war alles so unheimlich und chaotisch gewesen, und obwohl Mama die ganze Zeit bei mir gewesen war, spürte ich plötzlich diese große Angst in mir aufsteigen.
Was, wenn ich Mama verliere? Was, wenn sie mich doch irgendwann verlassen muss, weil ich nicht ihr richtiger Sohn bin? Ich hatte keine Erinnerungen an meine echte Familie, und das machte mir Angst. Mama war jetzt meine ganze Welt. Sie hatte mich beschützt, mich getröstet, und ich wollte sie nicht wieder verlieren. Der Gedanke daran, dass ich eines Tages vielleicht ohne sie sein könnte, ließ mein Herz schneller schlagen.
Ich drehte meinen Kopf leicht und schaute zu Mama, die immer noch neben mir saß. Sie wirkte müde, aber ihre Augen waren wachsam, als würde sie darauf achten, dass mir nichts mehr passiert. Ich wollte sie nicht verlieren, egal was passiert.
„Mama…“, flüsterte ich leise, fast zu müde, um meine Gedanken richtig in Worte zu fassen. Sie schaute sofort zu mir hinunter und lächelte sanft. „Ja, mein Schatz?“
„Bleibst du bei mir?“ fragte ich, meine Stimme zittrig und schwach. Ich wusste, dass es eine dumme Frage war, aber die Angst in mir ließ mir keine Ruhe.
Sie streichelte mir sanft über die Stirn. „Natürlich bleibe ich bei dir, Benni. Ich gehe nirgendwohin“, sagte sie leise, aber bestimmt. Ihre Worte beruhigten mich etwas, und das Gefühl ihrer Hand auf meiner Stirn ließ die Angst ein kleines bisschen nach.
Trotzdem spürte ich die Sorge in meinem Herzen. Ich wollte sie niemals verlieren. Langsam, während meine Augen immer schwerer wurden, klammerte ich mich an die Hoffnung, dass sie bei mir bleiben würde – für immer.
Als ich gerade dabei war, langsam in den Schlaf zu sinken, hörte ich, wie Mama den Polizisten im Raum ansprach. Ihre Stimme war leise, aber besorgt. „Können Sie mir auch sagen, wie es um den Personenschützer Andreas steht?“
Der Polizist, der bisher ruhig in der Ecke des Zimmers gestanden hatte, schien kurz zu überlegen. Er runzelte die Stirn und antwortete dann vorsichtig: „Der Name Andreas ist mir nicht bekannt.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. „Aber der Polizist, der bei Ihnen im Haus angeschossen wurde, wird noch operiert. Im Moment weiß keiner genau, wie es um ihn steht.“
Ich hörte das, obwohl ich mich schon so müde fühlte, und es war, als hätte mich jemand mit einem kalten Wasserstrahl geweckt. Andreas. Er war doch da, um uns zu beschützen. Und jetzt war er verletzt. Die Gedanken, die mich zuvor müde gemacht hatten, kreisten wieder schneller in meinem Kopf.
Mama nickte langsam, aber ich konnte sehen, dass sie tief besorgt war. Sie strich mir immer noch sanft über den Kopf, aber ihre Augen verrieten, dass sie über Andreas nachdachte und sich Sorgen machte. Es tat mir weh, dass er verletzt war, und ich fragte mich, ob er wieder gesund werden würde.
„Hoffentlich…“, begann Mama, aber sie beendete den Satz nicht. Es war, als hätte sie keine Worte mehr dafür, was sie sagen wollte. Die Sorge lag in der Luft, und ich fühlte sie in jedem Blick, den sie dem Polizisten zuwarf.
Trotz der Müdigkeit und des Schmerzmittels konnte ich nicht aufhören, darüber nachzudenken. Was, wenn Andreas es nicht schafft?
Fortsetzung folgt…
Danke für die vielen Kommentare. Es freut mich riesig das es so große Resonanz gibt.
Autor: michaneo (eingesandt via E-Mail)
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Jetzt ists ein Krimi, in dem zwar Windeln vorkommen, aber die Hauptsache woanders liegt. Total spannend, weiter so, aber ich hoffe, es kommt irgendwann auf das Thema Windeln, Regression, etc zurück.
Wieder ein toller Teil, könnte locker ein Buch sein😁.
Ich kann da nur zustimmen. Bitte weiter so 🙂
Super Story👍 weiter so… Schreibstiel echt super, könnte glatt ein echtes Buch werden 👍
Ich stimme Oliver in soweit zu, als das sich langsam in einen Kimi verwandelt. Aber bislang war das Thema Regression kein Thema, lediglich die These des Klonen stand im Raum. Was mich etwas wundert, das die Ärzte den Fremdwörter nicht gleich entfernt haben? Ich denke nämlich das daß der Sender ist, den sie vermuten. Bin gespannt auf den nächsten Teil.